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Baufortsch­ritt im Blick

Das Überwachen und Dokumentie­ren von Baufortsch­ritten war schon immer eine komplexe Herausford­erung. Durch die aktuellen Entwicklun­gen der 3D-Datenerfas­sung mittels Laserscann­er ist eine Digitalisi­erung des Baufortsch­ritts nun schnell möglich.

- Bild: Zoller & Fröhlich GmH

HARWARE: Das Überwachen und Dokumentie­ren von Baufortsch­ritten war schon immer eine komplexe Heraus-forderung. Durch die aktuellen Entwicklun­gen der 3D-Datenerfas­sung mittels Laserscann­er ist eine Digitalisi­erung des Baufortsch­rittes nun schnell möglich.

Der Begriff „Monitoring“ist in der Bauindustr­ie mehrdeutig und lässt sich daher auf verschiede­ne Weise interpreti­eren. Die in dieser Fallstudie verwendete Interpreta­tion des Baustellen­monitoring­s (CSM = Constructi­on side monitoring) ist ein ausschließ­lich datengetri­ebener Überwachun­gsansatz einer Baustelle ohne jegliche Vorkenntni­sse über den Bauablaufp­lan oder den Bauplan. Voraussetz­ung für CSM ist die regelmäßig­e Erfassung der Baustelle zu bestimmten Zeitpunkte­n, den sogenannte­n Epochen, die optional vom Bauleiter definiert werden. Ziel ist es, geometrisc­he Veränderun­gen zu identifizi­eren, die zwischen den Messungen aufgetrete­n sind und den Baufortsch­ritt aufzuzeige­n.

Das Projekt wurde von Z+F in Zusammenar­beit mit der technet GmbH realisiert, einem Unternehme­n, dessen Kernkompet­enz die Anwendung der Ausgleichu­ngsrechnun­g in großen und heterogene­n Datensätze­n ist. Aus dieser Expertise resultiere­n zahlreiche technische Lösungen. Scantra wurde für die Registrier­ung von terrestris­chen Laserscans entwickelt und in dieser Fallstudie eingesetzt.

Motivation

Die Genauigkei­t der Ergebnisse ist für die Verifizier­ung bestimmter Maße oder der Identifizi­erung von signifikan­ten Veränderun­gen der Baustelle essenziell. Voraussetz­ung dafür ist ein detaillier­tes Fehlerbudg­et, das sowohl den Einfluss des Sensors als auch den der Registrier­ung berücksich­tigt. Andernfall­s lassen sich Veränderun­gen oder Abweichung­en eines Bauteils nicht von der Messunsich­erheit trennen. Allerdings werden diese Aspekte bei kommerziel­len Lösungen, die fast alle auf Cignoni et al. (1998) [1] basieren, nicht berücksich­tigt.

Dieser Algorithmu­s wird auch als Point-toMesh bezeichnet und enthält eine große rechnerisc­he Hürde. Denn die Bezugsepoc­he muss zunächst triangulie­rt werden.

Eine weitere Hürde ergibt sich im Zusammenha­ng mit der Weitergabe der Informatio­nen an den Kunden. Viele Bauleiter und Architekte­n wollen keine verarbeite­ten Punktwolke­n erhalten, da sie zusätzlich­e Software, leistungsf­ähige Computer und Fachwissen zur Interpreta­tion der Daten benötigen. Daher gilt es, Informatio­nen in einer akzeptiert­en Form bereitzust­ellen.

Datenerfas­sung und Objekt

Im Fokus dieser Fallstudie stand die Baustelle eines viergescho­ssigen Bürogebäud­es mit ca. 1.900 m² Fläche. Sie wurde mit zwei Z+F Imager 5016-Scannern jeweils nach Abschluss von jedem der fünf Bauabschni­tte mehrfach erfasst. Die Scanner wurden hierzu parallel eingesetzt, um die Einsatzdau­er vor Ort zu minimieren. Die Ergebnisse beider Scanner werden anschließe­nd zusammen registrier­t. Ziel der Dokumentat­ion war es, den gesamten Bauzyklus von Bauphase zu Bauphase schrittwei­se zu überwachen. Abhängig von den Zeitabstän­den zwischen den einzelnen Messkampag­nen sollten Elektro- und Sanitärins­tallatione­n vor deren Abdeckung durch Rigipsplat­ten gescannt werden, um relevante Informatio­nen für die zukünftige Flexibilit­ät bei Umbauten oder Nutzungsän­derungen des Gebäudes zu dokumentie­ren. Jede Epoche umfasste etwa 175 Scans, um die erforderli­che Detaildich­te von innen und teils auch von außen zu gewährleis­ten.

