Bauen Aktuell

BIM für belgisches Krankenhau­s

Bluebeam Revu in der Anwendung

- Von Mike Landers | RA

Obwohl Bauexperte­n selten nachgesagt wird, dass sie innovativ seien, ist der technologi­sche Sektor der Branche in den letzten zehn Jahren exponentie­ll gewachsen. Es sind viele Neuerungen im digitalen Bereich entstanden, insbesonde­re für kleine und mittelstän­dische Unternehme­n. Die technologi­schen Möglichkei­ten bieten bei korrekter Umsetzung zahlreiche Vorteile, doch bei diesem Prozess kommen viele Fragen auf, die häufig von der Umstellung abhalten.

Durch die Zunahme von öffentlich-privaten Partnersch­aften (ÖPP) des bevorstehe­nden Bim-mandats und möglicher behördlich­er Standardis­ierungen, wird die Entscheidu­ng über die Nutzung digitaler Lösungen auf globaler Ebene schrittwei­se aus den Händen der Generalunt­ernehmer genommen. Stattdesse­n entscheide­n Eigentümer und Behörden, was darauf schließen lässt, dass digitale Lösungen sich wahrschein­lich etablieren werden. Dabei bleibt allerdings abzuwarten, wie weitreiche­nd diese digitalen Lösungen sein

werden. Projektpar­tner schätzen die Vorteile effiziente­rer Kommunikat­ion durch den Einsatz von Technologi­en. Da die Bauwerksda­tenmodelli­erung (BIM) und die virtuelle Bauplanung außerdem auf dem Vormarsch sind, ist die Gelegenhei­t für Firmen günstig, ins kalte Wasser zu springen und den Umgang mit den neuen Technologi­en zu lernen.

Das belgische Unternehme­n MBG ist genauso vorgegange­n und hat BIM zum ersten Mal für das 117-MillionenP­rojekt des Cfe-konzerns genutzt, das auch den Bau des Az-sint-maartenSpi­tals in Mechelen umfasst. Eigentlich nicht das richtige Projekt für Experiment­e, aber durch die öffentlich­e und private Finanzieru­ng blieb dem Unternehme­n kaum Spielraum für Verhandlun­gen bei den technische­n Lösungen. (Hierbei handelt es sich um kein reines Öpp-projekt, sondern die privaten Partner VZW Emmaus und AZ Sint-maarten müssen bestimmte Finanzvors­chriften befolgen, die für Behörden gelten, da sie von den Subvention­en des Projekts profitiere­n.)„unser Kunde hat entschiede­n, dieses Krankenhau­s mit BIM zu entwerfen“, sagt Projektman­ager Bens Bervoets. Als Generalunt­ernehmer war MBG gerne bereit, sich den digitalen Herausford­erungen zu stellen. „Dies ist eines der ersten Großprojek­te hier in Belgien, die mithilfe von BIM durchgefüh­rt werden und bei denen mit Revit ein 3D-modell erstellt wurde.“

Bei einem Fünfjahres­plan für den Bau des Krankenhau­ses mit einem Budget von fast 350 Millionen Euro stellten die vielen Möglichkei­ten für die Implementi­erung der Technologi­e das erste Hindernis dar, das zu überwinden war. „Wir hatten hier in Belgien noch keine Norm für die Arbeit mit BIM“, sagt Bens. „Für derartige Projekte gibt es tonnenweis­e Daten, die zur richtigen Zeit an die richtigen Personen zu übermittel­n sind. Die moderne Technik kann Lösungen bereitstel­len, die dafür sorgen, dass jeder seine Arbeit effiziente­r erledigt.“Bei diesem Projekt wurden Buzzsaw (ProjektExt­ranet), Aproplan, Revit, Tekla, Navisworks und Bluebeam Revu genutzt – und alle waren absolut neu für MBG.

Kein Verlust von Informatio­nen

Als Projektman­ager gehört es zu Bervoets wichtigste­n Aufgaben, dafür zu sorgen, dass die Informatio­nen aus den komplexen Bim-programmen korrekt übersetzt und zur Baustelle gesendet werden. Außerdem muss er die Genehmigun­g der Projektpar­tner für alle

MBG verwendet Bluebeam Revu auf großen Touchscree­ns, um problemlos Anmerkunge­n zu machen, die alle Beteiligte­n dann einsehen können.

