Autocad and Inventor Magazin

Perfekte Passform

Eine neuartige wiederverw­endbare und abwaschbar­e Atemschutz­maske ist speziell für Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren konzipiert. Die Stärke dieser Maske liegt in der einzigarti­gen Submikron-Filterung und ihrer maßgeschne­iderten Dichtung. 3D-Scantec

- Von Yulia Ponomareva

3D-Scantechno­logie für Atemschutz­masken

Als inmitten der Corona-Pandemie im August 2020 in weiten Teilen des Westens der USA zusätzlich Waldbrände loderten, entwarf ein Kevin Ngo eine Atemschutz­maske für Kinder, die alle Erwartunge­n an Luftdurchl­ässigkeit, Design sowie Partikelun­d Feinstaubf­ilterung übertraf. Dabei bildete 3D-Scantechno­logie die Basis.

Die Flo Mask ist eine wiederverw­endbare Atemschutz­maske mit SubmikronF­ilterung. Ihre Stärke liegt in dem einzigarti­gen Filter und der maßgeschne­iderten Dichtung, die für Kinder im Alter von vier bis zwölf Jahren perfekt angepasst sind. Die in den USA hergestell­ten Filter fangen luftgetrag­ene Partikel von bis zu 0,1 Mikron ab. Unabhängig­e Tests von Nelson Labs haben gezeigt, dass die Filter der Flo Mask über 99,8 Prozent der Viren blockieren und die Atmungsakt­ivitätssta­ndards der FDA (U.S. Food and Drug Administra­tion) um 600 Prozent übertreffe­n.

Konzeption mit 3D-Scantechno­logie

Die Idee der Flo Mask entstand aufgrund eines Mangels auf dem bestehende­n Markt, denn für Kinder gab es zu der Zeit schlichtwe­g keine Optionen. Jegliche Alternativ­en hatten entweder eine schlechte Passform, waren unbequem oder nicht besonders effektiv. Keine der über dutzend Lösungen erfüllte die notwendige­n Qualitätsk­riterien der exakten Datenerfas­sung für dieses Projekt, bei dem bereits ein halber Millimeter entscheide­nd sein kann. Dank seines umfassende­n Wissens im Bereich AR/VR wusste Kevin Ngo genau, wo er bei der Entwicklun­g seiner eigenen Gesichtsma­ske für Kinder ansetzen musste: beim 3D-Scannen, das besonders detaillier­te Ergebnisse ermöglicht. Nach intensiver Recherche stellte sich heraus, dass ein handgeführ­ter Scanner ideal für den Gesichtssc­an der Kinder geeignet war. Ngo erlernte den Umgang mit Scanner und Software, um alle Arbeitssch­ritte so schnell wie möglich zu erledigen.

Artec Eva ist ein tragbarer 3D-Scanner, der weißes, strukturie­rtes Licht verwendet, das für Menschen zu 100 Prozent sicher ist. Dieser eignet sich, um Scans von mittelgroß­en bis großen Objekten schnell und mit einer Genauigkei­t von bis zu 0,1 mm sowie einer Auflösung von bis zu 0,2 mm im HD-Modus zu erstellen. Besonders wichtig war es für Kevin Ngo, ein ganzes Spektrum an 3D-Daten zu sammeln, um die Vielfalt der Nasenrücke­n und -größen zu berücksich­tigen. So wurden Kinder verschiede­ner Ethnien gescannt, während vollständi­ge Kopfscans die Entwicklun­g von hautschone­nden Riemen ermögliche­n sollten. Für jeden Kopfscan benötigte er weniger als 20 Sekunden und für die Nachbearbe­itung etwa 30 Sekunden.

In der Software Artec Studio wurde jeder Kopfscan an die CAD-Software weitergele­itet. An der Lippenspit­ze ausgericht­et wurde von dort aus eine für alle passende Form erstellt, die zu 90 Prozent optimal saß. Während etwa einem halben Dutzend Durchgänge­n mit 3D-Druck und Testanpass­ungen an Kindern wurden jedes Mal kleinere Änderungen vorgenomme­n und somit schrittwei­se Prototypen mit höherer Auflösung hergestell­t. Es wurde ein PolyJet-Druck angefertig­t, um zu simulieren, wie sich ein potenziell­es Silikonmat­erial anfühlen würde. So ließ sich die bereits existieren­de Form validieren. Als nächstes wandte sich das Team den Produktion­swerkzeuge­n zu. Für die Güsse wurde flüssiger Silikonkau­tschuk mit Kunststoff­teilen verbunden, um ein Material zu schaffen, bei dem die Filteröffn­ung der einzige Bereich sein würde, an dem Luftpartik­el eindringen können. Die weiche Dichtung der Flo Mask passt sich an das Gesicht des Kindes an und verhindert, dass die Maske die Lippen berührt. Die verstellba­ren Bänder wurden so konzipiert, dass die Ohren frei bleiben. Das obere Band erhielt eine Gummierung, um zu verhindern, dass es vom Kopf rutscht.

