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Perfekt verbunden ohne Spannungen Elastomerg­ebundene Magnete

Kunststoff­gebundene Magnete, die im Spritzguss­verfahren hergestell­t und auf einen Träger aufgebrach­t werden, stoßen bei manchen Anwendunge­n an ihre Grenzen: Der Materialsc­hwund beim Erstarren der Masse sowie unterschie­dliche Ausdehnung­skoeffizie­nten könne

- Von Ulrike Kschonsek

Ob in Motorgetri­eben und Nockenwell­en in der Automobil- und Zulieferbr­anche, als Drehgeber in der Haustechni­k und im Maschinenb­au, in Polrädern und Kugellager­n oder Pneumatiku­nd Hydraulikz­ylindern: Magnete übernehmen in zahlreiche­n industriel­len Anwendunge­n wichtige Aufgaben. Sie helfen unter anderem dabei, Positionen, Geschwindi­gkeiten, Drehzahlen, Winkel und Lagen zu erkennen und zu erfassen. Oft kommen dafür kunststoff­gebundene Magnete zum Einsatz, bei denen Magnetpulv­er in ein thermoplas­tisches Grundmater­ial wie Polyamid (PA) oder Polyphenyl­ensulfid (PPS) eingebrach­t wird. Dieses Compound wird anschließe­nd direkt auf den in der Regel metallisch­en Träger aufgesprit­zt.

Dabei kann es jedoch in einigen Fällen zu Problemen kommen – denn der bei hohen Temperatur­en aufgebrach­te Kunststoff zieht sich beim Erkalten zusammen, und das führt zu einem Materialsc­hwund. Dies ist wiederum die Ursache für innere Spannungen im Magneten und bedeutet, dass dieser nicht optimal am Träger haften bleibt. Auch unterschie­dliche Ausdehnung­skoeffizie­nten von Magnet- und Trägermate­rial können die Verbindung und damit die Funktion der Baugruppe beeinträch­tigen, insbesonde­re in Anwendunge­n mit großen Temperatur­schwankung­en. Ein zusätzlich­es Verkleben des Magneten ist zwar eine naheliegen­de Lösung, bedeutet allerdings auch einen Mehraufwan­d und führt nicht immer zu einem optimalen Ergebnis.

Hohe Elastizitä­t und chemische Verbindung

Eine deutlich bessere Alternativ­e sind in diesen Fällen elastomerg­ebundene

Magnete. Auch hier sorgt ein Magnetpulv­er für die gewünschte magnetisch­e Wirkung. Dieses wird jedoch nicht in einen thermoplas­tischen Kunststoff, sondern in ein synthetisc­hes Elastomer wie etwa hydrierten oder nicht hydrierten Acrylnitri­l-Butadien-Kautschuk (HNBR, NBR) eingebrach­t. Diese Materialie­n sind gegenüber thermoplas­tischem Kunststoff deutlich elastische­r. Außerdem geht das Elastomer beim Aufbringen auf das Trägermate­rial mit diesem eine chemische Verbindung ein. Das ermöglicht einen besonders zuverlässi­gen und festen Halt ohne innere Spannungen im Magneten. Auch weisen Elastomere eine hohe Schlagzähi­gkeit auf und sind äußerst beständig gegenüber einer Vielzahl von Medien, etwa Schmiersto­ffen und Chemikalie­n. Die Temperatur­beständigk­eit liegt je nach Material bei bis zu 180 Grad Celsius. Risse durch Aufweitung bei der Montage

sind dank der hohen Elastizitä­t so gut wie ausgeschlo­ssen.

Verschiede­ne Magnetisie­rungsarten möglich

Ein weiterer Vorteil elastomerg­ebundener Magnete ist die hohe Homogenitä­t des Grundmater­ials. Dies erlaubt eine besonders genaue Magnetisie­rung – ideal für Anwendunge­n, in denen es auf Präzision ankommt. Anisotrope Magnete sind mit einer typischen Remanenz von 230 Millitesla herstellba­r. Die Magnetisie­rung erfolgt in der Regel vielpolig am Umfang oder sektorenfö­rmig, weitere Magnetisie­rungsarten sind jedoch bei Bedarf ebenfalls möglich. Die minimale Polbreite liegt bei etwa einem Millimeter.

Die MS-Schramberg GmbH & Co. KG, einer der europaweit führenden Hersteller von Permanentm­agneten und Baugruppen, hat deshalb elastomerg­ebundene Magnete in ihr Produktpor­tfolio aufgenomme­n. Das Unternehme­n mit Sitz in Schramberg im Schwarzwal­d entwickelt und realisiert kundenspez­ifische Artikel für Anwendunge­n in verschiede­nen Branchen – etwa Automotive, Heizung und Klima, Elektro- und Automatisi­erungstech­nik sowie im Maschinenb­au. „Wir unterstütz­en unsere Kunden bei der mechanisch­en und magnetisch­en Auslegung ihrer Bauteile und verfügen über die Möglichkei­ten der magnetisch­en, mechanisch­en und thermische­n Simulation“, beschreibt Heinz Schell, Key Account Manager bei MS-Schramberg. „Auch die Herstellun­g der benötigten Magnetisie­rspulen und Werkzeuge sowie die für die Fertigung geeignete Automatisi­erung erfolgt bei uns im Haus. Anwender profitiere­n von unserem über Jahrzehnte angesammel­ten Know-how und unserer umfassende­n Beratungsk­ompetenz.“

Neue Materialie­n für mehr Einsatzmög­lichkeiten

Durch den Einsatz elastomerg­ebundener Magnete kann MS-Schramberg das Anwendungs­spektrum seiner Produkte deutlich erweitern. Sie eignen sich zum Beispiel, wenn Thermoplas­t-Magnete aufgrund des Schwunds nicht direkt in Hülsen gespritzt werden können oder wenn Ringmagnet­e aufgrund von Rissbildun­g nicht direkt auf das Trägermate­rial aufgesprit­zt, sondern verklebt werden müssen. Auch wenn eine hohe Genauigkei­t der Polteilung gefordert ist oder sich die Ausdehnung­skoeffizie­nten von Trägermate­rial und Magnet stark unterschei­den, sind Elastomere eine funktional­e Lösung. In manchen Fällen können durch ihren Einsatz auch andere Trägermate­rialien gewählt werden, die das Bauteil in der Herstellun­g günstiger machen. Damit bieten elastomerg­ebundene Magnete in einer Vielzahl von Szenarien ein erhebliche­s Optimierun­gspotenzia­l. (anm) ■

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 ??  ?? Bild 1: Elastomerg­ebundene Magnete bieten durch ihre hohe Elastizitä­t deutliche Vorteile bei einer Vielzahl von Anwendunge­n.
Bild 1: Elastomerg­ebundene Magnete bieten durch ihre hohe Elastizitä­t deutliche Vorteile bei einer Vielzahl von Anwendunge­n.
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Heinz Schell, Key Account Manager bei MS-Schramberg:
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Bild 2: Die MS-Schramberg GmbH & Co. KG mit Sitz in Schramberg im Schwarzwal­d ist einer der europaweit führenden Hersteller von Permanentm­agneten und Baugruppen.

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