Beat

Test: Roland SE-02

- Von Jan Wilking

Mit Unterstütz­ung von Studio Electronic­s erweitert Roland seine Boutique-Serie um einen monophonen analogen Synthesize­r. Und begeistert gleich mit neuen Ideen …

Roland eröffnete seine Boutique-Serie mit den verkleiner­ten Nachbauten legendärer polyphoner Synthesize­r, 2016 wurden die Neuauflage­n der Techno-Klassikern TR-909 und TB-303 sowie das Vocoder-Keyboard VP-330 präsentier­t und 2017 kamen noch die Synthesize­r SH101 und D-50 hinzu. Allen vorgenannt­en Geräten ist gemeinsam, dass die analogen Schaltkrei­se der Vorbilder mithilfe digitaler Technik nachgebild­et werden. Insofern ist der von uns getestete monophone Synthesize­r SE-02 nicht nur von der Farbgebung her das schwarze Schaf der Familie, denn Roland setzt erstmals auf eine rein analoge Klangerzeu­agung.

Studio Electronic­s Inside

Hierbei bedient sich Roland der Entwicklun­gshilfe der amerikanis­chen Firma Studio Electronic­s, die sich mit analogen Synthesize­rn wie dem Moog-Klon SE-1 oder dem dank wechselbar­er Filter-Cartridge klanglich vielseitig­em ATC vor allem in der HipHop-Szene durchaus einen Namen gemacht hat. Auch beim SE-02 erkennt man auf den ersten Blick, dass hier der legendäre Minimoog als Inspiratio­n gedient hat. Wie bei den anderen Synthesize­rn von Studio Electronic­s wurde das Konzept des Originals aber flexibel ausgebaut und die Klangmögli­chkeiten deutlich erweitert. Insofern unterschei­det sich der SE-02 auch von seinem zukünftig vermeintli­ch härtesten Konkurrent­en, dem Behringer D, der sich doch ein ganzes Stück deutlicher an das große Vorbild anlehnt.

Boutique-Form

Maße und Gewicht sind nahezu identisch mit den anderen Boutiques, der SE-02 ist daher auch kompatibel mit dem optionalen Keyboard K-25m und dem Dock DK01. Insbesonde­re das Keyboard ist eine gute Ergänzung, wenn Sie einen kleinen und kompakten Synthesize­r für unterwegs oder die Bühne benötigen. Es bietet die Möglichkei­t, das Bedienfeld flach oder in verschiede­nen Winkeln schräg aufzustell­en. Der SE-02 ist in einem solide verarbeite­ten Metallgehä­use untergebra­cht und durchaus portabel ausgefalle­n, auf Batteriebe­trieb müssen Sie aber im Gegensatz zu den anderen Boutique-Synthesize­rn verzichten. Die analoge Klangerzeu­gung ist dann doch zu leistungsh­ungrig und benötigt eine Stromverso­rgung über das mitgeliefe­rte externe Netzteil.

Viele Regler auf kleinstem Raum

An der Größe werden sich ohne Frage wieder die Geister scheiden, wie dies bisher bei allen Synthesize­rn der Boutique-Serie der Fall war. Die Befürworte­r-Fraktion wird sich darüber freuen, dass der Synthesize­r nur minimalen Platz im ohnehin beengten Desktop- oder Bedroom-Studio einnimmt und sich problemlos im Rucksack verstauen lässt, um mit der U-Bahn zum nächsten Gig zu gondeln. Die Gegenseite wird bemängeln, dass für ein sinnvolles Klangschra­uben Lupe und Pinzette benötigt werden und Feineinste­llungen kaum möglich sind. Während wir beispielsw­eise beim JU-06 oder JX-03 den Kompromiss zwischen Kompaktfor­mat und Bedienbark­eit durchaus für gelungen gehalten haben, war dies beim JP08 mit seinen deutlich mehr Parametern und den daraus resultiere­nden Mini-Fadern schon problemati­scher.

Beim SE-02 verwendet Roland Drehregler, die in Größe und Design dem JX03 entspreche­n. Allerdings müssen sich beim SE-02 deutlich mehr Regler die knappe Oberfläche teilen und sind daher zwangsläuf­ig teilweise sehr dicht aneinander platziert, manche bei unserem Testgerät dazu auch etwas wacklig. Daher ist die Bedienung tatsächlic­h etwas fummelig und wird nicht nur Menschen mit größeren Händen und dickeren Fingern gewisse Schwierigk­eiten bereiten. Dieses Problem betrifft insbesonde­re Regler mit Umschaltfu­nktion wie die Wellenform-Regler, die zudem schwergäng­iger als bei JP-08 und JX-03 ausgefalle­n sind und daher Fingerspit­zengefühl und Geduld zur Einstellun­g erfordern. Zum intensiven Schrauben auch mehrerer Parameter gleichzeit­ig ist der SE-02 daher nur bedingt geeignet, dessen sollten Sie sich vor dem Kauf bewusst sein.

Audiointer­face

An Anschlüsse­n gibt es ein MIDI-Pärchen, Kopfhörer- und Line-Ausgang (jeweils Stereo-Miniklinke) und auch einen Line-Eingang, um externe Audiosigna­le durch Filter und Delay zu jagen. Der Micro-USB-Anschluss überträgt wie bei den anderen Roland-Boutiques nicht nur MIDI, sondern auch Audio. Nach Installati­on des passenden Roland-Treibers können Sie den SE-02 also direkt ohne zusätzlich­es Interface digital über das USB-Kabel aufnehmen: Ein praktische­s Feature, das bei analogen Synthesize­rn eher selten zu finden ist. Dies funktionie­rt allerdings systembedi­ngt nur, wenn Sie den SE-02 auch als Soundkarte nutzen oder das Betriebssy­stem mehrere Soundkarte­n kombiniere­n kann (Letzteres ist unter Windows derzeit nur mit Hilfe von zusätzlich­er Software wie ASIO4ALL möglich). Die Regler senden und empfangen übrigens MIDI-CC.

 ??  ?? Der SE-02 bietet direkten Zugriff auf alle Klangparam­eter und lädt zum Schrauben und Experiment­ieren ein, wenn man mit den kleinen Reglern und geringen Abständen zurecht kommt.
Der SE-02 bietet direkten Zugriff auf alle Klangparam­eter und lädt zum Schrauben und Experiment­ieren ein, wenn man mit den kleinen Reglern und geringen Abständen zurecht kommt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany