Standards sorgen für Verständnis Effiziente und normengerechte Bauprozesse
Die BIM-Methodik ist bei internationalen Bauprojekten auf dem Vormarsch und wird auch in Deutschland immer wichtiger. Neue internationale Standards wie etwa die ISO 19650 wurden nun veröffentlicht, um das Potentiale von BIM über Projekte und Unternehmensg
Alle an einem Bauprojekt Beteiligten müssen sich technisch und organisatorisch während aller Projektphasen abstimmen, und dies selbstverständlich effektiv. Dann entsteht daraus auch ein gezielter Einsatz von BIM und sorgt für einen erfolgreichen Projektablauf und -Abschluss. Dabei können sich die Projektverantwortlichen auf nationale und internationale Richtlinien
und BIM Standards berufen, in denen grundlegende Rollen, Aufgaben und Prozesse der Zusammenarbeit definieren sind. Wesentliche Grundlagen für die Kooperation regelt die ISO 19650 („Information management using building information modeling“). Sie wurde Ende 2018 als DIN EN ISO veröffentlicht. Ihre Prinzipien wurden bereits im Stufenplan des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur für Deutschland aufgegriffen. Die ISO 19650 basiert in weiten Teilen auf der englischen PAS 192-2 zum Informationsmanagement in Planung und Bauausführung. Die container-basierte Zusammenarbeit läuft demnach über: ● ● ●
Informationscontainer: In ihnen werden Fachmodelle von den Projektteilnehmern gespeichert. Informationslieferketten, in denen die Projektbeteiligten die Fachmodelle austauschen, prüfen und weiterverwenden. CDE: Ein Common Data Environment (CDE) dient zum zentralen Verwalten der Informationscontainer und zum Koordinieren der Lieferprozesse.
Die internationale BIM-Standardisierung wird durch nationale Richtlinien ergänzt. Für Deutschland sind dies insbesondere die VDIRichtlinie 2552 „Building Information Modeling“sowie einzelne DIN-Normen.
Organisation der Zusammenarbeit
Ausgangspunkt für die Gestaltung der container-basierten Zusammenarbeit sind die Lieferprozesse für Informationen. Hierbei wird geregelt, welche Projektteilnehmer welche Modelle und Dokumente wann und
in welcher Qualität und Struktur an wen liefern müssen. Die ISO 19650 bietet hierfür Planungsinstrumente, wie beispielsweise Exchangen Information Requirements (EIR – entspricht der Deutschen AIA), BIM Execution Plan (BEP– entspricht dem Deutschen BAP) und Master Information Delivery Plan (MIDP). Die VDI 2552 greift diese detailliert in ihren Blättern 7 und 10 auf. Für die Praxis heißt das: Zuerst müssen bei BIM-Projekten Organisationsstrukturen im Projektmanagement festgelegt werden. Von projektspezifischen Zielen für BIM werden Anforderungen an einzelne Teilnehmer abgeleitet und vertraglich vereinbart. Zusätzlich zu den Prozessen, Rollen und erforderlichen Leistungen und Informationen werden dabei auch BIM Anwendungsfälle und die nötige IT-Infrastruktur betrachtet. Als zentrales Dokument hat sich hierfür der BAP etabliert, der alle Vereinbarungen für die Projektteilnehmer zusammenfasst. Außerdem gehören die Regeln für den Datenaustausch und die Kommunikation zur IT-Infrastruktur. Sie definiert einerseits Softwareversionen, offene und proprietäre Datenformate (wie IFC 2x3, SMC) und Modellierungsrichtlinien, andererseits Festlegungen bezüglich Ablagestrukturen, Zugriffsrechte und Workflows für die Verwaltung, Verteilung und Qualitätssicherung der Projektinformation in der gemeinsamen Datenumgebung, einem CDE.
Informationsmanagement
Durch die Nutzung eines cloudbasierten CDEs ist die sichere Verwaltung sämtlicher Projektinformationen und die effiziente Kommunikation unter allen Beteiligten gewährleistet. Für das Projektmanagement können im CDE einfach zahlreiche Workflows wie Planprüfung, Rechnungsfreigaben oder Mängelmanagement eingerichtet werden. Zudem tragen mobile Apps und Analysediensten dazu bei, dass Projektinformationen auf der Baustelle effizient erfasst und ausgewertet werden. Alle Projektinformationen im CDE werden in Containern mit zusätzlichen Angaben zu Autoren, Inhalten, Aufgaben, Status und Versionshistorie gespeichert. Die wichtigsten Container in der Zusammenarbeit sind:
Teilmodelle: BIM-Modelle von einzelnen Gewerken oder Teilprojekten Koordinationsmodelle: Kombinationen zusammengehörender Teilmodelle 3D-Maker: Markierungen mit Kommentaren im Teil- oder Koordinationsmodell Projektdokumente: Pläne, Verträge, Berichte, Protokolle und Fotos, strukturierte Leistungsverzeichnisse, Kosten, Terminpläne und Weiteres.
Die BIM Standards ISO 19650 und DIN SPEC 91391 definieren Klassifikationen für das einheitliche Verschlagworten von Teilmodellen sowie einfache Prüfworkflows. In der Praxis müssen diese meist erweitert und ● ● ● ● angepasst werden, denn in vielen Bauprojekten bestehen bereits Klassifikationen für die jeweiligen Fachbereiche und Workflows für die Planprüfung oder VOB-Kommunikation. In die Prüfprozesse sollten zudem auch Koordinationsmodelle und 3D-Marker integriert werden. Diese können in der CDE oder auch in externer BIM-Software und im BIM Collaboration Format (BCF) erstellt werden.
BIM wird realisierbar – und erfolgreich
Wer mit BIM seine Bauprojekte verwirklicht, ermöglicht eine schlanke, datengestützte und transparente Projektabwicklung sowie eine integrierte Prozesskette ohne Informationsbrüche über den Gebäudelebenszyklus hinweg – das aber nur, wenn sich alle Beteiligten an die vereinbarten Inhalte und Abläufe halten und das Projekt über ein geregeltes Informationsmanagement verfügt. Wie dies auszusehen hat, um das Potenzial von BIM noch besser ausreizen zu können, regeln nun Standards wie die ISO 19650. Solche Regelwerke sind wichtig und sinnvoll, damit eine einheitliche Sprache für das Informationsmanagement vorherrscht. So wird BIM für die Praxis realisierbar – und erfolgreich. Beispielsweise weiß der Auftragnehmer, sei er Planer, Bauunternehmer oder ein Nachunternehmer, durch diese Festlegungen genau, was er wann und in welchem Umfang liefern muss, und kann so in seiner Preisbindung konkreter arbeiten. Um in eine solche abgestimmte, modellbasierte Arbeitsweise hineinzuwachsen, ist das Verständnis aller Projektarbeiter für BIM und BIM-Collaboration essenziell. Weitere Herausforderungen sind die zusätzlich erforderlichen Investitionen in die notwendige IT-Infrastruktur, der Aufbau des entsprechenden Know-hows sowie das Schaffen der Strukturen. ( ■