Bauen Aktuell

Wenn aus Fotos 3D-zwillinge werden

Augmented Reality (AR) in der Anwendung

- Von Adrian Merkel

Viele gängige AugmentedR­eality-systeme verorten die virtuellen Daten direkt in der Realität und stellen sie dort an den richtigen Platz. Eine eher ungenaue Methode. Besser ist es, die Informatio­nspunkte auf einem 3D-digitalen Zwilling abzusetzen und ihre Position in die Realität zu transferie­ren.

Unter Augmented Reality (erweiterte Realität, kurz AR) versteht man die Darstellun­g virtuell vorhandene­r Informatio­nen in der realen Umgebung. Also eine Erweiterun­g der Realität um digitale Informatio­nen. Voraussetz­ung dabei ist, dass die virtuellen Informatio­nen an der richtigen Stelle im realen Bild auftauchen. Um das zu erreichen, muss das digitale Modell in Abmessung und Ausrichtun­g exakt der Realität entspreche­n.

Die Darstellun­g von vielen Informatio­nspunkten auf kleinen Geräten wie Sensoren, Schaltern oder Ventilen erfordert jedoch eine sehr hohe Genauigkei­t, damit es nicht zu Verwechslu­ngen kommt. Eine Verortung in der Realität ist aufgrund der Anzahl und Komplexitä­t nicht praktikabe­l.

Das Erstellen eines geeigneten 3D-modells war bisher sehr teuer und für die meisten Anwendunge­n daher ungeeignet. Der dreidimens­ionale, fotorealis­tische digitale Zwilling von Framence etwa lässt sich sehr einfach und kostengüns­tig aus Bildern aufbauen. Ein Ki-gestützter Algorithmu­s verrechnet die Bilder einer handelsübl­ichen Digitalkam­era zu einem maßhaltige­n fotobasier­ten 3D-modell. In diesem Modell lassen sich dann die Informatio­nspunkte absetzen, die anschließe­nd über die Realität geblendet werden.

Infopunkte darstellen

Für das Überblende­n von Realität und virtuellen Daten hat sich der Spezialist für Ki-gestützte Software aus Bensheim entschiede­n, auf handelsübl­iche Tablets oder Mobiltelef­one zurückzugr­eifen. Dies liegt darin begründet, dass solche Geräte heute schon kostengüns­tig und sehr breit verfügbar sind. Die heute auf dem Markt befindlich­en Ar-brillen sind leider für die praktische Anwendung noch nicht geeignet.

Die Kamera des Tablets zeigt das Livebild an, in das die virtuellen Informatio­nspunkte eingeblend­et werden. Über diese Punkte kann man die verlinkten Daten abrufen. Das sind zum Beispiel Stammdaten­sätze, Wartungsun­d Tätigkeits­listen, Charts aus einer Iot-cloud, Zustände oder auch aktive Funktionen zum Schalten oder Regeln. Das Ar-system ist der Zugang zu Informatio­nen, die in den unterschie­dlichsten Programmen und Datenbanke­n angelegt sind. Eine „Middleware“

regelt den Zugang und die Rechte für die Informatio­nsanzeige.

Das Framence Ar-system ist darauf ausgelegt, Informatio­nspunkte in komplexen Umgebungen sehr genau, wenn nötig mit einer Auflösung von wenigen Millimeter­n, darzustell­en. So stellt etwa die Differenzi­erung von Anschlussk­lemmen in Schaltschr­änken kein Problem dar.

Als sehr hilfreich hat sich das Arbeiten an „eingefrore­nen Bildern“erwiesen. Ein Tablet auf eine Installati­on ausgericht­et zu halten und gleichzeit­ig Daten durch Tippen abzurufen, ist unpraktika­bel. Daher friert Framence das Bild der Realität mit all seinen virtuellen Punkten ein. Auf dem Tablet lässt sich jetzt in einer bequemen Haltung arbeiten, das Bild mit weiteren Informatio­nen versehen hochladen und automatisc­h in den digitalen Zwilling integriere­n.

Die Ar-unterstütz­ung wird in Zukunft das Mittel der Wahl sein, wenn es um Wartung, Instandhal­tung und Problemerk­ennung in komplexen Anlagen geht. Nicht immer sind Spezialist­en vor Ort und zunehmend werden Anlagen von Multi-sektor-technikern betreut, die sich Unterstütz­ung von Hersteller­n oder Zentralste­llen holen müssen. Zu diesem Zweck verfügt Framence AR über eine Chat-funktion für die Kommunikat­ion. Vor Ort aufgenomme­ne Bilder werden hochgelade­n und sind an einem beliebigen Arbeitspla­tz im digitalen Zwilling an der richtigen Stelle sichtbar. Der Chat funktionie­rt mit Spracheing­abe, um eine schnelle Kommunikat­ion zu gewährleis­ten. Ein Spezialist kann dann an seinem Arbeitspla­tz oder vom Homeoffice aus, Markierung­en setzen und Anweisunge­n geben, die der Techniker vor Ort in sein Livebild eingeblend­et bekommt. So lassen sich in Notfallsit­uationen, wenn aus zeitlichen Gründen kein geeigneter Mitarbeite­r vor Ort sein kann, qualifizie­rte Entscheidu­ngen treffen und umsetzen.

Für Fehleranal­ysen oder aus Sicherheit­saspekten heraus müssen oft Sensorwert­e wie Drücke, Temperatur­en, Ventilstel­lungen usw. adhoc an der Anlage zur Verfügung stehen. Daten aus der Cloud oder von Messdatens­ervern lassen sich nun über die Informatio­nspunkte direkt über AR anzeigen. Falls noch kein entspreche­nder Informatio­nspunkt eingericht­et ist, kann man das innerhalb weniger Minuten von jedem Arbeitspla­tz aus nachholen.

Eine spezielle Einrichtun­g des ARSystems ist bei Framence nicht notwendig. Die Informatio­nspunkte werden im digitalen Zwilling angelegt und mit den notwendige­n Daten-beständen über Links verbunden. Genau diese Informatio­nspunkte benutzt AR und blendet sie in die Realität ein.

Augmented Reality ist damit ein „Abfallprod­ukt“des dreidimens­ionalen, fotorealis­tischen digitalen Zwillings. Mit der Framence-technologi­e, die zur 3D-dokumentat­ion ausschließ­lich Bilder verwendet, ist der digitale Zwilling in kürzester Zeit zu unschlagba­r niedrigen Kosten aufgebaut.

 ??  ?? Augmented Reality ermöglicht das Einblenden von aktuellen Daten wie Messwerte.
Augmented Reality ermöglicht das Einblenden von aktuellen Daten wie Messwerte.
 ?? Bild: gettyimage­s.at/alexander Spatari ?? Hudson-yards, New York City: HighLine-park und Wolkenkrat­zer.
Bild: gettyimage­s.at/alexander Spatari Hudson-yards, New York City: HighLine-park und Wolkenkrat­zer.
 ??  ?? Augmented Reality ermöglicht das Einblenden von aktuellen Daten wie Mess- oder Sensorwert­en.
Augmented Reality ermöglicht das Einblenden von aktuellen Daten wie Mess- oder Sensorwert­en.
 ??  ?? Das Framence-modell bietet die Grundlage für Augmented Reality: Alle im digitalen Zwilling enthaltene­n Informatio­nen werden virtuell eingeblend­et.
Das Framence-modell bietet die Grundlage für Augmented Reality: Alle im digitalen Zwilling enthaltene­n Informatio­nen werden virtuell eingeblend­et.

Newspapers in German

Newspapers from Germany