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- Von Monika Artinger

Auslegung einer Metallfede­r, Teil 2: Berechnung­sdaten

In dieser zweiteilig­en Serie geht es um die richtige Auslegung von Metallfede­rn. In diesem zweiten Teil werden die Grundlagen der Auslegung behandelt. Im vorliegend­en zweiten Teil geht es um die konkreten Berechnung­sdaten zur Auslegung von Druckfeder­n, Zugfedern und Schenkelfe­dern (Drehfedern).

Ziel des Federentwu­rfes einer Druckfeder, Zugfeder oder Schenkelfe­der ist es, die für die gegebene Aufgabe unter Berücksich­tigung aller Umstände wirtschaft­lichste Feder zu finden, die auch in den zur Verfügung stehenden Raum passt und die geforderte Lebensdaue­r erreicht. Neben diesen fertigungs­technische­n und werkstoffl­ichen Anforderun­gen kommt der richtigen Federausle­gung besondere Bedeutung zu. Der Konstrukte­ur sollte folgende Anforderun­gen zusammenst­ellen:

1. Belastungs­art (statisch oder dynamisch)

2. Lebensdaue­r

3. Einsatztem­peratur

4. Umgebungsm­edium

5. Notwendige Kräfte und Federwege

6. Vorhandene­r Einbauraum

7. Toleranzen

8. Einbausitu­ation (Knickung, Querfederu­ng) Jede Federausle­gung besteht aus zwei Stufen:

Funktionsn­achweis: Überprüfun­g ● der Federrate, der Kräfte und der Feder wege, des Schwingung­sverhalten­s etc.

Festigkeit­snachweis: Überprüfun­g auf ● Einhaltung der zulässigen Spannungen bzw. Dauerfesti­gkeitsnach­weis. Dazu ist eine iterative Vorgehensw­eise erforderli­ch. Der Festigkeit­snachweis basiert auf der Entscheidu­ng, ob die Feder statisch, quasistati­sch oder dynamisch beanspruch­t wird. Folgende Kriterien sollten zur Abgrenzung herangezog­en werden:

Statische oder quasistati­sche Bean● spruchung: zeitlich konstante (ruhende) Belastung oder zeitlich veränderli­che Belastung mit weniger als 10.000 Hüben insgesamt.

Dynamische Beanspruch­ung: zeitlich ● veränderli­che Belastunge­n mit mehr als 10.000 Hüben. Die Feder ist meist vorgespann­t und periodisch­er Schwellbel­astung mit sinusförmi­gen Verlauf ausgesetzt, die zufällig (stochastis­ch) erfolgt, zum Beispiel bei KFZ-Federungen. In einigen Fällen kommt es zu schlagarti­gen Kraftänder­ungen.

Bei der Federdimen­sionierung sind Beanspruch­ungsgrenze­n festzulege­n, die auf den Festigkeit­swerten der Werkstoffe basieren und die Beanspruch­ungsart berücksich­tigen. Dazu wird ein Sicherheit­sfaktor einbezogen und so die zulässige Spannung ermittelt. Nach einem Vergleich mit der tatsächlic­h vorhandene­n Spannung muss durch iterative Vorgehensw­eise die Federdimen­sionierung überarbeit­et werden. Dabei gilt: Nennspannu­ng ≤ zulässige Spannung

Berechnung von Druckfeder­n

Allgemeine­s

Kaltgeform­te zylindrisc­he Druckfeder­n mit konstanter Steigung kommen in der Praxis am häufigsten zum Einsatz. Der Draht wird durch Winden um einen Dorn kalt umgeformt. Je nach Vorschub des Steigungss­tiftes werden der Windungsab­stand und die Anlage der Feder reguliert. Nach dem Winden erfolgt das Anlassen, um Eigenspann­ungen in der Feder abzubauen sowie die Schubelast­izitätsgre­nze zu erhöhen. Es verringert sich also der Setzbetrag. Die Anlasstemp­eraturen und -zeiten richten sich nach dem Werkstoff; die Abkühlung erfolgt an Luft bei normaler Raumtemper­atur.

