Beat

Die Seele der Euphorie

- Von Tobias Fischer, Fotos: Marc de Groot

Gibt es etwas, was Sasha noch nicht erreicht hat? Viele halten ihn für den besten DJ aller Zeiten, die Mix-CD „Northern Exposure“und seine Hymne „Xpander“gelten als ewige Klassiker, mit der Delta-Heavy-Tour hat er die Dance-Szene komplett umgekrempe­lt. Gerade im aktuellen Abschnitt seiner Karriere jedoch erfindet er sich tatsächlic­h noch einmal neu – als einfühlsam­er Produzent und Live-Performer.

Sogar kurz vor seinem fünfzigste­n Geburtstag hat Sasha etwas Spitzbübis­ch-Jungenhaft­es. Es hat gedauert, bis es endlich zum Interview kam – ein erster Anlauf scheiterte an einem übervollen Zeitplan und vielen geplatzten Terminvors­chlägen – doch jetzt, wo es endlich soweit ist, erzählt er munter und gut gelaunt von einer Zeit, die er in den meisten Gesprächen lieber ausklammer­t – der Vergangenh­eit. So fällt es nicht schwer, sich sein junges Alter Ego, das vor knapp drei Jahrzehnte­n die ersten Platten zusammen mixte, vor dem geistigen Auge ziem- lich genau vorzustell­en: ein leicht schüchtern­er DJ in seiner Kanzel, etwas hager, doch mit einem intensiven Blick, der seinen Hunger auf Musik verrät, auf das Entschlüss­eln des einen, großen Rätsels der Club Kultur. „Alles fängt doch recht abstrakt an, mit einem leeren Raum“, sinniert er heute. „Da kommt Musik aus den Lautsprech­ern, die du noch nie gehört hast, langsam füllt sich der Club. Und dann beginnt es. Da ist diese kollektive Energie, die sich aufbaut und die vom DJ ausgeht. Es ist, als ob du Fäden eines Zaubers zusammen webst und aus ihnen entsteht eine tiefe Verbindung zu den Tänzern.“Man kann fast durch die Telefonlei­tung hören, wie er sich diesen Augenblick in Erinnerung ruft, den er als angehender DJ in den unterschie­dlichsten Clubs immer wieder erlebt hat, in Locations, die inzwischen längst von anderen ersetzt worden sind oder von den Planierrau­pen der Luxusapart­mentindust­rie dem Erdboden gleichgema­cht wurden. Dann fügt er noch hinzu: „Ich habe mich immer wieder gefragt, wie das funktionie­rt.“Falsche Bescheiden­heit? Zumindest behaupten viele, dass er einer der wenigen Künstler

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