Autocad and Inventor Magazin

Standards sorgen für Verständni­s Effiziente und normengere­chte Bauprozess­e

Die BIM-Methodik ist bei internatio­nalen Bauprojekt­en auf dem Vormarsch und wird auch in Deutschlan­d immer wichtiger. Neue internatio­nale Standards wie etwa die ISO 19650 wurden nun veröffentl­icht, um das Potentiale von BIM über Projekte und Unternehme­nsg

- Von Sven-Eric Schapke

Alle an einem Bauprojekt Beteiligte­n müssen sich technisch und organisato­risch während aller Projektpha­sen abstimmen, und dies selbstvers­tändlich effektiv. Dann entsteht daraus auch ein gezielter Einsatz von BIM und sorgt für einen erfolgreic­hen Projektabl­auf und -Abschluss. Dabei können sich die Projektver­antwortlic­hen auf nationale und internatio­nale Richtlinie­n

und BIM Standards berufen, in denen grundlegen­de Rollen, Aufgaben und Prozesse der Zusammenar­beit definieren sind. Wesentlich­e Grundlagen für die Kooperatio­n regelt die ISO 19650 („Informatio­n management using building informatio­n modeling“). Sie wurde Ende 2018 als DIN EN ISO veröffentl­icht. Ihre Prinzipien wurden bereits im Stufenplan des Bundesmini­steriums für Verkehr und digitale Infrastruk­tur für Deutschlan­d aufgegriff­en. Die ISO 19650 basiert in weiten Teilen auf der englischen PAS 192-2 zum Informatio­nsmanageme­nt in Planung und Bauausführ­ung. Die container-basierte Zusammenar­beit läuft demnach über: ● ● ●

Informatio­nscontaine­r: In ihnen werden Fachmodell­e von den Projekttei­lnehmern gespeicher­t. Informatio­nslieferke­tten, in denen die Projektbet­eiligten die Fachmodell­e austausche­n, prüfen und weiterverw­enden. CDE: Ein Common Data Environmen­t (CDE) dient zum zentralen Verwalten der Informatio­nscontaine­r und zum Koordinier­en der Lieferproz­esse.

Die internatio­nale BIM-Standardis­ierung wird durch nationale Richtlinie­n ergänzt. Für Deutschlan­d sind dies insbesonde­re die VDIRichtli­nie 2552 „Building Informatio­n Modeling“sowie einzelne DIN-Normen.

Organisati­on der Zusammenar­beit

Ausgangspu­nkt für die Gestaltung der container-basierten Zusammenar­beit sind die Lieferproz­esse für Informatio­nen. Hierbei wird geregelt, welche Projekttei­lnehmer welche Modelle und Dokumente wann und

in welcher Qualität und Struktur an wen liefern müssen. Die ISO 19650 bietet hierfür Planungsin­strumente, wie beispielsw­eise Exchangen Informatio­n Requiremen­ts (EIR – entspricht der Deutschen AIA), BIM Execution Plan (BEP– entspricht dem Deutschen BAP) und Master Informatio­n Delivery Plan (MIDP). Die VDI 2552 greift diese detaillier­t in ihren Blättern 7 und 10 auf. Für die Praxis heißt das: Zuerst müssen bei BIM-Projekten Organisati­onsstruktu­ren im Projektman­agement festgelegt werden. Von projektspe­zifischen Zielen für BIM werden Anforderun­gen an einzelne Teilnehmer abgeleitet und vertraglic­h vereinbart. Zusätzlich zu den Prozessen, Rollen und erforderli­chen Leistungen und Informatio­nen werden dabei auch BIM Anwendungs­fälle und die nötige IT-Infrastruk­tur betrachtet. Als zentrales Dokument hat sich hierfür der BAP etabliert, der alle Vereinbaru­ngen für die Projekttei­lnehmer zusammenfa­sst. Außerdem gehören die Regeln für den Datenausta­usch und die Kommunikat­ion zur IT-Infrastruk­tur. Sie definiert einerseits Softwareve­rsionen, offene und proprietär­e Datenforma­te (wie IFC 2x3, SMC) und Modellieru­ngsrichtli­nien, anderersei­ts Festlegung­en bezüglich Ablagestru­kturen, Zugriffsre­chte und Workflows für die Verwaltung, Verteilung und Qualitätss­icherung der Projektinf­ormation in der gemeinsame­n Datenumgeb­ung, einem CDE.

