Die Schule des Staunens
In den beiden deutschen Abbey Road Instituten in Berlin und Frankfurt wird Produktion als Kombination aus Spitzentechnologie und Psychologie gelehrt. In kleinen Gruppen und in modular vernetzten Unterrichtseinheiten trifft theoretisches Wissen auf praktische Anwendung, teilen einige der legendärsten Engineers aller Zeiten ihr Wissen – und wird eine fast 100 Jahre alte Tradition fest im neuen Jahrtausend verankert.
Die Schule – ein Ort zum Staunen? Was unwahrscheinlich klingt, wird im Abbey Road Institute wahr. Wir stehen mit Institutsleiter Malik Al-Badri vor der Konsole einer API 1608, einer dieser magischen Mischpulte, aus denen jedes Audiosignal immer stets ein wenig schöner herauszukommen scheint, als es hineingeschickt wurde. Es mag überraschen, dass ausgerechnet in diesem Wahrzeichen englischer Klangkunst ein amerikanisches Produkt das Herz des Recording-Bereichs bildet. Doch gab es einige ganz praktische Argumente, die man einfach nicht ignorieren konnte: „Dass wir uns für dieses Pult entschieden haben, liegt daran, dass es sich durch seinen Aufbau hervorragend für Unterricht und die Benutzung durch Studenten eignet.“Und das ist hier ein durchaus entscheidender Faktor. Schließlich wird das API fast jeden Tag nahezu ununterbrochen zum Einsatz kommen, werden neue Generation von Studiomusikern daran die ersten Schritte in Richtung ihrer Karriere als Produzenten nehmen.
Wir waren bereits vor über einem Jahr schon einmal im Studio zu Gast. Damals hatten die ersten Studenten gerade das Kurrikulum begonnen, es roch noch nach Neuanfang, man konnte die Aufbruchstimmung förmlich spüren. Es war für alle Beteiligten der Beginn einer spannenden Zeit. Denn es stand keineswegs fest, dass das einzigartige Ausbildungskonzept, welches in London bereits seit einiger Zeit mit großem Erfolg Anwendung findet, auch in Deutschland funktionieren, dass der Name Abbey Road hierzulande eine vergleichbar magnetische Wirkung entfalten würde. Acht Studenten bildeten die Vorhut, eine überschaubare Teilnehmerzahl, die aber auch Chancen bot. Denn angesichts des geringen Gruppenumfangs durfte jeder auf eine persönliche Betreuung vertrauen. Was uns auch sofort auffiel: Das weitaus großzügige Platzangebot im Gegensatz zu dem eher kuschelig-kleinen Original in London – als die englischen Studenten einmal zu Besuch waren, erinnerte man sich in Berlin schmunzelnd, waren diese fast schon neidisch. Und so klein der erste Jahrgang gewesen sein mag, so bunt war er zugleich, reichte von jungen Hunden bis hin zu einem Ingenieur, der bereits den ersten Vocoder für Kraftwerk entworfen hatte. „Es war natürlich ein toller Tag, als er das Gerät mit in den Unterricht genommen hat“, lacht Malik.
Globales Netzwerk
Seit dieser frühen Phase hat sich der Studiengang am Abbey Road Institut fest neben den bereits bestehenden Konkurrenzangeboten anderer Produktionsschulen etabliert. Neben den beiden deutschen Dependancen in Frankfurt und Berlin sowie dem ersten Institut in London, in dem die Abschlussprüfung stattfindet und die Studenten eine volle Woche vor Ort geschult werden, gibt es weitere Ableger in Paris, Amsterdam und Australien, bildet sich immer mehr ein globales Netzwerk heraus. Inzwischen ist es in Berlin deutlich belebter geworden, tummeln sich deutlich mehr Studenten in den freundlichen, hinter einer schweren Metalltür verborgenen Räumlichkeiten. Die technische Seite ist