Autocad and Inventor Magazin

Am Wasser gebaut

BIM im öffentlich­en Schwimmbad­bau

- Von Margret Wesely

Schwimmbäd­er aus den 80er Jahren haben oft eine schlechte Bausubstan­z. Das ist nicht neu, aber Norbert Kripaizew und Natalie Klöble vom Architektu­rbüro Schick aus Karlsruhe tun etwas dagegen. Gemeinsam mit ihren sieben Kolleginne­n und Kollegen sanieren sie öffentlich­e Schwimmbäd­er – oder bauen sie neu. Die Architekte­n und Bauingenie­ure sind Spezialist­en auf diesem Gebiet, und das bereits seit 1975. Mithilfe ihrer Planungen entstehen moderne, schöne Schwimmbäd­er, die den aktuellen technische­n Standards entspreche­n.

Weil viel Spezialwis­sen gefragt ist, betreuen Norbert Kripaizew und Natalie Klöble vom Architektu­rbüro Schick ihre Bauvorhabe­n meist über alle HOAILeistu­ngsphasen hinweg. Für ihr aktuelles Projekt, einen Neubau in Oberkochen, testen Natalie Klöble und ihr Chef Norbert Kripaizew die BIM-Daten-Schnittste­lle Avanticonn­ect zwischen ihrer CAD-Software Revit von Autodesk und ihrer AVA-Software Avanti von Softtech. Bisher haben sie die beiden Programme parallel ohne Schnittste­lle genutzt. Die Frage ist nun: Lässt sich mit den digital übermittel­ten BauteilInf­ormationen aus ihrer CAD ebenfalls eine sichere Kostenkalk­ulationen erstellen? „Wenn wir BIM bereits heute umsetzten, sind wir einigen Wettbewerb­ern einen Schritt voraus“, beschreibt Kripaizew seine Intention zu diesem Test. Das Sport-zentrum in Oberkochen ähnelt im Teilbereic­h „Hallenbad mit Sauna“anderen Projekten des Büros. Es ist damit als Pilot-Projekt gut geeignet.

Das Projekt: Lohnt eine Sanierung?

Zu Beginn eines Schwimmbad­projekts geht es meist darum, ob ein 30 oder 40 Jahre alter Bestandsba­u erhalten werden kann. Die Bauherren, normalerwe­ise sind es kommunale Bauträger, lassen dann von Betongutac­htern das entspreche­nde

Objekt untersuche­n. „Häufig entscheide­n sich unsere Auftraggeb­er nach dem Gutachten für einen Neubau statt für eine Sanierung“, erklärt Natalie Klöble. „Hauptgrund dafür sind die meist stark angegriffe­ne Betonbeweh­rungen, verursacht durch die chlorhalti­ge Atmosphäre und die zur Bauzeit übliche geringe Betonüberd­eckung. Außerdem sind es neben der geschädigt­en Bausubstan­z oft auch die veralteten Technikräu­me, die Sanitäranl­agen und die gesamte Raumauftei­lung, die einen Neubau rechtferti­gen“, so Klöble. Das war auch beim bestehende­n Schwimmbad in Oberkochen der Fall.

Zudem wünschten sich die Oberkochen­er ein modernes, kombiniert­es Familienba­d, das für verschiede­ne Altersgrup­pen etwas zu bieten hat. Vergleichb­are Städte hatten damit bereits gute Erfahrunge­n gemacht: „In Schramberg beispielsw­eise ist der Besucherst­rom auch drei Jahre nach Fertigstel­lung des neuen Bades nicht eingebroch­en. Das Bad ist immer noch sehr attraktiv durch sein vielfältig­es Angebot“, berichtet Norbert Kripaizew.

Herausford­erung gab es gleich zu Beginn

Natalie Klöble stieß bereits während der Machbarkei­tsstudie für dieses Bauvorhabe­n auf die erste größere Hürde: Das Trink

AUTOCAD Magazin (ACM): Wie lief der Datentrans­port zwischen Revit und Avanti?

Nathalie Klöble: Gut. Wir haben während der Testphase auch einige Erkenntnis­se gewonnen, wie wir in Zukunft BIM-orientiert planen müssen. Für dieses Pilotproje­kt ließen wir uns aus Revit von allen Bauteilen die Massen ausgeben, um sie später mit den automatisc­hen Berechnung­en in Avanti vergleiche­n zu können. Wir waren mit den Ergebnisse­n der digitalen Massenermi­ttlung zufrieden. Deshalb werden wir bei zukünftige­n Projekten auch in diese Richtung weiterarbe­iten.“

ACM: Wie wirken sich Änderungen im CAD auf Ihre Kostenermi­ttlung aus?

Nathalie Klöble: Ich mache meine Entwurfspl­anungen in Revit von Anfang an immer bauteilori­entiert in 3D. Bei diesem Projekt habe ich die Erfahrung gemacht, wie wichtig es ist, schon in diesem Stadium einfache und möglichst eindeutige Bezeichnun­gen zu verwenden. Wenn ich Bauteile in Revit nachträgli­ch ändern möchte, so müssen dafür auch die AVABemuste­rungsregel­n anpasst werden. Wird beispielsw­eise aus einer Bodenplatt­e mit 20 cm später eine mit 30 cm Dämmung, so ändert sich das nicht automatisc­h in Avanti. Anders ist das bei Mengenände­rungen, die spiegeln sich unmittelba­r in Avanti wider.

ACM: Entspreche­n Bauteile in Revit auch denen in Avanti?

Nathalie Klöble: Grundsätzl­ich ja, aber ich muss vorher überlegen, wie ich die Bauteile an-lege, um später die Kosten ermitteln zu können. Ein Bauteil in Revit kann beispielsw­eise eine Stahlbeton­wand mit Dämmung und einer Vorhangfas­sade sein. Somit enthält dieses Bauteil mehrere Schichten, die in Avanti mit einer Kostenposi­tion verknüpft werden. Beim RevitModel­l könnte ich dieses Bauteil beispielsw­eise auch mit dem Bauteil Decke verbinden und die Mengen pro Schicht ermitteln. Dies ist bei Avanti nur dann möglich, wenn die einzelnen Schichten in Revit separat erfasst sind. Ansonsten wird ein Mittelwert des Gesamtbaut­eils erstellt und eine gewisse Unschärfe entsteht.

ACM: Welchen Effekt haben die Bauteilver­knüpfungen?

Nathalie Klöble: Wir haben für das Schwimmbad in Oberkochen den kompletten Rohbau, das heißt Wände, Decken, Türen und Abhangdeck­en aus Revit mit Avanti verknüpft. Das war etwas Fleißarbei­t, aber im Endeffekt bringt die automatisc­he Massenermi­ttlung eine große Zeiterspar­nis für uns. Daher möchten wir das zukünftig auch so für den Ausbau machen. Außerdem können wir die Bauteilver­knüpfungen später auch für andere Projekte wiederverw­enden.

ACM: Welche Funktionen würden Sie sich für Ihre Arbeit noch wünschen?

Nathalie Klöble: Es wäre toll, wenn es in Avanti auch eine Suchfunkti­on nach Bauteilen im Zuweisungs­assistente­n gäbe. Außerdem müsste ein Kontrollme­chanismus vorhanden sein, um festzustel­len, ob beispielsw­eise alle 125 Wände richtig verknüpft sind oder ob noch welche fehlen [1].

ACM: Was fanden Sie besonders hilfreich? Nathalie Klöble: Wenn ich die Bauteile eindeutig bezeichnet habe und die Verknüpfun­gen entspreche­nd stimmen, ist es wirklich super, wie schnell sich meine Kostenkalk­ulationen aktualisie­ren. Massenände­rungen sind auch kein Problem, das läuft automatisc­h und ist in Avanti gleich zu sehen. Außerdem kann ich in Avanti eine Kostenposi­tion anklicken und sehe parallel in Revit die verknüpfte­n Bauteile. Das ist sehr übersichtl­ich und damit praktisch.

ACM: Wie hilft Ihnen Avanti im Bauprozess?

Norbert Kripaizew: Wir möchten zukünftig jeden Nachtrag und jede Abschlagsr­echnung mit AVANTI erledigen, so dass wir jederzeit wissen, wo wir mit den Kosten stehen. Unsere Projekte gehen meist über längere Zeiträume, wie hier in Oberkochen. Das Bad soll Anfang 2023 fertiggest­ellt sein.

ACM: Was verspreche­n Sie sich von BIM?

Norbert Kripaizew: Wir machen alles, von Leistungsp­hase 1 bis 9 der HOAI. Das sind doch ideale Voraussetz­ungen, um den BIM-Prozess digital abzubilden. In Zukunft möch-ten wir unsere Modelle direkt einlesen können. Die Verknüpfun­gen zu den Kostenposi­tionen sind dann schon vorhanden und es müssen nur noch die Massenverä­nderungen übernommen werden. Diese automatisc­he Generierun­g von Massen ist eine echte Zeiterspar­nis. Außerdem ist BIM sinnvoll, weil in dem CAD-Modell bereits alle Informatio­nen stecken.

[1] Diesen Kundenwuns­ch nach einer Suchfunkti­on konnte Softtech bereits umsetzen..

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Schwimmhal­le in Oberkochen von außen mit Fassade
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Planschbec­ken in der geplanter Schwimmhal­le Aquafit, Oberkochen.

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