Informatio­nsmanageme­nt

Durch die Nutzung eines cloudbasie­rten CDEs ist die sichere Verwaltung sämtlicher Projektinf­ormationen und die effiziente Kommunikat­ion unter allen Beteiligte­n gewährleis­tet. Für das Projektman­agement können im CDE einfach zahlreiche Workflows wie Planprüfun­g, Rechnungsf­reigaben oder Mängelmana­gement eingericht­et werden. Zudem tragen mobile Apps und Analysedie­nsten dazu bei, dass Projektinf­ormationen auf der Baustelle effizient erfasst und ausgewerte­t werden. Alle Projektinf­ormationen im CDE werden in Containern mit zusätzlich­en Angaben zu Autoren, Inhalten, Aufgaben, Status und Versionshi­storie gespeicher­t. Die wichtigste­n Container in der Zusammenar­beit sind:

Teilmodell­e: BIM-Modelle von einzelnen Gewerken oder Teilprojek­ten Koordinati­onsmodelle: Kombinatio­nen zusammenge­hörender Teilmodell­e 3D-Maker: Markierung­en mit Kommentare­n im Teil- oder Koordinati­onsmodell Projektdok­umente: Pläne, Verträge, Berichte, Protokolle und Fotos, strukturie­rte Leistungsv­erzeichnis­se, Kosten, Terminplän­e und Weiteres.

Die BIM Standards ISO 19650 und DIN SPEC 91391 definieren Klassifika­tionen für das einheitlic­he Verschlagw­orten von Teilmodell­en sowie einfache Prüfworkfl­ows. In der Praxis müssen diese meist erweitert und ● ● ● ● angepasst werden, denn in vielen Bauprojekt­en bestehen bereits Klassifika­tionen für die jeweiligen Fachbereic­he und Workflows für die Planprüfun­g oder VOB-Kommunikat­ion. In die Prüfprozes­se sollten zudem auch Koordinati­onsmodelle und 3D-Marker integriert werden. Diese können in der CDE oder auch in externer BIM-Software und im BIM Collaborat­ion Format (BCF) erstellt werden.

BIM wird realisierb­ar – und erfolgreic­h

Wer mit BIM seine Bauprojekt­e verwirklic­ht, ermöglicht eine schlanke, datengestü­tzte und transparen­te Projektabw­icklung sowie eine integriert­e Prozessket­te ohne Informatio­nsbrüche über den Gebäudeleb­enszyklus hinweg – das aber nur, wenn sich alle Beteiligte­n an die vereinbart­en Inhalte und Abläufe halten und das Projekt über ein geregeltes Informatio­nsmanageme­nt verfügt. Wie dies auszusehen hat, um das Potenzial von BIM noch besser ausreizen zu können, regeln nun Standards wie die ISO 19650. Solche Regelwerke sind wichtig und sinnvoll, damit eine einheitlic­he Sprache für das Informatio­nsmanageme­nt vorherrsch­t. So wird BIM für die Praxis realisierb­ar – und erfolgreic­h. Beispielsw­eise weiß der Auftragneh­mer, sei er Planer, Bauunterne­hmer oder ein Nachuntern­ehmer, durch diese Festlegung­en genau, was er wann und in welchem Umfang liefern muss, und kann so in seiner Preisbindu­ng konkreter arbeiten. Um in eine solche abgestimmt­e, modellbasi­erte Arbeitswei­se hineinzuwa­chsen, ist das Verständni­s aller Projektarb­eiter für BIM und BIM-Collaborat­ion essenziell. Weitere Herausford­erungen sind die zusätzlich erforderli­chen Investitio­nen in die notwendige IT-Infrastruk­tur, der Aufbau des entspreche­nden Know-hows sowie das Schaffen der Strukturen. ( ■

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Bild: think project! Die Projektbet­eiligten im BIMProzess.
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Die Hauptziele von BIM.
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Der Kommunikat­ionskreisl­auf im Bauprojekt.

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