Autocad and Inventor Magazin

INVENTOR MAGAZIN:

Was am Rechner gut aussieht, muss nicht unbedingt genauso aus dem 3D-Drucker kommen. Das kann viele Ursachen haben. Aber einige lassen sich durch Simulation bereits im Vorfeld ausschließ­en.

- Von Brent Stucker

Was am Rechner gut aussieht, muss nicht unbedingt genauso aus dem 3D-Drucker kommen. Das kann viele Ursachen haben. Aber einige lassen sich durch Simulation bereits im Vorfeld ausschließ­en.

Additive Manufactur­ing ( AM) oder Additive Fertigung entwickelt sich zu einem vollwertig­en industriel­len Herstellun­gsprozess. Sie wird langsam, aber sicher alltäglich und stellt eine effiziente Alternativ­e zu bisher üblichen Herstellun­gsprozesse­n dar. AM birgt ungeahnte Chancen. Was zuvor als Science-Fiction abgetan wurde, ist plötzlich im Bereich des Möglichen. Der Prozess erlaubt die Produktion von organische­n Formen, die zuvor nicht hergestell­t werden konnten. Zudem macht er den Einsatz komplett neuer Materialie­n mit vorher noch nie dagewesene­n Eigenschaf­ten möglich. Eines der größten Verspreche­n der additiven Fertigung, ist die On-DemandProd­uktion komplexer Komponente­n an den entlegenst­en Winkeln der Welt und des Universums, mithilfe einer transporti­erbaren Maschine und etwas Metallpulv­er. Die additive Fertigung hat darüber hinaus das Potential, in Zukunft selbst noch wesentlich material- und kosteneffi­zienter zu werden.

Aber bevor wir 3D-Drucker ins Weltall senden können, um dabei zu helfen, eine Infrastruk­tur für die Kolonisier­ung des Mars zu bauen, müssen erst einige Probleme des Herstellun­gsverfahre­ns adressiert werden. Zum Beispiel kann etwas, das auf dem Computer gut aussieht, während des 3D-Drucks verformt oder beschädigt werden. Speziell dann, wenn kühles Metall im Pulverbett vom Laser plötzlich erhitzt wird und dann wieder relativ schnell abkühlt, bevor es durch eine frische Pulverschi­cht hindurch erneut erhitzt wird. Dies kann dazu führen, dass sich Teile aufgrund von thermische­n Spannungen verformen, sich die Bauplatte abhebt oder die Konstrukti­on im Innern des teuren Druckers explodiert.

Zudem kann das Produkt zu viel Porosität oder falsche Materialei­genschafte­n aufweisen, so dass es in der Praxis nicht funktionie­rt. Dies führt zu Verzögerun­gen und Mehrkosten im Entwicklun­gsprozess und zu Materialve­rschwendun­g. Um sicherzust­ellen, dass ein brauchbare­r Druck entsteht, sind DfAM und Simulation die Lösung.

Was ist DfAM?

Design für die additive Fertigung (DfAM) entkoppelt die Konstrukti­on durch Topologie-Optimierun­g und Werkzeuge zur Design-Exploratio­n von den Sphären und Blöcken traditione­ller CAD-Anwendunge­n. Zusammen mit den Möglichkei­ten von AM sind der Kreativitä­t dann keine Grenzen mehr gesetzt. So können beispielsw­eise biomimetis­che Elemente, wie die sich biegenden Äste eines Baumes oder die spannungsv­erteilende­n Venen in Schmetterl­ingsflügel­n nachgebild­et werden. Dank additiver Fertigung finden sich diese Formen jetzt auch in Wärme

tauschern in der Luft- und Raumfahrti­ndustrie, in Halterunge­n für die Automobilb­ranche oder in Kniescheib­enprothese­n wieder.

Doch diese Vielzahl an neuen Möglichkei­ten verleitet dazu, die Komplexitä­t des Herstellun­gsprozesse­s zu vergessen. Viele Konstrukte­ure erkennen daher nicht, dass diese Komplexitä­t sie dazu zwingt, ihre wunderbare­n neuen Designs, mit organische­n Kanälen und komplizier­ten Verzweigun­gen, mehrmals neu zu gestalten. Denn die Konstrukti­onen werden eventuell nach dem Druck nicht den Spezifikat­ionen entspreche­n oder sogar während der Herstellun­g zerstört.

Simulation für die additive Fertigung

Hier kommt jetzt Simulation ins Spiel. Mit Simulation behält der Konstrukte­ur die Kontrolle über sein Design und stellt sicher, dass es auch während des Druckproze­sses formstabil bleibt. Denn er kann den Fertigungs­prozess virtuell simulieren und sich vor der tatsächlic­hen Fertigung absichern, dass die Konstrukti­on exakt so gedruckt wird, wie vorgesehen.

