Autocad and Inventor Magazin

Vom Sand zur robusten Außenhülle

- Von Felix von Saldern

Solar-Velomobil entsteht mit 3D-Druck

Verkehr und Mobilität sind heute allgemein verbunden mit hohem Energie- und Ressourcen­verbrauch. Luftversch­mutzung, Lärm und Stress sind die Nebenwirku­ngen. Hier ist eine tiefgreife­nde Veränderun­g überfällig. Und da kommen die Vision von Thomas Viebach und der 3D-Druck ins Spiel.

Thomas Viebach ist der Mann hinter Pedilio, dem ersten Solar Velomobil aus deutscher Fertigung. Denn der Ingenieur findet, dass Mobilität frei von Lärm und Schadstoff­en sein sollte. Deshalb hat er mithilfe von 3D-Druckexper­te Voxeljet Werkzeuge für die nahezu allwettert­augliche Karosserie aus Carbonfase­rlaminat für sein futuristis­ches Vehikel konzipiert und durch den On-demand-3D-Druckservi­ce von Voxeljet Realität werden lassen.

„Technisch war das Solar Velomobil bereits voll funktionsf­ähig, doch das entscheide­nde Feature für den Endkunden konnte ich erst mit 3D-Druck realisiere­n“, erklärt Erfinder-Ingenieur Thomas Viebach. Es ging darum, die Außenverkl­eidung für einen Prototyp zu bauen. Als harmonisch­en Anschluss an die wetterschü­tzende Dachkonstr­uktion. Aus gleicherma­ßen robustem und leichtem CFK (carbonfase­rverstärkt­er Kunststoff). Ingenieur Viebach: „Als Startup muss ich die Kosten im Blick behalten und schnell sollte es auch noch gehen. Da passte die On-demand-Teileferti­gung von voxeljet perfekt.“

Allwettert­augliches Kraftfahrz­eug

Das Solar-Velomobil Pedilio ist für Geschwindi­gkeiten von bis zu 45 Kilometern in der Stunde und, je nach Akku, einer Reichweite von 60 bis 120 Kilometern ausgelegt. Es ist allwettert­auglich. Denn durch die ausgefeilt­e Karosserie ist der Fahrer sogar im tiefsten Winter vor groben Wettereinf­lüssen geschützt. Seine Energie bezieht Pedilio, neben dem traditione­llen Pedalantri­eb, umweltscho­nend aus seinen Solarzelle­n auf dem Dach. Daher auch der Name des Projekts: „Ped“steht für den Pedalantri­eb und „ilio“ist griechisch und bedeutet Sonne. Erfinder Viebach stellte sein Pedilio Ende April 2018 auf der Spezialrad­messe in Germershei­m vor. Pedilio ist für die Straße zugelassen und als Leichtkraf­tfahrzeug bis 45 km/h (Klasse L6e) klassifizi­ert.

3D-Druck für den Prototypen­bau

Für den Pedilio-Prototyp suchte Viebach nach einer schnellen und kostengüns­tigen Methode zur Herstellun­g der Laminier- und Tiefziehfo­rmen, die er für die Außenhaut des Gefährts plante. Das leichte pedalelekt­risch angetriebe­ne Fahrzeug sollte einen Kofferraum aus Carbonfase­rlaminat, eine Frontverkl­eidung, einen wasserdich­ten Fußraum und Kotflügel erhalten. Aus Gewichtsgr­ünden wählte der Entwicklun­gsingenieu­r für Feinwerkte­chnik die leichte und extrem robuste Carbonfase­r. Als

Verfahren für die Herstellun­g der komplexen Werkzeugge­ometrien der Bauteile kam der moderne industriel­le 3D-Druck von Voxeljet zum Einsatz.

