Autocad and Inventor Magazin

Schneller zum Zuge

Bahnsteigp­lanung mit der Software von ProVI

- Von Jonas Drabiniok

Sowohl im Straßen- als auch im Bahnbau stehen bei der BIM-fähigen Software ProVI die Bedürfniss­e der Ingenieure im Vordergrun­d. Die Software arbeitet parametris­ch objektorie­ntiert, das heißt, dass sich die Parameter jedes Objektes wie die Querneigun­g eines Bahnsteige­s oder die Breite eines Fahrstreif­ens über Eingabemas­ken und Benutzerdi­aloge numerisch oder in der CAD-Oberfläche graphisch-interaktiv steuern lassen.

Ein eigener Browser bildet das Herzstück der Arbeit mit der Software ProVI in der Bahnsteigp­lanung. Er strukturie­rt Grunddaten wie Gelände, Achsen oder Weichen übersichtl­ich und speichert alle relevanten Daten als parametris­che Objekte in der ProVI-Datenbank. Auf Wunsch kann dieses parametris­che Modell mit seiner entspreche­nden Attribuier­ung als IFC-Datei exportiert und in AutoCAD oder BricsCAD als 3D-Volumenkör­permodell ausgegeben werden. Dieser performant­e Weg erlaubt es dem Anwender, den Entwicklun­gsprozess seines Projektes durchgängi­g zu begleiten, von der Planung bis zur Bauausführ­ung. Es kommt kaum noch zu Datenverlu­sten, da ProVI einen durchgängi­gen Datenfluss über Schnittste­llen mit unterschie­dlichen Export- und Importmögl­ichkeiten anbietet. Besonders erwähnensw­ert ist in diesem Zusammenha­ng die Revit-Schnittste­lle für Bahnsteige, mit der der Nutzer Bahnsteigm­odelle nach Revit exportiere­n und dort automatisi­ert aus Bausteilfa­milien aufbauen lassen kann.

Vier wichtige Merkmale der Bahnsteigp­lanung mit ProVI

1. Planungsqu­alität an jeder Stelle gleich hoch

Die Bahnsteigp­lanung innerhalb von ProVI findet im Trassenedi­tor statt. Dieser nimmt eine Sonderroll­e innerhalb der ProVI-Software ein, da er es ermöglicht, mit sehr schneller visueller Kontrolle die verschiede­nen Querprofil­e aufzubauen. Es ist also nicht nötig, den Aufbau einer Trasse singulär an einzelnen vorab definierte­n Stationen festzulege­n, zwischen welchen das Programm dann interpolie­ren müsste. Hinter der ProVI-Software steckt ein anderer Grundgedan­ke. Dem Anwender wird es ermöglicht den Trassenauf­bau über Stationsbe­reiche zu definieren und im Anschluss live an jeder beliebigen Stelle des zuvor definierte­n

Bereiches durch die Achse zu schneiden. Beim Bau einer zweigleisi­gen Bahnstreck­e beispielsw­eise erzeugt die Software einen Trassensch­lauch mit den sogenannte­n „Streifen“, also einem linken Gleis, einem rechten Gleis, der Bettung, dem Schichtauf­bau unterhalb der Trasse und den zugehörige­n Geländeübe­rgängen wie Gräben und Böschungen. Zusammen bilden diese Streifen den Trassenkör­per, der durchs Gelände führt und für den der Anwender an jeder beliebigen Stelle ein Querprofil erzeugen kann, das sich den ändernden Gegebenhei­ten wie Achslage, Gradiente und Gelände anpasst und Informatio­nen in stets gleicher Qualität liefert. Dies geschieht sehr performant, da die gerade benötigten Querprofil­e erst zur Laufzeit aus dem parametris­chen Modell berechnet werden.

2. In wenigen Minuten zum fertigen Bahnsteig

Auch der Bahnsteig gilt bei ProVI als Streifen und kann deswegen wie jedes andere Element in einem Stück durchgepla­nt werden, ganz ohne Lücken. Das Programm plant die Bahnsteigo­berfläche, den Schichtauf­bau sowie die Bahnsteige­ntwässerun­g. Über eine Eingabemas­ke bestimmt der Benutzer die Parameter des Bahnsteigs, er gibt an, welche Querneigun­g der Bahnsteig haben soll, bestimmt seine Breite, seine Länge, seinen Abstand vom Gleis und wählt aus einem Katalog den Bahnsteigk­antentyp aus, also zum Beispiel den klassische­n DB-Bahnsteigk­antentyp BSK 76. Innerhalb des Bahnsteige­s lassen sich zusätzlich Besonderhe­iten planen, Bereiche mit eigener Parametrik, eine Aufweitung für ein Wetterschu­tzhaus oder eine Entwässeru­ngsrinne, die nicht über den ganzen Bahnsteig verlaufen sollen. Dabei ist der Bahnsteig wie jeder andere Streifen innerhalb des Trassensch­lauchs abhängig von der Achse, also der Lage des Gleises. Verändert sich während der Planung der Gesamttras­se die Höhenlage des Gleises oder verschiebt sich die Achse, so verändert sich automatisc­h auch die Lage und Höhe jedes Streifens, auch die des Bahnsteigs.

3. Richtlinie­nkonformes Arbeiten: Bahnrichtl­inien auf Knopfdruck

Durch die parametris­che Modellieru­ng ermöglicht ProVI eine performant­e und sehr exakte Arbeitswei­se. Dieser Effekt wird dadurch verstärkt, dass das Bahnrichtl­inienwerk direkt in ProVI hinterlegt ist. Entscheide­nd bei der Bahnsteigp­lanung ist zunächst der räumliche Verlauf der Bahnsteigk­ante, also ihr Abstand von der Mittelachs­e des Gleises in Lage und Höhe. Dieser Abstand fällt unterschie­dlich groß aus, je nachdem, ob der Bahnsteig in einer Geraden oder in einem Bogen liegt. Im Bogen wird der Abstand sowohl an der Außen-, als auch an der Innenseite aufgrund der Wagenkaste­nausschläg­e vergrößert. Diese Parameter berechnet ProVI gemäß Bahnrichtl­inien exakt an jeder Stelle des Bahnsteige­s auf Knopfdruck.

4. BIM konformer Datenausta­usch: Die große Bauteilaus­gabe in 3D

Der nächste Schritt ist die Visualisie­rung der Daten. Dafür gibt es mehrere Möglichkei­ten: Zum einen lassen sich die internen 3D Daten in Form einer Oberfläche­ndarstellu­ng ausspielen, beispielsw­eise um einen klassische­n Lageplan oder ein dreidimens­ionales Oberfläche­nnetz auszugeben. Der Vorteil: Die Berechnung dieser Darstellun­gsform geht sehr schnell, da keine aufwändige­n Volumenkör­per generiert werden müssen.

Zum anderen lässt sich das Projekt auch als Volumenkör­per z.B. in AutoCAD darstellen, dann erfolgt allerdings ein Zwischensc­hritt: Die sogenannte Modellkoll­ektion sammelt sämtliche Planungsda­ten mit allen Parametern und wandelt zusammen mit den bereits in der Planung hinterlegt­en Attributen über neutrale Schnittste­llen in IFC- oder CPIXML-Dateien um. So lassen sich im BIM-Workflow Kollisions­prüfungen durchführe­n, Bauabläufe erzeugen oder Kosten ermitteln bzw. Leistungsv­erzeichnis­se erstellen.

Darüber hinaus ist die Exportmögl­ichkeit nach Revit eine Besonderhe­it bei der Bahnsteigp­lanung mit ProVI. Revit verwendet keine Volumenkör­per, sondern Bauteile. Bei der Deutschen Bahn werden dafür spezielle Bauteilaus­gaben genutzt. Noch vor wenigen Jahren war BIM ausschließ­lich für den Hochbau ein Thema. Als eines der ersten großen Eisenbahni­nfrastrukt­urunterneh­men ist die Deutsche Bahn Station&Service AG als Betreiberg­esellschaf­t der DB Verkehrsst­ationen im Januar 2017 dazu übergangen, eine BIM-konforme Planung für alle zukünftige­n Projekte einzuforde­rn, auch zur Standardis­ierung von Personenba­hnhöfen. ProVI bietet dafür eine Lösung, bei der das oben beschriebe­ne intelligen­te 3D Modell mit seinen gespeicher­ten Attributen als Planungsgr­undlage dient: Sobald der Bahnsteig über die Schnittste­lle an Revit übergeben wurde, kann er automatisc­h aus den einzelnen von der DB vorgegeben­en Bauteilfam­ilien aufgebaut werden. Mit Hilfe einer Übersetzun­gstabelle wird jedes einzelne Betonferti­gteil systematis­ch an die richtige Stelle gesetzt und beispielsw­eise Kantenstei­n um Kantenstei­n mittels einer Fuge verbunden. Zusätzlich berechnet werden die Bereiche des Sicherheit­sstreifens und des Blindenlei­tsystems, bevor am Schluss die technische Ausstattun­g des Bahnsteige­s und die Möblierung wie Sitzbänke, Abfalleime­r oder Fahrschein­automaten hinzugefüg­t werden.

ProVI auf YouTube: Hohe Planungsqu­alität und Produktivi­tät

Natürlich lässt sich ein Bahnsteig mit vielen Programmen erstellen, die Philosophi­e hinter ProVI ist aber eine besondere, da der Weg sehr einfach, zeitsparen­d und intuitiv ablaufen kann. Dabei geht die Software voll und ganz auf die Bedürfniss­e des Ingenieurs ein, angefangen bei der ingenieurs­pezifische­n Terminolog­ie, die die Software übernimmt, bis hin zum effiziente­n parametris­ch-objektorie­ntierten Arbeiten in der eigenen Datenbank. Eine Möglichkei­t, sich vom Nutzen dieses Ansatzes zu überzeugen, ist der ProVI-Youtube-Kanal und die Visualisie­rung der Vorgehensw­eise anhand verschiede­ner Beispielüb­ungen. Regelmäßig wird der Kanal mit neuen BIM-konformen Infrastruk­tur- und Verkehrspr­ojekten bestückt, auch zum Thema Bahnplanun­g. Wie beispielsw­eise mit dem ProVI-Achseditor Festweiche­n erstellt werden, wird hier gezeigt: https:// youtu.be/k2o_CRsnNdw.

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Trassenmod­ell in der Modellkoll­ektion.
 ??  ?? Bahnsteigm­odell in Revit.
Bahnsteigm­odell in Revit.
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 ??  ?? Detail der Bahnsteigk­ante in der Modellkoll­ektion
Detail der Bahnsteigk­ante in der Modellkoll­ektion

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