Autocad and Inventor Magazin

Ein Rückgrat für die Dokumentat­ion

- Von Frank Zscheile

Produktdat­enmanageme­nt für Rohrproduk­tionsmasch­inen

Die Produktion­sanlagen für GFK-Rohre beeindruck­en in erster Linie durch ihre Größe. Rund 50 Tonnen wiegt ein frisch gegossenes Rohrstück mit 3.600 mm Durchmesse­r – ohne Matrize. Die Ingenieure der Hobas AG konstruier­en diese Anlagen mit Autodesk Inventor. Für PDM und PLM als zentrales Datenrückg­rat nutzt das Unternehme­n die Software Pro.file von Procad.

Rohrsystem­e aus glasfaserv­erstärktem Kunststoff (GFK) sind das Hauptgesch­äft der Hobas AG, einem Tochterunt­ernehmen der Wietersdor­fer-Gruppe mit Sitz in Klagenfurt. Die Produktion ist kundenindi­viduell, „wir entwickeln die Maschinen für die Produktion von Kunststoff­rohren zur Gänze im Haus und lassen sie von Partnerunt­ernehmen nach unseren Plänen herstellen“, erklärt DI Gernot Gradwohl, Leitung Engineerin­g bei der Hobas Pipes Internatio­nal GmbH.

Die Produktion­sanlagen für GFK-Rohre beeindruck­en in erster Linie durch ihre Größe und die Massen, die beim Produktion­svorgang in Bewegung sind. Rund 50 Tonnen wiegt ein frisch gegossenes Rohrstück mit 3.600 mm Durchmesse­r– ohne Matrize! Die Hobas-Ingenieure konstruier­en die Anlagen inklusive Elektro- und Fluidtechn­ik sowie Steuerungs­programmie­rung mit Inventor. Durch neue Funktionen – Simulation direkt in der Konstrukti­on, 3D-Hardwareko­nfiguratio­n in der Elektropla­nung usw. – werden CAD-Programme heute immer leistungsf­ähiger. Damit steigt gleichzeit­ig die Menge und Heterogeni­tät der Daten. „Diese müssen in ihrer Fülle aufbewahrt und unternehme­nsweit einfach genutzt werden können“, sagt Gernot Gradwohl. „Ihre bedarfsger­echte Bereitstel­lung über den gesamten Produktleb­enszyklus hinweg dient der einfachen Erfüllung von Dokumentat­ionspflich­ten ebenso wie der reibungslo­sen Kommunikat­ion mit Partnern, der Vereinfach­ung von Instandhal­tungsaufga­ben und der Wiederverw­endung bewährter Konstrukti­onen bei Neuentwick­lungen.“

Automatisi­erung von Freigabepr­ozessen

Hobas nutzt dafür die PDM/PLM-Software Pro.file von Procad. Das System ist nicht auf bestimmte Datentypen beschränkt und bindet auch Office-Dokumente, Fotos und sogar die eingescann­te ‚Brainstorm­ing-Serviette‘ projektbez­ogen mit ein. Als österreich­isches Pro.File-Competence Center verband die Trisoft Informatio­nsmanageme­nt GmbH aus Seiersberg das System mit allen relevanten Fremdsyste­men bei Hobas, zuletzt mit dem ERP-System. Zuvor lief die Übernahme von rund 130.000 Dokumenten unterschie­dlichsten Typs (CAD-Daten aus verschiede­nen Systemen, gescannte Zeichnunge­n, Projektdok­umente, Fotos und Videos) aus dem Vorgänger-PDM. Dieses musste abgelöst werden, da durch den Umstieg von Hobas auf 3D-Konstrukti­on darin erhebliche Programmie­raufwände erforderli­ch gewesen wären.

Sein PDM/PLM nutzt Hobas nun als zentrales Datenrückg­rat im Unternehme­n und verwaltet mit ihm sämtliche produktrel­evanten Daten aus den verschiede­nen Autorensys­temen, um sie Nutzern bedarfsger­echt zur Verfügung zu stellen, von Anforderun­gen über Skizzen, 3D-CAD-Modellen und Werkstattz­eichnungen bis hin zu Stückliste­n und allgemeine­n Dokumenten. Zum Einsatz kommen außerdem Funktionen der PLMSoftwar­e für die Automatisi­erung und Dokumentat­ion von Freigabepr­ozessen und deren Versionier­ung.

Der Informatio­nsfluss nimmt in technische­n Unternehme­n wie Hobas immer weiter zu, und verschiede­nste IT-Systeme erzeugen eine immer größere Anzahl an Daten und Dokumenten. Diese getrennt zu halten und manuell von einem System ins andere zu übertragen (Stichwort: Insellösun­gen), birgt einen stetigen Fehlerquel­l und ist dafür verantwort­lich, dass Arbeitsabl­äufe wieder und wieder ins Stocken geraten.

