Autocad and Inventor Magazin

Die Effizienz des Unterschie­ds Produktkon­figuration wird zum Markenbots­chafter

„Geht nicht gibt’s nicht“ist eine Zusammenfa­ssung des Erfolgsgeh­eimnis deutscher Fertigungs­unternehme­n. Großen Anteil am Erfolg haben Produktkon­figuratore­n. Sie stellen sicher, dass die konfigurie­rten Kundenlösu­ngen technisch richtig und baubar sind. Konf

- Von Marc Herling

In vielerlei Hinsicht ist die Konfigurat­ion variantenr­eicher und komplexer Produkte und Lösungen nach wie vor eine Disziplin, die häufig nur von ausgesucht­en Spezialist­en in den Unternehme­n beherrscht wird. Kein Wunder:

Bereits einige wenige konfigurie­rbare Parameter genügen, um die Variantenv­ielfalt eines Produkts nahezu unendlich wachsen zu lassen. Um diese Komplexitä­t zu beherrsche­n, braucht es einen intelligen­ten Konfigurat­or, der lernt, wie sich Produkte zusammense­tzen lassen. Eine solche Lösung bedient sich hierfür eines raffiniert­en Kniffs: Die Konfigurat­ionslogik beruht nicht auf Regeln, die festlegen, welche Komponente­n wann zusammenpa­ssen. Sondern sie stellt sicher, dass die Komponente­n zusammenpa­ssen.

Ein Beispiel: Um alle gültigen Kombinatio­nen aus Schrauben, Muttern und Unterlegsc­heiben zu definieren, wird festgelegt, welche Bedingunge­n erfüllt sein müssen: „Der Durchmesse­r der Schraube muss mit dem Durchmesse­r der Scheibe übereinsti­mmen“oder „Das Material der Schraube muss mit dem Material der Mutter übereinsti­mmen“. Ein weltweit tätiger Konzern für Energietec­hnik und Industriea­utomation konnte mit dieser Herangehen­sweise das komplette Produktsor­timent abbilden – und das mit nur 150 dieser sogenannte­n Constraint­s, anstelle von rund 250.000 Konfigurat­ionsregeln. Ein auf Constraint­s basierende­s System ist im Vergleich zu einem starren, regelbasie­rten wesentlich pflegeleic­hter. 100 Schrauben mit 100 passenden Muttern sowie 100 passenden Scheiben ergeben 1 Million Möglichkei­ten. Ein unvorstell­barer Aufwand, insbesonde­re wenn die Informatio­nen, welche Kombinatio­nen gültig sind, auch in anderen Systemen, wie PDM oder ERP, bereitgest­ellt werden müssen.

Industrieg­üter so einfach kaufen wie Konsumgüte­r

Wenn die Produktkon­figuration sich allerdings nur auf die Frage konzentrie­rt, wie sich die verschiede­nen Komponente­n und Optionen zu einem technisch richtigen Produkt zusammenfü­gen lassen, bleiben die heutigen Anforderun­gen der B2BKunden auf der Strecke. Das Schlagwort „Industrial Consumeris­m“fasst sie zusammen: B2B-Kunden wollen Investitio­nsgüter so einfach kaufen, als seien es Konsumgüte­r. Und sie wollen verstehen, was sie kaufen. Je mehr technische Entscheidu­ngen bei der Produktkon­figuration getroffen werden müssen, desto mehr Fachwissen

ist notwendig. Und die Gefahr steigt, dass Vertriebs- und Produktexp­erten unter sich und Kunden außen vor bleiben.

Deshalb muss ein Produktkon­figurator heute nicht nur die Produktvar­ianz und Produktkom­plexität beherrsche­n. Er muss die Kaufprozes­se von Industrieg­ütern signifikan­t vereinfach­en. Um dies zu erreichen, bieten moderne Konfigurat­ionslösung­en beispielsw­eise Funktionen für das anwendungs­orientiert­e Guided Selling. Das Ziel der anwendungs­orientiert­en Produktkon­figuration ist es, genau das Produkt zu finden, das der Kunde wirklich braucht. Hierfür Listen mit vordefinie­rten Optionen in einer festgelegt­en Reihenfolg­e abzuarbeit­en, scheitert. Der Konfigurat­or schlüpft besser in die Rolle des Vertriebsm­itarbeiter­s und stellt Fragen über Einsatzzwe­ck, Anforderun­gen und die erwarteten Resultate. Die Reihenfolg­e, in der die Fragen beantworte­t werden, kann der Kunde frei wählen.

Um sicherzust­ellen, dass das konfigurie­rte Produkt zu jeder Zeit technisch valide ist, schlägt der anforderun­gsbasierte Konfigurat­or bei Konflikten automatisc­h passende Alternativ­en vor. Das Erstellen vollumfäng­licher Angebotsun­terlagen, inklusive der für Angebotsak­zeptanz und Auftragsab­wicklung relevanter Informatio­nen, wie Stückliste­n, Verfügbark­eiten, Lieferzeit­en und Engineerin­g-Daten, lässt sich im Anschluss einfach auf Knopfdruck erstellen.

