Autocad and Inventor Magazin

Ganz groß rauskommen

- Von Evelyn Gebhardt

Vorteil: Additive Fertigung im Metalldruc­k

Im Jahr 2011 schlossen sich der südafrikan­ische Anbieter von Fertigungs­lösungen für die Luft- und Raumfahrt Aerosud und das südafrikan­ische Council for Scientific and Industrial Research (CSIR) zusammen, um Aeroswift, ein 3D-Druck-Projekt, ins Leben zu rufen. Das ist ein System für die metallisch­e additive Fertigung, mit dem ein bisher unerreicht großes Bauvolumen umgesetzt werden kann.

Das Ziel des Aeroswift-Systems besteht darin, das Potential der wachsenden 3D-Druck-Branche besser zu erschließe­n, die Wettbewerb­sfähigkeit im Markt zu verbessern und Südafrika mit einem Wettbewerb­svorteil im 3D-Metalldruc­k auszustatt­en.

Mit dem System können größere Bauteile als jemals zuvor gedruckt werden – und das zudem zehnmal schneller als mit jeder anderen kom

merziellen Laserschme­lz-Maschine, so dass sich völlig neue Wege in der additiven Fertigung eröffnen. Um das Fertigungs­spektrum und die Möglichkei­ten des Druckers sowie sein Bauvolumen für sehr große Raumfahrtk­omponenten darzustell­en, arbeitete Aeroswift mit Altair zusammen, um eine Methode für das Design großer, additiv gefertigte­r Produkte zu entwickeln. Zur Demonstrat­ion der neuen Möglichkei­ten konstruier­te das Team den Rahmen eines unbemannte­n Luftfahrze­ugs (Unmanned Aerial Vehicle – UAV), der anschließe­nd gedruckt wurde. Um die Herstellba­rkeit zu verbessern und gleichzeit­ig allen Bauteil-Anforderun­gen zu gerecht zu werden, setzten die Ingenieure im Konstrukti­onsprozess Altair InspireTM und seine Funktionen für die Topologie- Optimierun­g ein.

Groß denken, größer drucken

Der Aeroswift-Drucker ist in der Lage, großformat­ige Raumfahrze­ugkomponen­ten im 3D-Metalldruc­k aus verschiede­nen Metallen, unter anderem aus einer Titanlegie­rung zu fertigen. Dieses Material findet aufgrund seiner hohen Leistungsf­ähigkeit und seines geringen Gewichtes in der Industrie weite Verbreitun­g und Anwendung. Für die Konstrukti­on des UAV-Rahmens war eine Titanlegie­rung vorgesehen, um für die Raumfahrtt­echnologie den Schmelzpro­zess im Pulverbett­verfahren auf einem großen System wie dem Aeroswift Drucker zu demonstrie­ren.

Im ersten Schritt bestimmte das Projekttea­m die Anforderun­gen des UAVRaumfah­rzeuges und des Rahmens. Die Aeroswift Ingenieure wolltenen nicht nur

den bislang größten Metallrahm­en drucken, sondern auch zeigen, wie die Bauzeit und die Anzahl der Bauteile pro Baugruppe reduziert werden kann. Durch eine Reduzierun­g von Produktion­sabfällen würden sie darüber hinaus auch eine verbessert­e Buy-to-fly-Ratio erzielen.

Der Konstrukti­onsprozess umfasste Vorgaben und Spezifikat­ionen für den UAV-Flug, die Auswahl von Elektronik­bauteilen und Antriebsst­rang, die mechanisch­e Auslegung mit Topologie- Optimierun­g, ästhetisch­e und fertigungs­relevante Verbesseru­ngen.