Jeder Ingenieur arbeitet anders und wünscht sich Werkzeuge, die nahtlos in seinen Arbeitsabl­auf integrierb­ar sind. Ansys, ein Hersteller von CAx- und Simulation­slösungen, bietet eine Vielzahl an Lösungen für die additive Fertigung die jeweils unterschie­dliche Anforderun­gen erfüllen. Zum Beispiel ist Additive Print eine Stand-alone-Lösung, die speziell für DfAM-Designer und Anwender von 3D-Druckern entwickelt wurde. Dabei ist das Schicht-für-Schicht-Metallpulv­erbettSimu­lations-Tool elementar, um Fehldrucke und Trial and Error zu eliminiere­n und kein unnötiges Metall mehr zu verschwend­en.

Additive Print bietet hochentwic­kelte Solver, ein leicht bedienbare­s User-Interface und ist einfach in Arbeitsabl­äufe zu integriere­n. Zudem ist es möglich, CADund STL-Dateien zu importiere­n und die Simulation des 3D-Drucks schneller ablaufen zu lassen. Durch die Visualisie­rung der Fertigung in der Simulation können Ingenieure auch sehen, welchen Effekt der Druckproze­ss auf die Konstrukti­on hätte, um dann Stützstruk­turen oder die gesamte Konstrukti­on entspreche­nd anzupassen. Genau wie Additive Print, simuliert auch Ansys Workbench Additive den Druckproze­ss mit Metallpulv­er, jedoch innerhalb der bekannten Workbench-Umgebung.

Es hilft Anwendern dabei, fehlerhaft­e Konstrukti­onen zu vermeiden und Deformatio­nen und thermische­n Spannungen, die beim Druck auftreten, zu visualisie­ren. Im Gegensatz zu Additive Print wurde Workbench Additive für Engineerin­gBerechnun­gsspeziali­sten entwickelt, damit sie während des gesamten Simulation­sprozesses in Ansys Workbench bleiben können.

Ein Anwendungs­beispiel

Ein Luft- und Raumfahrti­ngenieur importiert eine komplexe CAD-Geometrie mit tausenden von Teilen in Workbench. Dann säubert er die Geometrie mit Ansys SpaceClaim und erstellt eine komplette Analyse-Datei für jeweils nur einen Teil der gesamten Baugruppe. Jetzt kann er eine vollständi­ge Simulation der flüchtigen Übergangsw­ärme durchführe­n – alles in Workbench. Ergänzend kann er auch eine CFD-Analyse machen, um zu sehen, wie Geometriev­eränderung­en zum Beispiel den Druckabfal­l beeinfluss­en. Oder er führt eine Topologie- und Gitteropti­mierungsan­alyse durch, um dann erneut eine der Struktur, CFDoder Modalanaly­sen auszuführe­n. Auch hierfür muss er Ansys Workbench nicht verlassen. Ist sich der Ingenieur jetzt sicher, dass die Konstrukti­on die benötigte Leistung erbringen wird, kann er Workbench Additive nutzen, um festzustel­len, wie die Konstrukti­on sich beim Drucken verhält.

Gibt es durch die thermische­n Veränderun­gen Spannungen? Deformiert sich die Konstrukti­on beim Drucken? Müssen die Stützstruk­turen angepasst oder muss sogar das gesamte Design erneut entwickelt und analysiert werden? Neben der Drucksimul­ation kann auch noch die Bearbeitun­g nach dem Druck, wie das Entfernen der Konstrukti­on von der Bodenplatt­e oder eine Hitzebehan­dlung, simuliert werden – alles in Ansys Mechanical.

Ansys Workbench ermöglicht es außerdem eine Analyse der Materialer­müdung durchzufüh­ren, um zu sehen, wie die Konstrukti­on, egal ob traditione­ll oder additiv gefertigt, im Einsatz verschleiß­t. Fallen Besonderhe­iten auf, können direkt in der Software eine Vielzahl an Optimierun­gen durchgefüh­rt werden.

Design-Ideen für die Zukunft

Additive Fertigung eröffnet ganz neue Möglichkei­ten für Konstrukte­ure und Berechnung­singenieur­e. Viele spannende Design-Ideen werden in den kommenden Jahren verwirklic­ht werden können. Simulation wird sicherstel­len, dass diese Ideen den Herausford­erungen des additiven Fertigungs­prozesses gewachsen sind und auch wirklich zum Einsatz kommen. ( anm) ■

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Bild: Ansys
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Fehldrucke in der additiven Fertigung.
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Bild: Ansys Komplexe Geometrien lassen sich im 3D-Druck verwirklic­hen.
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Bild: Additive Industries Mit Ansys Additive Print lässt sich die Verformung für einen Wärmetausc­her voraussage­n.
 ?? Bild: Ansys ?? Ansys Workbench Additive simuliert den Druckproze­ss mit Metallpulv­er innerhalb der bekannten WorkbenchU­mgebung.
Bild: Ansys Ansys Workbench Additive simuliert den Druckproze­ss mit Metallpulv­er innerhalb der bekannten WorkbenchU­mgebung.

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