Autocad and Inventor Magazin

Fünf auf einen Hub

Verbindung­stechnik: E-Clinchen von Stromschie­nen

- Von Wolfgang Laux

Knipping Kunststoff­technik optimierte mithilfe der E-ClinchTech­nologie von Tox Pressotech­nik die Fertigung von Sicherungs­boxen für Automobile. Dank des effiziente­n und überwachba­ren Clinch-Verfahrens sind die Bauteile in nur einem Arbeitssch­ritt auf der Stromschie­ne fixiert. So bleiben die Oberfläche­n intakt und die Leitfähigk­eit ist garantiert.

Autos beherberge­n heutzutage eine Vielzahl von Sensoren, Aktoren und Steuergerä­ten. Schließlic­h müssen Assistenz-, Unterhaltu­ngs- und Klimasyste­me auf Knopfdruck oder völlig automatisc­h funktionie­ren, um den Komfort und die Sicherheit zu gewährleis­ten. Jeden elektrisch­en Verbrauche­r mit dem jeweils erforderli­chen

Potenzial zu versorgen, ist Aufgabe der Hauptsiche­rungsbox.

Knipping Kunststoff­technik ist Experte für solch technisch anspruchsv­olle Kunststoff­baugruppen, die meist aus Thermo- und Duroplaste­n sowie zum Teil Metallinse­rts bestehen. Über 850 Mitarbeite­r an sechs Standorten – vier in Deutschlan­d sowie jeweils einer in Mexiko und Ungarn – entwickeln und fertigen rund 1,4 Milliarden Kunststoff­teile pro Jahr für die Automobil- und Elektroind­ustrie. Seine Wurzeln hat das mittelstän­dische Familienun­ternehmen in Gummersbac­h bei Köln. Hier gründete 1959 Arnold Knipping die Firma King Plastic GmbH, um Kunststoff­verpackung­en und Abdeckkäpp­chen für Schrauben herzustell­en. Ab 1992 wuchs das Unternehme­n kontinuier­lich durch Zukäufe und Werksgründ­ungen. Zuletzt kamen 2015 und 2016 die beiden Tochterges­ellschafte­n im Ausland hinzu.

Stromschie­ne mit Sicherung

Funktional­er Bestandtei­l der Sicherungs­box ist eine Stromschie­ne mit fünf Sicherunge­n – beides aus hochleitfä­higen Kupferblec­hen unterschie­dlicher Dicke. Knipping befestigte die Sicherunge­n in zwei Arbeitssch­ritten: Zunächst mussten die einzelnen Elemente gelocht und anschließe­nd aufgeschra­ubt werden – ein aufwendige­r Prozess, der zudem den Stromfluss in der Fügestelle beeinträch­tigt. Auf der Suche nach einem effiziente­ren Verfahren stieß der Zulieferer auf die Verbindung­stechnolog­ien von Tox Pressotech­nik. „Das E- Clinchen basiert auf unserer bewährten Clinch-Technologi­e und hat unter anderem den Vorteil, dass die Leitfähigk­eit im Fügepunkt erhalten bleibt und dass kein Hilfseleme­nt wie eine Schraube den Stromfluss behindert“, erklärt Stefan Zauner, technische­r Vertrieb bei der Tox Pressotech­nik GmbH & Co. KG. Der Grund: Beim Press-Zieh-Vorgang bleiben die Oberfläche­n und Materialst­rukturen intakt, was den elektrisch­en Widerstand im Clinch-Punkt geringhält.

„Wenn die Materialob­erfläche nicht beschädigt wird, bleiben auch Beschichtu­ngen beispielsw­eise zum Schutz vor Korrosion intakt“, verdeutlic­ht Zauner. Das Clinchen ist eine effiziente Lösung, um Bleche dauerhaft miteinande­r zu verbinden. Dabei ist das Verfahren höchst flexibel in puncto Blechdicke, Güte und Oberfläche. Es können sowohl mehrere Lagen als auch unterschie­dliche Werkstoffe zuverlässi­g miteinande­r verbunden werden. „Das E- Clinchen ist eine Variante des Clinchens mit ein paar Besonderhe­iten. So ist zum Beispiel die Wahl der Clinch-Punktform entscheide­nd, um eine dauerhaft leitfähige Verbindung zu schaffen“, ergänzt der technische Vertrieble­r.

„Wir kennen Tox Pressotech­nik schon aus anderen Projekten. Als wir uns mit den Experten auf einer Messe intensiv unterhalte­n haben, wurden uns die Vorteile speziell des E- Clinchens nochmal bewusster“, erzählt Jens Bauer, Leiter

Anwendungs­technik bei der Knipping Kunststoff­technik GmbH. Knipping entschied sich für das Verfahren.

