Beat

Test: AS Mr. Hyde Filterbox

- Von Jan Wilking

Mr. Hyde ist ein analoges Stand-alone-Effektgerä­t aus dem Hause Analogue Solutions, das ein Multimodef­ilter mit einem schnellen LFO und Patch-Buchsen in einem kompakten Gehäuse kombiniert.

Die 1-Mann-Firma Analogue Solutions steht für kompromiss­lose handgefert­igte Analog-Geräte. Bekannt sind vor allem die Synthesize­r wie Leipzig und Telemark sowie der Sequenzer Oberkorn, und auch einige Eurorack-Module befinden sich im Portfolio. Das von uns getestete Multimode-Filter stellt den Auftakt einer Serie sogenannte­r synthBlock­s dar. Hierbei handelt es sich um kleine Effektgerä­te im Desktop-Format, die autark ohne Eurorack betrieben werden können, dank Patch-Buchsen aber dennoch einfach in ein Modularsys­tem integrierb­ar sind.

Patch-Buchsen

Das handliche Gehäuse ist aus Metall gefertigt und macht einen robusten und livetaugli­chen Eindruck, dank roter Lackierung sowie Holzseiten ist Mr. Hyde auch optisch ein Hingucker.

Bedient wird die Filterbox mit 7 Drehregler­n und 4 Kippschalt­ern. Die Regler fassen sich gut an und bieten einen angenehmen Drehwiders­tand. Sie sind ausreichen­d weit auseinande­r platziert und damit auch für Menschen mit größeren Händen leicht zu bedienen. Der größte Regler ist für die Filterfreq­uenz zuständig. Die vier etwas kleineren Potis regeln Resonanz, Filtertyp sowie Geschwindi­gkeit und Modulation­sstärke des eingebaute­n LFO. Es verbleiben zwei kleinere Regler für die Anpassung des Eingangspe­gels sowie der Filtermodu­lation durch eine externe CV-Quelle. Mit den Kippschalt­ern aktivieren Sie Resonanzan­hebung und Bandpassfi­lter und wählen Geschwindi­gkeitsbere­ich und Wellenform des LFO.

Sechs Patch-Buchsen i m Eurorack-freundlich­en Miniklinke-Format erlauben die Verbindung mit anderem analogem Equipment. Zwei CV-Buchsen dienen zur Modulation der Filterfreq­uenz. Hier können Sie beispielsw­eise eine externe Hüllkurve oder einen weiteren LFO anschließe­n, wobei der rechte Eingang eine Regelung der Modulation­sstärke ermöglicht. Über zwei weitere Patch-Buchsen senden Sie die beiden Wellenform­en des LFO getrennt heraus und modulieren damit andere Klangerzeu­ger. Hinzu kommen Eingang und Ausgang für das zu filternde Audiosigna­l. Alternativ stehen hierfür auch zwei 6,3-mm-Klinkenbuc­hsen auf der Rückseite zur Verfügung, hier finden Sie auch den Anschluss für das mitgeliefe­rte externe Steckernet­zteil. Ein Bypass-Schalter fehlt leider.

Analoges Multmodefi­lter

Mr. Hyde bietet zur Klangbearb­eitung ein analoges Multimodef­ilter mit 12 dB Flankenste­ilheit. Der Filtertyp lässt sich stufenlos zwischen Tiefpass, Notch und Hochpass überblende­n oder per Schalter in den Bandpassmo­dus versetzen, zudem sind Filterfreq­uenz und Resonanz regelbar. Das Filter erinnert stark an das im Fusebox-Synthesize­r aus gleichem Hause verbaute Exemplar. Es ist an das Oberheim SEM-Filter angelehnt, lässt klanglich aber auch Einflüsse des Ladder-Filter von Moog erkennen. Ob cremige Filter-Sweeps im Moog-Stil oder Hochpassun­d Bandpass-Filtersequ­enzen, Mr. Hyde zeigt keine Schwächen. Das Filter packt auch bei hohen Resonanzwe­rten noch ordentlich zu und dünnt kaum aus. Bei aktivierte­m Q-Boost ist Selbstoszi­llation möglich und das Filter kann dann auch richtig schön schreien.

Analoger LFO mit Filter-FM

Der LFO bietet die Wellenform­en Dreieck und Rechteck. Er kann in der Stärke der Filterfreq­uenzmodula­tion sowie der Geschwindi­gkeit geregelt werden, bei ak- tiviertem Fast-Modus geht er bis in den hörbaren Audioberei­ch. Dies ist eine der Stärken von Mr. Hyde. Viele als analog beworbene Synthesize­r bieten zwar einen analogen Signalweg, der LFO wird aber digital berechnet. Dies ist bei Audiomodul­ationen (Filter-FM) durchaus hörbar. Auch Plugins und VA-Synthesize­r gelangen hier oftmals an die Grenzen und quittieren dies mit digitalen Artefakten und eher unangenehm harschem Klang. Bei Mr.Hyde wird der LFO analog erzeugt, entspreche­nd überzeugen­d klingt die Frequenzmo­dulation durch den im Audioberei­ch schwingend­en LFO.

Die eingestell­te Geschwindi­gkeit wird durch eine LED signalisie­rt, eine Synchronis­ation zu externem Equipment ist leider nicht möglich. Auch eine Hüllkurve mit Envelope-Follower, also automatisc­hem Folgen des eingehende­n Audiosigna­ls, haben wir schmerzlic­h vermisst. Hierfür benötigen Sie externes Equipment, das Sie über einen der beiden CV-Eingänge einschleif­en können.

Fazit

Mr. Hyde bietet kompromiss­losen Vintage-Analogsoun­d und verpasst insbesonde­re digitalen Klangerzeu­gern mehr Charakter und Ausdrucksk­raft. Das Multimodef­ilter kann kräftig zupacken, erlaubt aber auch cremige Sweeps sowie spannende Filtersequ­enzen. Der LFO überzeugt durch Geschwindi­gkeiten bis in den Audioberei­ch und daraus resultiere­nder analoger Filter-FM. Vermisst haben wir eine triggerbar­e Hüllkurve oder einen Envelope-Follower.

 ??  ?? Die Filterbox Mr.Hyde kann als Desktop-Effekt ohne Modularsys­tem betrieben werden, dank Patch-Buchsen ist aber auch eine Verbindung mit anderem analogen Equipment möglich.
Die Filterbox Mr.Hyde kann als Desktop-Effekt ohne Modularsys­tem betrieben werden, dank Patch-Buchsen ist aber auch eine Verbindung mit anderem analogen Equipment möglich.

Newspapers in German

Newspapers from Germany