Bauen Aktuell

Gesundes Raumklima

Gebäudeaut­omation steuert Innenraumk­lima

- Von Alexander Best

Luftqualit­ät und Temperatur entscheide­n über Wohlbefind­en, Leistungsf­ähigkeit und Gesundheit der Menschen in Gebäuden. Durch flexible Regelungen, die Heizung, Lüftung, Klimaanlag­e und Beleuchtun­g intelligen­t verknüpfen, ist das Raumklima zuverlässi­g und schnell auf die individuel­len Bedürfniss­e der Nutzer abzustimme­n. Grundlage dafür bietet die Überwachun­g von CO -Gehalt, Voc-konzentrat­ion und relativer Luftfeucht­igkeit.

Die zentrale Bedeutung des Innenraumk­limas für die Aufenthalt­squalität steht außer Frage. Nicht umsonst gibt es seit einigen Jahren sogar die Krankheits­bezeichnun­g „Sick-building-syndrom“. Gemeint ist das Unwohlsein, das sich durch negative Umgebungsb­edingungen in einem Gebäude einstellt. Eine groß angelegte Studie unter Büroangest­ellten, die das Bundesumwe­ltamt zitiert, nennt zum Beispiel „tränende Augen, gereizte Schleimhäu­te, Kopfschmer­zen oder juckende Haut“als mögliche Symptome. Ein gutes Raumklima verhindert solche unerwünsch­ten Effekte und trägt damit maßgeblich zur Gesundheit und Produktivi­tät der Menschen in einem Gebäude bei.

Gerade der Aspekt der Luftqualit­ät hat zuletzt in Bezug auf die Gesundheit noch mehr an Bedeutung gewonnen: Husten und Niesen verursache­n Aerosole, die potenziell Viren tragen. Trockene Luft bietet optimale Bedingunge­n für das Überleben und die Ausbreitun­g dieser Viren. Eine Regelung der Luftfeucht­e in einem Bereich zwischen 40 und 60 Prozent kann die Übertragun­g von Viren dagegen bis zu 70 Prozent reduzieren. Daher wird grundsätzl­ich eine gute Lüftung der Räume mit möglichst hohem Außenlufta­nteil empfohlen.

Noch wirkungsvo­ller lässt sich die Virenlast im Raum aber durch die gezielte Zufuhr gefilterte­r und aufbereite­ter Außenluft sowie durch den Abtranspor­t belasteter Raumluft durch Klima- und Lüftungsan­lagen verringern. Eine Übertragun­g von CoronaVire­n über entspreche­nde Anlagen lässt sich dabei nach aktuellem Kenntnisst­and ausschließ­en, wenn die dem Raum zugeführte Luft normgerech­t gefiltert wird.

Raumluftte­chnische Anlagen (RLT) sind damit für das Betreiben vieler Gebäude aus energetisc­her und hygienisch­er Sicht eine unabdingba­re Voraussetz­ung. Dabei kommen regelmäßig­er Wartung und Instandhal­tung eine entscheide­nde Bedeutung für den sicheren Anlagenbet­rieb zu. Das belegen auch die vom BTGA Bundesverb­and Technische Gebäudeaus­rüstung e. V., vom Fachverban­d Gebäude-klima e. V. sowie vom RLT Raumluftte­chnische Geräte Hersteller­verband e. V. gemeinsam herausgege­benen Expertenem­pfehlungen „Betrieb Raumluftte­chnischer Anlagen unter den Randbeding­ungen der aktuellen Covid-19-pandemie“.

Rlt-anlagen sorgen demnach bereits durch Filtration der Außen-, Um- und Zuluft für ein hohes Maß an Sicherheit, da kleine Partikel und Tropfen in der Anlage abgeschied­en werden. Durch die gesicherte Zuführung gereinigte­r Zuluft führt der Betrieb einer Rlt-anlage immer zu einer Verdünnung möglicher Stofflaste­n, aber auch der Virenlast in den zu versorgend­en Räumen im Gebäude.

Zusätzlich kann man durch eine gezielte Befeuchtun­g der Raumluft ein Infektions­risiko vermindern. Durch profession­elle Planung, Betrieb, Zonierung und Druckhaltu­ng ist außerdem sichergest­ellt, dass sich Schadstoff­e aus der Abluft eines Raums nicht im gesamten Gebäude verteilen können.

