Beidhändig im Homeoffice
Robert Stadie, 3Dconnexion, im Gespräch
Leistungsfähige 3D-Hardware war lange Zeit dem CAD-Büro vorbehalten. Aber auch CADArbeitsplätze lassen sich ins Homeoffice verlagern. Worauf es beim Einsatz von 3D-Eingabegeräten ankommt, was beim Arbeiten in der Cloud anders , verrät Robert Stadie, Product Manager bei 3Dconnexion, im Gespräch mit dem AUTOCAD & Inventor Magazin.
AUTOCAD & Inventor Magazin (ACM): Durch die Corona-Pandemie sind auch CAD-Arbeitsplätze ins Homeoffice verlagert worden. Worauf kommt es bei der Einrichtung des Arbeitsplatzes im Homeoffice besonders an, was die Ergonomie betrifft?
Robert Stadie: Den modernen CADArbeitsplatz bestimmen vor allem die drei Kriterien Mobilität, Ergonomie und Flexibilität. Da immer mehr Cloud-basierte Versionen von CAD-Software auf dem Markt vorhanden sind, wird auch das mobile Arbeiten zunehmend zur Regel. Für den mobilen CAD-Arbeitsplatz sind das unterbrechungsfreie Arbeiten, die lange Akkulaufzeit und das ergonomische Design von entscheidender Bedeutung. Der User hat die Erwartungshaltung, dass die Arbeitsumgebung, an die er sich über die Jahre hinweg gewöhnt hat, auch zu Hause mit demselben Standard zur Verfügung steht. Das heißt, ein mobiler CAD-Arbeitsplatz sollte es ermöglichen, dass der bekannte Workflow beibehalten werden kann.
Neben der Funktionalität ist vor allem das ergonomische Design des Arbeitsplatzes wichtig: So müssen die Tasten von 3D-Mäusen so geformt und angeordnet sein, dass sie leicht zu erreichen sind und eine natürliche Handposition unterstützen. Der besondere Vorteil des Einsatzes von 3D-Mäusen im CAD-Bereich liegt in der beidhändigen Arbeitsweise. Dadurch werden die übliche einseitige Belastung auf beide Hände verteilt, ein gleichzeitiges Navigieren und Bearbeiten möglich und Klick- und Mausrad-Bewegungen nachweislich reduziert. Dies wirkt sich positiv auf die Gesundheit und das Wohlbefinden aus, da Nacken, Schultern, Arme und Handgelenke entlastet werden. Zudem führt die Nutzung einer 3D-Maus zu einer aufrechteren und damit gesünderen Körper- und Sitzhaltung.
Damit auch bei einem beengten Platzangebot alle gewohnten, positiven Effekte im Homeoffice zum Tragen kommen können, sollten Produkte genutzt werden, die speziell für diese Anforderungen konzipiert sind.
ACM: Warum sollten 3D-Eingabegeräte eine Rolle spielen?
Robert Stadie: Wenn sich ein Anwender erst einmal daran gewöhnt, mit 3D-Eingabegeräten zu arbeiten, werden diese sehr schnell zu einem essenziellen Bestandteil des Workflows. Neben den bereits erwähnten gesundheitlichen Vorteilen unterstützen die Eingabegeräte auch eine wesentlich effizientere und produktivere Arbeitsweise. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation hat ergeben, dass für das Lösen einer randomisierten Aufgabe mit der 3D-Maus nur noch 68 anstatt 96 Minuten benötigt werden, im Gegensatz zu einem normalen MausTastatur-Set-up. Somit ist eine Produktivitätssteigerung von 28 Prozent erzielbar. Diese Vorteile eines 3D-Eingabegerätes möchte ein User dann natürlich auch im Homeoffice nicht missen.
ACM: Sie sprachen es bereits an. Oft sind im Homeoffice die CAD-Systeme nicht lokal installiert. Was ist beim Remote-Zugriff mit 3D-Eingabegeräten zu beachten?
