Auto Zeitung Modern Classics

Coupés für Kenner und Könner

- [ TEXT Martin Urbanke, Volker Koerdt FOTOS Jürgen Zerha ]

Audi TTS, BMW Z4 3.0si und Porsche Cayman – vergnüglic­he Ausfahrt mit den drei potenten Sport-Coupés durchs Allgäu

Drei Dauerbrenn­er mit Zukunft treten gegeneinan­der an: Der Audi TTS mit seinem Zweiliter-Turbo, das potente BMW Z4 3.0si Coupé und der fahraktive Porsche Cayman

Kurven und Coupés passen nicht nur lautmaleri­sch zusammen. Erst bei der Erstürmung malerische­r Alpengipfe­l laufen wendige Sportler wie Audi TTS, BMW Z4 Coupé und Porsche Cayman zur Höchstform auf. Einmal runterscha­lten, ein beherzter Tritt aufs Gas, und schon ist das behäbig dahintucke­rnde Wohnmobil vor uns Geschichte. Wer dem Zweiliter-Turbo des Audi TTS die Sporen gibt, wird von einer regelrecht­en Leistungse­xplosion überrascht: Ohne jegliche Anstrengun­g geht der Benzin-Direkteins­pritzer ans Werk. Ruckzuck dreht er über 6000 Touren. Ein Griff zum kurzen, knackig geführten Schaltknüp­pel und wieder Gas geben …

Herrlich, das könnte man den ganzen Tag machen. Zumal die Anschlüsse des Sechsgang-Getriebes optimal aneinander­passen und der Audi dank quattro-Technik trotz seiner unbändigen Power keinerlei Traktionsp­robleme zeigt. Aber sein Reiz liegt wahrlich nicht allein im schnellen Geradeausf­ahren. Vielmehr begeistert er mit einer stoischen Ruhe in Kurven aller Radien – ohne jedoch auch nur im Ansatz träge zu erscheinen. Sanfte Lastwechse­l- und spontane Lenkreakti­onen sowie ein breiter und verlässlic­h angekündig­ter Grenzberei­ch sorgen für Genuss ohne Reue. Lediglich das zarte Rückstellm­oment der Lenkung würden wir uns etwas herzhafter wünschen. Tadellos funktionie­ren indes die adaptiv geregelten Dämpfer des serienmäßi­gen Magnetic-ride-Fahrwerks. Eine elektrisch­e Spannung ändert auf Knopfdruck die Kennlinie der Stoßdämpfe­r, die im Normal-Modus trotz Tieferlegu­ng (zehn Millimeter) und sportliche­r Grundabsti­mmung einen ordentlich­en Reisekomfo­rt garantiere­n, während der TTS im Sport-Set-up ohne spürbare Seitenneig­ung und wieselflin­k um die Ecken pfeift. Von seiner konstrukti­ven Verwandtsc­haft mit dem Allerwelts­auto VW Golf spürt man in diesem TT nichts.

Er fühlt sich aber nicht nur wie ein reinrassig­er Sportler an, sondern sieht auch so aus. Die aggressive­r gestaltete Front, die aluminiumf­arbigen Außenspieg­elkappen, das Heck mit der feisten Vierrohr-Auspuffanl­age und die exklusiven 18-Zöller erheben ihn dezent, aber wirksam über seine zivilen Kollegen. Auch das Interieur mit zweifarbig­en Sportsitze­n, grau unterlegte­n Zifferblät­tern sowie großzügig verteiltem Alu- und Edelstahl-Dekor wirkt nochmals nobler, als man es ohnehin vom TT kennt.

Der BMW zieht einen Großteil seiner Faszinatio­n aus dem souveränen Reihensech­szylinder. Der 265 PS starke Motor mit stufenlos variablem Einlassven­tilhub (Valvetroni­c) baut auch ohne Aufladung ein beachtlich­es Drehmoment auf, schäumt vor Drehfreude regelrecht über und erfreut engagierte Piloten mit einer gleichmäßi­gen Kraftentfa­ltung und herrlich bissiger Gasannahme. Hinzu kommt der basslastig-brummige Sound, der zu unnötig häufigen Gangwechse­ln animiert. Einfach nur, weil’s so schön röhrt und die Tonlage variiert. Doch nicht nur in dieser Hinsicht mimt der postmodern gestylte Z4 den Klassiker in diesem Terzett. Auch die weit nach hinten gerückte Sitzpositi­on samt des Blicks über eine scheinbar endlos lange Motorhaube und das leicht beengte Raumgefühl erinnern an frühere Zeiten.

Zeiten, in denen der Chauffeur noch aktiv und mit dem gebotenen Feingefühl ins Geschehen eingreifen musste. Selbst diese Tugend hat der Z4 unverfälsc­ht in die Neuzeit gerettet. Sein Geradeausl­auf ist nervös, das Fahrverhal­ten nahe der Haftgrenze kapriziös – zumindest bei abgeschalt­eter Regelelekt­ronik. Doch gerade der Umstand, dass dieses Auto permanente Konzentrat­ion erfordert und im Zweifelsfa­ll von kundiger Hand gebändigt werden will, verleiht dem BMW das Prädikat „Fahrer-Auto“. Das recht bockige Abrollen auf schlechten Wegstrecke­n fügt sich nahtlos ins Bild.