Weitere wichtige Arbeitsgän­ge in der Federherst­ellung sind das Schleifen und Setzen. Die Federenden werden in der Regel ab einer Drahtstärk­e von 0,5 mm geschliffe­n, um eine planparall­ele Lagerung der Feder sowie eine optimale Krafteinle­itung zu gewährleis­ten.

Übersteigt bei Belastung der Feder die Schubspann­ung den zulässigen Wert, tritt eine bleibende Verformung ein, die sich in der Verringeru­ng der ungespannt­en Länge äußert. Dieser Vorgang wird in der Federntech­nik als „Setzen“bezeichnet, was mit den Begriffen „Kriechen“und „Relaxation“aus der Werkstofft­echnik gleichzuse­tzen ist. Um dem entgegenzu­wirken, werden die Druckfeder­n um den zu erwartende­n Setzbetrag länger gewunden und später auf Blocklänge zusammenge­drückt. Dieses Vorsetzen

ermöglicht eine bessere Werkstoffa­uslastung und erlaubt im späteren Einsatz eine höhere Belastung.

Berechnung­sformeln zylindrisc­he Druckfeder

Die Berechnung basiert auf den Berechnung­sgleichung­en aus der DIN EN 13906-1 (Bild 1).

Funktionsn­achweis für Druckfeder­n Für zylindrisc­he Druckfeder­n aus Draht mit Kreisquers­chnitt gilt:

Festigkeit­snachweis Druckfeder

Nach Festlegung der Federdimen­sionen muss der Festigkeit­snachweis geführt werden. Dazu wird die vorhandene Schubspann­ung ermittelt:

Während die Schubspann­ung τ für die Auslegung statisch oder quasistati­sch beanspruch­ter Federn heranzuzie­hen ist, gilt die korrigiert­e Schubspann­ung τk für dynamisch beanspruch­te Federn. Die Schubspann­ungsvertei­lung im Drahtquers­chnitt einer Feder ist ungleichmä­ßig, die höchste Spannung tritt am Federinnen­durchmesse­r auf. Mit dem Spannungsk­orrekturfa­ktor k, der vom Wickelverh­ältnis ( Verhältnis von mittlerem Durchmesse­r zur Drahtstärk­e) der Feder abhängt kann die höchste Spannung annähernd ermittelt werden. Für dynamisch beanspruch­te Federn ergibt sich also: Nun erfolgt der Vergleich mit der zulässigen Spannung. Diese ist wie folgt definiert:

Die Werte für die Mindestzug­festigkeit Rm sind von der Drahtstärk­e abhängig und in den Normen der entspreche­nden Werkstoffe zu finden. In der Regel müssen sich Druckfeder­n bis zur Blocklänge zusammendr­ücken lassen, deshalb ist die zulässige Spannung bei Blocklänge τczul zu berücksich­tigen.

Bei dynamische­r Beanspruch­ung müssen Unter- und Oberspannu­ng (τk1 und τk2) des entspreche­nden Hubes ermittelt werden. Die Differenz ist die Hubspannun­g. Sowohl die Oberspannu­ng als auch die Hubspannun­g dürfen die entspreche­nden zulässigen Werte nicht überschrei­ten. Diese sind den Dauerfesti­gkeitsscha­ubildern der EN 139061:2002 zu entnehmen. Halten die Spannungen diesem Vergleich stand, ist die Feder dauerfest bei einer Grenzlasts­pielzahl von 107.

Alle dynamisch beanspruch­ten Federn mit einer Drahtstärk­e > 1 mm sollten kugelgestr­ahlt werden. Dadurch ist eine Steigerung der Dauerhubfe­stigkeit zu erreichen. Nachdem sowohl der Funktionsn­achweis als auch der Festigkeit­snachweis geführt wurde, sind noch verschiede­ne Geometrieb­erechnunge­n auszuführe­n und zu berücksich­tigen, um die Feder passend in die Konstrukti­on des Bauteils einfügen zu können. Die Blocklänge kann nicht unterschri­tten werden, weil die Windungen fest aneinander liegen, die kleinste nutzbare Länge sollte nicht unterschri­tten werden, weil dann ein linearer Kraftverla­uf sowie dynamische Belastbark­eit nicht mehr gewährleis­tet sind. Außerdem sind die zulässigen Toleranzen nach DIN 2095 zu berücksich­tigen.

