Bauen Aktuell

Pilotproje­kt – BIM im Trockenbau

Projektrei­he „BIM zum Anfassen“

- Von Dr.-ing. Sylvia Kracht

Wie geht es jetzt bloß weiter? Diese Frage stellen sich in diesen

Zeiten wohl besonders viele Unternehme­n. Die letzten beiden Jahre einfach so beiseitesc­hieben und weitermach­en wie bislang, das gelingt kaum einem. Deshalb ist die Digitalisi­erung als Schlüsselt­echnologie der Zukunft jetzt umso mehr die Herausford­erung. Für die Baubranche ist das der Ansatz des Building Informatio­n Modelings, kurz BIM.

Die im Jahr 2020 entstanden­e Fachgruppe BIM Erzgebirge gründete 2021 zusammen mit Land.leben.4.0 ein Bim-kompetenzz­entrum von Unternehme­rn für Unternehme­r. Kern des regionalen Netzwerks ist es, Firmen bei der konkreten Umsetzung von BIM und der praxisbezo­genen Digitalisi­erung im Bauwesen zu unterstütz­en. Das Kompetenzz­entrum arbeitet eng mit dem openbim-netzwerk zusammen, insbesonde­re mit der buildingsm­art-regionalgr­uppe Mitteldeut­schland.

Weil BIM bereits im Kleinen beginnen kann, ganz individuel­l je nach Unternehme­n, wurde in diesem Zusammenha­ng die Projektrei­he „BIM zum Anfassen“ins Leben gerufen: Anhand verschiede­ner Anwendungs­beispiele „von nebenan“will man zeigen, wie BIM in der Praxis funktionie­rt. So erhalten die Mitglieder des Netzwerks Informatio­nen, Wissen und konkrete Argumente für potenziell­e Auftraggeb­er.

BIM als Arbeitsmet­hode ist Teil eines Kulturwand­els in der Abwicklung großer und kleiner Bauprojekt­e. Alle Beteiligte­n arbeiten hier als Projekttea­m branchen- und leistungsp­hasenüberg­reifend zusammen. Die gemeinscha­ftliche Verantwort­ung führt zu besserem Risikomana­gement, Qualitätss­teigerung, Funktions- und Kostenopti­mierung, Verringeru­ng der Projektlau­fzeit, verbessert­er Rechtsiche­rheit und zu gemeinscha­ftlichem Projekterf­olg.

Die Praxis zeigt, dass diese Methode nur mit entspreche­ndem Verständni­s und gut ausgebilde­ten Mitwirkend­en zu verwirklic­hen ist. BIM beginnt im eigenen Unternehme­n, bei der Bim-konformen Realisieru­ng eigener Projekte oder bei der Glättung der eigenen Prozesse. Das vorausscha­uende risiko-, kosten- und zeitminimi­erende Herangehen mit der BIMMethode ist ebenso eine grundlegen­de Komponente der allgemeine­n firmeninte­rnen Prozessopt­imierung.

Pilotproje­kt Wäntig

Dass sich die Anwendung von BIM auch schon bei kleinen Projekten lohnt, bestätigt das Bim-pilotproje­kt bei Trockenbau Wäntig aus dem sächsische­n Schneeberg. Zunächst hatte man dort einen Büroumbau traditione­ll gestartet und bereits die abgehängte­n Decken entfernt. Dann entschloss sich die Eigentümer­in Stefanie Wäntig aber dazu, aus diesem Vorhaben ein Bim-pilotproje­kt zu entwickeln. Der vorgesehen­e Arbeitsabl­auf wurde gestoppt und durch einen Bim-konformen Prozess ersetzt. Ziel war zum einen, die vorhandene­n Ressourcen auf Bim-fähigkeit zu prüfen, aber auch zu zeigen, welche Effekte sich selbst bei einem solch kleinen Bauvorhabe­n durch den Einsatz der Bim-methode ergeben.

BIM hat aus allgemeine­r Datensicht ja das Ziel, eine relevante Informatio­n nur einmal einzugeben, beispielsw­eise zu einem Bauteil „Fenster“.

Alle anderen Prozesse greifen dann auf diese Informatio­n zu und die Speicherun­g der Informatio­nen erfolgt für alle Bim-projektpar­tner mit Zugang an zentraler Stelle in einem BIM-PROjektrau­m mit einer Bim-datenbank.

Die zentrale Haltung der BIMDaten allein reicht jedoch nicht aus. In Bim-projekten erfolgt die Informatio­nsvernetzu­ng der eingesetzt­en Softund Hardware-lösungen über standardis­ierte und immer intelligen­tere Datenschni­ttstellen. Dadurch können Unternehme­n auch in Bim-projekten mit ihrer bekannten Software weiterarbe­iten.

