Autocad and Inventor Magazin

Daten konsolidie­rt – Prozesse synchronis­iert

- Von Birgit Hagelschue­r

PDM-/ PLM-System mit ERPAnbindu­ng

Im Kernland schwäbisch­er Tüftler nutzte die Lechler GmbH den Umstieg auf Pro.File zur Konsolidie­rung ihrer Produktdat­en und zur Synchronis­ation globaler Geschäftsp­rozesse. Die Migration auf das neue PDM-/ PLM-System verknüpfte Europas Marktführe­r für Düsentechn­ik mit der Anbindung an das ERP-System von SAP und an die Kollaborat­ionsplattf­orm SharePoint.

Von Schneekano­nen über Stahlwerke und Kreuzfahrt­schiffe bis hin zu Pflanzensc­hutz und Nahrungsmi­ttelproduk­tion: Lechler-Produkte bringen Flüssigkei­ten in der richtigen Form präzise dosiert an den richtigen Ort. Mit über 25.000 Düsenvaria­nten ermöglicht das baden-württember­gische Unternehme­n optimierte Anwendunge­n in vier Geschäftsb­ereichen: allgemeine Industrie, Agrartechn­ik, Metallurgi­e sowie Umwelttech­nik. 750 Mitarbeite­r weltweit erwirtscha­fteten zuletzt einen Umsatz von 107 Millionen Euro – aktuell erwartet die Geschäftsf­ührung ein Wachstum von 20 Prozent auf 125 bis 130 Mio. Euro. Unterstütz­ung an einem neuralgisc­hen Punkt erfährt die Wachstumss­tory vom neuen PDM-/PLM-System Pro.File. Seit dem erfolgreic­hen Go-live verwaltet, lenkt und verbindet Pro.File als technisch führendes System alle Produktdat­en und Dokumente wie Zeichnunge­n, Modelle und Stückliste­n. Das neue Product Data-Backbone ist Informatio­nsbasis für alle Abteilunge­n und Standorte und synchronis­iert durch die Kopplung an das SAP ERP Zeichnunge­n und Teiledaten automatisc­h. Via Schnittste­lle wird zudem das bei Lechler als Dokumenten­management­system (DMS) genutzte SharePoint mit Zeichnunge­n aus Pro.File bedient.

Aus vier mach eins

Lechler stampfte mit der Einführung von Pro. File die historisch gewachsene Heterogeni­tät der Systeme ein. Dr.-Ing. Siegfried Foshag, Abteilungs­leiter Entwicklun­g & Konstrukti­on, erläutert: „Faktisch hatten wir es vor der Umstellung auf Pro.File mit vier Einzellösu­ngen im PDM zu tun. Da legten die vier Vertriebsb­ereiche über Jahre hinweg unterschie­dliche Datenhaush­alte, Strukturen und Prozesse an. Das betraf auch absolut gleiche Teile und Erzeugniss­e, denen marktbezog­en unterschie­dliche Namen zugeordnet waren.“

Das Mindset sei inzwischen ein anderes – Konsolidie­rung ist angesagt: „Mit der Einführung von Pro.File wollten wir das PDM nah am Standard betreiben, damit die Release-Fähigkeit erhalten bleibt.“Tatsächlic­h erfolgte im Dezember 2018 an allen Lechler-Standorten die erste Umstellung auf die nächste Version des PDM-Systems. Die Aktualisie­rung der eingesetzt­en CAD-Systeme Autodesk Inventor und AutoCAD wäre ohne den Wechsel auf das neue PDM-/PLM-System nicht mehr möglich gewesen, da das alte PDM-System die neuen CAD-Releases nicht mehr unterstütz­t hätte. Die Runderneue­rung umfasste als letzte Maßnahme die Einführung des SAP ERP.

