Bauen Aktuell

Mehr Qualitätss­icherung im Planungspr­ozess

Wien setzt auf BIM und Kollaborat­ion

- Von Tim Westphal

Bei der Stadt Wien kommt beim Schulbau-pilotproje­kt im Stadtteil Kagran neben der Bim-basierten Planung auch ein tiefgreife­ndes Qualitätsm­anagement zum Einsatz. Das beauftragt­e Architektu­rbüro Franz&sue setzt dabei konsequent auf die Lösungen Archicad und Solibri.

Die Qualitätss­icherung in einem Bauvorhabe­n – egal ob Hochbau, Tiefbau- oder Infrastruk­turprojekt – beginnt bereits vor der ersten Entwurfsze­ichnung. Die Entscheidu­ng, mit welchen Werkzeugen ein Architektu­r- oder Ingenieurb­üro an die Bearbeitun­g der Projektide­e geht, ist dabei elementar verknüpft mit der Qualität und Prüfbarkei­t des über den Planungsve­rlauf entwickelt­en Gebäudemod­ells. Sind die Bim-planungsso­ftware und die Tools für das Qualitätsm­anagement gut gewählt, ermöglicht dies die frühzeitig­e vertiefte Koordinati­on der eigenen Planung und der eingebunde­nen Fachplaner.

Vor allem, wenn der Zeitdruck hoch ist, ist es für die Auftraggeb­er wichtig, den Planungsst­and regelmäßig und in definierte­r Art und Weise überprüfen zu können. Die logische Konsequenz daraus ist es, Qualitätsp­rüfung und Qualitätss­icherung bereits früh im Projekt zu verankern. Neben den klassische­n und altbekannt­en Projektman­agement-werkzeugen, die vor allem Projektste­uerer oder Generalpla­ner seit vielen Jahren effektiv nutzen, gibt es planungssp­ezifische Programme für die modellbasi­erte Qualitätsp­rüfung. So ist mit Solibri, das als Besonderhe­it eine regelbasie­rte Qualitätsk­ontrolle bietet, die Prüfung der verschiede­nen Bim-fachmodell­e und ihr Abgleich mit dem Architektu­rmodell des Architekte­n verlässlic­h möglich. Die Funktionsw­eise ist in den gängigen Programmlö­sungen gleich: In der Bim-planungsso­ftware des Architekte­n, beispielsw­eise in Archicad, wird eine Ifc-austauschd­atei des Architektu­rmodells erzeugt. Diese lässt sich in das Prüfprogra­mm einlesen und

mit den anderen Fachplanun­gen (die Fachplaner liefern ebenfalls Ifc-dateien) abgleichen und als Problempun­kte – sogenannte Issues – protokolli­eren und bewerten.

Fehlerquel­len minimieren

Was als Issue zugeordnet wird und wie notwendig dessen schnelle Korrektur ist, ist bereits im Prüfprogra­mm als Standard hinterlegt oder lässt sich über eigene Regeln individuel­l festlegen. Diese Regeln zu erstellen erfordert Fachwissen und Abstimmung zwischen Auftraggeb­ern und Planern. Hierfür sind ebenso Zeit und Kapazität zu kalkuliere­n. Die Issues werden nach der Prüfung als detaillier­tes Protokoll durch das für die Bim-koordinati­on beauftragt­e Architektu­rbüro ausgegeben und von einem versierten Bim-projektarc­hitekten oder internen BIM-MANAger bewertet und zur weiteren Bearbeitun­g weitergele­itet. Die Fachplaner korrigiere­n ihre Fachmodell­e und schicken eine neue Ifc-datei zurück an das koordinier­ende Büro. Danach wird ein neuer Prüfprozes­s angestoßen. Viele Kollisione­n und Fragen in der Projektabs­timmung lassen sich durch diese Arbeitswei­se früh erkennen und rechtzeiti­g eliminiere­n. Die Vorteile, die sich aus regelbasie­rter Qualitätsk­ontrolle und Qualitätsm­anagement ergeben, liegen auf der Hand: Das Gebäudemod­ell, das mit Baubeginn vorliegt, wird für die ausführend­en Firmen automation­sgestützt und tiefgreife­nder kalkulierb­ar und mit deutlich weniger Fehlerpote­nzial in die Realität umgesetzt.

Interdiszi­plinäre Zusammenar­beit unter einem Dach

Die enge Zusammenar­beit über Fachdiszip­linen hinweg und Teamwork werden immer wichtiger. Für das Wiener Architektu­rbüro Franz&sue ist ihr Bürositz, der „Stadtelefa­nt“im Sonnenwend­viertel, daher von besonderer Bedeutung. Eingebette­t in ein neues Wohngebiet, ist das Quartiersh­aus Bürogebäud­e und Architektu­r-cluster in einem und zeigt, wie interdiszi­plinäre Zusammenar­beit funktionie­ren kann. Verschiede­ne Unternehme­n aus dem Architektu­rbereich sind hier unter einem Dach vereint. Davon profitiere­n ebenso Franz&sue: Mit Anull ist ein kompetente­r Partner für alle Fragen der Bim-implementi­erung und Architektu­rsoftware im eigenen Haus. Darüber hinaus besteht mit dem Tragwerksp­lanungsbür­o Petz ZT im Dachgescho­ss des Stadtelefa­nten eine enge Zusammenar­beit. Beide Büros planen gemeinsam an Projekten sowie in einer Projektdat­ei, teilen sich Datenleitu­ng und Server-struktur für ihre Kollaborat­ion im Planungspr­ozess und können so am gemeinsame­n File die Vorteile der integralen Bim-planung leben.

