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STUDIO-AKUSTIK

ZIMMER, KELLER, DACH & CO - GUTER KLANG IN JEDEM RAUM

- Von Mario Schumacher und Marco Scherer

Desktop- oder Heimstudio­s sind in den meisten Fällen alles andere als akustisch optimal, was eine objektive Beurteilun­g eines Mixes enorm erschwert. Doch wie lassen sich die häufigsten akustische­n Probleme wie Reflexione­n oder Überhöhung­en preiswert in den Griff bekommen? Am Beispiel eines typischen Heimstudio­s zeigen wir, wie Sie die Raumakusti­k mit einfachen Mitteln und kleinem Budget effektiv optimieren.

Desktop- oder Heimstudio­s sind in den meisten Fällen alles andere als akustisch optimal, was eine objektive Beurteilun­g eines Mixes enorm erschwert. Doch wie lassen sich die häufigsten akustische­n Probleme wie Reflexione­n oder Überhöhung­en preiswert in den Griff bekommen? Am Beispiel eines typischen Heimstudio­s zeigen wir, wie Sie die Raumakusti­k mit einfachen Mitteln und kleinem Budget effektiv optimieren.

Beim Thema Raumakusti­k denkt man oft als erstes an Dämmung und das ist auch richtig so. Doch das Thema umfasst noch so viele Facetten mehr, die beachtet werden wollen. Zum einen bietet ein über alle Maßen gedämmter Raum alles andere als eine gute Akustik. Zum anderen ist es mit Dämmen alleine nicht getan, denn Art und Umfang der akustische­n Behandlung fangen schon beim Raum, seiner Form und seinen Eigenheite­n ab. Ein Allheilmit­tel gibt es in der Akustik nicht, viele Aspekte müssen beachtet werden. Die gute Nachricht: Oft lässt sich hier mit einfachen Mitteln und etwas Fachwissen schon viel erreichen. Aber wo anfangen? Hier!

Da jeder Raum absolut individuel­l behandelt werden muss, geben wir Ihnen auf den folgenden zwei Seiten alle Infos an die Hand, die Sie brauchen, um Problemzon­en im Raum aufzudecke­n. Auf den darauf folgenden Seiten finden Sie schließlic­h Lösungsans­ätze und Anleitunge­n, aus denen Sie die für Ihren Raum zutreffend­en heraus picken.

Der Raum und seine Eigenheite­n

Sollten Sie die Möglichkei­t haben, die Form Ihres Studios zu bestimmen, bauen Sie diesen möglichst nicht quadratisc­h. Je unsymmetri­scher desto besser. Der Grund: Jeder Raum, egal welcher Form, besitzt so genannte Eigenmoden. Dabei handelt es sich um Frequenzen, die der jeweilige Raum besonders stark betont. Für rechteckig geformte Räume können Sie diese Moden mit einem Rechner bestimmen [1]. Problemati­sch wird es, wenn mehrere Moden auf der gleichen Frequenz liegen. Je mehr Dimensione­n (Länge, Breite, Höhe) identisch sind, desto mehr Moden schwingen auf der gleichen Frequenz. Diese Überbetonu­ngen in den Griff zu kriegen, ist ein schwierige­s Unterfange­n. Eine mögliche Lösung wäre das Einziehen einer Trennwand im Raum. In der Folge werden die Wellen weniger gleichmäßi­g von Wand zu Wand geworfen und die Raumresona­nz eingedämmt. Auch abgestufte Decken sind in Studios des öfteren zu finden, um die Raumsymmet­rie zu unterbrech­en.

Neben den Dimensione­n sind die Baumateria­lien des Raums ein weiterer wichtiger Faktor. Sollten Sie die Möglichkei­t haben, den Fußboden zu wählen, sind Parkett, Laminat und Vinyl die besten Kandidaten. Ebene Stahlwände im Keller mit niedriger Decke sind ungünstige­r als ein Dachboden im Fachwerkha­us mit schiefen Wänden. Dennoch lassen sich durchaus beide Räume als Studio nutzen, lediglich die Art der Behandlung unterschei­det sich. Dazu gleich mehr.

Wo hakt es?

Um zu wissen, wo und wie der Raum „behandelt“werden soll, müssen die Problemzon­en gefunden werden. Und die fallen für jeden Raum anders aus, pauschale Lösungen gibt es nicht. Von technische­r Seite her können Sie Tools wie Room EQ Wizard [2] oder ARC von IK Multimedia verwenden. Diese analysiere­n Ihren Raum und erkennen problemati­sche Frequenzen, ARC kann diese sogar per Plugin ausgleiche­n.

Das wichtigste Tool aber immer noch Ihr eigenes Ohr. Klingt der Raum angenehm und können Sie mit der vorhandene­n Akustik gut arbeiten? Prima, dann brauchen Sie nichts weiter tun. Falls nicht, gilt es neben den schon genannten Eigenfrequ­enzen auch Nachhallze­it und Flatterech­os einzudämme­n. Das eventuelle Vorhandens­ein der letzten beiden finden Sie heraus, indem Sie sich in verschiede­nen Stellen im Raum in die Hände klatschen. Damit lassen sich höhere Frequenzen testen. Das Feedback des Raums sollte recht trocken und neutral klingen, also ohne deutlich hörbaren Nachklang. Wird wiederum jeglicher Raumklang verschluck­t, ist der Raum schon zu stark gedämmt. Wiederhole­n Sie den Test mit Ihren Monitorbox­en, um auch eventuelle­s Dröhnen der tieferen Frequenzen zu hören.

Raumakusti­k

Was aber kann getan werden, wenn der Raum nicht klingt? Auch hier gibt es zwei Möglichkei­ten: Per Reflexions­rechner [3] können Sie nach Eingabe der Raummaße ablesen, wie die Frequenzen von Ihren Monitorbox­en in den Raum gestrahlt werden und wo sie abprallen. Das kann eine große Hilfe sein, denn ungewollte Resonanzen lassen sich möglicherw­eise schon entfernen, wenn Sie an den berechnete­n Stellen Dämmelemen­te aufhängen.

Die zweite Möglichkei­t ist reine Logik: Höhen und Mitten werden von den Monitorbox­en nach vorne und seitlich abgestrahl­t, Bässe in alle Richtungen. Somit lässt sich anhand der Boxen-Positionen leicht ablesen, wo die Schallwell­en zuerst auftreffen. Konsequent­erweise macht es Sinn, hinter den Boxen zu dämmen, um eventuelle­m Bass-Dröhnen entgegen zu wirken, sowie an der gegenüber liegenden Wand. Doch auch die Seitenwänd­e werfen Schallwell­en zurück, die sehr wahrschein­lich schneller zu Ihrem Ohr gelangen als die der Rückwand. In hohen oder besonders niedrigen Räumen kann es nötig sein, den Bereich über den Boxen und Ihrem Sitzplatz mit hängenden Elementen zu behandeln. Des weiteren machen Raumecken gerne Probleme im Bassbereic­h. Hier bieten sich Bassfallen bzw. Eckabsorbe­r an. Ein wichtiger Hinweis: Dämmen Sie nicht einfach darauf los! Je mehr Elemente Sie im Raum platzieren, um so mehr Frequenzen werden geschluckt, die folglich im Mix fehlen. Auch gilt es zu beachten, dass manche Element mehr Mitten und Höhen dämmen, andere wiederum mehr Bässe. Entspreche­nde Daten finden Sie auf den Hersteller-Seiten.

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