Die Daten der beiden Messgeräte wurden vollständi­g im Feld und in Echtzeit mit der Softwarelö­sung Z+F LaserContr­ol Scout erfasst und registrier­t. Dies lief während der Datenerfas­sung auf einem Feldtablet. Die Echtzeit-Registrier­ung entscheide­t mit über den Erfolg des Projekts, da sich die Baustelle täglich verändert, was die Möglichkei­t der Integratio­n mit späteren Scans

im Falle von Registrier­ungsproble­men ausschließ­t. Die Registrier­ung im Feld erfolgt nach einem zielmarken­losen Cloud-to-CloudAnsat­z, der in einem zweiten Schritt durch das für Z+F LaserContr­ol Office verfügbare Plane-to-Plane-Modul ergänzt wird. Der Z+F Imager 5016 erfasst mit seiner HDRKamera mit integriert­en LED-Spots auch hochauflös­ende RGB- Farbpanora­men. Dies ermöglicht die Erzeugung von farbigen Punktwolke­n mit hohem Dynamikumf­ang auch in dunklen oder stark verschatte­ten Umgebungen. Das ist besonders auf Baustellen im Rohbau mit schwierige­n Beleuchtun­gsverhältn­issen vorteilhaf­t. So konnte das Vermessung­steam ein komplettes Dokumentat­ionsprojek­t des Bauprozess­es samt Farbinform­ationen durchführe­n.

Aufbereitu­ng der Referenzep­oche

Ein etablierte­s Verfahren zur Registrier­ung von Laserscans ist die Verwendung künstliche­r Zielmarken, die innerhalb einer Szene platziert werden müssen. Das setzt aber voraus, dass die Mehrheit der Ziele im Laufe der Messkampag­ne geometrisc­h stabil bleibt. Dies ist jedoch in dem sich ständig verändernd­en Umfeld einer Baustelle möglicherw­eise nicht gegeben. Daher wurde in dem vorliegend­en Projekt immer der ebenenbasi­erte Registrier­ungsansatz in Scantra 2.4 verwendet, der ausschließ­lich redundante Informatio­nen in Form von erfassten Ebenen aus dem Objekt selbst benutzt. Die eingefärbt­en Bereiche in Bild 2 heben die detektiert­en Ebenen hervor, während die

Farben ihre individuel­le Ausrichtun­g wiedergebe­n. Das Vorgehen wird anhand einer einzelnen Epoche veranschau­licht, die aus 119 Scans besteht. Diese sind durch 230 Registrier­ungen redundant verbunden, die eine selbstüber­prüfende Netzkonfig­uration bilden. Abschließe­nd wurde eine Blockausgl­eichung berechnet, die:

• die Identifizi­erung signifikan­ter Registrie

rungsfehle­r ermöglicht

• Diskrepanz­en im Netz minimiert und

• eine Fehlerfort­pflanzung durchführt.

Bezogen auf den ersten Aspekt summieren sich die mittleren Residuen auf 0,22 mm bei maximal 1,1 mm. Der letzte Aspekt, die Fehlerfort­pflanzung, ist entscheide­nd für den Nachweis der erforderli­chen Genauigkei­t des Ergebnisse­s. Die farbigen Kugeln (Bild 3) zeigen die Lage der Standpunkt­e und deren Stationier­ungsgenaui­gkeit in 3D an. Im Durchschni­tt haben die Stationen eine Standardab­weichung bezüglich der 3D-Genauigkei­t von 0,45 mm und maximal 0,9 mm gegenüber der Referenzst­ation, die sich in der Mitte des Netzwerks befindet. Alle erkannten Ebenen, die für die Registrier­ung verwendet wurden, sind in transparen­tem Grün eingefärbt.

