Album des Monats: Stan Dart – Supernova
Weniger ist mehr und in der Ruhe liegt die Kraft – auf seinen beiden vorangegangenen Veröffentlichungen schien sich Richard Hasiba so weit wie möglich von diesen Devisen entfernen zu wollen. Statt Minimalismus gab es satte Opulenz, statt falscher Bescheidenheit monumentale Kompositionen, statt der Würze der Kürze immersive Doppel-Album-Landschaften, in denen man sich trefflich verlieren konnte. Dabei war es besonders interessant, dass sowohl „Hometown Memories“als auch „Ecclesia“ihre Inspiration nicht aus gigantischer Programmatik oder ambitionierten Abstraktionen bezogen. Vielmehr handelte es sich bei den Werken um die vielleicht persönlichsten in Hasiba‘s bisherigem Schaffen, setzten sich mit seinen Wurzeln und seiner Spiritualität auseinander. In jeder erdenkbaren Hinsicht präsentiert sich „Supernova“als der perfekte Gegensatz zu diesen ausladenden, filmisch orchestrierten Epen. Mit gerade einmal vier Tracks und 40 Minuten Laufzeit ist die EP bereits vorbei, wenn das durchschnittliche Stan-Dart-Album zu den ersten Höhepunkten aufläuft. Doch ist die Suche nach Prägnanz nicht der einzige neue Aspekt.
Mit seiner reduzierten, auf die Essenz herunter gebrochener Klangsprache zeigt „Supernova“eine ganz neue Seite eines Produzenten, der nie einen Hehl aus seiner Leidenschaft für die dichten Sound-Wände Hans Zimmer‘s gemacht hat. Jedes Stück basiert auf gerade einmal 2-3 Motiven, glasklar umgesetzt und ohne eine einzige überflüssige Note. Statt sich barock aufzubauschen, gleiten sie schwerelos dahin, wechseln sich anrührende melodische Passagen, in denen Hasiba mühelos die lyrische Qualität seiner Vorbilder Jean-Michel Jarre und Vangelis erreicht, mit packenden, clubtauglichen Grooves ab, die ebenso selbstverständlich wie selbstbewusst minutenlang hypnotisch ihre Kreise ziehen. Das Kommen und Gehen der Themen, das Verweilen im Augenblick, die konzentrierte Arbeit mit einer kleinen, aber intensiven Palette – all das verleiht der Musik eine unterschwellige Energie, das Gefühl, man bekomme nur die Spitze eines weitaus größeren Eisbergs zu sehen. Dem mag sogar so sein, Denn im Gegensatz zur musikalischen Intimität bewegt sich die EP thematisch an die Grenzen der menschlichen Vorstellungskraft, sucht nach verborgenen Dualitäten im Kosmos, nach der Musik der Sterne. Er mag auf „Supernova“zu einer neuen, in sich gekehrten Sprache gefunden haben. Auf spannungsgeladene Gesamtkunstwerke wird man bei Richard Hasiba aber auch in Zukunft nicht verzichten müssen.