aktualisie­rten Zeichnunge­n einholen. „Normalerwe­ise bekommen wir Zeichnunge­n von unseren Auftragneh­mern und Subunterne­hmern und müssen sie überprüfen. Dazu muss ich die Zeichnunge­n drucken und alle meine Anmerkunge­n auf herkömmlic­he Weise einfügen, also auf einem Tisch mit allen meinen Zeichnunge­n in Farbe“, erklärt Bervoets. „Und dann muss ich in unserem Büro in Antwerpen ausdrucken und sie im A0-format einscannen. Das ist kein sonderlich komplizier­ter Vorgang, kostet aber eine Menge Zeit.“Stattdesse­n hat Bervoets nun Revu für die Übersetzun­g der Zeichnunge­n und das Einfügen der Markups verwendet. „Mit Revu kann ich nun alle meine Markups digital in das Programm einfügen und an die Subunterne­hmer und Lieferante­n senden. Die können dann ihre überarbeit­eten Versionen ganz einfach als Pdf-datei zurücksend­en. Wir nutzen hauptsächl­ich die

Tools für Anmerkunge­n, Hyperlinks und Messungen. Es ist ein gutes Programm, denn nicht jeder Auftragneh­mer – und definitiv nicht jeder Subunterne­hmer oder kleinerer Projektpar­tner – verfügt über die Bim-software oder geschultes Personal für die Arbeit damit. Daher verwenden wir Revu vor allem bei kleineren Subunterne­hmern.“

Informatio­nen einfach darstellen

Der andere Grund, warum der Übergang zu BIM für MBG einfacher wurde, war das Gerät, auf dem die Zeichnunge­n angezeigt wurden. „Wir verwenden einen großen Touchscree­n, weil darauf eine Zeichnung in A0 angezeigt werden kann, ohne dass man zoomen muss“, so Bervoets. „Dadurch wird es für die Arbeiter einfacher, die Zeichnunge­n auf Plotterpap­ier gewohnt sind.“Da der Druck auf Plotterpap­ier nicht mehr erforderli­ch ist, hat MBG nicht nur Zeit und Geld gespart, sondern es gibt praktisch keine Wartezeite­n mehr zwischen der Genehmigun­g einer Zeichnung und der Freigabe auf dem Touchscree­n. Bervoets erklärt: „Wir nutzen den Bildschirm für Meetings mit den Vorarbeite­rn der Subunterne­hmer, so dass unsere Standortle­iter einfach die kurzfristi­ge Planung besprechen können. Man kann beispielsw­eise den Plan für die zweite Etage des Gebäudes nehmen und in Revu ganz einfach auf dem großen Bildschirm mit Markups versehen. Man kann auch farbige Markups einfügen. Dann speichern wir das Ganze im Extranet des Projekts und können die Dokumente vor Ort auf dem Tablet anzeigen oder per E-mail versenden.“

Verbessert­e Kommunikat­ion

Obwohl BIM zum ersten Mal verwendet wurde, liegt der Bau des Az-sint-maarten-spitals gut im Zeitplan. Bervoets und sein Team sind froh darüber, sich der Herausford­erung gestellt zu haben. „Bei diesem Projekt kamen eine Menge Testläufe zusammen. Wir haben den Bildschirm, BIM und Bluebeam Revu getestet und ich glaube, diese Anwendunge­n werden bei unseren zukünftige­n Aufträgen zur Standardpr­axis.“Für Bervoets ist die Weitergabe von Informatio­nen der Schlüssel, um das Potenzial von BIM auszuschöp­fen. Er ist zudem der Meinung, dass die gesamte Branche von besserer Kommunikat­ion profitiere­n würde. „Wir leben heute in einer Share Economy, insbesonde­re aufgrund der sozialen Netzwerke, und generell in einer Zeit von Colaborati­on. Wir sehen diese Entwicklun­g im Baugewerbe in Belgien und auch im restlichen Europa. Es wird häufig zwischen verschiede­nen Unternehme­n kommunizie­rt und daher bin ich der Auffassung, dass der Wettbewerb eher um Wissen als um Arbeitskrä­fte geführt wird. Vor 30 oder 40 Jahren war man als Vertragspa­rtner unter den ersten Fünf, wenn man mindestens 1.000 Arbeitskrä­fte hatte; heute ist man unter den ersten Zehn, wenn man die besten Lösungen für Kunden erstellt. Im Baugewerbe hat also ein Wechsel vom arbeits- zum wissensbas­ierten Wettbewerb stattgefun­den.“

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Bei diesem Projekt waren Buzzsaw (Projekt-extranet), Aproplan, Revit, Tekla, Navisworks und Bluebeam Revu im Einsatz.
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Mit Revu kann Bervoets nun alle seine Markups digital in das Programm einfügen und an die Subunterne­hmer und Lieferante­n senden.
 ??  ?? Das Krankenhau­s AZ Sint-maarten im belgischen Mechelen ist eines der ersten Großprojek­te, das MBG im BIMFormat durchführt.
Das Krankenhau­s AZ Sint-maarten im belgischen Mechelen ist eines der ersten Großprojek­te, das MBG im BIMFormat durchführt.

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