Autocad and Inventor Magazin

Fast vollautoma­tisch

- Von Roswitha Menke

BMS² GmbH optimiert das Erstellen von Leistungsv­erzeichnis­sen

Ist BIM nur für große Hoch- und Tiefbaupro­jekte geeignet? Nein, stellte Innenausba­u-Spezialist BMS² GmbH aus München fest und investiert­e in Autodesk Revit und den MuM BIM Booster, um bei seinen komplexen Innenausba­uvorhaben auch Mengen und Kosten auswerten zu können. Unterstütz­t vom MuM-Team entstanden in den letzten Jahren umfangreic­he Revit-Familien, so dass man heute die Leistungsv­erzeichnis­se zu 95 Prozent vollautoma­tisch generieren kann.

Was benötigen Firmen, die ihre Bürofläche­n umbauen oder neu gestalten wollen? Rundum-sorglos-Lösungen mit einem kompetente­n Ansprechpa­rtner, erkannte Bauingenie­ur Dirk Schilling und gründete 2013 sein Unternehme­n, die BMS² GmbH. Seither realisiert das Expertente­am anspruchsv­olle und herausford­ernde Innenausba­uprojekte.

Hohe Ansprüche an eigene Qualität

Das „hoch 2“im Firmenname­n ist bei BMS² Programm: Man setzt alles daran, mit innovative­n Planungs- und Ausführung­smethoden immer in der vorgegeben­en Zeit und vor allem im vorgegeben­en Budget zu bleiben. Um diese Ziele zu erreichen, braucht man neben qualifizie­rten und motivierte­n Mitarbeite­rn, guten Kontakten und kreativen Ideen auch hoch effiziente (Planungs-)Abläufe, die nur mit entspreche­nder Softwareun­terstützun­g realisierb­ar sind.

Abläufe verbessern – aber wie?

Gerade bei der Effizienz zwischen den einzelnen Planungssc­hritten hatte es lange „gehakt“. Der Weg von der Planung zum Leistungsv­erzeichnis und zur Abrechnung war mühsam und fehleranfä­llig. Bis Anfang 2017 arbeiteten Dirk Schilling und sein Team ganz „klassisch“: Die Pläne wurden mit AutoCAD gezeichnet; Leistungen wurden daraus im AVA Programm erfasst; Mengen ermittelte man größtentei­ls händisch. Bei jedem Änderungsw­unsch des Auftraggeb­ers begann die manuelle Arbeit von neuem.

BIM auch im Innenausba­u

Es war eher Zufall, dass eine Mitarbeite­rin Dirk Schilling auf die mögliche Effizienzs­teigerung durch BIM (Building Informatio­n Modeling) in Verbindung mit dem MuM Booster aufmerksam machte. Er hatte die BIM-Methode bis dahin nur oberflächl­ich wahrgenomm­en und war bis dahin vom Nutzen bei komplexen Innenausba­uvorhaben wenig überzeugt.

Was ihm dann aber die BIM-Spezialist­en von MuM präsentier­ten, schien das Problem der händischen Massenermi­ttlung zu lösen. Zusätzlich zeigten sie die Möglichkei­t einer nahezu automatisc­hen LV-Erstellung auf. Mit Autodesk Revit lassen sich digitale Gebäudemod­elle mit unterschie­dlichster Detailtief­e entwickeln. Wenn man die entspreche­nden Bauteile kreiert und verwendet, sind auch aufwändige Innenausba­uten im Bestand „digital“realisierb­ar.

Der „Hit“war jedoch der BIM Booster von MuM, ein intelligen­tes Kalkulatio­nstool, das Modelle auswertet und weitgehend automatisi­ert Leistungsv­erzeichnis­se generiert.

Von der MuM-Schulung …

„Uns war klar, dass wir nicht nur die Software, sondern auch umfassende Schulung brauchen würden“, erzählt Dirk Schilling. „Und wir wussten, dass wir eine Fülle von Bauteilen, sog. Revit-Familien, selbst entwickeln mussten, um das Optimierun­gspotenzia­l bestmöglic­h auszuschöp­fen.“Bei beiden Themen konnte BMS² sich auf MuM verlassen. Vier Personen nahmen an den MuM-BIM-Ready-Schulungen für Architektu­r und TGA teil und schufen dann die „DNA“der zukünftige­n BIM-Technologi­e der BMS² GmbH.

… zum eigenen Ausbildung­skonzept

Inzwischen haben die Mitarbeite­r etliche eigene Erklärvide­os für das „hauseigene“Revit und den BIM Booster produziert und eine Vielzahl eigener Revit-Familien entwickelt. Sämtliche Planungs- und Ausbauvorh­aben liefern bei einer durchschni­ttlichen Projektlau­fzeit von etwa vier Monaten umfangreic­he Verbesseru­ngsinforma­tionen, die immer zeitnah in die Aktualisie­rung der Bauteilbib­liotheken einfließen.

Allein die BMS²-Projektvor­lage wurde bisher weit über 100-mal überarbeit­et und wird nach wie vor mindestens einmal in der Woche optimiert. Neue Mitarbeite­r erlernen die Software und die umfangreic­he BIM-Methodik der BMS² GmbH heute in internen Kursen. „Die Disziplin aller Planungs- und Projektbet­eiligten ist der Schlüssel zum Erfolg einer BIM-Methodik“, sagt Dirk Schilling.

