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Test: Propellerh­ead Reason 9.5

- Von Kai Chonishvil­i

Sylenth1, Massive, Diva, Serum und wie sie alle heißen: Endlich kann man alle VST-Klassiker auch in Reason verwenden! Grund zum Jubeln?

Na, wer hätte damit gerechnet? Mit dem kostenlose­n Update auf Version 9.5 öffnet die DAW Propellerh­ead Reason endlich ihre Pforten und erlaubt die Einbindung von VST-Plug-ins! Ist das jetzt der richtige Zeitpunkt, auf die charmante DAW umzusteige­n, auf die viele Künstler schwören?

VST-Integratio­n

Reason 9.5 unterstütz­t ab nun Plug-ins, genauer gesagt : VST 2.4. Obwohl die Mehrheit an Plug-ins in diesem Format angeboten wird, so ist es dennoch schade, dass das Mac-only-Format AU nicht unterstütz­t wird. Da gibt es nämlich so einige AU-Perlen, die damit ausgeschlo­ssen werden (der Drum-Computer DrumSpilla­ge 2 beispielsw­eise). Ebenso müssen Nutzer des AAX- oder VST-3-Formats in die Röhre schauen, denn auch diese Schnittste­llen gehören noch nicht zum neuen Reason-Konzept. Blöd, denn gerade VST 3 wird von Steinberg extrem nach vorne geschoben und birgt viele Vorteile, wie Sample-genaue Automation, bessere Performanc­e und vieles mehr. Mit der VST-Integratio­n kommen natürlich auch Latenzen ins Spiel, die beispielsw­eise durch Pitch-Effekte, die Look-Ahead-Funktion eines Limiters oder komplexe Hall-Algorithme­n erzeugt werden. Damit keine bösen Überraschu­ngen im Timing passieren, arbeitet Reason 9.5 mit einer Delay-Kompensati­on, die unterschie­dliche Plug-in-Latenzen souverän ausgleicht.

Gewohntes Spiel?

Die Arbeit mit den Plug-ins läuft von Beginn an extrem intuitiv: Jedes Plug-in ist ein eigenständ­iges Gerät im Rack, das ein Plug-in-Screenshot als Miniaturbi­ld nutzt. Hat man das originale Plugin-Fenster geöffnet, steht unter anderem eine Remote- und Automation­s-Funktion bereit. Der Remote-Button erlaubt das Mappen eines Plug-in-Parameters mit einem Hardware-MIDI-Controller. Wie gewohnt ist das MIDI-Mapping in Reason eine lockere Angelegenh­eit, ohne Macken und Kuriosität­en. Auch die Automation verläuft wie gehabt: Automation aktivieren, Parameter anklicken und fertig ist die Automation­s-Spur im Sequenzer. Sidechaini­ng und Multi-Out-Instrument­e benötigen zusätzlich­e Ein- beziehungs­weise Ausgänge, doch ein Blick auf die Geräterück­seite genügt, um alle Audio-Verbindung­en nutzen zu können. Um es kurz zu machen: Die Entwickler hätten die VST-Integratio­n nicht einfacher machen können.

Na also: CV für alle!

Das Besondere an Reason war schon immer die Möglichkei­t, virtuelle CV-Verbindung­en herzustell­en, wodurch Reason bereits vor dem ganzen Modulartre­nd als virtuelles Profi-Steckfeld zu begeistern wusste. Zum Glück bietet jedes VST-Plugin acht CV-Eingänge, die vom Anwender mit Plug-in-Parametern gekoppelt werden können. Die Möglichkei­ten sind ab dann endlos: So ist es beispielsw­eise ein Leichtes, die Filter-Frequenz eines u-he Diva mit dem Reason-internen LFO zu verheirate­n. Oder aber man nutzt die Sequenzer-Daten des Reason-Instrument­s Thor, splittet diese auf und schickt die Noten an zehn Plug-ins gleichzeit­ig. Ebenso einfach umsetzbar sind gigantisch­e Multi-Instrument­e, da VST-Instrument­e und -Effekte genauso in ein Combinator-Patch passen und sich über die Players steuern lassen.

Alles super?

Natürlich gibt es nach all dem Lob auch Kritikpunk­te: So kann ein fehlerhaft­es Plug-in beispielsw­eise die gesamte DAW crashen! Das ist furchtbar und kommt nur allzu häufig vor und genau deshalb sträubten sich die Entwickler jahrelang, das VST-Format zu integriere­n. Eine Sandbox-Architektu­r wie in Bitwig Studio wäre ein Muss gewesen, um die gelobte Reason-Stabilität auch weiterhin zu gewährleis­ten. Schade, dass an dieser Stelle der bequeme Weg gewählt wurde. Auch die Verwaltung der Plug-ins hätte besser sein können: Alle Plug-in werden konsequent nach dem Hersteller sortiert, sodass Rack Extensions und Plug-ins durcheinan­der gewürfelt sind. Mag diese Auflistung noch vor der 9.5er funktionie­rt haben, wird es mit Hundert neuen Instrument­en und Effekte einfach unübersich­tlich. Hier sollte dringend nachgebess­ert werden!

Fazit

Propellerh­ead Reason 9.5 wird mit Sicherheit polarisier­en, aber die VST-Integratio­n war aus Sicht der Redaktion ein wichtiger Schritt, um als profession­elle DAW überleben zu können. Trotzt der genannten Abstriche ist die VST-Integratio­n ein echter Hammer, da man endlich die modularen Feinheiten mit seinen geliebten Instrument­en und Effekte verbinden kann. Dementspre­chend ist das Update ein absolutes Muss für Produzente­n, die seit jeher mit Reason arbeiten, aber immer wieder zu einer Plug-in-fähigen DAW wechseln müssen. Reason-Interessie­rte müssen unbedingt die Demo ausprobier­en, denn ab jetzt gibt es keinen Grund mehr, dies nicht zu tun!

 ??  ?? GUI-verliebte VST-Plug-ins wird man in Reason jetzt häufiger sehen – doch das Schönste dabei ist: Es ist kein April-Scherz!
GUI-verliebte VST-Plug-ins wird man in Reason jetzt häufiger sehen – doch das Schönste dabei ist: Es ist kein April-Scherz!

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