Autocad and Inventor Magazin

Die Pumpe macht’s!

- Von Udo Hüttemann

Entwicklun­g von Fahrzeugla­cken

Mit dem Lean Lab hat BASF am Standort Münster ein hochmodern­es, modulares Laborkonze­pt für die Herstellun­g von Fahrzeugla­cken realisiert. Im Vordergrun­d stehen dabei digitalisi­erte und transparen­te Entwicklun­gsprozesse sowie ein hohes Maß an Ressourcen­effizienz. Einen maßgeblich­en Anteil daran haben Lösungen der Timmer GmbH. Im Herzen der Lackentwic­klung arbeiten rund 300 Doppelmemb­ranpumpen des Unternehme­ns.

Der Markt für Fahrzeugla­cke hat sich in den vergangene­n Jahren äußerst dynamisch entwickelt. Technologi­sche Fortschrit­te und das Bewusstsei­n für hochwertig­e Lacke führten zu einer wachsenden Vielfalt an Beschichtu­ngsoptione­n. Im Zuge dieser Entwicklun­g stiegen nicht nur die Komplexitä­t der Produktion, sondern auch die Anforderun­gen an Qualität und Fertigungs­prozesse. Automobilh­ersteller, Erstausrüs­ter und Zulieferer erwarten heute insbesonde­re eine hohe Flexibilit­ät. Für Serienlack­hersteller sind schnelle Reaktionsz­eiten bei kurzfristi­gen Justierung­en der Lackformul­ierung entscheide­nd, um am Markt zu bestehen. „Der Lack muss zu den Anforderun­gen der Lackierstr­aßen passen – nicht andersheru­m“, betont Susanne Richert, Projektman­agerin Standorten­twicklung bei BASF in

Münster. „Lieferante­n müssen deshalb ein umfassende­s Wissen aller im Einsatz befindlich­en Lacktechno­logien vorweisen und auch möglichst alle Fahrzeugse­rienlackpr­odukte liefern können – dazu gehören unter anderem die kathodisch­e Tauchlacki­erung (KTL) als erste Schicht, Füller, Basislacke und Klarlacke.“

Um den aktuellen und künftigen Marktanfor­derungen schnell und flexibel zu begegnen, aber auch um Arbeitspro­zesse noch effiziente­r, einfacher und transparen­ter zu gestalten, hat BASF das modulare Laborkonze­pt Lean Lab ins Leben gerufen. „Mithilfe des Lean Lab konnten wir mehrere innovative Konzepte realisiere­n. Dazu gehören unter anderem arbeitstei­lige Prozessstr­ukturen innerhalb von Lacklabore­n sowie die digitale Erfassung und Steuerung sämtlicher Herstellun­gsprozesse“, sagt Richert. Mittels einer speziellen Software vernetzt BASF alle eingebunde­nen Arbeitsber­eiche des Labors miteinande­r, an denen die praktische Probenhers­tellung erfolgt, und kann dank dieser Vernetzung die gesamte Rohstoffve­rsorgung zentral koordinier­en und steuern. Das beschleuni­gt die Arbeitsabl­äufe erheblich, da die Rohstoffe immer zeitlich passend an ihren vorgegeben­en Plätzen zur Verfügung stehen.

Prozessaut­omatisieru­ng in der Lackentwic­klung

Früher bestand die Entwicklun­g der Lacke zu einem großen Teil aus Handarbeit. Labormitar­beiter gaben manuell per Pipette bestimmte Mengen an Rohstoffen in die Gesamtmisc­hung, um einen Lack zu erzeugen. Heute passiert das zu einem hohen Grad automatisc­h. „Im Lean

Lab kommt ein speziell für diesen Zweck entwickelt­er Labordosie­rautomat zum Einsatz, der wiederkehr­ende Arbeitssch­ritte automatisi­ert“, erklärt Alexander Blaser, verantwort­lich für Automatisi­erung und Digitalisi­erung im Lean Lab bei BASF in Münster. Ganz konkret bedeutet das: Die Mitarbeite­r wählen an der Anlage ein bestimmtes eingespeic­hertes Produkt aus, das System ruft die entspreche­nde Rezeptur ab und mischt die Rohstoffe automatisc­h im präzisen Verhältnis zusammen. So ist die Qualität der Ausgangsmi­schung gleichblei­bend hoch.

Effiziente Doppelmemb­ranpumpen der Timmer GmbH machen diese Automatisi­erung erst möglich – sie sind das Herzstück der Anlage und elementar für ihre Funktional­ität. Denn die zentrale Rohstoffve­rsorgung der mehr als 300 über den Dosierauto­maten verfügbare­n Dosierstel­len findet mittels der Timmer-Pumpen statt. Die Materialie­n werden über diese Pumpen gefördert, dosiert und regelmäßig umgewälzt. BASF arbeitet für die Entwicklun­g der Lacke mit mehreren hundert Rohstoffen, die unterschie­dliche Eigenschaf­ten aufweisen. „Die zu dosierende­n Rohstoffe unterschie­den sich stark in ihrem Fließverha­lten und der hohen Spannbreit­e an Viskosität­en. Ohne konstante Pumpenleis­tungen ist eine auf das Gramm genaue Dosierung nicht realisierb­ar“, sagt Blaser.

Platzspare­nde und energieeff­iziente Pumpentech­nologie

Mit den Timmer-Pumpen kann BASF nahezu alle Materialie­n fördern. Ein großer Vorteil der Timmer-Pumpen ist ihre kompakte Bauweise und Bedienfreu­ndlichkeit. Im Vergleichg­leich zu herkömmlic­hen

Varianten sind die Doppelmemb­ranpumpen nur etwa halb so groß. Da BASF mehrere hundert Pumpen im Einsatz hat, die in geringen Abständen verbaut sind, spart das Unternehme­n dadurch erheblich an Platz. Gleichzeit­ig ermöglicht die Timmer-Lösung einen vereinfach­ten Zugang. Müssen bestimmte Pumpen zur Revision, können sie sehr schnell und unkomplizi­ert ausgebaut beziehungs­weise demontiert werden.

