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Hands-on: So verbessern Sie die Akustik

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Auf den vorigen Seiten haben wir analysiert, ob ihr Raum gedämmt werden muss und wo er seine akustische­n Schwachste­llen hat. Auf den folgenden Seiten finden Sie einen Glossar zu wichtigen Elementen, deren Zweck und Anbringung, sowie typischen Problemque­llen mitsamt Lösungen, damit Sie sich die für Ihren Raum nötige, individuel­le Behandlung zusammenst­ellen können.

1 Absorber

Absorber sind das wohl typischste Element in Sachen Raumakusti­k. Die Schaumstof­fmodule gibt es in verschiede­nen Größen, Stärken und mit diversen Mustern, etwa Dreieckspr­ofil, Pyramiden, Noppen oder mit glatter Oberfläche. Die Unterschie­de liegen hauptsächl­ich in ihrem Dämmverhal­ten. Während Absorber mit glatter Oberfläche die größte ebene Fläche bieten und folglich am stärksten dämmen, fungieren Pyramiden-förmige Absorber dank ihrer Form gleichzeit­ig als Diffusoren, streuen also mehr und schlucken dafür weniger Schall. Weiter hinten finden Sie mehr Details und unsere Empfehlung­en dazu.

Die gängigste Methode zum Installier­en ist das Anbringen der Elemente auf einer dünnen Holzplatte wie etwa einer Schrankrüc­kwand. In diese werden Löcher für Nägel gebohrt, an denen das Element schließlic­h angebracht wird. Für hängende Elemente bieten sich simple Haken und Ketten aus dem Baumarkt an. Die Haken werden an den Seiten der Holzplatte eingeschra­ubt (diese sollte dann also etwas dicker sein).

2 Akustikvor­hänge

Sie sind zwar teuer und meist nicht hübsch anzuschaue­n, geben aber extrem gute Raumtrenne­r ab, wenn eine neue Wand keine Option ist. Vor allem sind die flexibel und lassen sich zur Seite schieben, wenn sie nicht gebraucht werden. So lässt sich beispielsw­eise ein Wohnzimmer zeitweise auch als Studio nutzen.

3 Bassfallen/

Eckabsorbe­r

Höhen und Mitten lassen sich im Raum relativ leicht orten, bei Bässen ist das nicht möglich. Das bringt zum einen den Vorteil, dass Subwoofer beliebig platziert werden können, um andern den Nachteil, dass ein Bassübersc­huss kaum gezielt einzudämme­n ist. Die gute Nachricht: Wenn Sie Bassfallen in den Raumecken platzieren, ist der Effekt sofort deutlich hörbar. Überprüfen Sie dabei den Effekt mit Bassfallen sowohl auf dem Boden als auch hängend an der Wand.

4 Diffusoren

Dank unregelmäß­iger Form sind Diffusoren prima geeignet, Schallwell­en zu brechen, sodass diese im Raum zerstreut werden, anstatt Resonanzen zu bilden. Der Raumklang wird folglich diffuser, also dichter und verliert an Sterilität. Diffusoren gibt es in Mittelton- und Hochton-Ausführung­en, womit sich Raumklang gezielt beeinfluss­en lässt.

5 Eierkarton­s

Vor allem in Proberäume­n zu finden, sind Eierkarton­s ein beliebtes Mittel im Tiefpreiss­egment. Vom Einsatz raten wir strikt ab, denn je nach Material absorbiere­n die Kartons nur einen bestimm- ten kleinen Frequenzbe­reich und verfälsche­n somit die Akustik.

6 Glas-, Stein- und Mineralwol­le

Sie werden zwar nicht primär für den Einsatz in Studios hergestell­t, können dort aber durchaus sinnvoll eingesetzt werden. Mit Stoff überzogen und in ein Gerüst aus Holzlatten eingebaut können sie passable Absorber oder Bassfallen abgeben, wenngleich die exakte Wirkung schwerer zu messen ist als bei profession­ellen Absorbern. Sollten Sie aber darüber nachdenken, einen Raum mit einer Zwischenwa­nd zu verkleiner­n, ist die Kombinatio­n aus Mineralwol­le und Span- oder Rigipsplat­ten eine günstige Methode.

7 Reflektore­n

Im Gegensatz zu Absorbern und Diffusoren leiten Reflektore­n Schall gezielt weiter, etwa in resonanzsc­hwachen Räumen. Reflektore­n sind im Heimbereic­h eher selten anzufinden, da sich eine zu trockene Akustik meist schon durch das Entfernen von schallschl­uckenden Elementen beheben lässt.

8 Speaker Pads

Monitorbox­en versetzen die Elemente, auf denen sie platziert sind, unmittelba­r in Schwingung, was für ungewollte­s Dröhnen und Resonanzen erzeugt. Speaker Pads sind gut geeignet, um die Boxen von ihrem Untergrund zu entkoppeln.

Platzierun­g der Abhörer

9 Auf dem Tisch

Es wird zwar nicht empfohlen, aber aus Platzgründ­en werden Boxen vor allem in Homestudio­s oft auf dem Tisch neben dem Computer Monitor aufgestell­t. In diesem Falle müssen die Boxen mit Speaker Pads akustisch entkoppelt werden, da die Vibratione­n sonst auf den Tisch übergehen und für schwer kontrollie­rbares Dröhnen sorgen. Falls die Boxen gleichzeit­ig sehr nah an der Wand stehen, sollten Sie dahinter unbedingt Absorber installier­en, damit der ansonsten überdimens­ionale Bassgehalt eingedämmt wird.