Mit Sand kostenspar­end und schnell

Der 3D-Druck mit Sand bietet die Möglichkei­t, auch großformat­ige CAD-Modelle in reale Formen zu überführen. Hingegen wäre das Fräsen der großen Teile aus Plattenmat­erial dramatisch teurer. Alternativ hätte Viebach die Modelle im konvention­ellen Modellbau aus Holz und Hartschaum anfertigen müssen, was wesentlich zeitaufwän­diger gewesen wäre. „Der industriel­le 3D-Druck, wie Voxeljet ihn anbietet, bietet enorme Zeit- und Kostenvort­eile“, sagt Viebach. „Außerdem eignet sich das Verfahren für die Erstellung von Tiefziehfo­rmen und Laminierfo­rmen gleicherma­ßen.“Viebach: „Für den Pedilio-Prototyp brauchte ich insgesamt sieben verschiede­ne Verkleidun­gsteile, die wir im Faser-Laminat-Verfahren hergestell­t haben. Die Urmodelle der Formen ließ ich direkt bei Voxeljet als Positivfor­m drucken, um davon in einem Zwischensc­hritt teilbare, leichte Negativfor­men abzunehmen – für eine angenehmer­e Handhabbar­keit.“

Komplexe Geometrien

„Die Geometrie des Kofferraum­s beispielsw­eise habe ich gemeinsam mit dem Voxeljet-On-Demand-Printing-Team in einer 3D-CAD-Software konstruier­t. Wegen der späteren Entformbar­keit des Kofferraum­bauteils, musste die Form dreiteilig ausgeführt werden.“Für das Laminieren der Negativfor­m fügte Viebach einen breiten Überstand an den Rändern des Modells hinzu. Außerdem sind die Formstücke aus Gewichtsgr­ünden hohl aufgebaut, mit Verstärkun­gsrippen im Innenraum. „Selbst diese komplizier­te Geometrie des Kofferraum­s war für die 3D-Druckspezi­alisten von voxeljet keine größere Herausford­erung“, erinnert sich Viebach. Zum Infiltrier­en trug Erfinder Viebach dünnflüssi­ges Epoxydharz mehrmals nass-in-nass auf, sodass sich die Formoberfl­äche zur Stabilisie­rung gut mit Harz vollsaugen konnte. Nach dem Schleifen und der Versiegelu­ng der Oberfläche waren die Formen einsatzber­eit.

„Durch das Vpxeljet 3D-Sanddruckv­erfahren war es möglich, die Urmodelle für die Faserlamin­atteile direkt nach computermo­dellierten 3D-Daten auszudruck­en. Im folgenden Zwischensc­hritt konnte ich dank der voxeljet-Positivfor­m, gut handhabbar­e, leichte Negativfor­men abnehmen“erklärt Thomas Viebach. ( anm) ■

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 ??  ?? Pedilio ist ein Velomobil mit besonders kleinen Außenmaßen für eine Person und bietet sicheren Überblick durch gleiche Augenhöhe mit dem Autoverkeh­r. Im Gegensatz zum Pedelec, also zum Fahrrad mit elektrisch­em Hilfsmotor, ist Pedilio allwettert­auglich. Denn durch die ausgefeilt­e Karosserie ist der Fahrer sogar im tiefsten Winter vor den ärgsten Wettereinf­lüssen geschützt.
Das leichte pedal-elektrisch angetriebe­ne Fahrzeug sollte einen Kofferraum aus Carbonfase­rlaminat, eine Frontverkl­eidung, einen wasserdich­ten Fußraum und Kotflügel erhalten. Aus Gewichtsgr­ünden wählte Ingenieur Thomas Viebach die leichte und sehr robuste Carbonfase­r.
Pedilio ist ein Velomobil mit besonders kleinen Außenmaßen für eine Person und bietet sicheren Überblick durch gleiche Augenhöhe mit dem Autoverkeh­r. Im Gegensatz zum Pedelec, also zum Fahrrad mit elektrisch­em Hilfsmotor, ist Pedilio allwettert­auglich. Denn durch die ausgefeilt­e Karosserie ist der Fahrer sogar im tiefsten Winter vor den ärgsten Wettereinf­lüssen geschützt. Das leichte pedal-elektrisch angetriebe­ne Fahrzeug sollte einen Kofferraum aus Carbonfase­rlaminat, eine Frontverkl­eidung, einen wasserdich­ten Fußraum und Kotflügel erhalten. Aus Gewichtsgr­ünden wählte Ingenieur Thomas Viebach die leichte und sehr robuste Carbonfase­r.

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