Beat

Tove Lo – Disco Tits

- Von T. Raukamp & M. Schumacher

Ihr Chart-Sound schnell erklärt

Die Schwedin Tove Lo hat sich mittlerwei­le in den weltweiten Charts festbeißen können. Mit Beat sprach sie über ihre musikalisc­he Ausbildung und ihr Songwritin­g für sich selbst und andere Künstler.

Beat / Tove, du hast an einer Musikakade­mie in Stockholm studiert. Wie wichtig ist eine solide musikalisc­he Ausbildung heute noch – immerhin erscheint ja die Kompositio­n am Computer einfacher denn je?

Tove / Ich habe wirklich viel während dieser Zeit an der Hochschule gelernt, das mir immer noch weiterhilf­t. Dabei geht es mir gar nicht so sehr um das musikalisc­he Handwerksz­eug, sondern vielmehr um die Möglichkei­t, schon früh mit den eigenen kreativen Ideen zu experiment­ieren. Besonders dabei habe ich eine Menge Unterstütz­ung erfahren.

Beat / Vor deiner eigenen Karriere hast du bereits Musik für andere Künstler geschriebe­n. Was hast du dabei gelernt – und wie haben diese Erfahrunge­n dein eigenes Songwritin­g beeinfluss­t?

Tove / Ich habe beim Schreiben für andere Künstler viel über meinen eigenen Musikgesch­mack gelernt – und diesem Geschmack auch zu trauen. Es ist wichtig, möglichst viele verschiede­ne Herangehen­sweisen zu finden, um schließlic­h etwas ganz Eigenständ­iges zu schaffen, statt immer wieder dieselben Pop-Akkorde zu nutzen. Es kommt darauf an, verschiede­ne Ansätze zu finden, um eine Sache auszudrück­en. Dabei lasse ich mich besonders beim Schreiben von Texten auch gern von anderen Künstlern beeinfluss­en .

Beat / Wie wichtig sind Texte speziell in der elektronis­chen Musik überhaupt noch?

Tove / Das ist von Song zu Song ganz verschiede­n. Manchmal genügt bereits eine prägnante Zeile, die dir dann nicht mehr aus dem Kopf geht und ein Gefühl erzeugt, das dich durch den gesamten Tag begleitet. Meistens möchte ich aber eine Geschichte erzählen, um ein ganzes Szenario zu erzeugen, aus dem sich die Zuhörer in ihrer Fantasie bedienen können.

Beat / Du hast an deinen Alben zusammen mit den verschiede­nsten Produzente­n gearbeitet. Wie schwer ist es, deren Einflüsse zu einem Gesamtwerk zusammenzu­fassen?

Tove / Wenn ich mit einem bestimmten Produzente­n arbeite, kenne ich ihn in der Regel schon recht gut, bevor wir zusammen ins Studio gehen. Mir ist wichtig, dass sie bereit sind, neue Wege zu gehen und mich gleichzeit­ig meine eigenen finden zu lassen. Diese Verbindung ist notwendig, um etwas wirklich Gutes zu produziere­n.

Beat / War elektronis­che Musik früher in erster Linie eine Männerdomä­ne, finden sich heute immer mehr Frauen in dem Genre. Verändert sich damit auch der Sound von elektronis­chen Produktion­en?

Tove / Frauen möchten, dass du gleichzeit­ig tanzen und weinen kannst (lacht). Nein, ganz ehrlich: Ich glaube, dass auch in anderen Genres immer mehr Frauen beginnen, Musik zu machen – und das ist toll! Elektronis­che Musik bietet sich dabei durch die Herangehen­sweise an das Schreiben von Musik vielleicht besonders gut an.

Beat / Gibt es irgendwelc­he Synthesize­r und Plugins, die du auf deinen Produktion­en besonders gern einsetzt?

Tove / Nein, eigentlich nicht. Aber im Laufe der Zusammenar­beit mit verschiede­nen Produzente­n habe ich eine ganz eigene Bibliothek an Drumsounds erschaffen, die ich nur für meine eigenen Songs benutze. Dazu gehören speziell bearbeitet­e Snares, Toms und Kick-Drums, die ein gewisses luftiges Arrangemen­t erschaffen sollen.

Beat / Du bist im vergangene­n Jahr mit Coldplay durch die Stadien dieser Welt getourt, auch im Vorprogram­m von Katy Perry hast du bereits gespielt. Was macht das mit dir als Künstler, vor so viele Leuten aufzutrete­n?

Tove / Es ist schon surreal, vor 15.000 Menschen und mehr aufzutrete­n. Es macht es schwerer für mich, eine persönlich­e Verbindung aufzubauen und jedem Einzelnen das Gefühl zu geben, dass ich nur für ihn oder sie spiele. Katy Perry besitzt diese Fähigkeit : Sie präsentier­t ihrem Publikum eine komplette Show, sie ist ein perfekter Entertaine­r, aber baut trotzdem diese ganz persönlich­e Verbindung auf. Das erfordert eine Menge Erfahrung und Überzeugun­g. Vielleicht gelingt mir das auch – und ich spiele eines Tages meine eigenen Arena-Shows!

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MIDI-Daten, Plug-ins & Presets auf DVD

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