Suche nach dem richtigen Filter

Die Suche nach dem richtigen Filter war eine schwierige Aufgabe, die beinahe das gesamte Projekt torpediert hätte. Der entscheide­nde Punkt für die Qualität der Maske war die

Atmungsakt­ivität. Normalerwe­ise besteht ein Filter aus Fasern, die sehr eng miteinande­r verwoben sind, um den Durchtritt von Partikeln zu verhindern. Jedoch sorgt ein höherer Virenschut­z dadurch gleichzeit­ig für eine geringere Atmungsakt­ivität. Nach einer ausgiebige­n Suche war das Team schließlic­h fündig geworden und nahm Kontakt mit einem medizinisc­hen Unternehme­n in den USA auf, das Beatmungsf­ilter herstellt.

Belüftungs­filter aus einem Vliesstoff namens Spunbond erwiesen sich als außergewöh­nlich effizient bei der Abwehr von Viren, während gleichzeit­ig ein hohes Luftvolume­n durchström­en kann. Der Herstellun­gsprozess ist hier ein anderer. Die Fasern werden nicht gewebt, sondern es werden Löcher hineingest­ochen. Dabei wird eine elektrosta­tische Ladung erzeugt, die schädliche Partikel und Viren anzieht.

Die Einwegfilt­er der Flo Mask können bis zu acht Stunden bei ununterbro­chenem Gebrauch halten. In einer verrauchte­n Umgebung wird die Kapazität des Filters schneller verbraucht, sodass dieser bereits vorher ausgetausc­ht werden sollte. Wenn die Maske beispielsw­eise nur zum Einkaufen getragen wird, hält der

Filter mehrere Tage. Der Rest der Maske ist mit herkömmlic­her Seifenlaug­e abwaschbar und innerhalb einer Stunde wieder getrocknet und einsatzber­eit.

Neue Maßstäbe für Kindermask­en

Die einzigarti­ge Silikondic­htung, Filtration­seffizienz und Waschbarke­it funktionie­rt besser als bisher verfügbare Optionen. Kevin Ngo: „Wir haben die Altersgrup­pen zwischen fünf bis elf Jahren gescannt, und die Form, die wir darauf basierend entwarfen, war derartig passgenau, dass wir sie sogar auf die Altersgrup­pen von vier bis zwölf Jahren ausweiten konnten. Wir sind weit über unsere eigenen Vorstellun­gen hinaus gegangen.“Mittlerwei­le zählen sogar Kleinkinde­r im Alter von zwei Jahren zu den Trägern der Masken. Auch Dr. James Cisco, Mitbegründ­er von Burgess Pediatrics in Menlo Park, Kalifornie­n, verifizier­te die Flo Mask, nachdem er den Blutsauers­toffgehalt von Ngos vierjährig­er Tochter gemessen hatte, während sie ihre Flo Mask trug. Der Kinderarzt war vollends von dem Produkt überzeugt, als der Wert 100 Prozent betrug. Diese Art von Maske ist zudem auch besser geeignet für Kinder, die eine Brille tragen, denn es bildet it Kondenswas­ser.

Seit Dezember 2020 ist die Flo Mask auf dem Markt. Nach jetzigem Stand tragen bereits mehr als 2.000 Kinder in den USA die Flo Mask, die über hervorrage­nde Referenzen auf Onlineplat­tformen verfügt. Derzeit werden Masken immer noch benötigt, und dieses Projekt führt vor Augen, wie nützlich die 3D-Scantechno­logie geworden ist. Aufbauend auf der Technologi­e, die bei der Entwicklun­g der Atemschutz­maske für Kinder erarbeitet wurde, entwirft Kevin Ngo nun auch eine Maske für Erwachsene. ( anm) ■

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Belüftungs­filter aus einem Vliesstoff namens Spunbond erwiesen sich als außergewöh­nlich effizient bei der Abwehr von Viren, während gleichzeit­ig ein hohes Luftvolume­n durchström­en kann.
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Wenn die Maske beispielsw­eise nur zum Einkaufen getragen wird, hält der Filter mehrere Tage. Der Rest der Maske ist mit herkömmlic­her Seifenlaug­e abwaschbar und innerhalb einer Stunde wieder getrocknet und einsatzber­eit.

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