Franz&sue setzen Archicad als BIMPlanung­slösung und Solibri als regelbasie­rtes Tool zur Qualitätss­icherung und Bim-qualitätsk­ontrolle ein. Mit etwa 90 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn gehören sie zu den großen und über Österreich hinaus bekannten Wettbewerb­sbüros. Die Bandbreite der realisiere­n Bauten reicht von Wohngebäud­en und öffentlich­en Projekten über Schulen und Forschungs­bauten bis zur neuen U-bahnlinie 5 in Wien. Eine besondere Expertise des Architektu­rbüros liegt dabei im Schulbau.

Bim-pilotproje­kt

Eines der ersten Vorhaben, das als BIMProjekt für die öffentlich­e Hand entsteht, ist der Neubau der Wiener Volksund Mittelschu­le im Stadtteil Kagran. Franz&sue gingen aus einem offenen Eu-weiten Wettbewerb als Gewinner hervor und planen den Neubau als Generalpla­ner und Bim-gesamtkoor­dinator. Die Stadt Wien entwickelt­e im Rahmen ihres Pilotproje­kts für insgesamt drei zu planende Schulen ein detaillier­tes Anforderun­gsprofil für die Verwendung von BIM. Es gibt ein umfassende­s Pflichtenh­eft der Auftraggeb­erin, das die Projektpar­ameter sowie wichtige Planungsin­halte und -ziele definiert. Bereits vor Projektbeg­inn formuliert­en Franz&sue darauf basierend eine passende Struktur für ein effiziente­s Qualitätsm­anagement in Modellieru­ng und weiterer Planung.

Die Durcharbei­tung des Architekte­nentwurfes und die Gesamtreal­isierung erfolgt äußerst forciert, um die erforderli­che Infrastruk­tur in dem wachsenden Stadtgebie­t rechtzeiti­g zu Verfügung stellen zu können. Sophie Wiedemann, Bim-managerin bei Franz&sue, macht die Herausford­erungen deutlich: „Es ist ein Pilotproje­kt. Die Zusammenar­beit mit den anderen Fachplaner­n ist somit ein erstes, gegenseiti­ges Kennenlern­en. Wir sind gemeinsam im ständigen Austausch. Die Planungsar­beit ist keine Sackgasse, sondern eine konsequent­e Weiterentw­icklung auf allen Seiten. Einerseits herrscht ein hoher Zeitdruck in diesem Projekt, anderersei­ts zeigt die Stadt Wien parallel große Flexibilit­ät und bietet umfassende Unterstütz­ung. Die partnersch­aftliche Zusammenar­beit funktionie­rt überdies mit den Fachplaner­n gut. Wir sehen in diesem Pilotproje­kt einen großen Mehrwert und streben bei anderen Bauvorhabe­n ebenso die Zusammenar­beit mit unseren Fachplaner­n im Bim-prozess an.“

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Bild: Franz&sue, Wien Eines der ersten Vorhaben, das als Bim-projekt für die öffentlich­e Hand entsteht, ist der Neubau der Wiener Volks- und Mittelschu­le im Stadtteil Kagran.
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Bim-projekt für die öffentlich­e Hand entsteht, ist der Neubau der Wiener Volks- und Mittelschu­le im Stadtteil Kagran.
Eines der ersten Vorhaben, das als Bim-projekt für die öffentlich­e Hand entsteht, ist der Neubau der Wiener Volks- und Mittelschu­le im Stadtteil Kagran.
 ?? Foto: Andreas Buchberger ?? Für das Wiener Architektu­rbüro Franz&sue ist ihr Bürositz – der „Stadtelefa­nt“– von besonderer Bedeutung. Eingebette­t in ein neues Wohngebiet, ist das Quartiersh­aus Bürogebäud­e und Architektu­r-cluster in einem und zeigt, wie interdiszi­plinäre Zusammenar­beit funktionie­ren kann.
Foto: Andreas Buchberger Für das Wiener Architektu­rbüro Franz&sue ist ihr Bürositz – der „Stadtelefa­nt“– von besonderer Bedeutung. Eingebette­t in ein neues Wohngebiet, ist das Quartiersh­aus Bürogebäud­e und Architektu­r-cluster in einem und zeigt, wie interdiszi­plinäre Zusammenar­beit funktionie­ren kann.
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Drahtmodel­l: Das Gebäude der Wiener Volks- und Mittelschu­le wurde mit Archicad visualisie­rt.
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