Test: Deepmind 6
Bester Analoger unter 1000 Euro?
Liebe auf den zweiten Blick: Ein deutlich gesunkener Preis, zwei neue Varianten und eine überarbeitete Firmware machen den Behringer zu dem derzeit interessantesten Synthesizer unter 1000 Euro.
Als wir im April letzten Jahres nach zahlreichen Vorankündigungen und Teasern endlich ein Exemplar des Deepmind 12 zum Testen bekamen, war die Erwartungshaltung groß. Vielleicht auch deshalb hinterließ der erste Synthesizer aus dem Hause Behringer eher einen zwiespältigen Eindruck. Auf der Haben-Seite standen 12 analoge Stimmen sowie eine umfangreiche Ausstattung zum konkurrenzlos günstigen Preis; Bedienung und Klang konnten hingegen nicht ganz überzeugen.
Mittlerweile sind auch die Desktop-Version sowie die kleine Variante Deepmind-6 überall erhältlich. Zudem gab es einige Firmware-Updates, die sich auch auf Klang und Bedienung positiv ausgewirkt haben. Nicht zuletzt wurde der ohnehin schon günstige Preis noch ein ganzes Stück nach unten gedrückt, der Deepmind-12 ist derzeit in den gängigen Shops bereits für 849 € erhältlich und der Deepmind-6 ist noch einmal gute 200 Euro günstiger. Eine Menge Gründe, einen zweiten Blick auf den polyphonen Analogsynthesizer zu werfen.
Desktop oder drei Oktaven
Der Deepmind 12 ist in der Desktop-Version technisch komplett identisch mit der Keyboard-Version. Bis auf die fehlende Tastatur nebst Wheels sind alle Bedienelemente in gleicher Form, Größe und Abstand vorhanden, aufgrund des abweichenden Formfaktors aber in zwei Reihen übereinander platziert. Daher ist der Deepmind 12D auch relativ groß und hoch ausgefallen, ohne aber zu klobig zu wirken.
Durchaus chic anzusehen ist auch der Deepmind 6. Er verfügt im Gegensatz zum Deepmind 12 nur über 37 Tasten und ist entsprechend kompakter ausgefallen. Dennoch wurden keine Bedienelemente eingespart, sondern lediglich etwas schmalere Faderkappen verwendet und die Bedienelemente ein wenig näher zusammengerückt. Die Fader bieten aber nach wie vor ausreichend Abstand für eine angenehme Bedienung auch mit großen Händen. Uns hat das komprimierte Bedienfeld im Praxistest sogar besser gefallen, weil alle Bedienelemente schneller zu erreichen waren. Auch der kompakte Formfaktor wirkt auf uns edler und schlüssiger, zumal auch das kleine Modell in ein robustes Metallgehäuse verpackt wurde.
Sechs Stimmen, kein WLAN
Allerdings wurde der Deepmind 6 gegenüber dem Deepmind 12 in zwei Punkten abgespeckt, bleibt aber dennoch patchkompatibel. Sie müssen auf 6 Stimmen und das WLAN-Modul zur drahtlosen Kommunikation mit dem sehr gut programmierten Editor verzichten, der auf PC, Mac und iPad läuft. Die schon lange angekündigte Android-Variante lässt noch auf sich warten, was angesichts günstiger Android-Tablets sowie der sehr gelungenen Touch-Unterstützung des Editors bedauerlich ist. Zwar lässt sich der Deepmind dank vieler Fader, intelligent gelöster Shortcuts und großem Display auch gut am Gerät programmieren, die perfekte Einstellung des vierfachen Multieffekts gelingt mit grafischer Unterstützung im Editor aber deutlich schneller.
Flexibles Unisono
In diversen Updates wurden die Funktionen des Deepmind noch erweitert. So taucht Uni Voice jetzt auch als Modu- lationsziel auf, was unter anderem eine abweichende Tonhöhe für die zusätzlichen Stimmen im Unisono-Modus ermöglicht. Dies relativiert ein wenig die fehlende Sägezahn-Wellenform des zweiten Oszillators, da auf diese Weise ein zweiter Sägezahn für fette moogige Leads und Bässe eine Oktave oder eine Quinte tiefer spielen und zusätzlich verstimmt werden kann. Das Polychord-Feature mit verschiedenen Akkorden je Taste wurde um einen flexiblen Chord-Wizard für automatische Akkord-Zusammenstellungen erweitert. Polychain erlaubt das Verketten mehrerer Deepminds für zusätzliche Stimmen. Eine zusätzliche Option in den Einstellungen des Verstärkers erlaubt eine Auswahl zwischen „ballsy“(mit etwas mehr „Eiern“, gut für kräftige Bässe und Leads) und „transparent“(für Pads und andere polyphone Sounds). Hinzu gesellen sich zahlreiche Detailverbesserungen und weitere Möglichkeiten im Bereich der Effektsektion.
Fazit
Mittlerweile ist der Behringer Deepmind für weit unter 1.000 € und in drei praktischen Größen erhältlich. Und nach mehrmonatigem Langzeittest können wir dem Synthesizer eine eindeutige Kaufempfehlung aussprechen. Zwar ist der rohe Grundklang nicht ganz so edel wie bei den deutlich teureren Analog-Synthesizern von DSI oder Moog, dafür klingt das Filter sehr schön nach alten Roland-Klassikern und mit etwas Übung lassen sich dem Deepmind typische Juno-Klänge entlocken. Darüber hinaus kann er aufgrund der flexiblen Unisono-Funktion und der modulierbaren Effekte auch komplexe Sounds erzeugen, die durchaus mit modernen digitalen Synthesizern wie einem Virus TI mithalten können.