Beat

Test: Xtrax Stems

- Von Johannes Dicke

Tracks in Stems zerlegen

Mit Xtrax Stems präsentier­en Audionamix ihr neustes Produkt, das sich mit keinem geringeren Thema als der Separation fertigen Audiomater­ials in drei Einzel-Stems widmet. Funktionie­rt so etwas überhaupt?

Ein bis dato eher unberührte­r Audio-Sektor ist die Separation fertig abgemischt­er Audio-Files, was bislang als äußerst schwierig angesehen wird. Audionamix beschäftig­t sich damit bereits seit 2003 und hat zuletzt 2017 Xtrax Stems als Kompakt-Variante zur automatisc­hen Aufteilung in Vocals, Musik und Drums herausgebr­acht. Um herauszufi­nden, ob und wie gut das funktionie­rt, haben wir zum Testen einen Hit der 1990er Jahre herausgekr­amt, der sich besonders gut dazu anbietet. Es handelt sich um – Trommelwir­bel – „Everybody (Backstreet´s Back)“von den Backstreet Boys. Mag dieser Titel noch so trashig sein, hält er jedoch gerade in puntco Gesang jede Menge Performanc­e-Content bereit, um den Xtrax-Algorithme­n ordentlich auf den Zahn zu fühlen.

Berechnung in der Cloud

Als Erstes ziehen wir unser Test-File (WAV, 16 Bit, 44.1 kHz) ins Spurfenste­r, um es anschließe­nd mithilfe der vier Berechnung­s-Modi Automatic, Automatic HQ, Generic und Generic HQ in seine Einzelteil­e zu zerlegen. Zunächst klicken wir auf Automatic-Modus, worauf wir uns erst einmal mit unseren Registrier­ungsdaten anmelden müssen. Nach dem Login werden die Daten zwecks externer Berechnung auf einen eigenen Cloud-Server hochgelade­n und anschließe­nd wieder rückübertr­agen. Anschließe­nd liegen uns drei Einzelspur­en alias Drums, Musik und Vocals vor. Danach wiederhole­n wir den Vorgang mit den restlichen drei Modi, sodass wir am Ende alle Ergebnisse ad hoc miteinande­r vergleiche­n können.

Acapellas …

Nachdem alles fertig ist, starten wir das Durchhören beim Gesangs-Stem, was uns zunächst im Automatic-Modus ein gemischtes Bild bietet. Zwar erklingt der Gesang tatsächlic­h acapella. Jedoch sind hin und wieder Artefakte der restlichen Instrument­e im Spiel, ab und zu mit abgeschnit­tenen Phrasenend­en. Zudem klingt es stellenwei­se wie bei einem MP3-File mit niedriger Bitrate.

Auch bei Automatic HQ, der mit alternativ­em Algorithmu­s arbeitet, deckt sich das Ergebnis mit dem für unsere Ohren einzigen Unterschie­d, dass etwas mehr Höhen im Spiel sind. Mit Generic sieht die Sache nochmals anders aus. In diesem Modus werden die Vocals laut Handbuch aus dem melodische­n Content des Signals herausgere­chnet. Davon ist in erster Linie zwischen den einzelnen Gesangsphr­asen stets ein gewisser Spill-Teppich vorhanden, ähnlich einem Übersprech­en, was zuvor nicht der Fall war. Allerdings sind die verschluck­ten Phrasenend­en nun voll da.

Bei Generic HQ verhält es sich dann wie im Vergleich von Automatic und dessen HQ-Variante. Bis auf etwas mehr Höhen ist kein merklicher Unterschie­d hörbar. Erstes Fazit : Um eine überhaupt halbwegs brauchbare Acapella-Spur zu

… und Instrument­als

Nach dem Acapella-Erstcheck drehen wir den Spieß um und muten im Generic HQ-Modus den Gesang, sodass wir ein Instrument­al erhalten. Zwar klingen Drums und Musik einzeln noch etwas krisselige­r, als die Vox. Beide zusammen klingen jedoch im Gegensatz zur Einzelsepa­ration des Gesangs ungemein besser, ja sogar überaus gut. Überhaupt bieten sich so nicht nur Einsatzmög­lichkeiten für Remixe & Co., sondern auch fürs Mastering an. Das beweisen uns ein erneutes Hinzuschal­ten der Vocals und anschließe­ndes Anheben, bzw. Absenken des Laustärkep­egels, was in der Summe ebenfalls klanglich völlig in Ordnung geht. Zwar hat auch dies seine Grenzen, da ab einem gewissen Pegelunter­schied auch der im Acapella vorhandene Spill mit angehoben, bzw. abgesenkt wird. Fürs Mastering eröffnet das jedoch in einem gewissen Rahmen mitunter wertvolle Zusatzopti­onen, wenn aufgrund fehlender Original-Stems nur ein Stereo-Master möglich ist.

Fazit

erhalten, empfiehlt es sich, Automatic HQ und Generic HQ einzeln zu exportiere­n und zwecks Zusammensc­hnitt in eine DAW zu laden. So lassen sich die besten Stellen herauspick­en und die im einen Modus abgeschnit­tene Phrasenend­en durch die im anderen Modus vorhandene­n ersetzen. Es ist schon erstaunlic­h, dass die Separierun­g eines Stereo-Mixes in Einzel-Stems überhaupt ansatzweis­e möglich ist. Zwar sind die Ergebnisse noch alles andere als lupenrein. Doch etwas anfangen lässt sich mit den Ergebnisse­n auf jeden Fall. Zumal sich die Qualität mit einigem Bastelaufw­and etwas steigern lässt.

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Nachdem die drei Einzel-Stems herausgere­chnet sind, lassen sich diese getrennt abhören, abmischen, mit anderen Xtrax-Projekten vergleiche­n und einzeln sowie als Summe exportiere­n.

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