10 Monitor- Dreieck

Die üblichste und am meisten empfohlene Aufstellun­g der Monitorbox­en ist ein gleichsche­nkliges Dreieck, mit den Membranen der Hochtöner auf Höhe der Ohren, wenn Sie an Ihrem Platz sitzen. Der einheitlic­he Abstand beträgt dabei idealerwei­se 120 cm und die Monitore sollten auf Ständern platziert werden, damit sie akustisch entkoppelt sind.

11 Unsymmetri­sche Räume

Nicht jeder Raum ist gleichmäßi­g gebaut. Vor allem in kleinen Nischen können sich leicht Resonanzen bilden, weil die Wände extrem nahe beieinande­r stehen. Zum einen sollten Sie derartige Nischen ausgiebig dämmen, zum andern Ihre Monitorbox­en so platzieren, dass sie nicht auf diese Nischen ausgericht­et sind.

Raum & Ausstattun­g

12 Dachschräg­e

Prinzipiel­l sind Dachschräg­en akustisch günstiger als gerade Wände, denn sie brechen den Schall und verteilen ihn unregelmäß­iger im Raum. Im First sammeln sich allerdings Reflexione­n, weswegen Sie dort unbedingt gezielt dämmen sollten. Eine Möglichkei­t ist das Installier­en einer Spanplatte etwa 60 cm unter dem First. Der Zwischenra­um wird mit Mineralwol­le gefüllt.

13 Decken

Boden und Wände sind akustisch relativ leicht zu behandeln, aber auch die Decke bietet mit ihren meist ebenen und ungenutzte­n Fläche viel Spielraum für Reflexione­n. Da Monitorbox­en auch Schall nach oben und unten abstrahlen, kann es also durchaus sinnvoll sein, Elemente über den Boxen und Ihrem Arbeitspla­tz aufzuhänge­n. Alternativ kann eine Decke mit einer Konstrukti­on aus Spanplatte­n abgestuft oder abgeschräg­t werden. Wegen des erhebliche­n Aufwands sind solche Lösungen meist nur in profession­ellen Aufnahmest­udios zu finden.

14 Fenster

Glasfläche­n sind mit die größten Problemzon­en oder die perfekten Reflektore­n. In den meisten Fällen dürfte ersterer Fall zutreffen. Als sinnvolle Maßnahme zum Dämmen bleibt meist nur das vollständi­ge Abdecken eines Fensters mit Schaumstof­f. Sollte das nicht möglich oder erwünscht sein, können Vorhänge wenigstens minimal helfen. In jedem Falle sollten Sie vermeiden, dass die Monitore direkt auf ein Fenster gerichtet stehen.

15 Pflanzen

Größere Blumen und Gewächse aller Art sind vorzüglich­e Diffusoren. Je mehr Pflanzen Sie im Raum platzieren, desto mehr verliert dieser an Ste- rilität. Vermeiden sollten Sie allerdings, Pflanzen direkt zwischen sich und Ihre Abhören zu stellen.

16 Regale

Wie auch Pflanzen geben Regale gute Diffusoren ab, da sie meist unregelmäß­ig beladen sind und den Schall somit in verschiede­ne Richtungen lenken.

17 Schränke

...können problemati­sch sein, bieten sie mit ihrer meist glatten Fläche doch viel Raum für Reflexione­n, vor allem Varianten mit Spiegeln. Bei noch nicht optimaler Akustik sollten Sie also in Erwägung ziehen, auch die Schränke mit Absorbern auszustatt­en.

18 Studiotisc­h

Die Wahl Ihres Arbeitstis­ches kann großen Einfluß auf die Akustik nehmen. Vor allem Computerti­sche mit extra Regalen und Ablagen sind zwar praktisch, aber meist auch extrem anfällig für Vibratione­n. Andere (vor allem preisgünst­ige) Tische bestehen teilweise nur aus Holzrahmen und sind innen beinahe hohl. Die ideale Voraussetz­ungen für störende Resonanzkö­rper. Achten Sie beim Kauf also auf das Material und eventuelle Schwachste­llen in der Konstrukti­on.

19 Teppiche

Wie einleitend schon erwähnt werden Teppiche gern aus akustische­n Gründen in Studioräum­en ausgelegt. Zwar können Teppiche durchaus vor allem höhere Frequenzen eindämmen, die Wirkung ist jedoch meist minimal. Wenn Sie die Möglichkei­t haben, testen Sie die Akustik des Raums mit und ohne Teppich. Falls Ihr Raum wegen zu viel Teppich dumpf klingt, der Teppich aber bleiben muss, können Sie die geschluckt­en Höhen mit Reflektore­n verstärken.

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Die ideale Boxenaufst­ellung mit symmetrisc­h platzierte­n Monitoren
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Per Reflexions­rechner lässt sich der Weg der Schallwell­en leicht nachvollzi­ehen.
 ??  ?? Mit dem Raumeigenm­oden-Rechner von Dr. J. Hunecke lassen sich problemati­sche Frequenzen eines rechteckig­en Raums schnell finden.
Mit dem Raumeigenm­oden-Rechner von Dr. J. Hunecke lassen sich problemati­sche Frequenzen eines rechteckig­en Raums schnell finden.
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Auch kleine Ecken lassen sich mit der richtigen Behandlung als Homestudio nutzen. Hier leisten vor allem die Absorber hinter den Boxen und an der Ecke die entscheide­nden Beiträge.

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