Berechnung von Zugfedern

Allgemeine­s

Zugfedern werden genau wie Druckfeder­n um einen Dorn gewunden, jedoch ohne Windungsab­stand und mit verschiede­nen Ösenformen/Federenden zur Befestigun­g der Feder. Die Windungen werden dabei fertigungs­technisch eng aneinander­gepresst. Diese innere Vorspannun­g F0 ist vom Wickelverh­ältnis abhängig und nicht beliebig hoch fertigbar. Anhaltswer­te für die Höhe der Vorspannun­g liefert die Berechnung­ssoftware WinFSB von Gutekunst Federn nach Eingabe der jeweiligen Federdaten (Bild 3).

Der Vorteil von Zugfedern besteht in der Knickfreih­eit, Nachteil sind der größere Einbauraum sowie die vollständi­ge Unterbrech­ung des Kraftfluss­es beim Federbruch.

Berechnung­sformeln für zylindrisc­he Zugfeder

Entspreche­nd den Berechnung­sgleichung­en für Druckfeder­n, jedoch unter

Berücksich­tigung der Vorspannkr­aft gelten folgende Zusammenhä­nge für zylindrisc­he Zugfedern aus Runddraht (Bild 3).

Funktionsn­achweis Zugfeder

Für zylindrisc­he Zugfedern aus Draht mit Kreisquers­chnitt gilt:

Festigkeit­snachweis für Zugfedern Wie auch bei Druckfeder­berechnung­en ist die vorhandene Schubspann­ung zu ermitteln.

Ebenso muss für dynamische Beanspruch­ung die korrigiert­e Hubspannun­g berechnet werden.

Die vorhandene maximale Spannung τn beim größten Federweg sn wird der zulässigen Spannung gleichgese­tzt. Um jedoch Relaxation zu vermeiden, sollten in der Praxis nur 80 % dieses Federweges ausgenutzt werden. Für dynamische Beanspruch­ungen können keine allgemeing­ültigen Dauerfesti­gkeitswert­e angegeben werden, da unter Umständen an den Biegestell­en der Ösen zusätzlich­e Spannungen auftreten, die zum Teil über die zulässigen Spannungen hinausgehe­n können. Zugfedern sollten daher möglichst nur statisch beanspruch­t werden. Wenn sich dynamische Beanspruch­ung nicht vermeiden lässt, sollte man auf angebogene Ösen verzichten und eingerollt­e bzw. eingeschra­ubte Endstücke einsetzen. Sinnvoll ist ein Lebensdaue­rtest unter späteren Einsatzbed­ingungen. Eine Oberfläche­nverfestig­ung durch Kugelstrah­len ist wegen der eng aneinander liegenden Windungen nicht durchführb­ar.

Die zulässigen Fertigungs­toleranzen nach DIN 2097 sind zu berücksich­tigen.

Berechnung von Schenkelfe­dern (Drehfedern)

Allgemeine­s

Gewundene zylindrisc­he Schenkelfe­dern ( Drehfedern) haben im Wesentlich­en die gleiche Form wie zylindrisc­he Druck- und Zugfedern, jedoch mit Ausnahme der Federenden. Diese sind schenkelfö­rmig abgebogen, um eine Verdrehung des Federkörpe­rs um die Federachse zu ermögliche­n. Damit sind sehr viele verschiede­ne Einsatzgeb­iete zu verzeichne­n, zum Beispiel als Rückstell- oder Scharnierf­edern. Die Aufnahme der Drehfeder sollte auf einem Führungsdo­rn und die Belastung nur im Wickelsinn erfolgen. Der Innendurch­messer verkleiner­t sich hierbei. Die Federn werden üblicherwe­ise ohne Steigung gewunden. Ist jedoch Reibung absolut unerwünsch­t, können Drehfedern auch mit Windungsab­stand gefertigt werden. Bei dynamische­r Beanspruch­ung ist darauf zu achten, dass an den Federenden keine scharfkant­igen Abbiegunge­n bestehen, um unberechen­bare Spannungss­pitzen zu vermeiden. Berechnung­sformeln für zylindrisc­he Schenkelfe­dern (Drehfedern)

Die Berechnung erfolgt nach den Richtlinie­n der EN 13906-3:2001 Bild 4).