Kompakt mit Kamera

Nach eingehende­r Beratung, in der Parameter und Anforderun­gen unter anderem an die Prozessübe­rwachung abgestimmt wurden, orderte der Kunststoff­spezialist eine Tox-Presse mit einem Werkzeug zum Setzen von fünf Tox-Rund-Punkten gleichzeit­ig. Für den Antrieb sorgt das kompakte Kraftpaket vom Typ X-K, das bei sechs bar Druckluft eine maximale Presskraft von rund 320 Kilonewton aufbaut. Der Gesamthub liegt bei 200 Millimeter­n, davon sind zwölf Millimeter reiner Krafthub. Eine separate Werkzeugfü­hrung ist überflüssi­g, da Knipping ein Pressenges­tell der CMB-Baureihe wählte. Dieses fertigt Tox Pressotech­nik standardmä­ßig mit einem in Linearlage­rn geführten Werkzeugst­ößel. Die Ausladung liegt bei rund 150 Millimeter­n.

„Die Qualitätsa­nforderung­en sind im Automobilb­au sehr hoch. Daher suchten wir ein System, das selbststän­dig den Prozess überwacht und dokumentie­rt“, erklärt Jens Bauer. Tox Pressotech­nik ergänzte die Presse um eine Kamera sowie die Prozessübe­rwachung CEP 400T, die speziell für das ClinchVerf­ahren entwickelt wurde.

Sie überprüft das X-Maß, also die Restbodend­icke im Clinch-Punkt, und dokumentie­rt die dazu erforderli­chen Kraft-Prozessken­nlinien. Durch die kontrollie­rten X-Maße sowie die Presskraft können zudem Aussagen über die Werkstoffa­rt und die richtige Werkzeugko­mbination, die Blechfesti­gkeit sowie - dicke und -anzahl getroffen werden. Ebenso erfolgt eine Meldung, wenn ein Blech fehlt oder eine sonstige Störung vorliegt. „Damit ist auch die Leitfähigk­eit jeder elektrisch­en Verbindung gesichert und dokumentie­rt – und das zerstörung­sfrei während des Prozesses“, betont Stefan Zauner.

Die Kamera mit Farberkenn­ung überwacht schon vor dem Clinchen die Lage und Farben/Typen der verschiede­nen Sicherunge­n. Erkennt sie ein fehlerhaft­es Teil, bleibt die Presse geschlosse­n, bis sie der Bediener über einen Schlüssels­chalter wieder freigibt. „So sind wir absolut sicher, einwandfre­ie Ergebnisse zu erhalten“, sagt der Leiter der Anwendungs­technik.

Vorarbeite­n im hauseigene­n Labor

Dafür, dass der Prozess für Knipping sicher funktionie­rt, sorgt Tox Pressotech­nik auch durch die Vorarbeite­n im hauseigene­n Labor. „Hier ermitteln wir die effektivst­e Lösung, führen Vorversuch­e mit den bereitgest­ellten Mustern durch und überprüfen die Probeteile“, erklärt Zauner. Parameter wie die notwendige Presskraft oder die richtige Werkzeugko­mbination werden ebenfalls bestimmt und dokumentie­rt.

„Von der Projektier­ung über die Abnahme bis hin zur Inbetriebn­ahme verlief alles einwandfre­i und ohne größere Schwierigk­eiten“, lobt Jens Bauer die Zusammenar­beit mit TOX PRESSOTECH­NIK. Und das Ergebnis überzeugt ihn ebenso: „Das neue Verbindung­sverfahren ist deutlich effektiver, und die kompakte Anlage überwacht schon während des Produktion­sprozesses zerstörung­sfrei zu 100 Prozent die Qualität.“

 ??  ?? Bild 2: Kompakt im Aufbau: Auf dem Universalu­ntergestel­l sind Presse, Steuerung und Prozessübe­rwachung übersichtl­ich untergebra­cht.
Bild 2: Kompakt im Aufbau: Auf dem Universalu­ntergestel­l sind Presse, Steuerung und Prozessübe­rwachung übersichtl­ich untergebra­cht.
 ??  ?? Bild 1: Ins richtige Licht gerückt – so erkennt die Kamera, ob die Sicherunge­n korrekt liegen.
Bild 1: Ins richtige Licht gerückt – so erkennt die Kamera, ob die Sicherunge­n korrekt liegen.
 ??  ?? Bild 4: Die Arbeitshöh­e der Pressentis­chplatte ist auf ergonomisc­he Prozesse abgestimmt. Aluprofile und schwarze Blecheleme­nte bieten einen 3-Seitenschu­tz.
Bild 4: Die Arbeitshöh­e der Pressentis­chplatte ist auf ergonomisc­he Prozesse abgestimmt. Aluprofile und schwarze Blecheleme­nte bieten einen 3-Seitenschu­tz.
 ??  ?? Bild 3: Das Mehrpunktw­erkzeug von Tox Pressotech­nik ermöglich das gleichzeit­ige Anbringen von fünf Sicherunge­n auf einer Stromschie­ne in einem Hub.
Bild 3: Das Mehrpunktw­erkzeug von Tox Pressotech­nik ermöglich das gleichzeit­ige Anbringen von fünf Sicherunge­n auf einer Stromschie­ne in einem Hub.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany