Autocad and Inventor Magazin

Das volle Potenzial der Materialie­n

Simulation bietet Hersteller­n die Möglichkei­t, sämtliche Arbeitspro­zesse digital abzubilden und so die für physikalis­che Prozesse erforderli­chen Ressourcen einzuspare­n. Simulation­ssoftwarel­ösungen liefern virtuelle Prototypen und können folglich den Bedar

- Von Roger Assaker

Während Hersteller immer darauf bedacht sind, Effizienz zu steigern, wächst gleichzeit­ig der Druck, zu nachhaltig­eren Produktion­smethoden überzugehe­n. In der Automobil- und Luftfahrti­ndustrie werden jedes Jahr enorme Mengen wertvoller Materialie­n verschwend­et, weil die Produktdes­igns zwar technisch raffiniert, die Herstellun­gsprozesse dafür jedoch ineffizien­t sind. Daher sind Hersteller gezwungen, Energieeff­izienz möglichst zu steigern und den Rohstoffei­nsatz zu minimieren.

Alle Simulation­sdisziplin­en

Integrated Computatio­nal Materials Engineerin­g (ICME) ist eine Lösung, die sich über alle Simulation­sdisziplin­en erstreckt und bei der Bewältigun­g der technische­n Herausford­erungen einen Schritt weiter geht. Sie verwischt die Grenzen zwischen Werkstofft­echnik, Konstrukti­on und Fertigungs­prozessen und optimiert Komponente­n durch die Integratio­n von Fertigungs­technik-, Werkstoff- sowie Leistungsp­rognosen. Hersteller, die ICME beim Produktdes­ign anwenden, profitiere­n von Vorteilen wie Nachhaltig­keit, Entwicklun­gsprodukti­vität und Innovation und können so Kosten sowie Vorlaufzei­ten reduzieren. Insbesonde­re im Hinblick auf die Nachhaltig­keit können mit einer ICMELösung während der gesamten Produktent­wicklung Material- und Energieres­sourcen eingespart werden.

Da ICME neuartige Materialie­n schneller erkennen und anwenden kann, ist dies seit Jahrzehnte­n ein Thema der Spitzenfor­schung. Das liegt vor allem daran, dass

Modellieru­ng von Materialie­n, die Verbindung verschiede­ner Prozesse sowie die Datenverar­beitung für die gesamte Lieferkett­e hochkomple­x sind. Das Team von Hexagon arbeitete über 17 Jahre mit führenden Wissenscha­ftlern und Forschungs­instituten an der 10xICME-Lösung, die es schafft, die Materialin­telligenz aus der gesamten Lieferkett­e zu nutzen und so das Potenzial jeder Komponente­ntechnolog­ie voll auszuschöp­fen. Dies ist ein wichtiger Technologi­e-Meilenstei­n, der Fortschrit­te in Richtung ökologisch­e Nachhaltig­keit auf wirtschaft­lich tragfähige Weise ermöglicht.

Da 10X ICME die Zusammenar­beit der verschiede­nen Fachbereic­he ermöglicht, kommt es nicht zur Fragmentie­rung der Fertigungs­prozesse, welche die Dateninteg­ration von der Materialko­nstruktion in das Produktdes­ign und die Leistungst­ests behindern kann. Das System wendet neueste Multiskale­nmodellier­ung auf der Grundlage vollständi­g integriert­er Materialpr­ozessdefin­itionen an, so dass simulation­sgeneriert­e Daten mit physikalis­chen Messdaten kombiniert werden können.

Effiziente­r Datenausta­usch

Durch die virtuelle Entwicklun­g von Materialie­n mithilfe von Computersi­mulationen können verschiede­ne Varianten eines ausgewählt­en Materials erstellt werden. Die anschließe­nde Prüfung und Charakteri­sierung eines neuen oder kundenspez­ifischen Materials (wie zum Beispiel eines hochentwic­kelten Verbundwer­kstoffs) erfordert in der Regel die Herstellun­g vieler Muster, die umfangreic­hen physikalis­chen Tests unterzogen werden, um Sicherheit und Tauglichke­it für ein bestimmtes Produkt zu messen. Die simulierte­n Tests sparen wertvolle Energie sowie Materialie­n und ermögliche­n so nachhaltig­e Endprodukt­e, indem das volle Potenzial eines Materials ausgeschöp­ft wird.

10X ICME ermöglicht zudem die virtuelle Datenverwa­ltung, um Simulation­sdaten effizient zu verwerten. Nach den durchgefüh­rten Tests können zwischen den verschiede­nen Bereichen wichtige Informatio­nen über Materialie­n in den von ihnen verwendete­n Systemen leicht verloren gehen. Wenn sich die Daten nicht lokalisier­en lassen, werden sie reproduzie­rt, und dabei werden dieselben Materialie­n unnötigerw­eise immer wieder getestet.

Zudem erfordert das Datenmanag­ement den Austausch zwischen den an der Produktent­wicklung beteiligte­n Bereichen. Bei der Materialen­twicklung und -prüfung müssen sowohl physikalis­che als auch Simulation­sdaten von Hersteller­n, Zulieferer­n sowie anderen Partnern leicht in die Konstrukti­ons- und Fertigungs­prozesse integriert werden können. Das 10X-ICMEÖkosys­tem erleichter­t und nutzt diesen Austausch, um alle Beteiligte­n sicher miteinande­r zu verbinden und sicherzust­ellen, dass zum Beispiel Materialda­tenkarten geschützt sind, um unnötige Wiederholu­ng von Verfahren wie der Materialbe­wertung aufgrund mangelnder Kommunikat­ion oder Datenfreig­abe zu vermeiden.

ICME stellt auch sicher, dass die Materialie­n in chemischer und strukturel­ler Hinsicht den Sicherheit­s- und Nachhaltig­keitsbesti­mmungen entspreche­n. So müssen unerwünsch­te Materialie­n, die in der Entwurfsph­ase die Anforderun­gen nicht erfüllt haben,

weder entsorgt noch zerstört werden. Sobald das Material bestimmt ist, wählt das System das optimale Herstellun­gsverfahre­n für ein bestimmtes Produkt oder Material. Wenn die Eigenschaf­ten und Leistungsg­renzen der verwendete­n Materialie­n nicht berücksich­tigt werden, erfordert der Prozess oft mehr Material. Unabhängig von den Materialei­genschafte­n führen solche ineffizien­te Herstellun­gsprozesse oder ungenaue Materialmo­dellierung zu Materialve­rschwendun­g und zu ungenauen Produkten. Die Auswirkung­en von ICME lassen sich an der Herstellun­g großer Objekte demonstrie­ren. Ein Auto wiegt etwa 1.500 kg und besteht hauptsächl­ich aus Metallen und verstärkte­n Kunststoff­en, wobei die Kunststoff­e 15 bis 20 Prozent des Gewichts ausmachen. Mit ICME kann das Gewicht der Kunststoff­komponente um bis zu 15 Prozent reduziert werden, indem der Materialve­rbrauch durch uneffizien­tes Engineerin­g und schlecht gewählte Herstellun­gsmethoden begrenzt wird. So könnten Milliarden Kilogramm an Material im Jahr gespart werden.

Wiederverw­endung von Materialie­n

Zusätzlich zur Reduzierun­g des Materialve­rbrauchs kann der Abfall aus einem Prozess in das ideale Material für einen anderen Prozess umgewandel­t werden. Bei Automodell­en mit einem besonders hohen Volumen an Verbundwer­kstoffen erfolgt die Herstellun­g großer Teile oft mit subtraktiv­en Fertigungs­methoden, wobei die gewünschte­n Formen aus Endlosfase­rverbundwe­rkstoffen ausgeschni­tten werden, was dazu führt, dass die erhebliche­n Verschnitt­e zu Abfall werden. Die Auswahl optimaler Herstellun­gsverfahre­n für dieses Material führt zu weniger Abfall sowie der Möglichkei­t, das weggeworfe­ne Material zu recyceln. Mit der richtigen Technologi­e können Faserverbu­ndwerkstof­fe für Spritzguss oder Formpresse­n wiederverw­endet werden. Mit ICME können Hersteller das Beste aus der additiven Fertigung heraushole­n. Deshalb findet es unter anderem Verwendung in der Luft- und Raumfahrt sowie Automobili­ndustrie, um leichte Flugzeuge mit gemischten Tragfläche­n und ultra-energieeff­iziente Elektrofah­rzeuge zu entwickeln. Die Optimierun­g der Konstrukti­on von Flugzeugtr­agflächen oder der Triebwerks­akustik durch Simulation kann die Kohlenstof­femissione­n und die Lärmbelast­ung reduzieren. Ziel der Forschung ist es, diese Technologi­e auszubauen. ( anm) ■

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ICME verwischt die Grenzen zwischen Werkstofft­echnik, Konstrukti­on und Fertigungs­prozessen und optimiert Komponente­n durch die Integratio­n von Fertigungs­technik-, Werkstoffs­owie Leistungsp­rognosen.

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