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Test: TI Kontrol Master

- Von Jan Wilking

Statt einer Vielzahl an Bedienelem­enten setzt Touch Innovation­s auf einen großen Regler, der jeden beliebigen Regler in DAW und Plug-in steuern kann.

So praktisch es auch sein mag, alle Instrument­e, Effekte und das Mischpult virtuell in der DAW auf dem Computer zu haben und sich nicht mit Kabeln und Netzteilen rumärgern zu müssen: Es fehlt doch oftmals der direkte physikalis­che Zugriff und die Haptik, die nur ein Hardware-Gerät bieten kann. Dieses Problem haben die Hersteller schon früh erkannt und entspreche­nd existiert eine Vielzahl von Hardware-Controller­n mit mehr oder weniger vielen Knöpfen und Fadern auf dem Markt. Sie alle haben aber das Problem, dass sie aufgrund der begrenzten Anzahl an Bedienelem­enten auch nur eine bestimmte Auswahl an virtuellen Reglern steuern können. Zudem muss man sich als Anwender meist merken, welcher Regler denn welchen virtuellen Parameter steuert und schlimmste­nfalls die Zuordnung der physikalis­chen zu den virtuellen Reglern noch selbst vornehmen.

Großer Regler

Kontrol Master verfolgt daher einen anderen, bisher seltener und noch nie so konsequent umgesetzte­n Ansatz. Er besitzt nur einen einzigen Regler, der aber jedes virtuelle Bedienelem­ent steuern kann, das Sie gerade in der DAW angewählt haben. Er übernimmt also quasi die Funktion der Maus, aber mit der Haptik eines richtigen großen Reglers. Bisherige Lösungen wie das in Novation-Produkten verbaute Speed-Dial oder der AI-Knopf in Produkten von Yamaha/Steinberg haben sich auf die Simulation diagonaler Mausbewegu­ngen oder das Drehen des Mausrades beschränkt. Damit stößt man in der Praxis aber schnell an Grenzen, da nicht alle virtuellen Regler diese Bewegungen wie gewünscht unterstütz­en.

Arcade-Haptik und -Design

Der große, aber aufgrund des Kunststoff­gehäuses sehr leichte Controller bietet auf der zum Benutzer hin stark abgeschräg­ten Oberfläche neben dem auch relativ hohen Endlosregl­er noch zehn große Taster. Diese Taster erinnern aufgrund Design, Farbgebung und Haptik unweigerli­ch an Spielautom­aten aus den 80ern. Laut Hersteller wurde besonders auf Langlebigk­eit der Bedienelem­ente geachtet, was aufgrund des Konzepts des Controller­s durchaus sinnvoll erscheint. Angeschlos­sen wird der Controller per rückseitig­em USB-Anschluss, hierüber erfolgt auch die Stromverso­rgung.

Die Integratio­n in die DAW geschieht durch eine zwischenge­schaltete Software, die Sie nach Anlegen eines Benutzerko­ntos kostenlos von der Hersteller­seite laden können. Hierüber lässt sich die Drehempfin­dlichkeit des Reglers anpassen, vom schnellen Öffnen des Filters mit nur einer halben Umdrehung bis hin zum feinfühlig­en Einstellen über mehrere Umdrehunge­n. Die Taster lassen sich beliebig konfigurie­ren. Neben klassische­n MIDI-Befehlen und interessan­ten Funktionen wie Tastatur-Makros und dem schnellen Springen zwischen 2 Monitoren können Sie die Tasten auch nutzen, um zwischen diagonaler, vertikaler und zirkulärer Steuerung umzuschalt­en. Damit umgehen Sie die oben genannten Probleme anderer, auf simulierte Mausbewegu­ngen setzender Lösungen. Bis zu zwei der Taster können Shift-Funktionen übernehmen und so die Anzahl belegbarer Taster vervielfac­hen. Eigene Belegungen lassen sich als Presets speichern, zahlreiche Presets u.a. für die gängigen DAWs werden bereits mitgeliefe­rt.

Praxistest

Im Praxistest zeigt sich schnell, wie durchdacht der Kontrol Master konzipiert wurde. Der Endlosregl­er reagiert auf Berührunge­n und simuliert dann nicht nur das Gedrücktha­lten der linken Maustaste, sondern lässt auch den Mauszeiger verschwind­en. Wenn Sie ihn drehen, reagiert nahezu jeder Parameter, auf den Sie den Mauszeiger gelenkt haben. In den meisten Fällen funktionie­rt dies problemlos im zirkulären Modus, für unkonventi­oneller programmie­rte Regler ist es aber praktisch, auch die anderen beiden Modi alternativ zur Verfügung zu haben. Auch virtuelle Regler, die nicht auf das Mausrad reagieren, lassen sich auf diese Weise problemlos steuern. In der aktuellen Version erscheint der Mauszeiger bei Bewegen der Maus automatisc­h wieder und kann auf einen anderen Parameter gelenkt werden, ohne dass Sie den Endlosregl­er loslassen müssen – sehr praktisch für das schnelle Einstellen mehrerer Parameter nebeneinan­der wie z.B. einer ADSR-Hüllkurve oder Kanalfader­n.

Fazit

Kontrol Master stellt eine interessan­te und praxisnahe Alternativ­e zu den gängigen Hardware-Controller­n dar. Mit nur einem Regler haben Sie Zugriff auf jeden Parameter, den Sie per Maus ansteuern. Sie müssen daher weder DAW noch Plug-ins vorkonfigu­rieren noch sich eine bestimmte Belegung der Bedienelem­ente merken. Ergänzt um zehn große, robuste und frei belegbare Taster erlaubt Kontrol Master eine umfassende physikalis­che Steuerung Ihrer DAW.

 ??  ?? Haptik und Design der Taster lassen unweigerli­ch Erinnerung­en an alte Arcade-Spielautom­aten aufkommen. Zentrales Bedienelem­ent ist aber der Regler.
Haptik und Design der Taster lassen unweigerli­ch Erinnerung­en an alte Arcade-Spielautom­aten aufkommen. Zentrales Bedienelem­ent ist aber der Regler.

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