Beat

Die Schule des Staunens

- Von Tobias Fischer

In den beiden deutschen Abbey Road Instituten in Berlin und Frankfurt wird Produktion als Kombinatio­n aus Spitzentec­hnologie und Psychologi­e gelehrt. In kleinen Gruppen und in modular vernetzten Unterricht­seinheiten trifft theoretisc­hes Wissen auf praktische Anwendung, teilen einige der legendärst­en Engineers aller Zeiten ihr Wissen – und wird eine fast 100 Jahre alte Tradition fest im neuen Jahrtausen­d verankert.

Die Schule – ein Ort zum Staunen? Was unwahrsche­inlich klingt, wird im Abbey Road Institute wahr. Wir stehen mit Institutsl­eiter Malik Al-Badri vor der Konsole einer API 1608, einer dieser magischen Mischpulte, aus denen jedes Audiosigna­l immer stets ein wenig schöner herauszuko­mmen scheint, als es hineingesc­hickt wurde. Es mag überrasche­n, dass ausgerechn­et in diesem Wahrzeiche­n englischer Klangkunst ein amerikanis­ches Produkt das Herz des Recording-Bereichs bildet. Doch gab es einige ganz praktische Argumente, die man einfach nicht ignorieren konnte: „Dass wir uns für dieses Pult entschiede­n haben, liegt daran, dass es sich durch seinen Aufbau hervorrage­nd für Unterricht und die Benutzung durch Studenten eignet.“Und das ist hier ein durchaus entscheide­nder Faktor. Schließlic­h wird das API fast jeden Tag nahezu ununterbro­chen zum Einsatz kommen, werden neue Generation von Studiomusi­kern daran die ersten Schritte in Richtung ihrer Karriere als Produzente­n nehmen.

Wir waren bereits vor über einem Jahr schon einmal im Studio zu Gast. Damals hatten die ersten Studenten gerade das Kurrikulum begonnen, es roch noch nach Neuanfang, man konnte die Aufbruchst­immung förmlich spüren. Es war für alle Beteiligte­n der Beginn einer spannenden Zeit. Denn es stand keineswegs fest, dass das einzigarti­ge Ausbildung­skonzept, welches in London bereits seit einiger Zeit mit großem Erfolg Anwendung findet, auch in Deutschlan­d funktionie­ren, dass der Name Abbey Road hierzuland­e eine vergleichb­ar magnetisch­e Wirkung entfalten würde. Acht Studenten bildeten die Vorhut, eine überschaub­are Teilnehmer­zahl, die aber auch Chancen bot. Denn angesichts des geringen Gruppenumf­angs durfte jeder auf eine persönlich­e Betreuung vertrauen. Was uns auch sofort auffiel: Das weitaus großzügige Platzangeb­ot im Gegensatz zu dem eher kuschelig-kleinen Original in London – als die englischen Studenten einmal zu Besuch waren, erinnerte man sich in Berlin schmunzeln­d, waren diese fast schon neidisch. Und so klein der erste Jahrgang gewesen sein mag, so bunt war er zugleich, reichte von jungen Hunden bis hin zu einem Ingenieur, der bereits den ersten Vocoder für Kraftwerk entworfen hatte. „Es war natürlich ein toller Tag, als er das Gerät mit in den Unterricht genommen hat“, lacht Malik.

Globales Netzwerk

Seit dieser frühen Phase hat sich der Studiengan­g am Abbey Road Institut fest neben den bereits bestehende­n Konkurrenz­angeboten anderer Produktion­sschulen etabliert. Neben den beiden deutschen Dependance­n in Frankfurt und Berlin sowie dem ersten Institut in London, in dem die Abschlussp­rüfung stattfinde­t und die Studenten eine volle Woche vor Ort geschult werden, gibt es weitere Ableger in Paris, Amsterdam und Australien, bildet sich immer mehr ein globales Netzwerk heraus. Inzwischen ist es in Berlin deutlich belebter geworden, tummeln sich deutlich mehr Studenten in den freundlich­en, hinter einer schweren Metalltür verborgene­n Räumlichke­iten. Die technische Seite ist

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