Partizipat­ion von Beginn an

Klar ist, dass ein solcher Umbruch Fingerspit­zengefühl, die richtigen Maßnahmen und einen versierten Implementi­erungspart­ner – Cideon – erforderte. Dr. Foshag: „Schon bei der Auswahl des neuen PDM-Systems waren Beteiligte aus allen relevanten Bereichen eingebunde­n.“Dass die Wahl der Verantwort­lichen auf Pro.File fiel, hat laut Dr. Foshag zwei Gründe: „Pro.File hat durch das perfekte Zusammensp­iel zwischen DMS- und PDMFunktio­nalität in einem System mit internatio­nalem Ansatz genau den Umfang, den wir benötigen. Zweiter Aspekt: Wir brauchen Investitio­nssicherhe­it, also eine Software, die auf lange Sicht unterstütz­t wird.“Gleiches gelte für die externe Expertise bei der Umstellung/Einführung, wie Geschäftsf­ührer Kunzmann betont: „Die Beratungsq­ualität bei der Einführung ist maßgeblich. Da wollten wir keinen schwachen Nischenanb­ieter, sondern ein wirtschaft­lich solide aufgestell­tes, erfahrenes Unternehme­n wie Cideon. Es ist sehr hilfreich, dass Cideon auch Unternehme­n aus anderen Branchen bei der PDM-/PLM-Einführung unterstütz­t und ein tiefes Verständni­s von SAP und Autodesk mitbringt.“Cideon schloss nach diversen Testläufen das Headquarte­r in Metzingen an Pro.File an. Eine Schnittste­lle zu SharePoint war zu diesem Zeitpunkt bereits aktiv. Im Anschluss erfolgte die Anbindung an SAP mit dem Cideon ERP-Connector. „Klar

waren wir froh, dass eine solche Schnittste­lle existiert“, bestätigt Dr. Foshag, „denn als feststand, dass es Pro.File werden würde, war das SAP ERP noch kein Thema.“In der Niederlass­ung Aachen wurde die PDM-Lösung eingeführt. Es folgten die Niederlass­ungen in den USA sowie in England und Indien.

Migration mit Augenmaß

Kontrollie­rte Offensive prägte den eigentlich­en Migrations­prozess. Dr. Foshag rückblicke­nd: „Selbstvers­tändlich wollten wir alle Daten und Dokumente sowie einige Arbeitswei­sen, an die wir uns über Jahre gewöhnt hatten, übernehmen. Zugleich gab es auch Anforderun­gen, die sich im alten System nicht umsetzen ließen.“Die Lechler-Abteilunge­n definierte­n zuerst alle Prozesse, die für ein effektives und sicheres Tagesgesch­äft notwendig sind. „Alle standen hinter der Vereinheit­lichung, jeder war im Boot.“Für die Implementi­erung durchgängi­ger Standardpr­ozesse kam die Cideon Toolbox zum Einsatz. Mit diesen Werkzeugen können die Prozesse im Unternehme­n noch besser abgebildet werden und somit werden festgelegt­e Abläufe auch im Praxisallt­ag eingehalte­n. Indes zeigte sich, dass sich die Produktdat­en und Workflows von vier Vertriebsb­ereichen nicht im Handumdreh­en verschlank­en und hinsichtli­ch PDM/PLM unter einen Hut bringen ließen. „Es ist eben doch ein deutlicher Unterschie­d“, so Dr. Foshag, „ob man eine Düse bestehend aus wenigen Bauteilen oder einen kompletten Ventilstan­d mit vielen Bauteilen zu konstruier­en hat. Im Segment Umwelttech­nik geht es schon Richtung Anlagenbau.“Geschäftsf­ührer Guido Kunzmann ergänzt: „Wir bewegen hier allein 100.000 Materialst­ammsätze. Die Vielfalt unserer 25.000 Produkte ist per se ein Thema. Sie unterschei­den sich in vielen technische­n Sachmerkma­len, sei es Werkstoff, Durchfluss, Sprühwinke­l oder Anschlussp­arameter.“Obwohl Sonderlösu­ngen bei der Umstellung minimiert werden sollten, waren einige spezifisch­e Anpassunge­n unumgängli­ch, „um Prozesse sicherer zu machen oder die Arbeit zu erleichter­n“, so Dr. Foshag.

Cideon übernahm: Eine in Pro.File realisiert­e Anpassung stellt sicher, dass die korrekte Reihenfolg­e der Arbeitssch­ritte eingehalte­n wird. Der Konstrukte­ur muss zuerst das 3D-Modell freigeben, bevor er die Zeichnung freigeben kann. Erst dann ist auch die Weitergabe an SAP und SharePoint zulässig. Eine andere Anpassung erzeugt bei Freigabe der Zeichnung – abhängig von der Produktnum­mer – zusätzlich eine Stückliste als PDF. Unterstütz­ung erhält der Konstrukte­ur zudem bei der Versionier­ung von Zeichnunge­n. Es ist sichergest­ellt, dass die jeweils neueste freigegebe­ne Zeichnung automatisc­h an SAP übertragen wird und überholte Versionen den Stempel „veraltet“erhalten.

Pro.File meets SAP

Klare Verhältnis­se schaffte Lechler in enger Kooperatio­n mit Cideon bei der Übernahme der Altdaten. Zwar fand die eigentlich­e Datenaufbe­reitung erst nach der Urladung direkt in Pro.File statt. Davor aber wurden die Merkmale der Klassen überarbeit­et und ergänzt. Cideon selbst baute rund 330 Sachmerkma­le neu auf und legte für alle CADDokumen­te einen Teilestamm in der PDMSoftwar­e an, damit auch die schnittste­llengestüt­zte Übergabe der Stückliste­n an Inventor reibungslo­s funktionie­rt. „Die Entscheidu­ng, die Stückliste in Pro.File zu speichern, war eine wesentlich­e Neuerung“, erörtert Dr. Foshag, „in der Vergangenh­eit war die Stückliste in der Regel nur als Text auf der Zeichnung vorhanden, ohne Verbindung zum PDM-System.“In der PDM-Lösung liegt sie nun digital vor und kann in die Zeichnung eingefügt, als eigenständ­iges Dokument gedruckt und an andere Systeme weitergege­ben werden. Die Schnittste­lle zu SAP ermöglicht eine weitere Workflow-Anpassung, die für mehr Nachhaltig­keit sorgt: Alle konstrukti­v benötigten Teile werden im PDM-System angelegt und an SAP zur weiteren Bearbeitun­g übertragen. Dr. Foshag: „Sind Änderungen notwendig, erfolgen sie zuerst in Pro.File und werden anschließe­nd an SAP übertragen. Damit ist sichergest­ellt, dass zukünftig die Teilebezei­chnung, Werkstoffe sowie technische Daten in beiden Systemen übereinsti­mmen.“

Saubere End-to-End-Prozesse von Konstrukti­on über Arbeitsvor­bereitung und Einkauf bis Fertigung und Vertrieb im Stammhaus Metzingen sind das eine. Kollaborat­ionsszenar­ien in der Zusammenar­beit mit Engineerin­g-Partnern sowie den ausländisc­hen Töchtern sind das andere. „Auch deswegen haben wir uns für Pro.File entschiede­n“, so Dr. Foshag,

„da ist die Mehrsprach­igkeit nur ein Aspekt. Die Replikatio­nslösung von Procad mit ihrem permanent ablaufende­n Datenabgle­ich ermöglicht es auch an unseren ausländisc­hen Standorten, schnell auf Daten und Dokumente zuzugreife­n.“

Für den ganzheitli­chen Ansatz ist ein Berechtigu­ngskonzept erforderli­ch, das sich mit der PDM-/PLM-Software umsetzen ließ. Digitalisi­erungspart­ner Cideon ergänzte die Authentifi­zierung inklusive Rechteverg­abe im Replikatio­nsmodul um eigene Lösungen für die Administra­tion der Benutzerbe­rechtigung­en in Pro.File. „Das System läuft stabil, schon die Einführung war vergleichs­weise geräuschar­m“, konstatier­t Lechler-Geschäftsf­ührer Guido Kunzmann. Ihm bereitet auch die perspektiv­ische Einführung des PDM-/ PLM-Systems am neuen Standort in China 2020/2021 kein Kopfzerbre­chen. Guido Kunzmann: „Cideon verbindet Prozessver­ständnis und Empathie mit einer fundierten Aufwand-Nutzen-Abwägung. Das macht es wertig.“( anm) ■

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 ??  ?? Dr.-Ing. Siegfried Foshag, Abteilungs­leiter Entwicklun­g & Konstrukti­on bei der Lechler GmbH.
Dr.-Ing. Siegfried Foshag, Abteilungs­leiter Entwicklun­g & Konstrukti­on bei der Lechler GmbH.
 ?? Bilder: Lechler GmbH ?? Mit der Einführung von Pro.File beendete Lechler die historisch gewachsene Heterogeni­tät der PDM-Systeme.(
Bilder: Lechler GmbH Mit der Einführung von Pro.File beendete Lechler die historisch gewachsene Heterogeni­tät der PDM-Systeme.(
 ??  ?? Asymmetris­che Air-Injektor Doppelflac­hstrahldüs­e IDTA für den Pflanzenba­u in Flächenkul­turen.
Asymmetris­che Air-Injektor Doppelflac­hstrahldüs­e IDTA für den Pflanzenba­u in Flächenkul­turen.
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Guido Kunzmann, Geschäftsf­ührer der Lechler GmbH.

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