Ein Rückgrat für die Dokumentation
Produktdatenmanagement für Rohrproduktionsmaschinen
Die Produktionsanlagen für GFK-Rohre beeindrucken in erster Linie durch ihre Größe. Rund 50 Tonnen wiegt ein frisch gegossenes Rohrstück mit 3.600 mm Durchmesser – ohne Matrize. Die Ingenieure der Hobas AG konstruieren diese Anlagen mit Autodesk Inventor. Für PDM und PLM als zentrales Datenrückgrat nutzt das Unternehmen die Software Pro.file von Procad.
Rohrsysteme aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) sind das Hauptgeschäft der Hobas AG, einem Tochterunternehmen der Wietersdorfer-Gruppe mit Sitz in Klagenfurt. Die Produktion ist kundenindividuell, „wir entwickeln die Maschinen für die Produktion von Kunststoffrohren zur Gänze im Haus und lassen sie von Partnerunternehmen nach unseren Plänen herstellen“, erklärt DI Gernot Gradwohl, Leitung Engineering bei der Hobas Pipes International GmbH.
Die Produktionsanlagen für GFK-Rohre beeindrucken in erster Linie durch ihre Größe und die Massen, die beim Produktionsvorgang in Bewegung sind. Rund 50 Tonnen wiegt ein frisch gegossenes Rohrstück mit 3.600 mm Durchmesser– ohne Matrize! Die Hobas-Ingenieure konstruieren die Anlagen inklusive Elektro- und Fluidtechnik sowie Steuerungsprogrammierung mit Inventor. Durch neue Funktionen – Simulation direkt in der Konstruktion, 3D-Hardwarekonfiguration in der Elektroplanung usw. – werden CAD-Programme heute immer leistungsfähiger. Damit steigt gleichzeitig die Menge und Heterogenität der Daten. „Diese müssen in ihrer Fülle aufbewahrt und unternehmensweit einfach genutzt werden können“, sagt Gernot Gradwohl. „Ihre bedarfsgerechte Bereitstellung über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg dient der einfachen Erfüllung von Dokumentationspflichten ebenso wie der reibungslosen Kommunikation mit Partnern, der Vereinfachung von Instandhaltungsaufgaben und der Wiederverwendung bewährter Konstruktionen bei Neuentwicklungen.“
Automatisierung von Freigabeprozessen
Hobas nutzt dafür die PDM/PLM-Software Pro.file von Procad. Das System ist nicht auf bestimmte Datentypen beschränkt und bindet auch Office-Dokumente, Fotos und sogar die eingescannte ‚Brainstorming-Serviette‘ projektbezogen mit ein. Als österreichisches Pro.File-Competence Center verband die Trisoft Informationsmanagement GmbH aus Seiersberg das System mit allen relevanten Fremdsystemen bei Hobas, zuletzt mit dem ERP-System. Zuvor lief die Übernahme von rund 130.000 Dokumenten unterschiedlichsten Typs (CAD-Daten aus verschiedenen Systemen, gescannte Zeichnungen, Projektdokumente, Fotos und Videos) aus dem Vorgänger-PDM. Dieses musste abgelöst werden, da durch den Umstieg von Hobas auf 3D-Konstruktion darin erhebliche Programmieraufwände erforderlich gewesen wären.
Sein PDM/PLM nutzt Hobas nun als zentrales Datenrückgrat im Unternehmen und verwaltet mit ihm sämtliche produktrelevanten Daten aus den verschiedenen Autorensystemen, um sie Nutzern bedarfsgerecht zur Verfügung zu stellen, von Anforderungen über Skizzen, 3D-CAD-Modellen und Werkstattzeichnungen bis hin zu Stücklisten und allgemeinen Dokumenten. Zum Einsatz kommen außerdem Funktionen der PLMSoftware für die Automatisierung und Dokumentation von Freigabeprozessen und deren Versionierung.
Der Informationsfluss nimmt in technischen Unternehmen wie Hobas immer weiter zu, und verschiedenste IT-Systeme erzeugen eine immer größere Anzahl an Daten und Dokumenten. Diese getrennt zu halten und manuell von einem System ins andere zu übertragen (Stichwort: Insellösungen), birgt einen stetigen Fehlerquell und ist dafür verantwortlich, dass Arbeitsabläufe wieder und wieder ins Stocken geraten.