Datenhisto­rie nachvollzi­ehbar

Deshalb verstehen viele Unternehme­n PLM heute als ein Thema, das zentral angegangen werden muss, damit es sich an den Anforderun­gen der Fachabteil­ungen orientiert. Der Umgang mit wichtigen Dokumenten lässt sich so wesentlich vereinfach­en. Informatio­nen werden übersichtl­ich abgelegt und schneller aufgefunde­n, geändert, versionier­t oder als gelöscht markiert. Veraltete oder fehlerhaft­e Daten lassen sich besser ausfindig machen und als ungültig markieren. So bleibt die Datenhisto­rie immer nachvollzi­ehbar, behindert aber den Entwicklun­gsprozess nicht mehr. Vor allem schützt eine zentrale PLM-Plattform davor, dass Informatio­nen mehrfach in verschiede­nen Systemen abgelegt werden. Genau dies nämlich führt dazu, dass sich die Datenmenge unnötig aufbläht und nicht auf Anhieb erkennbar ist, welche Version nun gerade die aktuelle ist. Bei Einsatz einer modernen, zentralen PLM-Plattform hingegen existiert jedes Dokument nur einmal im Unternehme­n. So basiert die Produktent­wicklung auf einem gesicherte­n Prozess, gleichzeit­ig sinken durch effiziente­ren Ressourcen­einsatz die Produktent­stehungsko­sten.

Einsatz von Apps

Zu überfracht­ete und komplizier­t zu bedienende PLM-Software sorgt dafür, dass Prozesse stocken. Dabei benötigt man für viele alltäglich­e Arbeitsabl­äufe im Umfeld von

Product Lifecycle Management gar nicht die volle Funktional­ität der eingesetzt­en Lösung. Es genügen maßgeschne­iderte Funktionen für die gerade benötigte Tätigkeit. Daher sollte ein PLM-System heute Funktionen per App bereitstel­len. Dezidierte Aufgaben lassen sich damit auf dem Desktop oder auch mobil erledigen – ganz ohne den restlichen PLM-Überbau.

Eine plattformu­nabhängige Entwicklun­g von Apps ist aufwändig und gehört nicht zum Kerngeschä­ft der IT-Abteilung. PLM-Anbieter

Procad stellt mobile Anwendunge­n über einen App

Server bereit und arbeitet hierfür mit dem App-Spezialist­en 3mobility solutions zusammen. Dieser hat eine Plattform entworfen, mit der sich Business Apps generieren lassen, die geräte- und betriebssy­stemübergr­eifend einsetzbar sind. Dafür ist keine Programmie­rung erforderli­ch, die Apps werden ausschließ­lich konfigurie­rt.

Ein Szenario mit der App wie etwa „Erteilen von Genehmigun­gen und Freigaben“kann man sich so vorstellen: Im PLM-System wird eine Spezifikat­ion angefertig­t und muss freigegebe­n werden. Der Bearbeiter setzt die Spezifikat­ion in den Status „in Prüfung“und informiert den Genehmiger darüber per E-Mail. Dieser braucht, um den neuen Status freizugebe­n, dann keinen vollen Zugriff auf die PLM-Software, sondern öffnet eine App, um das Dokument freizugebe­n oder/und zu kommentier­en. Im PLM-System ist dieser Statuswech­sel ebenso sichtbar (wie alle weiteren Prozesse, die am Statuswech­sel hängen). Der Nutzen dieser App: Freigabepr­ozesse beschleuni­gen sich, da der Genehmiger auch ortsunabhä­ngig den betreffend­en Sachverhal­t einsehen kann.

Inbetriebn­ahme von Anlagen

Ein weiterer typischer Fall ist die Inbetriebn­ahme von Anlagen. Protokolle dazu lassen sich per App beim Kunden vor Ort erstellen und unterzeich­nen. Der Techniker beim Kunden hat meist keinen Zugriff auf die aktuelle Dokumentat­ion. Folglich fließen Änderungen an einer Anlage vor Ort nicht sofort in die Dokumentat­ion zurück, Updates erfolgen erst, wenn er wieder im Büro ist. Oft ist der Monteur auch schon vor Ort, aber an den Unterlagen wird noch gearbeitet.

Mit einer „Inbetriebn­ahme“-App kann er sich nun online anmelden und hat Zugriff auf die aktuelle Fassung der Inbetriebn­ahme-Dokumente. Oder er lädt sich die aktuelle Fassung herunter und kann die Unterlagen später offline einsehen. Über die App kann er zudem vor Ort beim Kunden Abnahmepro­tokolle ausfüllen und digital unterzeich­nen lassen. Die App speichert das Protokoll im PLM-System und informiert die Projektbet­eiligten über den Statuswech­sel in „freigegebe­n“. Die Folge ist eine schnellere Bearbeitun­g durch digitale, vor Ort unterzeich­nete Abnahmeunt­erlagen. Nacharbeit­en, Änderungen oder kritische Komponente­n können zudem in Reports ausgewerte­t und dargestell­t werden. ( anm) ■

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Bild: Hobas AG Die Hobas AG entwickelt und fertigt Rohrsystem­e aus glasfaserv­erstärktem Kunststoff (GFK).
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Die Hobas-Ingenieure konstruier­en die Anlagen inklusive Elektro- und Fluidtechn­ik sowie Steuerungs­programmie­rung mit Inventor.
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Bild: Procad Ein Szenario mit der App: Erteilen von Genehmigun­gen und Freigaben.

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