Jaguar F-Type Roadster
Der offene Brite ist der perfekte Begleiter für stilvolle Ausflüge
Wie ging er nochmal, dieser schönste Roadster-Spruch aller Zeiten? „Zuerst geht die Sonne auf. Dann geht das Dach auf. Und dann geht das Herz auf.“Ganz gleich ob Sonnenschein oder Vollmondlicht, im F-Type Roadster pocht der körpereigene Motor spontan einen Takt schneller.
Das liegt natürlich auch an diesem seidenweichen Kompressor-V8 – und an den eloquenten 450 PS, mit denen der Jaguar spätestens bei 6000 Umdrehungen eine aufregende Unterhaltung zwischen Fahrer und Fahrbahn eröffnet. Seit dem Facelift zu Beginn des vergangenen
Bärenstarker V8 mit Kompressor, schickes Design, tolles Fahrwerk, super Sound: Der Jaguar F-Type beweist, dass er interdisziplinär die Gene eines großen Zukunftsklassikers besitzt
Jahres taktet der Pulsschlag des F-Type mit dem Fünfliter-Achtzylinder – die zuvor eingebauten Sechszylinder-Aggregate hat Jaguar zum alten Eisen gegeben, nur Vierzylinder finden sich sonst noch im Programm. Es gibt nicht viele Serien-Triebwerke, die ihren bombastisch-hörbaren Charme mit brutal einsetzender Kraft zu solch spürbarem Effekt aufzumischen wissen. Was nicht heißt, dass der F-Type ein dauergieriges Tier ist, das nur über den Asphalt gehetzt werden will. Beim geschmeidigen Cruisen durch eine schöne Gegend, wenn die Nadel im zentralen, digitalen Drehzahlmesser nicht über die 2000er-Marke zuckt und wenn einem bei geöffnetem Verdeck der kühle Fahrtwind mit magnolienduftender Frühlingsluft um die Nase säuselt, dann lässt man auch schnell die Gedanken an seinen zu hohen Verbrauch weit hinter sich.
Aber das ist nur die Ausnahme. Wer im dynamic-Modus unterwegs ist oder per Tastendruck die Sport-Stellung der Abgasanlage aktiviert hat, freut sich: aggressiver, tiefer und bassiger haben bisher nur wenige Sportwagen gebrüllt. Und dieses Soundgewitter will man genießen – ganz ohne Reue.
Prollig-ordinär wirkt der elegante Brite dabei freilich nie. Mit dem akustischen Feuerwerk seiner acht Zylinder hechelt er brummelnd-fauchend und mit Inbrunst über die Straßen, und der heisere Sound aus den vier Endrohren animiert immer wieder zu Gasstößen und Schaltmanövern. Es ist unglaublich, wie dieser feine Fünfliter-V8 spontan am Gas hängt, wie freudvoll er bis auf 7000 Touren dreht und wie er dabei mit geschmeidiger Laufkultur brilliert. Aber dieser F-Type kann auch ganz anders: eine Spur ziviler, nicht ganz so auf Krawall gebürstet, wenn es denn dem ökologisierten Gewissen hilft.
Dank des Bypass-Ventils im serienmäßigen Klappenauspuff startet der Brite mit deutlich dezenterer Akustik als die früheren F-TypeModelle mit V8-Triebwerk, und der Kompressor-Motor drängt sich selbst auf langen Fahrten nie in den Vordergrund. Die neuerdings eingebauten Ottopartikelfilter wirken sogar geräuschdämmend, was durchaus als angenehm empfunden werden kann. Der neue V8 stellt somit die goldene Mitte im Modellprogramm dar: Darunter rangiert der P300 mit Vierzylinder-Turbo, am oberen Ende der R mit 575 PS starkem V8.
Mit seinen 1793 Kilogramm zählt der F-Type Roadster nicht gerade zu den Leichtgewichten der Sportwagenwelt. Aber was soll’s, das Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern macht richtig Spaß, denn es erfreut mit sensiblem Ansprechverhalten, bietet aber zugleich eine fabelhafte Straßenlage. Die Lenkung ist wie immer Geschmackssache – manchem mag sie zu leichtgängig erscheinen, aber dennoch gibt sie ein hervorragendes Feedback und vermittelt gestochene Schärfe.
Wer mal lieber schaltfaul unterwegs sein will, der kann übrigens die Gangwechsel-Arbeit getrost der äußerst präzisen Achtstufen-Automatik aus dem Hause ZF überlassen: Die deutsche Wertarbeit vom Bodensee glänzt mit überragend samtig-weichen Übergängen.
Auch die optischen Retuschen sind gelungen: Seit dem Facelift schärfen schmalere LED-Scheinwerfer das Antlitz des F-Type und vermitteln ein größeres Aggressions-Potenzial, der Grill wirkt wuchtiger. Alles in allem sieht die V8-Katze nun noch entschlossener aus. Und wie war das nochmal mit dem Dach? Das elektrische Stoffverdeck öffnet und schließt bis Tempo 50 in nur zwölf Sekunden. So viel Zeit muss sein, damit sich auch das Herz mit größter Hingabe öffnen kann.