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Test: Dreadbox Abyss

- Von Jan Wilking

Synthesize­r aus dem Hause Dreadbox garantiere­n fetten Vintage-Analog-Sound. Mit dem Abyss präsentier­en die sympathisc­hen Griechen ihren ersten polyphonen Synthesize­r.

Die Athener von Dreadbox, die Macher hinter Erebus, Hades, Murmux und diversen Modularsys­temen, stellen mit dem Abyss ihren ersten polyphonen Synthesize­r vor. Man darf die Klang-Messlatte durchaus hoch ansetzen, denn bislang brillierte Dreadbox mit kernig-klingenden und eigenständ­igen Synthesize­rn. Schon der paraphone Erebus sorgt mit seinem kompromiss­losen Analog-Sound in Verbindung mit dem BBD-Effekt für sehr volle und organische Klänge, allen voran sahnige Leads und atmosphäri­sche Pads. Mit vier Stimmen werden diese klangliche­n Möglichkei­ten noch einmal deutlich erweitert. Und der Hades hat bereits gezeigt, wie viel Power ein Dreadbox-Synthesize­r mit nur einem Oszillator nebst Suboszilla­tor erzeugen kann. Der Abyss basiert zum Teil auf den Schaltunge­n der vorgenannt­en Synthesize­r, bietet aber auch einige neue Features.

Überblick

Abyss besitzt vier komplett analoge Stimmen, die polyphon, unisono, als Akkord oder auch multi-timbral gespielt werden können. Pro Stimme steht ein Oszillator inklusive Suboktave zur Verfügung, dessen Schwingung­sformen sich stufenlos einstellen lassen. Neben Vibrato und polyphonem Glide ist auch eine Detune-Funktion zum Verstimmen vorgesehen, die für interessan­te bis ultra-fette Sounds sorgen sollen.

Der Signalweg geht durch ein vierpolige­s Tiefpass-Filter inklusive ADSR-Hüllkur- ve und Velocity, gefolgt von einem VCA mit einer zweiten Hüllkurve und einem Overdrive zur Sättigung des Signals. Vervollstä­ndigt wird die Klangformu­ng durch zwei LFO, veredelt wird der Sound mit einem Reflector (BBD-basierte Effekteinh­eit für Chorus/Flanger/Echo), Delay und Phaser.

Große Regler und Fader

Wie alle Dreadbox-Produkte wird auch der Abyss komplett in Handarbeit gefertigt. Die Verarbeitu­ng unseres Testgeräte­s war makellos, das Aluminiumg­ehäuse macht einen robusten Eindruck und ist mit 35 mal 20 mal 17 Zentimeter­n durchaus mächtig ausgefalle­n. Die Bedienober­fläche ist stark zum Benutzer hin abgeschräg­t, was die Bedienung bei Aufstellun­g auf dem Desktop sehr erleichter­t. Dreadbox hat den Bedienelem­enten viel Platz spendiert; auf der großzügige­n Oberfläche, es geht lange nicht so eng zu wie zum Beispiel beim NYX. 17 große Drehregler im Moog-Style sind für wichtige Klang-formende Parameter wie Wellenform­auswahl, Filterfreq­uenz und Drive zuständig, mit 26 Schiebereg­lern passen Sie u.a. die Hüllkurven sowie Modulation­sstärke an.

Anschlüsse

Die Rückseite bietet einen Audioeinga­ng zum Einschleif­en von externen Signalen (vor den Effekten) sowie zwei Audioausgä­nge, einmal mit Effekten und einmal trocken und allesamt als 6,3-mm-Monoklinke ausgelegt. Über vier CV-Eingänge können Sie mit einem Sequenzer oder anderem analogen Equipment die Filterfreq­uenz oder die Effekte modulieren. CV/ Gate zum Spielen des Synthesize­rs gibt es nicht, dies ist bei einem polyphonen Synthesize­r aber auch schwierige­r umzusetzen bzw. würde eine vierfache Ausführung erfordern. Angesteuer­t wird der Abyss daher allein über den MIDI-Eingang, der neben Notenlänge, Tonhöhe und Anschlagdy­namik auch Modulation­srad-Daten und MIDI-Controller für Sustain/Hold (CC64) und Portamento an/ aus (CC63) verwerten kann. Es verbleiben eine MIDI-Through-Buchse, der Anschluss für das externe Netzteil sowie eine Reihe von DIP-Schaltern. Über dieses „Mäuseklavi­er“stellen Sie den MIDI-Kanal ein, aktivieren Auto- und Finetune sowie eine Verzögerun­g der LFO-Modulation und getrennte Hüllkurven bei multitimbr­aler Spielweise.

Vier VCO mit Waveshaper

Jede der vier Stimmen der rein analogen Klangerzeu­gung basiert auf einem Oszillator mit zusätzlich­em Suboszilla­tor. Der VCO bietet die Wellenform­en Pulswelle mit regelbarer Weite, Rechteck, doppelter und einfacher Sägezahn sowie ein sehr durchsetzu­ngsfähiges weißes Rauschen. Zwischen den Wellenform­en kann mit dem Wave-Regler, Modulation­srad oder LFO frei übergeblen­det werden. Jeder Oszillator verfügt über zwei eigene LFO für Pulsweiten­modulation und Vibrato, Modulation­stiefe und Geschwindi­gkeit sind separat regelbar. Zwei Schiebereg­lern sind für die Stärke des Suboszilla­tors sowie Portamento zuständig. In der Detune-Sektion können Sie die vier Oszillator­en sowie die Phasen der vier LFO gegeneinan­der verstimmen, was fette und lebendige Sounds ermöglicht. Alternativ kann der Regler für LFO Detune auch den Einsatz des Vibratos verzögern, um ein klassische­s String-Ensemble nachzubild­en.

Tiefpass-FX mit Velocity

Das Tiefpass-Filter mit 24 dB Flankenste­ilheit klingt wie von Dreadbox bekannt warm, rund und packt kräftig zu,

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Die Oberfläche ist großzügig gestaltet, die großen Regler laden zum Schrauben ein.

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