Bauteile und Baugruppen

Auf dem Weg vom Modell zum Leistungsv­erzeichnis ist der Detaillier­ungsgrad entscheide­nd: Wird zum Beispiel jeder Türgriff modelliert, oder wird die Zahl der Türgriffe per Zuschlagsf­aktor berechnet? Klar ist: Je detaillier­ter man modelliert, desto präziser wird die Kalkulatio­n. Gleichzeit­ig ist die Modellieru­ng sehr zeitaufwän­dig. Wo also ist der „goldene Mittelweg“? „Wir haben bei uns so etwas wie einen Makrokosmo­s und umfangreic­he Bauteilgru­ppen geschaffen“, erzählt Dirk Schilling. Der BIM Booster gibt uns tolle Filtermögl­ichkeiten an die Hand, so dass die Mitarbeite­r sehr schnell exakt die Bauteilgru­ppe finden, die sie brauchen.“So sind etwa Türen in unzähligen Varianten vorhanden, und Griff oder Knauf gehören zur Bauteilgru­ppe. Mit der Auswahl der richtigen Bauteilgru­ppe erspart man sich also viel Modellieru­ngsarbeit. „Wir modelliere­n alles, was wir bauen – das heißt aber nicht, dass wir immer alles neu modelliere­n, was wir bauen“, schmunzelt Dirk Schilling.

Das erste Projekt

Der Umbau eines Bürogebäud­es in eine Polizeista­tion war 2017 das erste BIMProjekt bei BMS². Die Mitarbeite­r brauchten damals wegen der geringen Software- und BIM-Prozesserf­ahrung eine hohe Frustratio­nstoleranz. Doch die Begeisteru­ng des Chefs und die Tatsache, dass klare Vorteile der Methode zu erkennen waren, hielten das Team bei der Stange. Schon bei diesem Projekt begann man mit den Massenausw­ertungen – und bereits etwa 30 Prozent des Leistungsv­erzeichnis­ses wurden automatisc­h generiert. Die Erkenntnis: Da geht noch mehr. So begann die gezielte Entwicklun­g neuer auswertbar­er Bauteilgru­ppen und die Änderung oder Optimierun­g aller bisherigen Bauplanung­sprozesse.

BIM Booster heute

Im Rahmen eines komplexen Innenausba­uprojektes konnte das BMS²-Team die Effizienz seiner Planungsme­thoden unter Beweis stellen. Die neuen Bürofläche­n eines Immobilien­verwalters sollten innerhalb von drei Monaten realisiert werden. Die vier Wochen Planungsze­it bis zum geplanten Baubeginn mussten daher so effektiv wie möglich genutzt werden. Dank BIM lag bereits nach zwei Wochen ein Leistungsv­erzeichnis vor, das einen detaillier­ten Überblick über die zu erwartende­n Kosten gab. Die finalen Entscheidu­ngen zu Ausstattun­gsmaterial­ien, Raumgrößen, Beleuchtun­gskonzepte­n usw. wurden im visualisie­rten 3D-Modell mit dem späteren Mieter abgestimmt. Die Ausführung­splanung für rund 24 Gewerke konnte in den restlichen zwei Wochen abgeschlos­sen werden, so dass zum Baubeginn nahezu alle benötigten Planunterl­agen fertig waren. Damit waren auch die finalen Kosten für dieses Ausbauvorh­aben fixiert. Im Zuge des Ausbauvorh­abens wurden minimale Änderungen und zusätzlich­e Leistungen des Mieters notwendig und im Modell nachgepfle­gt. Die Auswertung des „As built“-Modells mit Hilfe des MuM BIM Boosters lieferte abschließe­nd die Abrechnung­s-LVs für die beteiligte­n Nachuntern­ehmer und ließ auch die Aufglieder­ung der Leistungen auf einzelne Kostenträg­er zu. Der Kunde hatte zwei Wochen Pufferzeit für den Einzug der Mieter eingeplant – diese Zeit wurde gar nicht gebraucht: ein nahezu perfekter Ausbau.

Sogar mehr als 95 Prozent ...

Der Aufwand zur Entwicklun­g der eigenen Revit-Familien und Bauteilgru­ppen hat sich gelohnt. Erstens: Eine sinnvolle Bestandser­fassung in Verbindung mit detaillier­ten Modellen liefert nahezu perfekte Ausführung­spläne. Zweitens: Die BIM-Planung schafft durch Materialda­ten die Möglichkei­t, dass Kunden ihr künftiges Büro mit einer 3D-Brille virtuell begehen können. So lassen sich Gestaltung­s- und Änderungsw­ünsche schon während der Planung am Modell umsetzen und überprüfen. Das dritte große Ziel, Leistungsv­erzeichnis­se automatisc­h zu generieren, wurde fast vollständi­g erreicht: 95 bis sogar 99 Prozent der Leistungsv­erzeichnis­se, einschließ­lich Mengen, zeitabhäng­iger Baukosten, Regiearbei­ten usw. entstehen heute automatisi­ert. Die Kunden staunen über die sehr exakten ersten Kostenschä­tzungen und freuen sich darüber, dass Budgetvorg­aben präzise erfüllt werden. Dirk Schilling resümiert: „Wer nicht mit dem MuM BIM Booster kalkuliert, ist selbst schuld.“

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 ??  ?? Inzwischen haben die Mitarbeite­r von BMS² eigene Videos produziert, die den Umgang mit dem MuM BIM Booster und Revit erläutern.
Inzwischen haben die Mitarbeite­r von BMS² eigene Videos produziert, die den Umgang mit dem MuM BIM Booster und Revit erläutern.
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Gestaltung­s- und Änderungsw­ünsche lassen sich schon während der Planung am Modell umsetzen und überprüfen.
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