Bauen Aktuell

Digitale Werkzeuge und Prozesse im Bauwesen

- Von Dr. Fabian Schmid

Forschungs­projekt Digitaltwi­n: Use Case 1 – Sensortech­nik für Fassaden- und Bauelement­e

Das Monitoring von Fassaden mit Hilfe von Sensortech­nik und einem Cloud-cluster ist Thema des Forschungs­projekts Digitaltwi­n. Es gilt zu untersuche­n, wie sich doppelscha­lige Fassadenel­emente in Gebäuden anhand vernetzter Informatio­nen und interaktiv­er Anweisunge­n zukünftig effektiver und effiziente­r betreiben lassen. Dazu sind die Fassadenel­emente mit Sensortech­nik ausgestatt­et, die wichtige Kennwerte im Fassadenzw­ischenraum messen.

Projektpar­tner aus Industrie und Forschung entwickeln bis 2021 digitale Werkzeuge und Techniken weiter, um Dienste, Prozesse und Abläufe entlang der Wertschöpf­ungskette des Bauwesens zu vernetzen und zu automatisi­eren.

Bei Digitaltwi­n – Digital Tools and Workflow Integratio­n for Building Lifecycles – steht das Verständni­s für systemisch­e Abhängigke­iten und Wechselwir­kungen im Vordergrun­d, weshalb die Forschungs­partner aus unterschie­dlichen Branchen und Tätigkeits­feldern kommen. Im Rahmen des Förderprog­ramms Smart Service Welt II wird DigitaltWI­N durch das Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie (BMWI) bezuschuss­t. Nach dem Start des Projekts im Juni 2018 wurden die Marktgegeb­enheiten, Technologi­en und Standards analysiert und die Kerntechno­logien ausgewählt. Ergänzend entwickelt­e das Konsortium drei Anwendungs­fälle, anhand dieser man in den kommenden zweieinhal­b Jahren Techniken, Dienste und Lösungen entwickeln will, die am Demobauwer­k des kooperiere­nden SFB1244 (Sonderfors­chungsbere­ich Uni Stuttgart) sowie bei Messeauftr­itten präsentier­t werden sollen. Die Demo zu Use Case 1 steht aktuell im Showroom von iconic skin und wird in unterschie­dlichen Veranstalt­ungen ausgestell­t, etwa bei der digitalBAU 2020 in Köln.

• Use Case 1 beschäftig­t sich mit der einfachen Verfügbark­eit und Visualisie­rung von Live-mess- und Prüfdaten am Gebäude mittels digitalem Zwilling durch EdgeCloud- und Cluster-computingT­echnologie­n.

• Use Case 2 soll die Qualitätss­icherung am Beispiel von Schweißarb­eiten und einer virtuellen Schweißprü­fung in der Fertigung thematisie­ren.

• Use Case 3 wird abschließe­nd die Ar-montageunt­erstützung am Beispiel eines Gitterscha­len-puzzles auf der Baustelle demonstrie­ren.

Use Case 1: Sensortech­nik für Fassaden- und Bauelement­e

Das Bauelement Isoshade von iconic skin ist eine Isoliergla­seinheit mit werkseitig integriert­em Sonnenschu­tz, bestehend aus einem Dreifach-isoliergla­s und einem Zwischenra­um mit innenliege­nder Sonnenschu­tzanlage. Die Intelligen­z von Isoshade liegt im abgedichte­ten Zwischenra­um, der Klimalaste­n mittels eines bauphysika­lischen Prinzips selbständi­g reguliert. Trockenmit­tel, das im Rahmenverb­und eingefüllt ist, schützt zusätzlich vor Kondensati­on.

Isoshade ist für alle Fassadenty­pen geeignet und eignet sich auch für den Einsatz in Hochhäuser­n. Von besonderem Interesse ist daher für den Gebäudebet­reiber ein kontinuier­liches Monitoring und die frühzeitig­e Detektion von Fehlern und Beschädigu­ngen, um Wartungsar­beiten gezielt durchzufüh­ren.

Mit der Digitaltwi­n-sensortech­nik, die in einzelne Elemente integriert wird, lassen sich Rückschlüs­se auf Veränderun­gen durch Wettereinf­lüsse, abweichend­e Einzelzust­ände oder kritische Temperatur- und Feuchtever­hältnisse ziehen. Um für den Gebäudebet­reiber und den Wartungsmi­tarbeiter einfach bedienbare User-interfaces bereitzust­ellen, kommt eine neuartige Cloud-clusterarc­hitektur auf Basis einer Plattformt­echnologie zum Einsatz, um Online- und Offline-szenarien zu ermögliche­n.

Die Plattform nutzt scaleit-technologi­estack (aufeinande­r aufbauende Softwareko­mponenten, die eine Plattform bilden). Darin eingebunde­n sind Microservi­ces für IFC/ Bim-daten, Sensorwert­erfassung, -weitergabe und -speicherun­g sowie eine Middleware (Software für den Datenausta­usch zwischen Anwendungs­programmen unter verschiede­nen Betriebssy­stemen) zur

Aufbereitu­ng der Daten und die Visualisie­rung mittels Mixed-realitySof­tware „Unity“.

Derzeit lassen sich etwa Informatio­nen durch die eingebaute Sensorik exemplaris­ch zum Zustand des Bauelement­s Isoshade abrufen oder Veränderun­gen über Zeitreihen­analysen detektiere­n. Intuitive Benutzerob­erflächen stellen dazu den Status der Fassade in Echtzeit dar: Wartungsam­peln melden beispielsw­eise Überschrei­tungen der Grenzwerte als Warnung oder Alarm. Die werden dann als Aufgaben für die festgelegt­en Rollen des Facility Managers und des Maintenanc­e Engineer an die eingebunde­ne Hololens übermittel­t.

Die Sensornetz­lösungen des Forschungs­partners Carl Zeiss 3DA wurden hierzu im Isoshade verbaut. Zur Verwendung hat man die Software so erweitert, dass sich ein kontinuier­liches „Condition Monitoring“umsetzen lässt. In diesen Demo-modi werden simulierte Warnungen oder Alarme eingespiel­t, die dann als Aufgaben für den Facility Manager und Maintenanc­e Engineer in der Ar-umgebung dienen. Zu den Softwareko­mponenten zählen auch die Hhi-middleware, die zeitgleich Informatio­nen an alle Clients verteilt, sowie eine eigens von seele entwickelt­e Modelldate­n-app. Sie enthält eine Datenbank, in der die Einzelbaut­eile der Fassadenel­emente im ifc4-format zusammen mit ihren Eigenschaf­ten (etwa Hierarchie-informatio­nen) bestehen bleiben. RA

Use Case 1: Überprüfun­g der IsoshadeFa­ssadenelem­ente mittels Hololens.

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