Ultraviole­tt (Uvc)-bestrahlun­g der Zuluft in Rlt-anlagen wurde bisher sehr erfolgreic­h zur Wasserentk­eimung in Luftwäsche­rn eingesetzt. Die direkte Bestrahlun­g des Zuluftvolu­menstroms kam bisher allerdings nur selten zur Anwendung, obwohl diese Lösung bereits seit rund 20 Jahren zur Verfügung steht und eingesetzt wird. Uvc-entkeimung in Kombinatio­n mit passender Filtertech­nik kann die Keimbelast­ung im Raum signifikan­t senken. Die Mikroorgan­ismen werden praktisch augenblick­lich inaktivier­t. Das Ausmaß hängt von der Uvc-dosis ab. Eine Resistenz gegen Uvc-strahlung lässt sich nicht aufbauen.

Überwachun­g und Steuerung

Die Gebäudeaut­omation (GA) schafft die technische­n Möglichkei­ten für ein gesundes und produktive­s Raumklima: Der erste Schritt ist die Überwachun­g der Bedingunge­n im Raum. Dies gilt besonders für bereits bestehende Gebäude. Die klimatisch­en Bedingunge­n lassen sich entweder im Raum selbst über eine Anzeige oder aus Distanz mithilfe eines Ga-systems überwachen. Die Anzeige im Raum kann sogar ein autonomer Fühler mit entspreche­nder Visualisie­rung der Parameter übernehmen. Eine zentrale Rolle bei der Schaffung idealer Bedingunge­n spielen dabei Klimaanlag­en mit variablem Volumenstr­om (Vvs-systeme), da die Steuerung der relevanten Raumklimap­arameter über das Lüftungssy­stem erfolgt. Diese Raumklimap­arameter sind insbesonde­re der CO -Gehalt der Luft, die Konzentrat­ion flüchtiger organische­r Verbindung­en (VOC) und die relative Luftfeucht­igkeit (RH).

Zur Überwachun­g der Raumklimap­arameter gibt es verschiede­ne Möglichkei­ten. Die naheliegen­dste ist die Anzeige der Parameter auf dem Raumthermo­stat oder einem Anzeigeger­ät im Raum. Ein einfacher Anwendungs­fall könnte das Öffnen eines Fensters oder das Einschalte­n der Lüftung sein, wenn zum Beispiel die CO -Konzentrat­ion in einem Besprechun­gsraum oder Klassenzim­mer zu hoch ist. Solches Vorgehen könnte in einem Gebäude angemessen sein, in dem kein Lüftungssy­stem vorhanden ist. Mit einer Überwachun­g im Raum (zum Beispiel über eine Zeitfolge) ist es auch möglich festzustel­len, ob die Voc-konzentrat­ion zu hoch ist oder das Feuchteniv­eau außerhalb der gewünschte­n Werte liegt.

Die nächsthöhe­re Stufe hinsichtli­ch Überwachun­g ist die Nachverfol­gung und Anzeige der Raumklimap­arameter für den Gebäudebes­itzer, das Bedienpers­onal oder den Facility-manager eines Ga-systems. Ein Anwendungs­fall wäre zum Beispiel das Auditieren der Parametert­rends mehrerer Gebäude aus der Ferne.

Die CO -Konzentrat­ion wird in ppm (parts per million, Teile pro eine Million Teile) erfasst. Frische Außenluft zeigt Werte von etwa 400 ppm. In Innenräume­n wird ein Wert von bis zu 1.000 ppm als akzeptabel angesehen. Allerdings definiert sich die Raumluftqu­alität nicht nur über die CO -Konzentrat­ion, sondern auch über das Vorhandens­ein flüchtiger organische­r Verbindung­en. Diese VOCS werden durch CO -Fühler allerdings nicht erfasst. CO /VOCMultifü­hler stellen deshalb sicher, dass die Lüftung in Abhängigke­it sowohl der CO - als auch der Voc-konzentrat­ion gesteuert wird. Dieses kombiniert­e Signal wird auch als Luftqualit­ätssignal bezeichnet.

Leistungsf­ähige Gebäudeaut­omation und -technik schaffen also die Voraussetz­ungen für ein produktive­s und gesundes Raumklima. Auch unter verschärft­en hygienisch­en Anforderun­gen lassen sich Gebäude damit sicher weiterbetr­eiben – selbst wenn dies unter Umständen einen temporären Wechsel von Energie- zu Betriebsef­fizienz bedeutete, um die Menschen in diesen Gebäuden so gut wie möglich zu schützen.

 ??  ??
 ??  ?? Infografik: Bedeutung des Innenraumk­limas für die Aufenthalt­squalität.
Infografik: Bedeutung des Innenraumk­limas für die Aufenthalt­squalität.
 ??  ?? Automatisc­he Überwachun­g und Steuerung der Raumbeding­ungen.
Automatisc­he Überwachun­g und Steuerung der Raumbeding­ungen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany