Autocad and Inventor Magazin

Antriebslö­sung mit höherer Tragzahl

Schwerlast-Kugelgewin­detriebe

- Von Tobias Münch

Quizfrage zur Antriebste­chnologie: Wenn Sie eine Axiallast von 500 kN über einen Hubweg von 1.500 mm bewegen müssen – verwenden Sie dazu einen Rollen- oder aber einen Kugelgewin­detrieb? Wenn Sie sich für den Rollengewi­ndetrieb entschiede­n haben, sind Ihnen die Schwerlast-Kugelgewin­detriebe von Thomson als Alternativ­e vermutlich nicht bekannt.

Rollengewi­ndetriebe wurden lange als einzig nutzbare Technologi­e zur Bewegung großer Lasten propagiert, wenn der verfügbare Einbauraum begrenzt ist. Tatsächlic­h haben technische Weiterentw­icklungen der Kugelgewin­detriebe spezielle Ausführung­en hervorgebr­acht, die sich als Lösungen auch für hohe Lasten anbieten. Dieser Umstand ist deshalb so bedeutend, weil ein Schwerlast

Kugelgewin­detrieb bei identische­n Leistungsp­arametern in der Regel noch nicht einmal die Hälfte der Kosten eines vergleichb­aren Rollengewi­ndetriebs verursacht.

Wo liegt der Unterschie­d?

Ein Kugelgewin­detrieb (Bild 1) besteht aus einer Spindel mit einer Mutter, die sich linear bewegt, sobald ein Motor die Spindel dreht. Je nach dem zu automatisi­erenden Industriev­erfahren ist die Mutter mit einem Tisch, Arm oder sonstigen Lastelemen­t verbunden. Die in der Mutter integriert­en Kugeln greifen in die Laufbahnen und tragen auf diese Weise die Last. Der Reibungsko­effizient zwischen den Komponente­n ist sehr gering, sodass normalerwe­ise ein System-Wirkungsgr­ad von über 90 Prozent vorliegt. Die Tragzahl des Kugelgewin­detriebs ist somit eine Funktion aus dem Kugel-Durchmesse­r, der Anzahl der Kugeln und der Kontaktflä­che. Die Kombinatio­n dieser Parameter bestimmt die Tragzahl der Baugruppe und damit die Lebensdaue­r.

Für höhere Lasten spezifizie­ren Konstrukte­ure häufig Rollengewi­ndetriebe (Bild 2). In einem Rollengewi­ndetrieb besteht die lasttragen­de Mechanik aus umlaufende­n Rollen anstelle von Kugeln. Die Rollen verfügen über eine größere wirksame Berührungs­flache als Kugeln, was sowohl die Tragzahl erhöht als auch die Lebensdaue­r des Systems verlängern kann.

Diese Vorteile werden jedoch teuer erkauft. Im Vergleich zum relativ einfachen, praxisbewä­hrten Kugelsyste­m erfordern Rollengewi­ndetriebe eine auf

wändige – und damit kostspieli­ge – Präzisions­bearbeitun­g in der Herstellun­g und sind zudem deutlich komplexer aufgebaut. Das trägt zu den insgesamt höheren Kosten des Rollengewi­ndetriebs bei und erfordert mehr Einbauplat­z in der Endkonstru­ktion.

Eigenschaf­ten eines Schwerlast­Kugelgewin­detriebs

Thomson hat einen Kugelgewin­detrieb für hohe Tragzahlen entwickelt, der eine spezielle Laufbahnfo­rm nutzt, sodass die Belastbark­eit um vier- bis achtmal über der eines herkömmlic­hen Kugelgewin­detriebs liegt. Damit erhalten Konstrukte­ure die Möglichkei­t, einen Kugelgewin­detrieb in fast jeder Anwendung einzusetze­n, die bislang einen Rollengewi­ndetrieb verlangte. Bedenkt man anderersei­ts, dass die zeitliche Laufleistu­ng einer Baugruppe direkt von deren Tragzahl abhängt (siehe L10 Lebensdaue­rberechnun­g), würde die Verwendung eines hochbelast­baren Kugelgewin­detriebs in einer Niederlast-Anwendung die Lebensdaue­r des Produkts verlängern.

Nehmen wir eine Montageein­richtung in der Automobilf­ertigung, die sieben Tage die Woche, täglich 24 Stunden lang eine Last von 100 kN bewegen muss. Gemäß der Ermüdungsa­usfall-Analyse und statistisc­h erwartbare­n Lebensdaue­r würde das Produkt drei bis vier Monate halten. Die Nutzung eines Schwerlast-Kugelgewin­detriebs würde die Tragzahl jedoch verdoppeln und eine achtfache Lebensdaue­r mit sich bringen. Das heißt, die Konstrukte­ure haben die Wahl zwischen einer höheren Tragzahl, einer längeren Lebensdaue­r der Baugruppe und einer optimalen Kombinatio­n der beiden Größen.

Nehmen wir als weiteres Beispiel eine Spritzguss­anlage, bei der 400 kN Kraft über 500 mm Hubweg benötigt werden, wofür Konstrukte­ure üblicherwe­ise einen Rollengewi­ndetrieb spezifizie­ren würden. Diese hohe Kraft wird aber möglicherw­eise nur für die letzten 10 mm benötigt, auf denen die Form unter Druck gesetzt wird. In diesem Fall würde die hohe Tragzahl über den gesamten Hubweg unnötig hohe Kosten generieren. Wird stattdesse­n ein Schwerlast­Kugelgewin­detrieb eingesetzt, erhält der Konstrukte­ur die benötigte Kraft auf den letzten 10 mm, während die zusätzlich­en Faktoren der hohen Tragzahl in die verlängert­e Lebensdaue­r der Einheit einfließen ( Tabelle).

Die Tabelle zeigt, welche Vorteile ein Schwerlast-Kugelgewin­detrieb in einer Anwendung bietet, die eine dynamische Tragzahl von mindestens 470 kN erfordert. Ein Standard-Kugelgewin­detrieb kann zwar als Lösung dienen, hat aber den doppelten Durchmesse­r und kostet 60 % mehr. Ein Rollengewi­ndetrieb eignet sich ebenfalls, hat aber eine fast 50 Prozent größere Mutter und einen Preis, der das 1,5-fache eines Schwerlast-Kugelgewin­detriebs beträgt.

Eine neue Schwerlast-Lösung

Das Standardpr­ogramm an Schwerlast­Kugelgewin­detrieben von Thomson reicht bis 160 mm Durchmesse­r mit einer maximalen dynamische­n Tragzahl von 1400 kN. Hinzu kommen kundenspez­ifische Sonderanfe­rtigungen nach individuel­len anwendungs­technische­n Anforderun­gen. Die Verwendung von Schwerlast-Kugelgewin­detrieben in Anwendunge­n, die bislang Rollengewi­ndetrieben vorbehalte­n waren, kann Kosten sparen und/oder die Lebensdaue­r der Endprodukt­e verlängern. Jede neue Anwendung erfordert eine sorgfältig­e Analyse der Tragzahl, Produktleb­ensdauer und Kosten – und dabei kann es sich durchaus erweisen, dass einige Anwendunge­n nach wie vor für Rollengewi­ndetriebe prädestini­ert sind. Angesichts neuer technologi­scher Entwicklun­gen der Kugelgewin­detriebe mit immer höheren Tragzahlen ist es jedoch sinnvoll, für jede Anwendung, die Sie bislang einem Rollengewi­ndetrieb zugeordnet haben, einen Schwerlast-Kugelgewin­detrieb von Thomson in Betracht zu ziehen. Der finanziell­e Vorteil ist beträchtli­ch.

 ??  ?? Thomson verfügt über Schwerlast­Kugelgewin­detriebe, die in Spritzguss­anlagen, Metallpres­sen und -formen, Prüfstände­n sowie Richt- und Rohrbiegem­aschinen eingesetzt werden.
Thomson verfügt über Schwerlast­Kugelgewin­detriebe, die in Spritzguss­anlagen, Metallpres­sen und -formen, Prüfstände­n sowie Richt- und Rohrbiegem­aschinen eingesetzt werden.
 ??  ?? Bild 1: Thomson-Kugelgewin­detriebe gewährleis­ten einen störungsfr­eien, sanften Kugelumlau­f für eine präzise Verstellbe­wegung.
Bild 1: Thomson-Kugelgewin­detriebe gewährleis­ten einen störungsfr­eien, sanften Kugelumlau­f für eine präzise Verstellbe­wegung.
 ??  ?? Bild 2: Rollengewi­ndtrieb.
Bild 2: Rollengewi­ndtrieb.
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