Beat

DJing ist ein psychologi­sches Spiel rund um Triumphe und Fehlschläg­e, Akzeptanz und Ablehnung.

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Patrice Bäumel / Ich habe viele Jahre lang in kleinen Bars gespielt. Dabei habe ich ganz allmählich das Level erreicht, das ich profession­ell nennen würde. Beatmatchi­ng ist einfach. Viel schwierige­r ist es, die Crowd zu lesen und mit ihr auf eine positive Weise zu interagier­en. Genau darin besteht auch für mich der Unterschie­d zwischen dem Auflegen und dem Produziere­n. Beim DJing geht es nicht mehr nur um dich alleine. Es ist ein psychologi­sches Spiel rund um Triumphe und Fehlschläg­e, Akzeptanz und Ablehnung. Dein Erfolg in diesem Spiel hängt davon ab, wie du als DJ deine Beziehung zu den Tänzern siehst. Die Tänzer sind ein Spiegel deiner inneren Welt.

Beat / Was macht einen DJ aus, der dieses Spiel perfekt beherrscht?

Patrice Bäumel / Aus meiner Sicht besteht meine Aufgabe darin, Verbindung­en aufzubauen – zwischen mir und den Gästen und zwischen den Leuten dabei sehr. Ich versuche auch, mich vollkommen von allen Ängsten des Scheiterns zu befreien. Nichts erdet mich mehr als ein Dancefloor, der sich langsam aber sicher leert – sogar dann ist es wichtig, die zwei bis drei aufmerksam­en Gäste zu finden und so gut für sie aufzulegen, wie es nur geht.

Beat / Erzähl mir ein wenig über deine Strategie vor und während eines Gigs, bitte.

Patrice Bäumler / Ich möchte flexibel bleiben. Deswegen erstelle ich unterschie­dliche Playlists für unterschie­dliche Stimmungen und Intensität­en. Ich benenne sie „ultradeep“, „warm“, „stetig“, „druckvoll“, „peaktime“oder „crazy“. Wenn ich dann vor Ort bin, wähle ich die Musik direkt aus der Playlist, die mir am passendste­n erscheint. Während ich auflege, besteht meine Strategie darin, mit drei Platten eine Welle aufzubauen und sie dann wieder ein wenig zurückzune­hmen. Wenn du diesen Prozess stän-

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