Test: Yamaha MX88
Yamahas MX-Serie, namentlich der MX49 und MX61, sind schon länger am Start. Nun vollenden die Japaner diesen Dreiklang mit dem MX88, der mit seinen 88 Tasten auch bei den Pianisten auftrumpfen möchte.
Bereits MX49 und MX61 wussten mit ihren AWM-Sounds aus der beliebten MOTIF-Reihe zu überzeugen (siehe Test in Beat 01/17). Nun hat Yamaha, seines Zeichens erfahrener Traditionshersteller in puncto Digitalpianos, nachgelegt und das smarte Synth-Konzept um eine 88-Tasten-Klaviatur erweitert. Neben Producern dürfte das insbesondere Keyboardern und Songwritern das MX-Konzept äußerst schmackhaft machen, um sich auf der Bühne oder im Studio vom tiefsten Basston bis zum obersten Diskant auszutoben. Doch lesen Sie selbst.
MX-Features im neuen Gewand
Was uns positiv auffällt, ist das geringe Gewicht des MX88. Mit nur 13,9 kg lässt sich dieser Hybrid aus Synthesizer und Stagepiano angenehm leicht transportieren. Gleichzeitig wirkt das Gehäuse trotz des Kunststoffleichtbaus robust und stabil. Nach dem Einschalten weist ein zweizeiliges Display den Weg durch die Werks-Librarys, die per Data-Rad angewählt werden. Zwecks Modifikation von Sounds lassen sich die wichtigsten zwölf Klangparameter, aufgeteilt in drei Bänke, mithilfe von vier Controller-Potis steuern. Aus mehreren Klängen können darüber hinaus Layer-Presets erstellt werden, die außerdem auf zwei Tastaturbereiche splitbar sind – zuzüglich Arpeggio-Programmierung. Zudem ist eine Rhythmussektion mit an Bord. Sie kann entweder einzeln zur Begleitung oder aber in Kombination mit den vorher genannten Features als Teil sogenannter Performances eingesetzt werden. Letztere bieten komplette Band-Instrumentierun- gen für diverse Musikstile, die in 128-facher Ausführung fix und fertig enthalten sind und sich auch selbst individuell zusammenstellen lassen. Ergänzend wartet der MX88 dann noch mit praktischer DAW-Einbindung auf. Zum einen lassen sich die MX-Sounds per USB-Streaming mittels eingebautem Audiointerface direkt in den Rechner schicken und ganz bequem auf einer Audiospur in der DAW aufnehmen. Zum anderen wurden speziell auch auf die Nutzung mit Cubase ausgelegte Fernsteuerfunktionen eingebaut, zusätzlich individuell konfigurierbar über den Software-Remote-Editor. Damit obendrein auch ohne bereits vorhandene Aufnahme-Software gleich losgelegt werden kann, befindet sich zusätzlich Cubase AI mit im Lieferumfang.
Jede Menge Sounds
Über 1000 auf besagter MOTIF-Engine basierende Werksklänge sind an Bord, und machen durch die Bank eine ausgesprochen gute Figur. Besonders gut gefallen hat uns dabei das allererste Preset der Piano-Abteilung, das Concert Grand, dicht gefolgt von den Keyboards mit schmeichelhaften Rhodes- und E-Piano-Klängen. Wer sich zusätzlich zur Werksbestückung noch weiteres Material mit anderem Grundcharakter wünscht, dem bietet in Kombination mit einem iOS-Gerät die kostenlose FM Essential-App nochmals 271 weitere Sounds. Diese stammen von den klassischen FM-Synthesizern DX100, TX81Z sowieV50 und kommen klanglich authentisch-superb daher. Per USB-Lightning-Kabel angeschlossen, lässt sich die App über die Klaviatur des MX88 spielen.
Stagepiano
Zusätzlich zu den Funktionen bisheriger MX-Vertreter ist der Clou des MX88 die ausgezeichnete Tastatur mit vollen 88 Tasten Umfang. Es handelt sich dabei um eine Graded Hammer Standard (GHS) Klaviatur, die bereits in den Yamaha-Digitalpianos P-45 und P-115 verbaut ist. Diese spielt sich ausgesprochen angenehm und lässt in Kombination mit dem klasse Concert Grand-Preset sehr schönes Flügel-Feeling aufkommen. Diese wird von der unterschiedlich starken Gewichtung (Graded Hammer) getragen, die vom Bassbereich bis hinauf zum Diskant hin – dezent abgestimmt – immer weiter abnimmt. Gerade in Verbindung mit den sehr schönen Klavier- und Keyboard-Sounds trägt dies zu einem noch authentischeren Spielgefühl bei. Klitzekleines Manko: Ein Hallpedal ist nicht mit im Lieferumfang und muss für vollen Klavierspaß ebenso wie ein passender Ständer separat zugekauft werden. Dies ist jedoch angesichts des günstigen Preises zu verschmerzen, für den ein vollwertiges Kombigerät geboten wird, in dem Stagepiano, Synthesizer, Audiointerface und DAW-Steuerung vereint sind.
Fazit
Wer ein flexibles Keyboard sucht, das sich gleichermaßen im Studio wie auch im Live-Einsatz auf der Bühne entfalten soll, muss sich das MX88 gerade auch angesichts des günstigen Preises unbedingt näher anschauen. Eine große Auswahl guter Sounds gepaart mit einer amtlichen Tastatur und praktischer DAW-Einbindung machen diesen Synth zu einem äußerst schmackhaften Begleiter für Keyboarder, Songwriter und Producer.