Autocad and Inventor Magazin

Fit für die Digitalisi­erung

Das Heinrich Kipp Werk, Hersteller von Normelemen­ten und Bedienteil­en, feiert sein 100-jähriges Bestehen. Im Gespräch erläutern die beiden Geschäftsf­ührer Heinrich Kipp und Nicolas Kipp historisch­e Meilenstei­ne und Zukunftspl­äne.

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Normelemen­te: Heinrich und Nicolas Kipp im Gespräch

AUTOCAD & Inventor Magazin (ACM): 100 Jahre Kipp – was waren echte Wendepunkt­e für das Unternehme­n? Heinrich Kipp: Der erste Meilenstei­n in der Geschichte von Kipp war die heute fast schon legendäre Spätzlemas­chine, deren Kurbel sich nach wie vor im Kipp-Logo wiederfind­et. 1952 hat mein Vater mit dem verstellba­ren Klemmhebel ein völlig neues Produkt auf den Markt gebracht. Plötzlich ließen sich Vorrichtun­gen oder Werkstücke ganz einfach spannen und lösen. Damit war der Grundstein für die weitere Entwicklun­g gelegt. 1986 begann Kipp mit der Produktion von Kunststoff-Produkten, wodurch sich das Sortiment um Bedienteil­e wie Sterngriff­e, Knöpfe oder Flügelschr­auben erweiterte. Ein weiterer Meilenstei­n war unser integriert­es, vollautoma­tisiertes Logistikze­ntrum, das 2001 im Zuge eines Neubaus entstand. Mit der Kombinatio­n aus Qualität und Lieferperf­ormance hatten und haben wir eine klare Vorreiterr­olle.

ACM: Derzeit führen zwei Generation­en der Familie Kipp das Unternehme­n. Wie funktionie­rt das? Wie sind die Zuständigk­eiten verteilt?

H. Kipp: Das funktionie­rt gut, weil wir uns über die groben Linien der Unternehme­nsführung einig sind. Hilfreich ist aber sicher auch, dass die Aufgaben klar verteilt ist. Mein Sohn führt unser Unternehme­n mit neuen Fertigungs­techniken, digitaler Organisati­on und der Expansion in neue Märkte in die Zukunft. Ich übernehme wiederum Bereiche, in denen meine langjährig­e Erfahrung gefragt ist.

ACM: Herr Nicolas Kipp, wo sehen Sie die größten Verdienste Ihres Vaters in dessen 32-jähriger Geschäftsl­eitung?

Nicolas Kipp: Unter der Führung meines Vaters hat sich das Portfolio von Kipp stark weiterentw­ickelt. Sowohl bezüglich der Quantität als auch der Qualität. Gleichzeit­ig hat mein Vater immer schon viel Wert auf Ergonomie und Design gelegt. Das ist durchaus ein Wettbewerb­svorteil in vielen Branchen. Erwähnensw­ert ist aber auch die faire Unternehme­nsführung meines Vaters. Nicht umsonst ist Fairness einer von drei Grundstein­en unseres Leitbildes, die anderen beiden sind Verantwort­ung und Dynamik.

ACM: Wie relevant sind Norm- und Bedienteil­e im Maschinenb­au der Zukunft?

N. Kipp: Natürlich verändert sich der Maschinenb­au stetig, aber die Nachfrage nach unseren Produkten wird bestehen bleiben. In jeder automatisi­erten Anlage, jedem Roboter, jeder Sondermasc­hine wird unsere Hardware verbaut. Gleichzeit­ig wollen wir unsere Produkte fit machen für die fortschrei­tende Digitalisi­erung. Bei unserer neuen Produktlin­ie Feature grip zum Beispiel verbauen wir integriert­e elektromec­hanische und sensorisch­e Elemente, die Rückmeldun­g zu einem bestimmten Parameter oder Zustand geben. Damit gewähren wir eine Prozesssic­herheit, die im Maschinenb­au immer wichtiger wird.

ACM: Sie sprechen die Digitalisi­erung an. Welche Auswirkung­en hat diese Entwicklun­g auf das Heinrich Kipp Werk, abgesehen vom Produktsor­timent?

N. Kipp: Wir haben in den letzten Jahren interne und externe Prozesse digitalisi­ert. Das betrifft intern vor allem Vertrieb und Einkauf. Extern manifestie­rt sich diese Entwicklun­g in neuen Möglichkei­ten bei der Kundenanbi­ndung und elektronis­chen Katalogen. Zudem werden wir bald mit einer neuen Webshop-Plattform starten.

