Auto Zeitung Modern Classics

Jaguar F-Type Roadster

- [ TEXT Gregor Messer FOTOS Zbigniew Mazar ]

Der offene Brite ist der perfekte Begleiter für stilvolle Ausflüge

Wie ging er nochmal, dieser schönste Roadster-Spruch aller Zeiten? „Zuerst geht die Sonne auf. Dann geht das Dach auf. Und dann geht das Herz auf.“Ganz gleich ob Sonnensche­in oder Vollmondli­cht, im F-Type Roadster pocht der körpereige­ne Motor spontan einen Takt schneller.

Das liegt natürlich auch an diesem seidenweic­hen Kompressor-V8 – und an den eloquenten 450 PS, mit denen der Jaguar spätestens bei 6000 Umdrehunge­n eine aufregende Unterhaltu­ng zwischen Fahrer und Fahrbahn eröffnet. Seit dem Facelift zu Beginn des vergangene­n

Bärenstark­er V8 mit Kompressor, schickes Design, tolles Fahrwerk, super Sound: Der Jaguar F-Type beweist, dass er interdiszi­plinär die Gene eines großen Zukunftskl­assikers besitzt

Jahres taktet der Pulsschlag des F-Type mit dem Fünfliter-Achtzylind­er – die zuvor eingebaute­n Sechszylin­der-Aggregate hat Jaguar zum alten Eisen gegeben, nur Vierzylind­er finden sich sonst noch im Programm. Es gibt nicht viele Serien-Triebwerke, die ihren bombastisc­h-hörbaren Charme mit brutal einsetzend­er Kraft zu solch spürbarem Effekt aufzumisch­en wissen. Was nicht heißt, dass der F-Type ein dauergieri­ges Tier ist, das nur über den Asphalt gehetzt werden will. Beim geschmeidi­gen Cruisen durch eine schöne Gegend, wenn die Nadel im zentralen, digitalen Drehzahlme­sser nicht über die 2000er-Marke zuckt und wenn einem bei geöffnetem Verdeck der kühle Fahrtwind mit magnoliend­uftender Frühlingsl­uft um die Nase säuselt, dann lässt man auch schnell die Gedanken an seinen zu hohen Verbrauch weit hinter sich.

Aber das ist nur die Ausnahme. Wer im dynamic-Modus unterwegs ist oder per Tastendruc­k die Sport-Stellung der Abgasanlag­e aktiviert hat, freut sich: aggressive­r, tiefer und bassiger haben bisher nur wenige Sportwagen gebrüllt. Und dieses Soundgewit­ter will man genießen – ganz ohne Reue.

Prollig-ordinär wirkt der elegante Brite dabei freilich nie. Mit dem akustische­n Feuerwerk seiner acht Zylinder hechelt er brummelnd-fauchend und mit Inbrunst über die Straßen, und der heisere Sound aus den vier Endrohren animiert immer wieder zu Gasstößen und Schaltmanö­vern. Es ist unglaublic­h, wie dieser feine Fünfliter-V8 spontan am Gas hängt, wie freudvoll er bis auf 7000 Touren dreht und wie er dabei mit geschmeidi­ger Laufkultur brilliert. Aber dieser F-Type kann auch ganz anders: eine Spur ziviler, nicht ganz so auf Krawall gebürstet, wenn es denn dem ökologisie­rten Gewissen hilft.

Dank des Bypass-Ventils im serienmäßi­gen Klappenaus­puff startet der Brite mit deutlich dezenterer Akustik als die früheren F-TypeModell­e mit V8-Triebwerk, und der Kompressor-Motor drängt sich selbst auf langen Fahrten nie in den Vordergrun­d. Die neuerdings eingebaute­n Ottopartik­elfilter wirken sogar geräuschdä­mmend, was durchaus als angenehm empfunden werden kann. Der neue V8 stellt somit die goldene Mitte im Modellprog­ramm dar: Darunter rangiert der P300 mit Vierzylind­er-Turbo, am oberen Ende der R mit 575 PS starkem V8.

Mit seinen 1793 Kilogramm zählt der F-Type Roadster nicht gerade zu den Leichtgewi­chten der Sportwagen­welt. Aber was soll’s, das Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern macht richtig Spaß, denn es erfreut mit sensiblem Ansprechve­rhalten, bietet aber zugleich eine fabelhafte Straßenlag­e. Die Lenkung ist wie immer Geschmacks­sache – manchem mag sie zu leichtgäng­ig erscheinen, aber dennoch gibt sie ein hervorrage­ndes Feedback und vermittelt gestochene Schärfe.

Wer mal lieber schaltfaul unterwegs sein will, der kann übrigens die Gangwechse­l-Arbeit getrost der äußerst präzisen Achtstufen-Automatik aus dem Hause ZF überlassen: Die deutsche Wertarbeit vom Bodensee glänzt mit überragend samtig-weichen Übergängen.

Auch die optischen Retuschen sind gelungen: Seit dem Facelift schärfen schmalere LED-Scheinwerf­er das Antlitz des F-Type und vermitteln ein größeres Aggression­s-Potenzial, der Grill wirkt wuchtiger. Alles in allem sieht die V8-Katze nun noch entschloss­ener aus. Und wie war das nochmal mit dem Dach? Das elektrisch­e Stoffverde­ck öffnet und schließt bis Tempo 50 in nur zwölf Sekunden. So viel Zeit muss sein, damit sich auch das Herz mit größter Hingabe öffnen kann.

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 ??  ?? Enger Innenraum, aber viel Komfort: Der Fahrer nimmt auf edlem Leder bequem Platz
Enger Innenraum, aber viel Komfort: Der Fahrer nimmt auf edlem Leder bequem Platz
 ??  ?? Sich mal entspannt Wind und Blütenstau­b um die Nase säuseln lassen: Der bullige Look macht in Wald und Wiese eine gute Figur
Sich mal entspannt Wind und Blütenstau­b um die Nase säuseln lassen: Der bullige Look macht in Wald und Wiese eine gute Figur
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 ??  ?? Mit fauchendem Sound aus vier Endrohren: Dank adaptivem Fahrwerk lassen sich die 450 PS gut bändigen
Mit fauchendem Sound aus vier Endrohren: Dank adaptivem Fahrwerk lassen sich die 450 PS gut bändigen

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