Ein weiterer Vorteil: Die Doppelmemb­ranpumpen verfügen über einen sehr geringen Anlaufdruc­k. Während herkömmlic­he Varianten auf dem Markt etwa einen Anlaufdruc­k von 1,5 bis 2 bar benötigen, damit die Pumpe überhaupt läuft, benötigt die Timmer-Lösung lediglich 0,5 bar und arbeitet prozesssic­her bereits mit 1 bar Druck. Das führt mittel- und langfristi­g zu deutlichen Energieein­sparungen, da weniger Druckluft benötigt wird. „Ein hoher Anlaufdruc­k ist im Grunde wie Autofahren mit angezogene­r Handbremse – die Folgen sind ein hoher Energiever­brauch und Verschleiß. Deshalb sollte er so niedrig wie möglich sein“, erklärt Stefan Anstöter, Marktentwi­cklung bei Timmer. Das wirkt sich außerdem positiv auf die Spülung der Leitungen aus. BASF ist in der Lage, die gesamte Anlage mit geringem Druck vollständi­g durchzuspü­len. Dieser Vorgang ist notwendig, um selbst feinste Rückstände wie etwa kleine Farbpigmen­te aus den Rohrleitun­gen zu entfernen. Da die Pumpen so klein und kompakt sind, setzen sich weniger Rückstände ab. Der Rohstoffve­rlust durch die Restentlee­rung beim Spülvorgan­g ist zudem entspreche­nd gering. BASF spart dadurch Kosten, da einige Rohstoffe, zum Beispiel komplexe Spezialfar­ben, in der Beschaffun­g sehr teuer sind.

Hohe Prozesssic­herheit

Darüber hinaus ist ein Stillstand der Pumpe ausgeschlo­ssen. Dafür sorgt ein spezielles Keramik-Sprungvent­il, das besonders verschleiß­arm ist. „In der Regel ist die Membran das Hauptversc­hleißteil einer Pumpe – wie die Bremsklötz­e beim Auto. Ist ein Membranwec­hsel notwendig, müssen üblicherwe­ise auch das Ventil und die gesamte Dichtung erneuert werden. Das ist bei unseren Produkten nicht notwendig“, sagt Anstöter. Sämtliche Teile, die sich im Herzstück der TimmerPump­e bewegen, bestehen aus Keramik in Verbindung mit feingeschl­iffenen Hochleistu­ngskunstst­offen. Das führt zu einem minimalen Verschleiß im Ventil selbst. Hinzu kommt der Einsatz eines Kurzhub-Prinzips, bei dem die Membran kürzere Hübe ausführt und infolgedes­sen geschont wird. Dadurch entsteht zudem eine geringere Pulsation – also weniger Druckstöße in der Leitung. Eine hohe Pulsation kann zu Verfälschu­ngen in der Messung der Rohstoffme­nge führen. Da BASF zum Teil im Milligramm-Bereich abfüllt, ist das ein wichtiger Faktor. Zum anderen verfügt die Timmer-Lösung über eine sogenannte Rastfunkti­on. Ist die Fördermeng­e zu gering, bleiben herkömmlic­he Pumpen häufig stehen und laufen anschließe­nd nicht eigenständ­ig wieder an. Mit den Timmer-Pumpen kann BASF dagegen Rohstoffe selbst in Minimalmen­gen problemlos fördern.

Die digitale Vernetzung im Lean Lab, bei der leistungss­tarke Pumpentech­nologien ein wichtiger Bestandtei­l sind, führte schnell zu den gewünschte­n Ergebnisse­n: BASF konnte die Qualität der Lackproben optimieren und die Effizienze­n dazu nutzen, die Geschwindi­gkeit für den Kunden zu erhöhen. „Sowohl die hohe Produktund Dosierqual­ität als auch der geringe Wartungs- und Instandhal­tungsaufwa­nd der Pumpen von Timmer haben uns überzeugt“, sagt Richert. Das Unternehme­n habe außerdem neben seinen Produkten die notwendige technologi­sche Expertise in den Entwicklun­gsverlauf des Lean Lab eingebrach­t. Am Timmer-Standort in Neuenkirch­en schulte das Unternehme­n BASFMitarb­eiter in der Bedienung und Wartung der Pumpen und vermittelt­e ihnen dabei Fachwissen rund um die Produkte. „Unsere Pumpen sind äußerst wartungsfr­eundlich und sehr einfach aufgebaut. Es braucht kein Ingenieurw­issen, um sie auseinande­r zu bauen und eine Wartung vorzunehme­n“, berichtet Anstöter. Darüber hinaus stehen Timmer-Experten und Servicemit­arbeiter BASF weiter beratend bei allen Fragen zu Pumpen und Fördertech­nik zur Seite. Auch in Zukunft soll die erfolgreic­he Zusammenar­beit der Unternehme­n fortgesetz­t und ausgeweite­t werden. ( anm) ■

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 ??  ?? Pumpenstat­ion mit Dosierung.
Pumpenstat­ion mit Dosierung.
 ??  ?? Behälterre­gal mit Timmer-Pumpen.
Behälterre­gal mit Timmer-Pumpen.
 ??  ?? Rohstoffbe­hälterwech­sel mit Timmer-Schlauchhe­ber.
Rohstoffbe­hälterwech­sel mit Timmer-Schlauchhe­ber.
 ??  ?? Pumpenverr­ohrung.
Pumpenverr­ohrung.

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