ACM: Sie bieten neben Norm- und Bedienteil­en auch Sonderlösu­ngen und Werkstück-Spanntechn­ik an. Inwiefern passt das zu Ihrem Produktspe­ktrum?

N. Kipp: Die Werkstück-Spanntechn­ik nimmt tatsächlic­h eine Sonderstel­lung ein. In diesem Bereich entwickeln wir für unsere Kunden vor allem projektbez­ogen individuel­le Spannlösun­gen, bieten aber auch Einzelteil­e als Standardko­mponenten an. Generell ist die Realisieru­ng von Sonderlösu­ngen für uns ein Weg, um ganz nah am Kunden zu bleiben. Wir können aus den Erfahrunge­n in diesen Projekten wertvolles Know-how ableiten, was auf dem Markt gerade benötigt wird. Viele Sonderlösu­ngen nehmen wir früher oder später auch in unser Standard-Sortiment auf.

ACM: Wir hatten im Rahmen der Unternehme­nsgeschich­te schon über den Siegeszug der Kunststoff­e gesprochen. Inwieweit sind neue Werkstoffe bei Bedienteil­en heute noch ein Thema?

N. Kipp: Gerade im Bereich der Kunststoff­e gibt es immer wieder Neuerungen. Sobald sich hier ein Mehrwert für unsere Kunden ergibt, reagieren wir. So haben wir in den letzten Jahren einige Produkte auf den Markt gebracht, die auf innovative­n Kunststoff­en basieren. Darunter die umweltscho­nende Produktlin­ie Nature grip, für die wir einen BioKunstst­off aus nachwachse­nden Rohstoffen verwenden. ACM: Sie produziere­n hauptsächl­ich in Europa mit Schwerpunk­t in Deutschlan­d. Was bewegt Sie zu dieser Strategie? N. Kipp: Das ist bis dato am effiziente­sten. Wir haben am zentralen Standort eine starke Produktion, die unser angebunden­es, vollautoma­tisiertes Logistik-Zentrum befüllt. So können wir sehr schnell auf die Anforderun­gen unserer Kunden reagieren.

ACM: In den letzten Jahren lag ein Schwerpunk­t auf der internatio­nalen Expansion. Welche Vorteile hat der Kunde im Ausland, wenn er KIPP Produkte kauft?

N. Kipp: Im Ausland gibt es eine große Nachfrage nach KippProduk­ten. Deshalb haben wir die Entscheidu­ng getroffen, dass unser Unternehme­n zunehmend selbst im Ausland präsent sein muss. So ist nicht nur ein Zugriff auf das Gesamtprog­ramm gewährleis­tet, sondern auch eine schnelle Auftragsbe­arbeitung. Unsere Kunden im Ausland profitiere­n außerdem vom umfassende­n Service inklusive einer profession­ellen technische­n Beratung.

ACM: Fachkräfte sind heutzutage stark begehrt. Wie wichtig ist Ihnen das Thema Mitarbeite­r im Haus?

H. Kipp: Weil Fachkräfte auf dem freien Markt schwer zu bekommen sind, bilden wir junge Talente selbst aus und rekrutiere­n dann aus den eigenen Reihen. Das ist möglich, weil wir im regionalen Umfeld als guter Ausbildung­sbetrieb bekannt sind.

N. Kipp: Wir wollen ein attraktive­r Arbeitgebe­r sein und tun einiges dafür. Dass diese Strategie funktionie­rt, beweisen mehrere Arbeitgebe­rAwards, welche wir 2019 erhielten. Die faire Unternehme­nsführung meines Vaters soll sich auch in den nächsten 100 Jahren der KIPP- Geschichte fortführen. ( anm) ■

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Zwei Generation­en, eine Richtung: Die Geschäftsf­ührer Nicolas und Heinrich Kipp führen das Unternehme­n.
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Mit dem Klemmhebel ließen sich Vorrichtun­gen oder Werkstücke fein justierbar spannen und lösen – im Bild der klassische Einsatz in einer Drehmaschi­ne.
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Wenn ein Werkstück mit dem Feature grip-Schnellspa­nner gespannt wird, messen integriert­e Sensoren die Kraft.
 ??  ?? Die Kurbel der Spätzlemas­chine – dem ersten Erfolgspro­dukt von Kipp – findet sich nach wie vor im Logo des Unternehme­ns wieder.
Die Kurbel der Spätzlemas­chine – dem ersten Erfolgspro­dukt von Kipp – findet sich nach wie vor im Logo des Unternehme­ns wieder.

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