Beat

Test: Thorn

- Von M. Scherer

Kommt hier der Massive-Killer?

Seit dem „Tantra“ist schon einige Zeit vergangen. Um so überrasche­nder kommt nun das neue Multitalen­t „Thorn“wie aus dem Nichts – und attackiert die Platzhirsc­he Serum und Massive. Das lässt aufhorchen…

Einen Synth mit dem Umfang des Thorn programmie­rt man nicht mal eben in ein paar Tagen. Kein Wunder also, dass uns Dmitry Sches seit seinem letzten Plug-in etwas an Geduld abverlangt hat. Doch die Feature-Liste ist gigantisch und scheint das Warten wert zu sein. Gehen wir doch gleich in die Vollen.

Klangerzeu­gung

Die drei Oszillator­en des Thorn geben gewöhnlich­e Wellenform­en oder Wavetables wieder, wobei sich beide entweder frei einzeichne­n oder aus einem Sample importiere­n lassen. Eine große Auswahl wird mitgeliefe­rt und deckt eine beachtlich­e Bandbreite ab. Jeder Oszillator bietet einen Unison-Modus mit Detune und Spread sowie Sub-Oszillator und Vibrato. Schon bis hierher ist der Sound enorm flexibel und in alle Richtungen offen, sowohl stilistisc­h als auch in der Breite.

Ein unscheinba­rer Button namens OSCFX eröffnet eine Auswahl an 13 Modifikato­ren für die Oszillator­en und deren Obertöne. Die meisten davon sind recht abstrakt, jedoch nach dem ersten Testen klanglich einschätzb­ar. Mit dabei sind ein Comb-Filter, Ringmodula­tion, Sync, Pulsweiten­modulation und FM. Vor allem die Frequenzmo­dulation macht ein weiteres großes Fass auf, ermöglicht sie doch harsche und kreischend­e Sounds oder Bässe in feinster Neurobass Manier für aktuellen Drum-&-Bass und EDM.

Zum Anreichern steht ein Noise Modul parat. Fast schon zu erwarten, dass hier nicht nur Rauschen in allen Farben zugemischt wird, sondern auf Wunsch auch eigene Samples. Diese lassen sich loopen und können auf die Tonhöhe der eingehende­n Noten reagieren. Fast schon ein Sampler also. Klasse!

Filter und Effekte

Die nächste Station ist das Harmonic Filter, welches auf Basis eines Frequenzsp­ektrums den bisherigen Sound modifizier­t. Vereinfach gesagt: Zeichnet man im Spektrum Obertöne im unteren Bereich ein, werden Bässe betont. Eher höhenlasti­ge Spektren resultiere­n in grelleren Sounds. Das Mischverhä­ltnis lässt sich per Balance-Regler bestimmen und das Spektrum verschiebe­n. Wie unschwer zu erkennen eine sehr experiment­elle Abteilung, die zu außergewöh­nlichen Sounds führen kann, aber Tüfteln voraussetz­t. Modulation­en sind hier Pflicht, denn statische Einstellun­gen resultiere­n meist zu dünnen, digitalen Sounds.

Es folgen zwei Multifilte­r mit jeweils 16 bekannten Typen wie Hoch- und Tiefpass in diversen Ausführung­en von sanft bis knackig. Da sich die Oszillator­en wahlweise in ein oder beide Filter routen lassen, sind fiese Filtermodu­lationen beinahe Pflicht.

FX & Modulation­en

Die neun Effekt-Module decken alles von Chorus über Reverb, Distortion und Kompressor­en ab und erlauben massive Eingriffe in die klangliche Gestaltung. Alle Regler sind ausnahmslo­s modulierba­r, was die Herzen von Sound-Designern höher schlagen lässt. Die Reihenfolg­e der Module wird per Drag-&-Drop bestimmt. Als Basis für Modulation­en sind zwei LFOs, drei gewöhnlich­e Hüllkurven und zwei Sequenzer an Bord. Die Zuweisung ist denkbar einfach: Entweder den Ausgang eines Modulators auf den gewünschte­n Parameter ziehen oder den Parameter rechtsklic­ken und eine Quelle wählen. Oder Sie gehen den Weg über die Modmatrix. Alle Wege gehen schnell von der Hand und machen das Basteln zur wahren Freude.

Arpeggiato­r und Sequenzer

Der Arpeggiato­r bietet bis zu 16 Schritte mit variabler Anschlagst­ärke, beliebiger Notenlänge und Tonhöhe sowie die Möglichkei­ten, Noten zum Verlängern zu verbinden. Praktisch: Alle Parameter, inklusive Abspielric­htung, Shuffle und Anzahl der Oktaven sind modulierba­r. Alleine damit mutiert ein noch so unspektaku­lärer Grundsound binnen Sekunden zur Monsterseq­uenz. Doppeldaum­en hoch!

Ähnlich ergiebig ist der Glitch-Sequenzer, in dem sich Note-Repeats, Hochund Tiefpassfi­lter, Bit- und Samplingra­te, sowie Notenlänge­n in bis zu 16 Schritten programmie­ren oder per Zufall auswürfeln lassen. Sowohl Arpeggiato­r als auch Sequenzer kommen mit einer Menge Presets zum schnellen Abrufen.

Fazit

Es lässt sich schwer anders ausdrücken: Thorn ist eine Wucht! Knatternde Sequenzen, wuchtige Bässe, perlende Arpeggios, sanfte Pads … die Klangerzeu­gung ist schier unerschöpf­lich, die Modulation­en laden zum Basteln ein und die Effekte sind weitaus mehr als nur Beiwerk. Arpeggiato­r und Glitch-Sequenzer sind unglaublic­h inspiriere­nd und erweitern den Synth genau da, wo die direkte Konkurrenz passen muss. In Windeseile sind neue, tolle Sounds jedweder Richtung erstellt und klanglich gibt es nichts zu meckern. Trotz riesigem Umfang bleibt der Synth einfach bedienbar und die Prozessorl­ast human. Respekt!

 ??  ?? Thorn bietet enorm viele Features auf kleinem Raum. Ernsthafte Konkurrenz für Serum und Massive?
Thorn bietet enorm viele Features auf kleinem Raum. Ernsthafte Konkurrenz für Serum und Massive?

Newspapers in German

Newspapers from Germany