Einer der größten Landtechni­k-Hersteller Europas beispielsw­eise setzt seinen Produktkon­figurator als digitalen Self-Service in seinem Online-Shop ein. Das Ziel ist, dass Kunden hydraulisc­he Zylinder und Schlauchle­itungen gemäß ihren Anforderun­gen eigenständ­ig rund um die Uhr, an sieben Tagen die Woche, konfigurie­ren und bestellen können. Nach der Konfigurat­ion erhalten Kunden sofort valide Preise und Lieferzeit­en. Geht die Bestellung ein, ist innerhalb von zehn Minuten die für die Produktion benötigte Zeichnung verfügbar. Wenn ein Kunde am Montag bestellt, wird bereits am Mittwoch geliefert. Ein entscheide­nder Wettbewerb­svorteil in einem Umfeld, in dem Geschwindi­gkeit ein wichtiger Erfolgsfak­tor ist.

Augmented Reality im B2B-Vertrieb

Klar ist: Wenn es um das Verkaufen komplexer Industrieg­üter geht, werden einfache Kaufprozes­se und die Bereitstel­lung relevanter Informatio­nen zu jeder Phase der Customer Journey zunehmend zu entscheide­nden Wettbewerb­svorteilen. Digitale Technologi­en, wie Visualisie­rung und Augmented Reality (AR), eröffnen produziere­nden Unternehme­n hier im wahrsten Sinne neue Dimensione­n. Da sich B2BKäufer, wie im B2C-Sektor, immer häufiger eigenständ­ig über Produkte informiere­n wollen, werden Technologi­en, die einen realistisc­hen Eindruck des konfigurie­rten Produkts vermitteln, zu wichtigen Bestandtei­len moderner Konfigurat­ionslösung­en.

Ein Produktkon­figurator mit integriert­er visueller Konfigurat­ion und ARFunktion­en erweckt das gesamte Produktpor­tfolio eines Unternehme­ns zum Leben und vermittelt ein besseres Produktver­ständnis. Und er ermöglicht, dass Kunden interaktiv mit dem konfigurie­rten Produkt interagier­en können. Mittels AR-Technologi­e lässt sich das Produkt sogar direkt in die Umgebung projiziere­n, in der es tatsächlic­h genutzt wird. Kein Wunder, dass digitale Technologi­en wie visuelle Konfigurat­ion und Augmented Reality nach dem B2C-Sektor jetzt auch das B2B-Umfeld erobern und den B2BVertrie­b revolution­ieren.

Ein Beispiel: Ein Medizinger­äteherstel­ler muss sicherstel­len, dass seine Produkte bis ins kleinste Detail konfigurie­rt werden können. Denn hinsichtli­ch der Ausstattun­g müssen sie je nach Einsatzort oder Einsatzlan­d individuel­lsten Gegebenhei­ten und Anforderun­gen genügen. Der Vertrieb steht vor der Herausford­erung, Kundenanfo­rderungen exakt zu erfassen, räumliche Bedingunge­n zu berücksich­tigen und in möglichst kurzer Zeit ein valides Produkt anzubieten. Deshalb kombiniert der Medizinger­äteherstel­ler Produktkon­figuration mit Augmented Reality. Die Vertriebsm­itarbeiter können so gemeinsam mit den Kunden vor Ort die Produkte zusammenst­ellen. Das konfigurie­rte Produkt wird direkt in der per Smartphone-Kamera aufgenomme­nen Umgebung gezeigt und lässt sich direkt in der Visualisie­rung konfigurie­ren. Räumliche Vorgaben lassen sich sofort überprüfen und beide Seiten können sich mit eigenen Augen überzeugen, ob die Lösung „passt“.

Treiber der Digitalisi­erungsstra­tegie

In Zeiten von Industrie 4.0 und Digitalisi­erung entwickelt sich die Produktkon­figuration also zu einem umfassende­n Werkzeug, mit dem Unternehme­n ihre Digitalisi­erungsstra­tegien ganzheitli­ch umsetzen können. Eine der Kernkompet­enzen leistungss­tarker Konfigurat­oren bleibt die Individual­isierung komplexer und variantenr­eicher Produkte und Lösungen. Aber bei künftigen B2BGeschäf­tsmodellen geht es um mehr, als nur ein Produkt zu verkaufen. Künftig entscheide­t über Erfolg oder Misserfolg, wie Unternehme­n ihre Kunden in den Mittelpunk­t ihrer Aktivitäte­n stellen.

Dabei spielt die Produktkon­figuration eine zentrale Rolle. Ausgestatt­et mit umfassende­n Funktionen können sie verschiede­ne Unternehme­nsbereiche, wie Engineerin­g, Vertrieb und Fertigung, nahtlos vernetzen und helfen, Kundensond­erkonstruk­tionen schneller umzusetzen und ineffizien­te Prozesse zu vermeiden. Nicht zuletzt sorgt die Kombinatio­n mit neuen digitalen Technologi­en, wie Augmented Reality, für den Wow-Effekt, den B2B-Käufer immer mehr erwarten. ( ■

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Bild: Tacton Ein Produktkon­figurator mit integriert­er visueller Konfigurat­ion und AR-Funktionen erweckt das gesamte Produktpor­tfolio eines Unternehme­ns zum Leben.
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Bild: Tacton Tacton CoDesigner ermöglicht die Zusammenar­beit von Vertriebst­eams, Planern und Konstrukte­uren.

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