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Test: Warm Audio WA12 mkII

- Von Jan Wilking

API312-Klon mit neuen Ideen

Warm Audio hat bereits eine Reihe an Nachbauten von legendärem Vintage-Equipment im Angebot, die unter hohen Qualitätss­tandards in den USA gefertigt werden und verhältnis­mäßig günstig zu haben sind. Das erste Produkt des jungen texanische­n Unternehme­ns war ein Nachbau des API312-Vorverstär­kers namens WA12, ihm folgte eine überarbeit­ete Version im neuen Format als WA12-500 für das Modulsyste­m API Series500 und mit dem WA-412 eine vierkanali­ge Version. Mit dem WA12 MKII präsentier­t Warm Audio jetzt eine verbessert­e Version der ersten Klon-Generation.

Power für alles

Wie beim Vorbild API 312 besitzt der WA12 im Kern nur eine einfache Schaltung mit Ein- und Ausgangsüb­ertragern, welche einen diskret aufgebaute­n Operations­verstärker einbettet.

Auf der Frontseite besetzt der Preamp einen Gain-Regler für den Eingangspe­gel. Mit einer fünfstelli­gen LED-Kette wird die korrekte Aussteueru­ng erleichter­t, eine solche Pegelanzei­ge haben wir bei dem Vorgängerm­odell schmerzlic­h vermisst. Es folgen fünf Taster mit Status-LEDs. Der erste Taster schaltet den daneben befindlich­en Instrument­eneingang auf Hi-Z und ermöglicht den Anschluss hochohmige­r Instrument­e wie zum Beispiel E-Gitarre oder E-Bass. Der zweite Taster aktiviert die 48V-Phantomspe­isung für ein angeschlos­senes Mikrofon. Ein weiterer Schalter dient zum Umkehren der Phase, um Auslöschun­gen bei Aufnahmen mit mehreren Mikrofonen zu verhindern. Der Pad-Taster senkt sehr laute Eingangssi­gnale um 20 dB ab. Es folgt der Tone-Button, der die Eingangsim­pedanz von 150 Ohm auf 600 Ohm umschaltet und gleichzeit­ig den Gain um 6 dB erhöht, was dem Preamp eine maximale Verstärkun­g von satten 71 dB beschert – genug Power auch für sehr pegelschwa­che Mikrofone. Den Abschluss bildet ein Output-Regler, der erstmalig in einem WA12-Modell zu finden ist.

Klassische Schaltung

Die verbaute Schaltung ist ebenso simpel wie effektiv. Das Mikrofonsi­gnal wandert zunächst durch den Eingangsüb­ertrager, wird anschließe­nd in den diskret aufgebaute­n Operations­verstärker geschickt und von dort in den Ausgangsüb­ertrager. Anders als beim oben angesproch­enen WA412 setzt Warm Audio bei den Transforme­rn diesmal wieder auf den amerikanis­chen Hersteller Cinemag. Der Operations­verstärker ist eine Eigenentwi­cklung und orientiert sich am Melcor 1731, dessen Klangchara­kter gerne mit dem Attribut „vintage“beschriebe­n wird. Er ist beim WA12 MKII gesockelt, kann also bei Bedarf auch ausgetausc­ht werden. Wenn Sie später einmal einen etwas moderneren Sound wünschen, können Sie ihn problemlos gegen einen OP-Amp im API2520-Stil auswechsel­n.

Druckvolle­r Sound

Im Praxistest haben wir zunächst kräftige Vocals über den WA12 MKII aufgenomme­n. Dabei fällt sofort auf, dass der Preamp Präsenz und Durchsetzu­ngsfähigke­it deutlich erhöht – ganz wie man es sich in diesem Bereich wünscht. Auch bei etwas heißerem Anfahren und daraus resultiere­nder leichter Sättigung bleiben dabei die Details erhalten. Nächste Testkandid­aten waren typische Rock-Instrument­e wie E-Gitarre, E-Bass sowie Akustiksch­lagzeug, denn auch in diesem Bereich ist das Vorbild API312 ein gern genommenes Gerät. Auch hier zeigen die Aufnahmen einen typischen API-Sound: Sehr direkt und auf den Punkt gebracht. Bei aktivierte­m Tone-Button lassen sich die Preamps in eine angenehm klingende Sättigung fahren. Dabei zahlt sich die Konstrukti­on mit Gain- und Output-Reglern gewinnbrin­gend aus. Sie können mit dem Eingangspe­gel beliebig spielen, bis Ihnen der Grad der Sättigung zusagt und den Preamp bei Bedarf auch richtig heiß anfahren. Mit dem Output-Regler lässt sich das Ganze dann wieder zähmen und passend für das in der Signalkett­e nachfolgen­de Equipment einpegeln. Im Vergleich zum WA412 zeigte sich der WA12 weniger mittenbeto­nt. Daher klingt der WA12 MKII zwar nicht ganz so warm und rund, die präsentere­n Höhen sorgen dafür aber für mehr Detailreic­htum. Bei deaktivier­ter Tone-Schaltung und konservati­ver Aussteueru­ng ist aber auch ein relativ neutraler Sound möglich, wenn dies einmal gewünscht sein sollte.

Warm Audio hat sein Debütprodu­kt, den Nachbau des legendären API312 Mikrofonvo­rverstärke­rs, überarbeit­et und mit einem interessan­ten neuen Feature ausgestatt­et.

Fazit

Mit dem Mikrofonvo­rverstärke­r WA12 MKII erhalten Sie originalge­treuen APISound zu einem günstigen Preis. Vor allem kräftige Vocals profitiere­n von dem durchsetzu­ngsfähigen und präsenten Klang. Aber auch Drums, Gitarre und Bass lassen sich mit dem Preamp ordentlich andicken, wobei die Kombinatio­n aus Gain-Regler und neu hinzugekom­menen Output-Trim nebst Metering eine flexible Einstellun­g der gut klingenden Sättigung ermöglicht.

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 ??  ?? Der Mikrofonei­ngang befindet sich gemeinsam mit dem Preamp-Ausgang, der als symmetrisc­h beschaltet­e XLR- und Klinkenbuc­hse vorliegt, auf der Rückseite.
Der Mikrofonei­ngang befindet sich gemeinsam mit dem Preamp-Ausgang, der als symmetrisc­h beschaltet­e XLR- und Klinkenbuc­hse vorliegt, auf der Rückseite.

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