Beat

Test: Yamaha MX88

- Von Johannes Dicke

Yamahas MX-Serie, namentlich der MX49 und MX61, sind schon länger am Start. Nun vollenden die Japaner diesen Dreiklang mit dem MX88, der mit seinen 88 Tasten auch bei den Pianisten auftrumpfe­n möchte.

Bereits MX49 und MX61 wussten mit ihren AWM-Sounds aus der beliebten MOTIF-Reihe zu überzeugen (siehe Test in Beat 01/17). Nun hat Yamaha, seines Zeichens erfahrener Traditions­hersteller in puncto Digitalpia­nos, nachgelegt und das smarte Synth-Konzept um eine 88-Tasten-Klaviatur erweitert. Neben Producern dürfte das insbesonde­re Keyboarder­n und Songwriter­n das MX-Konzept äußerst schmackhaf­t machen, um sich auf der Bühne oder im Studio vom tiefsten Basston bis zum obersten Diskant auszutoben. Doch lesen Sie selbst.

MX-Features im neuen Gewand

Was uns positiv auffällt, ist das geringe Gewicht des MX88. Mit nur 13,9 kg lässt sich dieser Hybrid aus Synthesize­r und Stagepiano angenehm leicht transporti­eren. Gleichzeit­ig wirkt das Gehäuse trotz des Kunststoff­leichtbaus robust und stabil. Nach dem Einschalte­n weist ein zweizeilig­es Display den Weg durch die Werks-Librarys, die per Data-Rad angewählt werden. Zwecks Modifikati­on von Sounds lassen sich die wichtigste­n zwölf Klangparam­eter, aufgeteilt in drei Bänke, mithilfe von vier Controller-Potis steuern. Aus mehreren Klängen können darüber hinaus Layer-Presets erstellt werden, die außerdem auf zwei Tastaturbe­reiche splitbar sind – zuzüglich Arpeggio-Programmie­rung. Zudem ist eine Rhythmusse­ktion mit an Bord. Sie kann entweder einzeln zur Begleitung oder aber in Kombinatio­n mit den vorher genannten Features als Teil sogenannte­r Performanc­es eingesetzt werden. Letztere bieten komplette Band-Instrument­ierun- gen für diverse Musikstile, die in 128-facher Ausführung fix und fertig enthalten sind und sich auch selbst individuel­l zusammenst­ellen lassen. Ergänzend wartet der MX88 dann noch mit praktische­r DAW-Einbindung auf. Zum einen lassen sich die MX-Sounds per USB-Streaming mittels eingebaute­m Audiointer­face direkt in den Rechner schicken und ganz bequem auf einer Audiospur in der DAW aufnehmen. Zum anderen wurden speziell auch auf die Nutzung mit Cubase ausgelegte Fernsteuer­funktionen eingebaut, zusätzlich individuel­l konfigurie­rbar über den Software-Remote-Editor. Damit obendrein auch ohne bereits vorhandene Aufnahme-Software gleich losgelegt werden kann, befindet sich zusätzlich Cubase AI mit im Lieferumfa­ng.

Jede Menge Sounds

Über 1000 auf besagter MOTIF-Engine basierende Werkskläng­e sind an Bord, und machen durch die Bank eine ausgesproc­hen gute Figur. Besonders gut gefallen hat uns dabei das allererste Preset der Piano-Abteilung, das Concert Grand, dicht gefolgt von den Keyboards mit schmeichel­haften Rhodes- und E-Piano-Klängen. Wer sich zusätzlich zur Werksbestü­ckung noch weiteres Material mit anderem Grundchara­kter wünscht, dem bietet in Kombinatio­n mit einem iOS-Gerät die kostenlose FM Essential-App nochmals 271 weitere Sounds. Diese stammen von den klassische­n FM-Synthesize­rn DX100, TX81Z sowieV50 und kommen klanglich authentisc­h-superb daher. Per USB-Lightning-Kabel angeschlos­sen, lässt sich die App über die Klaviatur des MX88 spielen.

Stagepiano

Zusätzlich zu den Funktionen bisheriger MX-Vertreter ist der Clou des MX88 die ausgezeich­nete Tastatur mit vollen 88 Tasten Umfang. Es handelt sich dabei um eine Graded Hammer Standard (GHS) Klaviatur, die bereits in den Yamaha-Digitalpia­nos P-45 und P-115 verbaut ist. Diese spielt sich ausgesproc­hen angenehm und lässt in Kombinatio­n mit dem klasse Concert Grand-Preset sehr schönes Flügel-Feeling aufkommen. Diese wird von der unterschie­dlich starken Gewichtung (Graded Hammer) getragen, die vom Bassbereic­h bis hinauf zum Diskant hin – dezent abgestimmt – immer weiter abnimmt. Gerade in Verbindung mit den sehr schönen Klavier- und Keyboard-Sounds trägt dies zu einem noch authentisc­heren Spielgefüh­l bei. Klitzeklei­nes Manko: Ein Hallpedal ist nicht mit im Lieferumfa­ng und muss für vollen Klavierspa­ß ebenso wie ein passender Ständer separat zugekauft werden. Dies ist jedoch angesichts des günstigen Preises zu verschmerz­en, für den ein vollwertig­es Kombigerät geboten wird, in dem Stagepiano, Synthesize­r, Audiointer­face und DAW-Steuerung vereint sind.

Fazit

Wer ein flexibles Keyboard sucht, das sich gleicherma­ßen im Studio wie auch im Live-Einsatz auf der Bühne entfalten soll, muss sich das MX88 gerade auch angesichts des günstigen Preises unbedingt näher anschauen. Eine große Auswahl guter Sounds gepaart mit einer amtlichen Tastatur und praktische­r DAW-Einbindung machen diesen Synth zu einem äußerst schmackhaf­ten Begleiter für Keyboarder, Songwriter und Producer.

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Trotz großer Vollklavia­tur kommt die neuste Ausführung von Yamahas MX-Reihe überrasche­nd leichtgewi­chtig daher.

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