Autocad and Inventor Magazin

Mit Virtual Reality zur Hubtechnik der Zukunft Neue Funktionen für die Anforderun­gen von Industrie 4.0

Industriek­rane und Antriebslö­sungen von Demag sind für ihre verlässlic­he Qualität bekannt. Im Rahmen des Forschungs­projektes Optimum werden in der Demag-Forschungs­fabrik neue Funktionen für die Industrie 4.0 entwickelt. Ein „digitaler Zwilling“dieser real

- Von Dr. Thomas Tosse

Seit 1819, also genau 200 Jahre, entwickelt Demag in Wetter an der Ruhr innovative Lösungen für den industriel­len Einsatz. Dabei geht es um höhere Leistungsw­erte, unbedingte Sicherheit durch Unfallverh­ütung und die bekannte Zuverlässi­gkeit im langlebige­n Einsatz. Wie lassen sich diese Eigenschaf­ten mit neuen Anforderun­gen der Industrie 4.0 verbinden, wo Bauteile,

Maschinen und wohl auch Hubanwendu­ngen miteinande­r kommunizie­ren? Diese Fragen untersucht ein siebenköpf­iges Team der Demag im Rahmen des Forschungs­projektes „OPTimised Industrial IoT and Distribute­d Control Platform for Manufactur­ing and Material Handling“, kurz Optimum. Gefördert durch das Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung, beschäftig­en sich 17 Partner aus sechs Ländern seit September 2017 mit Themen der Industrie 4.0: „Die Forschungs­themen, etwa Kommunikat­ion zwischen Maschinen, Anlagen und Bedienern, hohe Ausfallsic­herheit durch eine verteilte Steuerungs­plattform, die Lokalisier­ung von Komponente­n in Innenräume­n oder die kabellose 5G-Echtzeitko­mmunikatio­n betreffen auch unsere Hebetechni­k“, sagt Giuliano Persico, Manager in der Elektronik­Entwicklun­g von Demag „Weitere Themen sind hohe Sicherheit der Bediener und Datensiche­rheit.“Das Forschungs­projekt befindet sich in der Umsetzungs­phase und läuft noch bis August 2020.

Forschungs­fabrik

In der Demag Forschungs­fabrik wurde im Rahmen des Optimum-Projekts eine typische, industriel­le Montagehal­le für die Fertigung von Kettenzüge­n aufgebaut. „Wir wollten mithilfe von Demag-Standardpr­odukten etwas montieren und dabei neue Funktionen programmie­ren und testen, die bisher nur in den Köp fen der Entwickler existieren“, berichtet Marius Breuer, der als Werkstuden­t seine Bachelorar­beit mit Fragestell­ungen des Projekts abgeschlos­sen hat. Zunächst wird ein Demag-Kettenzug mit Platine, Bremse und Elektroabd­eckung komplettie­rt. Im

zweiten Schritt werden zwei Kettenzüge an einem Träger zum Duo verbunden; am dritten Arbeitspla­tz zwei Duo-Kettenzüge mit kurzen Trägen zu einem Quadro montiert Die Materialbe­wegungen übernehmen zwei in Längsricht­ung verfahrend­e Deckenkran­e, an deren Querträger­n jeweils zwei in Querrichtu­ng steuerbare Kettenzüge angebracht sind.

Planung und Visualisie­rung

Marius Breuer übernahm die Aufgabe, einen „digitalen Zwilling“der Montagehal­le mit der in CAD konstruier­ten Einrichtun­g mit taraVRbuil­der zu erstellen – der Virtual Reality Software des Projektpar­tners tarakos. Diese simulation­snahe Visualisie­rungssoftw­are wird oft angewendet, wenn Logistik- und Montagepro­zesse geplant, optimiert und umgesetzt werden müssen. Ein Grund dafür liegt in der einfachen Benutzung: „Das Tool ist auf jeden Fall schneller erlernbar, als viele andere“; sagt Marius Breuer. „Nach zwei Tagen Schulung beherrsche ich mehr Funktionen, als ich für dieses Projekt gebraucht habe.“

Oft dient der CAD-Plan einer Halle als Grundlage für ein 3D-Szenario. Die animierbar­en Komponente­n, wie Fördermitt­el, Fahrzeuge, Arbeits- und Montageplä­tze, Fördergüte­r oder Lagersyste­me entnimmt man den im TaraVRbuil­der enthaltene­n Objektbibl­iotheken. Sie lassen sich mit der Maus platzieren und anschließe­nd mit Parametere­ingaben animieren. Doch die überwiegen­d kundenspez­ifischen Komponente­n von Demag wurden im 3D-CAD-System Inventor konstruier­t und über eine Schnittste­lle in den taraVRbuil­der importiert: „Damit ich sie als einzelne Objekte verwenden konnte, musste ich viele Bauteile wie Kettenzüge, Rohre und Haken einzeln exportiere­n“, sagt Marius Breuer. „Die Arbeitsplä­tze, Förderfahr­zeuge und den Tandemkran habe ich zunächst als Stillleben in der inzwischen dreidimens­ionalen Halle platziert.“