Datenhistorie nachvollziehbar
Deshalb verstehen viele Unternehmen PLM heute als ein Thema, das zentral angegangen werden muss, damit es sich an den Anforderungen der Fachabteilungen orientiert. Der Umgang mit wichtigen Dokumenten lässt sich so wesentlich vereinfachen. Informationen werden übersichtlich abgelegt und schneller aufgefunden, geändert, versioniert oder als gelöscht markiert. Veraltete oder fehlerhafte Daten lassen sich besser ausfindig machen und als ungültig markieren. So bleibt die Datenhistorie immer nachvollziehbar, behindert aber den Entwicklungsprozess nicht mehr. Vor allem schützt eine zentrale PLM-Plattform davor, dass Informationen mehrfach in verschiedenen Systemen abgelegt werden. Genau dies nämlich führt dazu, dass sich die Datenmenge unnötig aufbläht und nicht auf Anhieb erkennbar ist, welche Version nun gerade die aktuelle ist. Bei Einsatz einer modernen, zentralen PLM-Plattform hingegen existiert jedes Dokument nur einmal im Unternehmen. So basiert die Produktentwicklung auf einem gesicherten Prozess, gleichzeitig sinken durch effizienteren Ressourceneinsatz die Produktentstehungskosten.
Einsatz von Apps
Zu überfrachtete und kompliziert zu bedienende PLM-Software sorgt dafür, dass Prozesse stocken. Dabei benötigt man für viele alltägliche Arbeitsabläufe im Umfeld von
Product Lifecycle Management gar nicht die volle Funktionalität der eingesetzten Lösung. Es genügen maßgeschneiderte Funktionen für die gerade benötigte Tätigkeit. Daher sollte ein PLM-System heute Funktionen per App bereitstellen. Dezidierte Aufgaben lassen sich damit auf dem Desktop oder auch mobil erledigen – ganz ohne den restlichen PLM-Überbau.
Eine plattformunabhängige Entwicklung von Apps ist aufwändig und gehört nicht zum Kerngeschäft der IT-Abteilung. PLM-Anbieter
Procad stellt mobile Anwendungen über einen App
Server bereit und arbeitet hierfür mit dem App-Spezialisten 3mobility solutions zusammen. Dieser hat eine Plattform entworfen, mit der sich Business Apps generieren lassen, die geräte- und betriebssystemübergreifend einsetzbar sind. Dafür ist keine Programmierung erforderlich, die Apps werden ausschließlich konfiguriert.
Ein Szenario mit der App wie etwa „Erteilen von Genehmigungen und Freigaben“kann man sich so vorstellen: Im PLM-System wird eine Spezifikation angefertigt und muss freigegeben werden. Der Bearbeiter setzt die Spezifikation in den Status „in Prüfung“und informiert den Genehmiger darüber per E-Mail. Dieser braucht, um den neuen Status freizugeben, dann keinen vollen Zugriff auf die PLM-Software, sondern öffnet eine App, um das Dokument freizugeben oder/und zu kommentieren. Im PLM-System ist dieser Statuswechsel ebenso sichtbar (wie alle weiteren Prozesse, die am Statuswechsel hängen). Der Nutzen dieser App: Freigabeprozesse beschleunigen sich, da der Genehmiger auch ortsunabhängig den betreffenden Sachverhalt einsehen kann.
Inbetriebnahme von Anlagen
Ein weiterer typischer Fall ist die Inbetriebnahme von Anlagen. Protokolle dazu lassen sich per App beim Kunden vor Ort erstellen und unterzeichnen. Der Techniker beim Kunden hat meist keinen Zugriff auf die aktuelle Dokumentation. Folglich fließen Änderungen an einer Anlage vor Ort nicht sofort in die Dokumentation zurück, Updates erfolgen erst, wenn er wieder im Büro ist. Oft ist der Monteur auch schon vor Ort, aber an den Unterlagen wird noch gearbeitet.
Mit einer „Inbetriebnahme“-App kann er sich nun online anmelden und hat Zugriff auf die aktuelle Fassung der Inbetriebnahme-Dokumente. Oder er lädt sich die aktuelle Fassung herunter und kann die Unterlagen später offline einsehen. Über die App kann er zudem vor Ort beim Kunden Abnahmeprotokolle ausfüllen und digital unterzeichnen lassen. Die App speichert das Protokoll im PLM-System und informiert die Projektbeteiligten über den Statuswechsel in „freigegeben“. Die Folge ist eine schnellere Bearbeitung durch digitale, vor Ort unterzeichnete Abnahmeunterlagen. Nacharbeiten, Änderungen oder kritische Komponenten können zudem in Reports ausgewertet und dargestellt werden. ( anm) ■