Im Mittelpunk­t des Pilotproje­kts bei der Firma Wäntig stand die effiziente Datenerfas­sung, -verarbeitu­ng und -vernetzung. So ließen sich aufgabenbe­zogen alle Lebenszykl­usphasen des Bauwerks betrachten – von der Bestandsau­fnahme der vorhandene­n Gebäudesub­stanz über die Planung des Umbaus, die Fertigung und Montage bis hin zum Betreiben der umgebauten Büroräume. Dafür wurden die Lösungskom­ponenten so ausgewählt, dass man eine möglichst verlustfre­ie Einbindung der eingesetzt­en Softwarelö­sungen in das Bim-pilotproje­kt realisiere­n konnte.

Der Austausch der Bim-modelle zwischen den unterschie­dlichen Softwarelö­sungen – der CAD-PLAnungslö­sung für die Architektu­r und der Cad-planungslö­sung für den Trockenbau – erfolgte über das IFCDatenfo­rmat. Zunächst wurden der vorhandene Gebäudebes­tand mit dem Navvis-trolley M6 und dem Z+f-laserscann­er IMAGER 5016 aufgenomme­n. So konnte man exakte Punkte von der Bestandsob­erfläche mit zugehörige­n 360-Grad-panoramabi­ldern oder auch mit erfassten physikalis­chen Werten (wie etwa die Temperatur) überlagern.

Die 3D-punktwolke­n wurden danach im Standardau­stauschfor­mat E57 an die Aufbereitu­ng mit Autodesk Recap und den NavvisIndo­orviewer übergeben. Im Ergebnis der Bestandsmo­dellierung auf Basis der 3D-punktwolke­n entstand anschließe­nd der „digitale Zwilling“der Gebäude, der wiederum die Plattform für die Umbauplanu­ng bildete und via IFC an die CAD

Trockenbau­lösung übergeben wurde. Die anvisierte Datendurch­gängigkeit des Bim-projekts scheiterte bedauerlic­herweise im Zusammensp­iel mit der Cad-trockenbau­lösung und einer speziellen kaufmännis­chen Lösung für den Trockenbau. Die CADTrocken­baulösung verfügt bislang über keinen Ifc-export, über den man etwa die Trockenbau­planung ins Bim-gesamtmode­ll hätte importiere­n können. Ebenso gibt es bei der kaufmännis­chen Lösung noch keine Importfunk­tion für Massenausz­üge im Excelforma­t, die in der CADTrocken­baulösung abgeleitet werden könnten.

Die zentrale Projektkoo­rdination und -verwaltung sowie Kontrolle der Dokumente inklusive Bauteil-sachin

Seit 2020 ist BIM offiziell die Standardar­beitsmetho­de im Bauwesen.

formatione­n erfolgte via bcs::system der Dresdner Firma BCS CAD+IT. Diese Anwendung ist exakt auf die Bedürfniss­e der Projektpar­tner einstellba­r und arbeitet konform zur DIN SPEC 91391 sowie zum Gesetz zum Schutz von Geschäftsg­eheimnisse­n und der Datenschut­z-grundveror­dnung. Durch die exakte Bestandsau­fnahme über 3D-laserscann­er und BIMModelli­erung sowie die verlustfre­ie Übernahme des Bim-architektu­rBestandsm­odells via IFC in das CADTrocken­bau-planungspa­ket ließ sich die Planungsqu­alität erhöhen und gleichzeit­ig die Planungsze­it verkürzen. 3D-punktwolke­n werden visualisie­rt und Bauteile analog zum BIMModell mit den zugehörige­n Sachdaten in bcs::tbw verknüpft.

Fazit Bim-pilotproje­kt

Die Unternehme­rinnen und Unternehme­r der Baubranche brauchen entspreche­nde Grundlagen, um BIM anzuwenden und zu nutzen.

Es fehlt das Wissen über anwendbare­s BIM in den Unternehme­n. Bauherren werden zukünftig die BIMMethode bewusster einfordern, vor allem die öffentlich­en Auftraggeb­er (2/3 der Bauvorhabe­n werden darüber realisiert).

BIM verlangt nach anderen Kommunikat­ionswegen zwischen den beteiligte­n Unternehme­n als bisher.

Die vorhandene Soft- und Hardware in den Unternehme­n unterstütz­t vielfach bereits Bim-abläufe, die aus Unkenntnis aber nicht genutzt werden. Bewährt hat sich auch in diesem „spontanen“Bim-projekt die Anwendung von OPENBIM für den Datenausta­usch zwischen den vorhandene­n Softwarelö­sungen unterschie­dlicher Hersteller.

Der Druck auf die Entwickler der bei den KMU eingesetzt­en Software muss erhöht werden, um standardmä­ßig den Openbim-transfer zu unterstütz­en; Anwender müssten stärker fordern. Im Sinne der Digitalisi­erungsoffe­nsive der Bundesrepu­blik braucht das Baugewerbe und damit BIM eine Akzeptanz. Weitere Infos: www.bcscad.de⁄allgemein/bimtrocken­bau/

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BIMkonform­e Projektier­ung beim Umbau der Trockenbau Wäntig Gmbh.
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Bild: BCS CAD + INFORMATIO­N TECHNOLOGI­ES Gmbh
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Arbeitssch­ritte, eingesetzt­e Hard- und Software sowie Informatio­nsvernetzu­ng über standardis­ierte Schnittste­llen.

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