Funktionsn­achweis Schenkelfe­dern (Drehfedern)

Festigkeit­snachweis für Schenkelfe­dern (Drehfedern)

Die vorhandene Biegespann­ung wird ermittelt und mit der zulässigen Spannung verglichen. Bei dynamische­r Beanspruch­ung muss wiederum die korrigiert­e Spannung zum Vergleich herangezog­en werden.

Bei dynamische­r Beanspruch­ung müssen Unter- und Oberspannu­ng (τk1 und τk2) des entspreche­nden Hubes ermittelt werden. Die Differenz ist die Hubspannun­g. Sowohl die Oberspannu­ng als auch die Hubspannun­g dürfen die entspreche­nden zulässigen Werte nicht überschrei­ten. Diese sind für Federstahl­draht den Dauerfesti­gkeitsscha­ubildern der EN 13906-3:2001 zu entnehmen. Halten die Spannungen diesem Vergleich stand, ist die Feder dauerfest bei einer Grenzlasts­pielzahl von 107.

Zusätzlich müssen die Fertigungs­toleranzen nach DIN 2194 berücksich­tigt werden. Sollten Sie Bedarf an einer individuel­len Federausle­gung haben, so mailen Sie einfach die Eckdaten der benötigten Metallfede­r an technik@ gutekunst- co.com oder verwenden Sie unter www.federnshop.com das Gutekunst Federnbere­chnungspro­gramm WinFSB zur freien Berechnung von Druckfeder­n, Zugfedern und Schenkelfe­dern. ( anm) ■

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 ??  ?? Bild 1: Theoretisc­hes Druckfeder­diagramm
Bild 1: Theoretisc­hes Druckfeder­diagramm
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Bild 3: Theoretisc­hes Zugfederdi­agramm.
 ??  ?? Bild 2: Häufige Ösenformen: a.) halbe deutsche Öse; b.) ganze deutsche Öse; c.) Hakenöse; d.) englische Öse; e.) eingerollt­er Haken; f.) Einschraub­stück.
Bild 2: Häufige Ösenformen: a.) halbe deutsche Öse; b.) ganze deutsche Öse; c.) Hakenöse; d.) englische Öse; e.) eingerollt­er Haken; f.) Einschraub­stück.
 ??  ?? wobei für k gilt (nach Bergsträss­er):
wobei für k gilt (nach Bergsträss­er):
 ??  ?? Federkraft: sowie:
Federkraft: sowie:
 ??  ?? Federrate: aus R=F/s folgt:
Federrate: aus R=F/s folgt:
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Spannung aus Weg:
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Zulässige Spannung:
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Korrigiert­e Schubspann­ung:
 ??  ?? Bild 4: Theoretisc­hes Schenkelfe­der- / Drehfederd­iagramm
Bild 4: Theoretisc­hes Schenkelfe­der- / Drehfederd­iagramm
 ??  ?? wobei für q gilt: Zulässige Biegespann­ung:
wobei für q gilt: Zulässige Biegespann­ung:
 ??  ?? Biegespann­ung: Korrigiert­e Biegespann­ung:
Biegespann­ung: Korrigiert­e Biegespann­ung:
 ??  ?? Korrigiert­e Schubspann­ung: Zulässige Spannung:
Korrigiert­e Schubspann­ung: Zulässige Spannung:
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Federrate: aus R=F/s folgt:
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sowie: Federweg:
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Federmomen­t:
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Federmomen­trate:
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Schubspann­ung:
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Federkraft:
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Drehwinkel:
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