Robert Stadie: Bei Remote-Systemen ist eine Limitierung der Real-Time-Reaktion zu beachten, also eine minimale Verzögerung. Anwender, die bereits mit modernen Cloud-Systemen arbeiten, haben weniger Probleme als diejenigen, die zusätzliche Technologien verwenden müssen, sogenannte Remote-Desktop-Lösungen. Während bei ersteren keine Einschränkungen zu erwarten sind, kommt es bei Letzteren durch Limitierungen bei Netzwerk und Bandbreite systembedingt zu einer Verzögerung zwischen der Eingabe und dem visuellen Feedback auf dem Bildschirm. Darunter leidet die Usability für den Nutzer. Technisch betrachtet muss bei den meisten Remote-Desktop-Lösungen der lokale Gerätetreiber beendet werden, damit unsere SpaceMouse-Produkte erfolgreich an den Sender weitergeleitet werden können. Wichtig ist, dass eine möglichst niedrige Latenz und eine hohe Bandbreite vorhanden sind, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Darüber hinaus gibt es oft auch die Möglichkeit, die Framerate zu erhöhen, um so die Bewegungen auf dem Bildschirm einwandfrei fließend darzustellen. Dies ist vor allem im 3D-Bereich von großer Bedeutung. Nicht zuletzt kann es auch ratsam sein, ein LAN-Kabel zu nutzen, anstatt mit einer WLAN-Verbindung zu arbeiten.
ACM: Welche Trends beobachten Sie in den aktuellen CAD- und 3D-Programmen, was die Funktionalität, Benutzeroberfläche und Bedienung angeht? Robert Stadie: Es ist ein klarer Trend hin zu Cloud-basierten Anwendungen mit reduzierten beziehungsweise einfachen User-Oberflächen erkennbar, bei denen der 3D-Content lokal gerendert wird. Vereinfachte Benutzeroberfläche heißt, dass moderne Anwendungen nur noch einen Bruchteil der Befehle älterer Applikationen benötigen.
ACM: Wie gestaltet sich hier die Zusammenarbeit mit Software-Anbietern wie Autodesk?
Robert Stadie: Für 3Dconnexion ist eine enge Zusammenarbeit mit den SoftwareHerstellern von großer Bedeutung, gerade auch hinsichtlich der qualitativ hochwertigen Integration unserer Geräte in ihre Anwendungen. Aus diesem Grund haben wir mit dem Software Developer Program auch ein eigenes Programm gestartet, in dessen Rahmen wir Software-Hersteller bei der Implementierung unterstützen.
ACM: Für die Remote-Zusammenarbeit in Design und Konstruktion gewinnen Lösungen für virtuelle Webmeetings an Bedeutung, mit denen man beispielsweise Microsoft Teams oder Zoom nutzen kann, um 3D-Modelle in der erweiterten Realität zu teilen und zu bearbeiten. Wie reagiert 3Dconnexion auf derartige Entwicklungen? Robert Stadie: Aktuell existiert der Trend, komplette Workflows in Multi-User-Umgebungen abzubilden. Das heißt, User interagieren mit Content, und zwar jeder von seinem Arbeitsplatz aus. In dieser Umgebung sieht auch jeder, wie andere User interagieren; somit besteht eine Gleichzeitigkeit der Interaktion. Es handelt sich hierbei um EchtzeitMulti-User-Umgebungen, wie sie etwa von Game Engines bereitgestellt werden. Dabei wird über das Netzwerk nur einmalig die Geometrie übertragen, das Rendering und die Interaktion findet dann lokal statt, nur veränderte Parameter werden über das Netzwerk übertragen. Als Hersteller sieht sich auch 3Dconnexion in der Pflicht, mit den Partnern Software- und Hardwareprodukte optimal aufeinander abzustimmen, um solche Entwicklungen aufzugreifen und damit aktuelle Kundenbedürfnisse und Workflows in den Fokus zu rücken.
ACM: Wie wird ein Konstruktionsarbeitsplatz in Zukunft aussehen? Robert Stadie: Der Trend hin zum mobilen Arbeitsplatz wird sich weiter fortsetzen. Er wird sich unter anderem durch die derzeitige Pandemie-Situation noch einmal deutlich beschleunigen. Künftig wird es daher immer weniger eine Rolle spielen, von welchem Ort aus ein Mitarbeiter tätig ist. Die eingesetzten Tools werden sich dementsprechend weiterentwickeln, um diesem Bedarf gerecht zu werden. ACM: Herr Stadie, vielen Dank für das Gespräch. ( anm) ■