Die Seele der Euphorie
Gibt es etwas, was Sasha noch nicht erreicht hat? Viele halten ihn für den besten DJ aller Zeiten, die Mix-CD „Northern Exposure“und seine Hymne „Xpander“gelten als ewige Klassiker, mit der Delta-Heavy-Tour hat er die Dance-Szene komplett umgekrempelt. Gerade im aktuellen Abschnitt seiner Karriere jedoch erfindet er sich tatsächlich noch einmal neu – als einfühlsamer Produzent und Live-Performer.
Sogar kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag hat Sasha etwas Spitzbübisch-Jungenhaftes. Es hat gedauert, bis es endlich zum Interview kam – ein erster Anlauf scheiterte an einem übervollen Zeitplan und vielen geplatzten Terminvorschlägen – doch jetzt, wo es endlich soweit ist, erzählt er munter und gut gelaunt von einer Zeit, die er in den meisten Gesprächen lieber ausklammert – der Vergangenheit. So fällt es nicht schwer, sich sein junges Alter Ego, das vor knapp drei Jahrzehnten die ersten Platten zusammen mixte, vor dem geistigen Auge ziem- lich genau vorzustellen: ein leicht schüchterner DJ in seiner Kanzel, etwas hager, doch mit einem intensiven Blick, der seinen Hunger auf Musik verrät, auf das Entschlüsseln des einen, großen Rätsels der Club Kultur. „Alles fängt doch recht abstrakt an, mit einem leeren Raum“, sinniert er heute. „Da kommt Musik aus den Lautsprechern, die du noch nie gehört hast, langsam füllt sich der Club. Und dann beginnt es. Da ist diese kollektive Energie, die sich aufbaut und die vom DJ ausgeht. Es ist, als ob du Fäden eines Zaubers zusammen webst und aus ihnen entsteht eine tiefe Verbindung zu den Tänzern.“Man kann fast durch die Telefonleitung hören, wie er sich diesen Augenblick in Erinnerung ruft, den er als angehender DJ in den unterschiedlichsten Clubs immer wieder erlebt hat, in Locations, die inzwischen längst von anderen ersetzt worden sind oder von den Planierraupen der Luxusapartmentindustrie dem Erdboden gleichgemacht wurden. Dann fügt er noch hinzu: „Ich habe mich immer wieder gefragt, wie das funktioniert.“Falsche Bescheidenheit? Zumindest behaupten viele, dass er einer der wenigen Künstler