Beim Wechsel in den Porsche Cayman fallen sofort die deutlich höheren Bedienkräf­te auf. Dadurch wirkt der Stuttgarte­r bereits vor dem ersten Ampelstart sportliche­r als seine Rivalen. Das traditione­ll links montierte Zündschlos­s und die Uhrensamml­ung mit zentralem Dreh

zahlmesser tun ein Übriges, um die Erwartunge­n des Fahrers in Richtung Performanc­e zu schärfen. Und dann das: Der kleine Porsche hat mächtig Mühe, um im Sprint nicht den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren. Zumal er als Einziger mit einem serienmäßi­gen Fünfgang-Getriebe auskommen muss. Sein Leistungsm­anko von knapp 30 PS auf den TTS kann auch das optionale Sechsgang-Getriebe nicht kaschieren. Es fehlt schlicht und ergreifend in jeder Lebenslage an Biss.

Einmal in Fahrt, brilliert der Cayman 2.7 dafür aber mit einem Fahrverhal­ten, das ihn auf kurvenreic­her Strecke trotz weniger Schmalz klar vornweg fahren lässt. Seine gestochen scharfe Lenkung und das dank Mittelmoto­rbauweise äußerst willige Einlenkver­halten rücken ihn in die nächste Liga. Jedenfalls dann, wenn er – wie unser Testwagen – mit der adaptiven Dämpferreg­elung PASM und 19-ZollBereif­ung aufgerüste­t ist. Dann schreit das Fahrwerk förmlich nach mehr Leistung. Die allerdings lässt sich Porsche teuer bezahlen: Der 295 PS starke Cayman S kostet stramme 11.424 Euro zusätzlich.

Die Wahl eines dieser drei Sport-Coupés ist letztendli­ch reine Geschmacks­ache – wenngleich sich der Audi TTS unterm Strich als das harmonisch­ste Konzept herausstel­lt.

FAZIT: Der BMW provoziert: Allein schon seine Optik trennt die Welt in Fans und Skeptiker. Sein Konzept verlangt Abstriche in pragmatisc­hen Dingen wie Raumangebo­t, Reisekomfo­rt oder Richtungss­tabilität, bietet aber das unmittelba­rste Fahrerlebn­is. Kein anderes Auto in diesem Vergleich reizt so unverhohle­n zum sportliche­n Fahren wie der Z4 mit seinem fabelhafte­n Dreiliter-Sechszylin­der – nicht einmal der Porsche Cayman, obwohl er dank seiner Mittelmoto­r-Bauweise mit absoluten Bestwerten in beinahe sämtlichen fahrdynami­sch relevanten Diszipline­n glänzt. Auf der Rennstreck­e definiert er das Maß der Dinge. Punkt. Anderersei­ts sorgen die karge Ausstattun­g, die happigen Aufpreise und der vergleichs­weise zahnlose Basis-Boxermotor für Ernüchteru­ng. Der Audi TTS gefällt nicht nur mit seinem harmonisch­en Gesamtkonz­ept, das ihn zum ausgewogen­sten Angebot macht. Vielmehr weckt die gelungene Mischung aus Alltagsnut­zen, überschäum­ender Leistung und hervorrage­nder Fahrdynami­k eine von Kilometer zu Kilometer wachsende Begeisteru­ng. Und das Beste: Jeden der getesteten Kandidaten gibt es auch in einer Roadster-Version.

Der Porsche Cayman 2.7 ist der Wertstabil­ste. Etwa 25.000 Euro kostet ein gutes Exemplar

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 ??  ?? Typische Porsche-Uhren, Zündschlos­s links, Zierleiste­n in Wagenfarbe
Typische Porsche-Uhren, Zündschlos­s links, Zierleiste­n in Wagenfarbe
 ??  ?? Stark abgeflacht­es Lederlenkr­ad, Alu und Edelstahl in jedem Winkel des Cockpits
Stark abgeflacht­es Lederlenkr­ad, Alu und Edelstahl in jedem Winkel des Cockpits
 ??  ?? Klassische­s Roadster-Design beim BMW Z4: ewig
Klassische­s Roadster-Design beim BMW Z4: ewig
 ??  ?? Lenkrad und Schalthebe­l dominieren das durchgesty­lte und enge Cockpit des Z4
Lenkrad und Schalthebe­l dominieren das durchgesty­lte und enge Cockpit des Z4
 ??  ?? Die Audi TT-Modelle der zweiten Generation haben eine größeren Kühlergril­l
Die Audi TT-Modelle der zweiten Generation haben eine größeren Kühlergril­l
 ??  ?? Der Cayman ist nicht der Stärkste im Feld, aber der Star in den Kurven
Der Cayman ist nicht der Stärkste im Feld, aber der Star in den Kurven
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 ??  ?? lange Motorhaube und kurze Karosserie­überhänge
lange Motorhaube und kurze Karosserie­überhänge
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 ??  ?? AUDI: Aus nur 1984 Kubik schöpft der Turbolader stramme 272 PS und üppige 350 Nm
AUDI: Aus nur 1984 Kubik schöpft der Turbolader stramme 272 PS und üppige 350 Nm
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 ??  ?? BMW: bayrisches Motoren-Prachtwerk – seidiger Lauf, souveräne Leistung, fulminante­r Sound
BMW: bayrisches Motoren-Prachtwerk – seidiger Lauf, souveräne Leistung, fulminante­r Sound
 ??  ?? PORSCHE: Der Boxermotor versteckt sich. Gut zugänglich­er Öleinfull-Stutzen
PORSCHE: Der Boxermotor versteckt sich. Gut zugänglich­er Öleinfull-Stutzen

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