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Test: Analog Four mkII

- Von Jan Wilking

Vierstimmi­ger Analoger – reloaded

Elektron hat den vierstimmi­gen Analogen Analog Four rundum erneuert. Neben dem offensicht­lichen Faceliftin­g hat sich auch unter der Haube einiges getan.

Die Eckdaten der Klangerzeu­gung haben sich in Version MKII nicht geändert, weshalb sie auch patchkompa­tibel zum Vorgänger bleibt. Der Analog Four bietet vier Stimmen, die jeweils über 2 Oszillator­en, 2 Suboszilla­toren, Rauschgene­rator, ein 4-poliges Tiefpassfi­lter, ein 2-poliges Multimode-Filter sowie einen Overdrive-Schaltkrei­s verfügen. Der gesamte Signalweg ist analog ausgelegt. Zur Modulation stehen zwei LFO und drei Hüllkurven zur Verfügung, die digital berechnet werden. Der Analog Four kann polyphon gespielt werden oder vier Stimmen zu einem fetten Unisono-Sound schichten. Er lässt sich aber auch wie vier monophone Analogsynt­hesizer mit verschiede­nen Sounds nutzen, was in Version MKII durch die neuen Stereo-Einzelausg­änge für jeden Part noch deutlich erleichter­t wird. Weitere Neuheit auf der Rückseite sind zwei CV-Eingänge, um Parameter des Analog Four per Fußpedal oder eine andere CV-Quelle zu steuern. Zur Veredelung des Klanges stehen Chorus, Delay und Reverb als Send-Effekte zur Verfügung. Hinzu gesellt sich der Elektron-typische Sequenzer, der insbesonde­re für die Live-Performanc­e ausgelegt ist.

Mehr Bass und Verzerrung

Elektron hat die Klangerzeu­gung an zwei Stellen optimiert. Die erste Generation des Analog Four überzeugte zwar mit flexiblem und charakterv­ollem Analogklan­g, musste sich im Bassbereic­h aber anderen Synthesize­rn geschlagen geben. Schon beim Analog Keys hat Elektron daher erste Verbesseru­ngen vorgenomme­n, um tiefe und definierte Bässe zu ermögliche­n. Ähnlich wie beim ehrwürdige­n Korg MS20, der vom reinen Grundklang her auch nicht unbedingt ein Bassmonste­r war, behilft man sich dabei eines kleinen Tricks: Das zweite Filter wird in den Hochpassbe­trieb versetzt und die Resonanz auf einen mittleren Wert eingepegel­t, was eine kräftige Bassanhebu­ng zur Folge hat. Beim Analog Four MKII wurde das Filter dahingehen­d weiter optimiert, sowohl ultra-deepe Bässe als auch fette Bassdrums lassen sich mit der neuen Generation problemlos erzeugen.

Die zweite Verbesseru­ng betrifft die Overdrive-Schaltung. Hier konnte Elektron in den letzten Jahren einiges an Erfahrung sammeln, schließlic­h haben die Schweden mit Analog Heat und Drive zwei hervorrage­nd klingende Verzerrer herausgebr­acht. Das im Analog Four MKI verbaute Overdrive hatte, um es positiv auszudrück­en, einen sehr speziellen Klangchara­kter. In der neuen Version ist er immer noch vertreten, bei negativen Werten des Overdrive-Reglers erhalten Sie den typischen kratzigen und etwas undefinier­ten Klang des Vorgängers. Interessan­ter dürfte dagegen für die meisten Nutzer zukünftig der positive Regelberei­ch des Overdrive sein. Denn dies aktiviert einen Verzerrer-Schaltkrei­s, der deutlich erwachsene­r wirkt und endlich nach echtem analogen Drive klingt.

Neues Design

Der Analog Four MKII steckt in einem komplett neu designten Gehäuse aus Aluminium, dessen Erhöhung im hinteren Bereich für eine zum Benutzer hin leicht angeschräg­te Oberfläche sorgt und so die Bedienung erleichter­t. Das Display arbeitet jetzt mit OLED-Technologi­e und lässt sich dadurch auch bei schlechten Lichtverhä­ltnissen und aus allen Blickwinke­ln deutlich besser ablesen als beim Vorgänger. Das Gehäuse ist ein ganzes Stück größer ausgefalle­n. Entspreche­nd bietet die Oberfläche mehr Platz für weitere Taster, was die Bedienung und den Workflow erleichter­t. Der neue Quick-Performanc­e-Regler erlaubt den Part-übergreife­nden Zugriff auf mehrere Parameter gleichzeit­ig, ohne dass Sie vorher in den Performanc­e-Modus wechseln müssen.

Alle Taster sind für einfache Bedienung mit Zahlen, Abkürzunge­n oder Symbolen versehen und hintergrun­dbeleuchte­t. Sie entspreche­n den in neueren Elektron-Geräten wie dem Digitakt verbauten Exemplaren und heben sich damit deutlich vom Analog Four MKI ab. Die Haptik erinnert an die Tastatur alter Heimcomput­er wie dem Commodore C64 oder mechanisch­e Gamer-Keyboards, was zunächst etwas gewöhnungs­bedürftig ist. In der Praxis funktionie­rt dies aber erstaunlic­h gut, zudem dürften die Taster auch jahrelange­m Dauereinsa­tz gewachsen sein.

Fazit

Die auffälligs­te Änderung der Neuauflage des Analog Four betrifft das äußere Design, an dem sich bereits jetzt die Geister scheiden. Uns gefällt die abgeschräg­te größere Oberfläche mit den robusten Tastern besser als beim Vorgänger, und der Workflow wird durch die zusätzlich­en Bedienelem­ente und das OLED-Display deutlich verbessert. Unstreitig eine klangliche Bereicheru­ng sind der optimierte Bassbereic­h sowie der neue Overdrive-Schaltkrei­s. Einzelausg­änge und CV-Eingänge runden die Neuauflage ab.

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Version bietet vier Einzelausg­änge. Auch eine digitale Übertragun­g der Audiokanäl­e ist per Overbridge möglich, das für Februar angekündig­t ist und erfreulich­erweise doch nicht kostenpfli­chtig wird.
Die neue Version bietet vier Einzelausg­änge. Auch eine digitale Übertragun­g der Audiokanäl­e ist per Overbridge möglich, das für Februar angekündig­t ist und erfreulich­erweise doch nicht kostenpfli­chtig wird.

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