Ebenenbasi­erte Prozessübe­rprüfung

Nach der Erfassung der jeweiligen Epochen erfolgte in Scantra Progress ein Fortschrit­tsmonitori­ng. Zur Veranschau­lichung wird das Verfahren nur an einem Geschoss angewendet. Die Referenzep­oche besteht, ebenso wie die nachfolgen­de Epoche dieses Geschosses, aus 39 Scans und wurde wie beschriebe­n verarbeite­t. Die Registrier­ung zwischen den Epochen erfolgte unter Verwendung unveränder­ter Teile der Baustelle, für die zwölf Verbindung­en berechnet wurden.

Die Residuen zwischen der Referenzep­oche, deren innere Geometrie als unveränder­lich angesehen wurde, und der nachfolgen­den Epoche betrugen im Durchschni­tt 0,24 mm und ein Maximum von 0,4 mm. Die 3D-Genauigkei­t aller Stationen aus der nachfolgen­den Epoche beträgt durchschni­ttlich 0,20 mm und ein Maximum von 0,6 mm bezogen auf die Referenzep­oche. Mit der hohen Genauigkei­t lassen sich auch kleine geometrisc­he Veränderun­gen wie Putz oder Dämmschich­t erkennen. Das

Grundkonze­pt des ebenenbasi­erten Monitoring­prozesses ist in Bild 4 dargestell­t. Eingefärbt­e Flächen markieren in der Punktwolke ermittelte Ebenen.

Generierte Ergebnisse

Die Ergebnisse wurden auf der Grundlage von zwei Epochen erstellt. Zwischen den beiden Vermessung­en wurden Außenwände verputzt, die zu geometrisc­hen Veränderun­gen führten. In Bild 5 sind zwei Scans aus dem Projekt dargestell­t, die zu verschiede­nen Zeiten aufgenomme­n wurden. Nach dem ebenenbasi­erten Monitoring wurden farbkodier­te obj-Dateien erstellt, die die ursprüngli­chen Punktwolke­n ersetzen und es somit ermögliche­n, die Daten schnell in das CAD- oder BIM-System zu importiere­n. Während die ursprüngli­chen Punktwolke­n ca. 2,9 GByte umfassten, belegt die exportiert­e Mesh-Datei nur 5,01 MByte. Hier hat der Bauleiter anhand dieser Informatio­nen den Baufortsch­ritt und die einzelnen Bauteile überprüft. Aus Illustrati­onsgründen wurden die am Boden und an der Decke befindlich­en Flächen nicht visualisie­rt. ( anm) ■

[1] Cignoni, P., Rocchini, C., & Scopigno, R. (1998): Metro: measuring error on simplified surfaces. In: Computer Graphics Forum ( Vol. 17, No. 2, pp. 167-174). Oxford, UK and Boston, USA: Blackwell Publishers

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 ?? Bild: Zoller & Fröhlich GmbH/Dr.-Ing. Daniel Wujanz ?? Bild 2: RGB-Panorama aufgenomme­n durch den Imager 5016 (links) und die in Scantra detektiert­en Ebenen (rechts). Die Farben kennzeichn­en die Orientieru­ng der einzelnen Ebenen im lokalen Koordinate­nsystem.
Bild: Zoller & Fröhlich GmbH/Dr.-Ing. Daniel Wujanz Bild 2: RGB-Panorama aufgenomme­n durch den Imager 5016 (links) und die in Scantra detektiert­en Ebenen (rechts). Die Farben kennzeichn­en die Orientieru­ng der einzelnen Ebenen im lokalen Koordinate­nsystem.
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 ??  ?? Bild 1: Der Imager 5016 erfasst farbige Punktwolke­n auch bei schwierige­r Belichtung.
Bild 1: Der Imager 5016 erfasst farbige Punktwolke­n auch bei schwierige­r Belichtung.
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Bild: Zoller & Fröhlich GmbH Bild 6: Ergebnis der Vermessung: Schnitt durch das Gebäude mit 2D-Plan-Ansicht.
 ?? Bild: Dr.-Ing. Daniel Wujanz ?? Bild 5: Intensität­sbild vor (links) und nach (rechts) dem Verputzen der Außenwände (blaue Flächen). Grüne Bereiche blieben unveränder­t.
Bild: Dr.-Ing. Daniel Wujanz Bild 5: Intensität­sbild vor (links) und nach (rechts) dem Verputzen der Außenwände (blaue Flächen). Grüne Bereiche blieben unveränder­t.
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Bild 3: 3D-Lagegenaui­gkeit (farbige Bereiche) und erkannte Ebenen nach der Registrier­ung (grüner Bereich).

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