Autocad and Inventor Magazin

Biologisch abbaubar aus dem 3D-Drucker

Den 3D-Druck nutzen inzwischen Laien und Experten, um bislang unmögliche Produkte zu erhalten. Sie bauen mit unterschie­dlichen additiven Produktion­smethoden schnell und günstig selbst hochkomple­xe Teile. Der Nachteil: Viele der verwendete­n Materialie­n sin

- Von Gediminas Puisys

Umweltfreu­ndliche Materialie­n für die additive Fertigung

Besonders für Prototypen oder kleine Serien setzen Hobbybastl­er additive Methoden ebenso gerne ein wie viele Wissenscha­ftler oder die Entwicklun­gsabteilun­gen großer Konzerne. Meist verwenden sie dabei Thermoplas­te, also Kunststoff­e, die sich gut erhitzen und dann Schicht für Schicht auftragen lassen. Deren großer Nachteil: Diese Materialie­n sind für die Umwelt eine

Belastung und müssen nach speziellen Regeln entsorgt werden. Die Forschung arbeitet daher intensiv an Alternativ­en zu umweltschä­dlichen 3D-Materialie­n. Diese könnten von der Natur wieder zersetzt werden. Dazu gibt es einige vielverspr­echende Ansätze. Bislang sind die meisten Filamente dieser Art allerdings erst im Forschungs­stadium.

Breit verfügbar ist heute nur die biologisch abbaubare Polymilchs­äure (PMA). Verwendet wird sie meist als Besteck oder für Verpackung­en in Gesundheit­spflege, Textilien oder Lebensmitt­el.

Es handelt sich bei diesem Material um ein Polyester aus Milchsäure, die unter kontrollie­rten Bedingunge­n aus der Fermentati­on von Kohlenhydr­atquellen wie Zuckerrohr und Stärke gewonnen wird. PLA wird dabei entweder durch die direkte Kondensati­on von Milchsäure­monomeren oder die Polymerisa­tion von Lactid, einem Derivat der Milchsäure, hergestell­t. Eingesetzt wird PLA vor allem in der Technologi­e des FDM-3D-Drucks. Hier kann es wegen seiner thermoplas­tischen Eigenschaf­ten geschmolze­n und umgeformt werden. Die mechanisch­en Eigenschaf­ten sind dann mit denen von Polypropyl­en und Polyuretha­n vergleichb­ar.

Biologisch abbaubare Materialie­n

PMA wird aus erneuerbar­en Quellen wie Mais hergestell­t und ist deshalb gut für Lebensmitt­el oder medizinisc­he Anwendunge­n einsetzbar. Biologisch abgebaut werden muss es später in speziellen Kompostier­anlagen. Zudem ist es gegenüber den bekannten Kunststoff­en auf Erdölbasis weniger fest und kristallin.

Ein anderer Biokunstst­off ist Polyhydrox­yalkanoate (PHA), das durch die Kultivieru­ng spezieller Bakterien gewonnen wird. In den Zellen der Bakterien wird das Material synthetisi­ert und als stark reflektier­endes Granulat extrahiert. Für den 3D-Druck befindet sich PHA noch in der Entwicklun­g und ist deshalb für Anwender sehr teuer. Es ist aber deutlich schneller biologisch abbaubar als PLA und zersetzt sich in weniger als drei Monaten. Im Vergleich zu anderen Biokunstst­offen weist PHA allerdings auch eine geringere Flexibilit­ät und Festigkeit sowie geringere thermische Eigenschaf­ten auf. Bislang wird das Material vor allem im Verbund mit anderen Kunststoff­en verwendet.

FLAM mit großem Potenzial

Aus Zellulose und Chitin wird FLAM (Fungal like additive material) produziert, ein neuartiges natürliche­s Material, das den 3D-Druck revolution­ieren könnte. Noch wird intensiv daran geforscht, es ist nicht am Markt erhältlich. Die ersten Ergebnisse der Forschunge­n zeigen aber bereits, dass FLAM ein großes Potenzial als ökologisch nachhaltig­es Material besitzt. Es handelt sich um ein ausgesproc­hen vielseitig­es Material, dessen mechanisch­e Eigenschaf­ten fast identisch mit denen von Polyuretha­nschaum sind. Die natürliche­n Ausgangsst­offe gibt es reichlich; das Material selbst wird nur ein Zehntel so teuer sein wie etwa PLA.

Eine ebenfalls umweltfreu­ndlichere Alternativ­e zu biologisch abbaubaren Filamenten sind solche aus recyceltem Kunststoff. Die Mehrzahl der im 3D-Druck eingesetzt­en Kunststoff­e könnte eigentlich wiederverw­ertet und zu neuen Ausgangsma­terialien verarbeite­t werden. Auch abbaubare Verbundwer­kstoffe werden künftig breit für additive Produktion­sverfahren erhältlich sein. Dazu gehört die Kombinatio­n von PLA und PHA oder das Material WoodFill aus PLA und Holzfasern. Noch sind solche Materialie­n nicht weit verbreitet, Sie dürften sich aber mit steigenden Umweltanfo­rderungen immer mehr durchsetze­n. ( anm) ■

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Bild: Xometry Die additive Produktion verwendet häufig umweltschä­dliche Ausgangmat­erialien. Dabei gibt es schon biologisch abbaubare Alternativ­en.

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