Erfüllt alle Ansprüche

Die Ingenieure mussten bei ihrer Konstrukti­on eine Vielzahl anspruchsv­oller Fertigungs­anforderun­gen berücksich­tigen. Neben den Spezifikat­ionen für die Rahmenkons­truktion wie das Bauraumvol­umen des Druckers und einer erforderli­chen symmetrisc­hen Anordnung des Motors des UAVs, musste das Team auch ästhetisch­e Aspekte in den Konstrukti­onsprozess einbeziehe­n. Zielvorgab­e waren Flugzeiten von mindestens 15 Minuten bei einem Schub- Gewichtsve­rhältnis von mindestens 2:5:1, während die Rahmenstei­figkeit gleichzeit­ig maximiert werden sollte. Zwingend erforderli­ch war darüber hinaus, dass die finale Konstrukti­on im additiven Pulverbett­verfahren mit der Titanlegie­rung Ti6Al4V gedruckt werden kann.

Altair Inspire verbessert Design und stellt Druckbarke­it sicher

Die Aeroswift-Projekting­enieure mussten wissen, wie das Material optimal im vorgegeben­en Konstrukti­onsraum/Bauraum verteilt werden kann. Aufgrund bestimmter Struktur- und Gewichtsan­forderunge­n und der Tatsache, dass Freiformko­nstruktion­en nicht mit traditione­llen Fertigungs­verfahren hergestell­t werden können, entschloss sich das Team zur TopologieO­ptimierung mit Altair Inspire, um den Rahmen für die additive Fertigung zu optimieren. Das Aeroswift-Team arbeitete gemeinsam an einem mehrstufig­en Prozess, um eine optimale Konstrukti­on in einer angemessen­en Zeit zu erstellen.

„Wir sind mit den Ergebnisse­n zufrieden – mit Altair Inspire konnten wir einen Prozess aufsetzen, der uns dabei half, einen topologie- optimierte­n UAV-Rahmen zu entwerfen, der sogar noch bessere Ergebnisse zeigte als der Benchmark. Ohne Altair und seine Werkzeuge wären wir nicht in der Lage gewesen, das ganze Potenzial der additiven Fertigung für die Luft- und Raumfahrt auszuschöp­fen“, sagte Jacobus Prinsloo, Operations Manager bei Aeroswift.

Zuerst wurde ein Grundkonze­pt mit einfachen, möglichst wenig detaillier­ten Volumen erstellt, das in Altair Inspire importiert wurde, um eine erste Finite Elemente Analyse durchzufüh­ren. Anschließe­nde Optimierun­gen und Leistungsü­berprüfung­en stellten sicher, dass die erzeugte Topologie sämtliche notwendige­n Verbindung­en zwischen den Komponente­n der Baugruppe unterstütz­te.

Die Ingenieure staffelten ihren Ansatz zur Topologieo­ptimierung, indem sie eine erste Optimierun­gsstufe mit größeren Strukturen durchführt­en, um die Rechenkomp­lexität zur Ermittlung der Haupt-Lastpfade zu reduzieren. Dieser Prozess lieferte die Einschränk­ungen für Wandstärke­n, welche zum optimalen Design führten. Das Aeroswift Team konnte dann die resultiere­nde Geometrie nachbilden und eine zweite Stufe der Topologieo­ptimierung mit dünneren Strukturen durchführe­n.

Der Prozess zeigte die Entwicklun­g von einer Grundkonst­ruktion bis zu einem topologieo­ptimierten, für den 3D-Metalldruc­k geeigneten Design. Die Projekting­enieure waren mit den Ergebnisse­n sehr zufrieden, da alle den UAV Rahmen betreffend­en Bedingunge­n erfüllt wurden – einschließ­lich Rahmengewi­cht, Schub-Gewichtsve­rhältnis und Flugzeit, wobei die Rahmenstei­figkeit erhalten blieb. Die finale Konstrukti­on zeigte sogar bessere Ergebnisse als ursprüngli­ch erwartet. ( anm) ■

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 ??  ?? Altair Inspire Modell, Topologie-Optimierun­g des UAV.
Altair Inspire Modell, Topologie-Optimierun­g des UAV.
 ??  ?? Flugbereit­es UAV.
Flugbereit­es UAV.
 ??  ?? 3D-gedruckter, optimierte­r UAV-Rahmen.
3D-gedruckter, optimierte­r UAV-Rahmen.
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Jacobus Prinsloo, Operations Manager bei Aeroswift.

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