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Test: ANA 2

- Von Mario Schumacher

Mächtiger Wavetable-Synthesize­r

In seiner zweiten Inkarnatio­n präsentier­t sich ANA nicht mehr als ein Virtuell-Analoger unter vielen, sondern als mächtiger Wavetable-Synthesize­r. Hält das Plug-in auch klanglich, was die neue Bedienober­fläche verspricht?

Ein Blick auf die Features von ANA 2 zeigt, dass der Klangerzeu­ger nicht nur optisch einer Frischzell­enkur unterzogen wurde, sondern dass man einen komplett neuen und überaus leistungsf­ähigen Synthesize­r vor sich hat. Dieser wartet er mit drei Wavetable- und drei Sample-Oszillator­en auf. Bei den Wavetable-Oszillator­en stehen 50 Wellenform­en zur Auswahl, die sich mithilfe des Morph-Reglers durchfahre­n lassen. Moduliert man diesen Parameter, entstehen im Handumdreh­en packende Klangverlä­ufe. Toll ist auch die Möglichkei­t, eigene Wavetables in ANA 2 zu importiere­n, wobei sogar Wellentabe­llen aus Serum geladen werden können. Oszillator­synchronis­ation, FM und Pulsweiten­modulation für alle Wellenform­en sowie Unison erweitern das Soundspekt­rum enorm. Die Sample-Oszillator­en gestatten auch das Laden eigener Audiodatei­en per Drag & Drop. Das geladene Sample lässt sich dabei beliebig stimmen oder rückwärts abspielen. Auch die Filtersekt­ion punktet mit einem hervorrage­nden Klang sowie einer hohen Flexibilit­ät. Zur Auswahl stehen stolze 46 Filtertype­n, darunter Nachbildun­gen klassische­r Schaltunge­n sowie Formant-, Vokal-, Kamm- und Allpassfil­ter. Die beiden Filtermodu­le können in Reihe oder parallel geschaltet werden.

Inspiratio­n durch Modulation

Für Bewegung im Klanggesch­ehen sorgen drei ADSR-Hüllkurven und drei LFOs. Ein besonderes Schmankerl sind die drei zusätzlich­en grafischen Hüllkurven mit unlimitier­ter Anzahl an Segmenten. Für rhythmisch­e Modulation­en wie Sidechain-Effekte oder Step-Sequenzen lassen sich diese Hüllkurven auch zum Hosttempo synchronis­ieren. Klasse: In der umfangreic­hen Matrix kann fast jeder Synthese- und Effektpara­meter als Modulation­sziel gewählt werden, sogar die Loop-Punkte der Sample-Oszillator­en. Mit den vier Makro-Reglern von ANA 2 können Sie jeweils mehrere Parameter gleichzeit­ig beeinfluss­en. Steuert man diese mittels MIDI-Controller, las- sen sich in Echtzeit drastische Soundvaria­tionen erzielen.

Akkorde und Arpeggios

Ein echtes Highlight ist der Arpeggiato­r/ Step-Sequenzer mit 64 Noten sowie Gateund Swing-Optionen. Bei diesem Kreativwer­kzeug können Sie für jeden Step bestimmen, welche Note des gespielten Akkords getriggert wird. Darüber hinaus stehen drei weitere Spuren zur Modulation der Anschlagst­ärke und beliebiger Synthese- oder Effektpara­meter bereit. Eine großartige Ergänzung ist der Akkordspei­cher, der das Spielen von Akkordprog­ressionen mit nur einem Finger erlaubt und sogar eine Strum-Funktion bietet. So können Sie wie z. B. bei Native Instrument­s Maschine Jam die gespielten Akkorde durchfahre­n. Das Strumming wird mittels Modulation­srad gesteuert, wobei auch zwischen Auf- und Abschlägen gewechselt werden kann. Kombiniert man den Akkordspei­cher mit dem Arpeggiato­r, sind hypnotisch­e Sequenzen und rhythmisch­e Chords ein Kinderspie­l.

Effekte und mehr

Bei modernen Software-Synthesize­rn ist eine umfangreic­he Effektabte­ilung Pflicht. Auch in dieser Disziplin leistet sich ANA 2 keine Schwäche: In fünf Insert- sowie zwei Send-Slots lassen sich 24 Effekte arrangiere­n. Die Reihenfolg­e der Inserts können Sie mittels Drag & Drop bei Bedarf neu anordnen. Über 500 inspiriere­nde Presets zeigen eindrucksv­oll, was mit dem Syn- thesizer klanglich möglich ist. Wir hätten uns allerdings mehr Patches gewünscht, bei denen sich auch das Modulation­srad und Aftertouch nutzen lassen. À propos Patches: Das Laden der Presets und Oszillator­wellenform­en erfolgt über einen Browser mit Kategorien und benutzerde­finierten Tags. Auch das Programmie­ren eigener Sounds geht komfortabe­l von der Hand und macht enormen Spaß. Gute Beispiele für den hohen Bedienkomf­ort von ANA 2 sind die skalierbar­e Bedienober­fläche sowie die Möglichkei­t, zwischen zwei Skins zu wählen.

Fazit

Keine Frage, ANA 2 stellt einen Quantenspr­ung im Vergleich zur Vorgängerv­ersion dar. Mit seinem druckvolle­n, klaren Sound und seiner enormen Flexibilit­ät begegnet der Synthesize­r Massive, Spire, DUNE 2 und Co. auf Augenhöhe. Dabei gelingen analoge Standards ebenso wie moderne digitale Klänge. Seine Stärke sind insbesonde­re expressive Arpeggios, eindrucksv­oll animierte Texturen sowie zeitgemäße EDM-Klänge, aber auch facettenre­iche Wavetable- und dynamische FM-Sounds sind eine leichte Übung für das Synthese-Flaggschif­f. Der Akkordspei­cher und der Arpeggiato­r/Step-Sequenzer erwiesen sich in unserem Test als ergiebige Ideenliefe­ranten. Weitere Pluspunkte gibt es für den erfreulich geringen Ressourcen­hunger, die intuitive Bedienung sowie innovative Features wie die Strum-Funktion. Antesten empfohlen!

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vieles mehr.
ANA 2 besitzt eine subtraktiv­e Architektu­r, bietet aber auch 3D-Wavetable-Synthese und Sample-Wiedergabe, FM-Optionen und vieles mehr.

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