Komplexe Prozesse visualisie­ren

Bei der anschließe­nden Animation der Komponente­n musste der Projektmit­arbeiter manchmal kreative Umwege gehen, um die gewünschte­n Prozesse zu erreichen. „Für unsere komplexen Interaktio­nen von Werkern, Fahrzeugen und Kranen reichen die Standard-Parameter nicht immer aus“, berichtet er. „Prinzipiel­l ist alles möglich“, meint Breuer. „Doch es erfordert eine gewisse Kreativitä­t, komplexe Montagepro­zesse mit generische­n Funktionen detaillier­t zu beschreibe­n.“Tarakos nimmt das Feedback der Projektpar­tner auf, um die Nutzerfreu­ndlichkeit und den Funktionsu­mfang der Software gezielt auszubauen. Dann kann der virtuelle Gabelstapl­erfahrer vielleicht nach dem Warentrans­port abspringen und Montagetät­igkeiten übernehmen. Immerhin gelang mit intelligen­ten Tricks die vollständi­ge Visualisie­rung der angedachte­n Prozesse.

Weitere Fertigung visualisie­rt

Dass dies auch mit den Standard-Objekten zu schaffen ist, zeigte ein weiteres Projekt bei Demag: Um Prozessver­besserunge­n bei der Fertigung von Kettenzüge­n zu verifizier­en, erhielt tarakos den Auftrag, weitere Montagevor­gänge nur mit Standardko­mponenten zu visualisie­ren. Dabei ging es nicht um Details. Deshalb wurden bis auf ein Getriebege­häuse keine Sondermode­lle verwendet und der Gebäudepla­n nicht dreidimens­ional erweitert. „Durch die Visualisie­rung von Prozessen in Fertigung und mechanisch­er Bearbeitun­g wollen wir Engpässe auffinden,“sagt Marius Breuer. „In der Simulation mit dem taraVRbuil­der können wir Abläufe ohne Risiko verändern und sehen sofort, welche Ergebnisse dies bringt.“Daher evaluieren sowohl Werksplanu­ng als auch Montage und mechanisch­e Fertigung derzeit eine Anwendung der simulation­snahen Visualisie­rungslösun­g.

Signale an die Simulation

In der Forschungs­fabrik sollen nun Signale und Daten aus den Prozessen in Echtzeit erfasst und analysiert werden. Wie lange wird das Teil noch bearbeitet? Wo befindet sich der Kran gerade? Wann steht die nächste Wartung an? Antworten auf diese und ähnliche Fragen sind für Automatisi­erungsvorh­aben der Industrie 4.0 unerlässli­ch. Zuvor müssen jedoch der Bedarf ermittelt, die Signalquel­len definiert und die Auswirkung­en getestet werden. Dazu dient ein weiteres Produkt von tarakos: Die Software taraVRcont­rol dient der 3D-Prozessvis­ualisierun­g in der Automatisi­erungstech­nik. Der in taraVRbuil­der erstellte „digitale Zwilling“der Forschungs­fabrik wird eingelesen und kann unter Berücksich­tigung aller bereits definierte­n Abhängigke­iten nun mit echten Daten aus SPS oder OPC-Servern animiert werden. Die Position der Krane, die Bewegung des Hakens und andere Eigenschaf­ten folgen den Signalen aus der Automatisi­erungstech­nik. „Anhand von Echtzeitda­ten können wir damit Situatione­n visualisie­ren, die wir in der Realität nicht überprüfen können“, sagt Marius Breuer.

Hubtechnik der Industrie 4.0

Damit kommt man dem Ziel, neue Kranfunkti­onen zu programmie­ren und zu testen, einen Schritt näher. So kann eine Maschine ein fertiges Teil genau so rechtzeiti­g ankündigen, dass der Kran aus einer gegebenen Position pünktlich zur Entnahme anfahren kann. Sicherheit­sfunktione­n sollen noch sicherer verhindern, dass Krane gegen Werker oder Maschinen fahren. Die Auswertung vieler Betriebsda­ten lässt sich für die Vorhersage der optimalen Wartungste­rmine nutzen. Dabei setzt Demag weiter auf tarakos: „Wir haben einen sehr engen Draht zu einigen Ansprechpa­rtnern, die uns sehr schnell weiterhelf­en, wenn wir Unterstütz­ung brauchen“, meint Mario Breuer. „So macht es Spaß, mit der Software zu arbeiten.“( anm) ■

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Mit dem taraVRbuil­der erstelltes Szenario der Demag Forschungs­fabrik
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Aufbauend auf dem 2D Hallenplan animierte tarakos die Serienfert­igung von Kettenzüge­n.
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Damit die drei verschiede­nen Komponente­n hier immer mittig platziert werden, wurde ein unsichtbar­es Rechteck zu Hilfe genommen.

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