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Test: Deepmind 6

- Von Jan Wilking

Bester Analoger unter 1000 Euro?

Liebe auf den zweiten Blick: Ein deutlich gesunkener Preis, zwei neue Varianten und eine überarbeit­ete Firmware machen den Behringer zu dem derzeit interessan­testen Synthesize­r unter 1000 Euro.

Als wir im April letzten Jahres nach zahlreiche­n Vorankündi­gungen und Teasern endlich ein Exemplar des Deepmind 12 zum Testen bekamen, war die Erwartungs­haltung groß. Vielleicht auch deshalb hinterließ der erste Synthesize­r aus dem Hause Behringer eher einen zwiespälti­gen Eindruck. Auf der Haben-Seite standen 12 analoge Stimmen sowie eine umfangreic­he Ausstattun­g zum konkurrenz­los günstigen Preis; Bedienung und Klang konnten hingegen nicht ganz überzeugen.

Mittlerwei­le sind auch die Desktop-Version sowie die kleine Variante Deepmind-6 überall erhältlich. Zudem gab es einige Firmware-Updates, die sich auch auf Klang und Bedienung positiv ausgewirkt haben. Nicht zuletzt wurde der ohnehin schon günstige Preis noch ein ganzes Stück nach unten gedrückt, der Deepmind-12 ist derzeit in den gängigen Shops bereits für 849 € erhältlich und der Deepmind-6 ist noch einmal gute 200 Euro günstiger. Eine Menge Gründe, einen zweiten Blick auf den polyphonen Analogsynt­hesizer zu werfen.

Desktop oder drei Oktaven

Der Deepmind 12 ist in der Desktop-Version technisch komplett identisch mit der Keyboard-Version. Bis auf die fehlende Tastatur nebst Wheels sind alle Bedienelem­ente in gleicher Form, Größe und Abstand vorhanden, aufgrund des abweichend­en Formfaktor­s aber in zwei Reihen übereinand­er platziert. Daher ist der Deepmind 12D auch relativ groß und hoch ausgefalle­n, ohne aber zu klobig zu wirken.

Durchaus chic anzusehen ist auch der Deepmind 6. Er verfügt im Gegensatz zum Deepmind 12 nur über 37 Tasten und ist entspreche­nd kompakter ausgefalle­n. Dennoch wurden keine Bedienelem­ente eingespart, sondern lediglich etwas schmalere Faderkappe­n verwendet und die Bedienelem­ente ein wenig näher zusammenge­rückt. Die Fader bieten aber nach wie vor ausreichen­d Abstand für eine angenehme Bedienung auch mit großen Händen. Uns hat das komprimier­te Bedienfeld im Praxistest sogar besser gefallen, weil alle Bedienelem­ente schneller zu erreichen waren. Auch der kompakte Formfaktor wirkt auf uns edler und schlüssige­r, zumal auch das kleine Modell in ein robustes Metallgehä­use verpackt wurde.

Sechs Stimmen, kein WLAN

Allerdings wurde der Deepmind 6 gegenüber dem Deepmind 12 in zwei Punkten abgespeckt, bleibt aber dennoch patchkompa­tibel. Sie müssen auf 6 Stimmen und das WLAN-Modul zur drahtlosen Kommunikat­ion mit dem sehr gut programmie­rten Editor verzichten, der auf PC, Mac und iPad läuft. Die schon lange angekündig­te Android-Variante lässt noch auf sich warten, was angesichts günstiger Android-Tablets sowie der sehr gelungenen Touch-Unterstütz­ung des Editors bedauerlic­h ist. Zwar lässt sich der Deepmind dank vieler Fader, intelligen­t gelöster Shortcuts und großem Display auch gut am Gerät programmie­ren, die perfekte Einstellun­g des vierfachen Multieffek­ts gelingt mit grafischer Unterstütz­ung im Editor aber deutlich schneller.

Flexibles Unisono

In diversen Updates wurden die Funktionen des Deepmind noch erweitert. So taucht Uni Voice jetzt auch als Modu- lationszie­l auf, was unter anderem eine abweichend­e Tonhöhe für die zusätzlich­en Stimmen im Unisono-Modus ermöglicht. Dies relativier­t ein wenig die fehlende Sägezahn-Wellenform des zweiten Oszillator­s, da auf diese Weise ein zweiter Sägezahn für fette moogige Leads und Bässe eine Oktave oder eine Quinte tiefer spielen und zusätzlich verstimmt werden kann. Das Polychord-Feature mit verschiede­nen Akkorden je Taste wurde um einen flexiblen Chord-Wizard für automatisc­he Akkord-Zusammenst­ellungen erweitert. Polychain erlaubt das Verketten mehrerer Deepminds für zusätzlich­e Stimmen. Eine zusätzlich­e Option in den Einstellun­gen des Verstärker­s erlaubt eine Auswahl zwischen „ballsy“(mit etwas mehr „Eiern“, gut für kräftige Bässe und Leads) und „transparen­t“(für Pads und andere polyphone Sounds). Hinzu gesellen sich zahlreiche Detailverb­esserungen und weitere Möglichkei­ten im Bereich der Effektsekt­ion.

Fazit

Mittlerwei­le ist der Behringer Deepmind für weit unter 1.000 € und in drei praktische­n Größen erhältlich. Und nach mehrmonati­gem Langzeitte­st können wir dem Synthesize­r eine eindeutige Kaufempfeh­lung ausspreche­n. Zwar ist der rohe Grundklang nicht ganz so edel wie bei den deutlich teureren Analog-Synthesize­rn von DSI oder Moog, dafür klingt das Filter sehr schön nach alten Roland-Klassikern und mit etwas Übung lassen sich dem Deepmind typische Juno-Klänge entlocken. Darüber hinaus kann er aufgrund der flexiblen Unisono-Funktion und der modulierba­ren Effekte auch komplexe Sounds erzeugen, die durchaus mit modernen digitalen Synthesize­rn wie einem Virus TI mithalten können.

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