Neun Tipps zu House & Techno
Es gibt zahlreiche beachtenswerte Tricks und Kniffe, aber keine festen Regeln. Erlaubt ist, was groovt und die tanzende Meute in Bewegung hält. In diesem Sinne haben wir 9 Tipps aus dem Studioalltag gesammelt, die Sie bei Ihren Produktionen anregen sollen.
1 Grooves
Techno-Produktionen benötigen vor allem eines: Groove. Bevor Sie sich also fragen, was Ihrem Track noch fehlen könnte, überprüfen
Sie zuerst den Beat. Einfache Strukturen mit 909-Bassdrum, Open Hi-Hats im Off und den obligatorischen Claps auf dem zweiten und vierten Achtel hauen niemanden mehr vom Hocker. Machen Sie sich hier die große weite Welt der Synthesizer und Samples zunutze und schmücken Sie den Beat mit Toms, Percussion, Snares und Effekten in all ihren Variationen aus. Natürlich alles in Maßen und nicht gleichzeitig, denn sonst klingt das Ergebnis überladen. Wenn der Beat noch zu normal klingt, verschieben
Sie doch testhalber einfach die Sequenzen um eine Sechzehntel vor oder zurück. Oder legen Sie das gespielte Pattern auf einen gänzlich anderen Sound. Dies kann für ungeahnte Überraschungen und abgefahrene Rhythmen sorgen. Eine weitere Möglichkeit ist willkürliches und zufälliges Einzeichnen der Anschlagstärke Ihrer Drums, wodurch sogar ein bescheidener Beat zum Groove-Monster mutieren kann.
2 Percussion
Kaum ein Track kommt ohne ordentliche Percussion aus. Meist sorgen entsprechende Loops sogar für den eigentlichen Groove im Track. Durchsuchen Sie Ihre Library und testen Sie verschiedene Percussion-Loops auf Tauglichkeit. Oder noch besser: Laden Sie Einzelsounds in Ihren Sampler und programmieren eigene
Sie Bongos oder Congas. Dadurch können Sie den Groove sogar exakter an den Grundbeat anpassen. Doch lassen Sie auch Lücken stehen, denn nicht zu jedem Zeitpunkt muss später ein Geräusch zu hören sein. Im Idealfall spielen sich die Sounds gegenseitig zu und lassen einander genügend Raum. Wer auf ausgefallene Klänge steht, ersetzt die Percussion-Sounds durch ganz kurze Vocals oder Wortfetzen.
33 Chords
Eine ebenso populäre Art zum Andicken einer Melodie ist die Verwendung von Chords. Kopieren Sie wieder Ihre Melodie und schieben Sie die doppelten Noten nur um einige Halbtöne nach oben oder unten. Die typischsten Varianten sind 5th- oder 7th-Chords. Hier sind die Doppler um jeweils fünf bzw. sieben Halbtöne verschoben. Auch dies lässt sich möglicherweise schon direkt in Ihrem Synthesizer mit dem zweiten Oszillator programmieren.
41 Chords, die Zweite
Es gibt einen typischen Chord-Griff, die sogenannte „Kralle“. Der Daumen drückt die unterste Note (z.B. ein C), der Zeigefinger vier Halbtöne höher (E) und der Ringfinger nochmals drei Halbtöne höher (G). Ausgehend von C spielen Sie also +4 und +3 Halbtöne, was einem Dur-Akkord entspricht. Moll hingegen wäre +3 und +4. Weitere bewährte Varianten sind +5 und +4, sowie +4 und +5. Es gibt noch viele weitere Kombinationen, die sich unter Umständen sogar harmonisch abwechseln lassen. Probieren Sie es aus. Auch disharmonisch klingende Chords können reizvoll sein, dann aber meist mit sehr kurzem Anschlag statt länger gehaltener Noten. Ein langer Reverb-Effekt tut hier sein Übriges.
51 Melodische Bassline
Die Melodie Ihres Tracks ist klasse, auf Dauer aber etwas eintönig und der Tonlagenwechsel klingt kitschig? Hier sorgt eine Transponierung der Bassline alle vier bis acht Takte vielleicht für die nötige Spannung. Ganz klassisch ist der Harmoniewechsel um zwei Halbtöne nach oben oder unten und nach einigen Takten wieder zurück zur ursprünglichen Tonart. Richtig interessant wird es aber erst bei weniger populären Übergängen. Achten Sie darauf, dass die Wechsel nicht allzu vorhersehbar sind, denn wenn der Hörer schon zwei Takte im Voraus weiß, was ihn erwartet, breitet sich ganz schnell Langeweile aus. Hier hilft vor einem Wechsel zu einer anderen Tonart auch das kurze Antriggern einer gänzlich anderen Note, was sogar noch ordentlich Tiefe bringen kann.
6 Subtile Variation
Eine weitere Möglichkeit, eine mehr oder weniger gleichbleibende Sequenz auf Dauer interessant zu gestalten, ist das Einbauen von subtilen Veränderungen. Hier gibt es nahezu unendlich viele Wege. So könnten Sie beispielsweise Ihre Melodie auf 16 Takte Länge kopieren und im achten, zwölften und 16. Takt jeweils nur eine Note variieren. Das nimmt der Melodie eine gewisse Statik und hält auf längere Zeit die Spannung. Ebenso wäre denkbar, anstatt der Noten einfach deren Klang zu ändern, beispielsweise das Filter an der betreffenden Stelle etwas zu öffnen oder die Resonanz aufzudrehen. Je nach Synthesizer könnte auch die Variation eines ausgefalleneren Klangmerkmals spannender wirken, als etwa die Veränderung des FM-Anteils, der Oszillator-Wellenform oder des Effektanteils..
73 Ghost Notes
Mit sogenannten Ghost Notes lassen sich sogar einfache Sequenzen sehr interessant gestalten. Programmieren Sie eine einfache Chords-Sequenz, doppeln deren Noten und verschieben diese wahlweise um 1/8 oder 1/16 nach vorne oder hinten. Dann setzen Sie die Anschlagstärke ein wenig herunter. Dies wiederholen Sie je nach Anzahl der Noten und Ihrem Geschmack ein weiteres Mal. Anschließend korrigieren Sie die Anschlagstärken nach oben oder unten, damit das Resultat nicht zu hektisch klingt. Mit dieser Methode werden teils sogar banale Melodien zu mitreißenden Arpeggios. Aber auch Drum-Loops lassen sich damit wunderbar verdichten.
88 Zusatzmelodie
Ihr Track beinhaltet bereits eine Melodie, die noch ein wenig Unterstützung brauchen könnte? Allerdings lassen sich die richtigen Noten nicht finden und alle unternommenen Versuche wollen demnach nicht wirklich harmonisch klingen? Tipp: Sehen Sie sich an, welche Noten die bisherige Melodie spielt und halten Sie sich vorerst an genau diese Noten. Meist klingen Chords und Flächen dann auf Anhieb passend. Im Anschluss können Sie die neue Sequenz modifizieren, damit der Track noch mehr Tiefe erhält.
99 Der richtige Moment
In puncto Kreativität ist der wichtigste Tipp vermutlich folgender: Wenn Sie gerade nicht in Stimmung sind oder mit dem Kopf woanders, wird sich auch keine Idee finden lassen. Das Ergebnis sind immer Frust und Unzufriedenheit. Die besten Ideen kommen meist aus dem Nichts und sind in relativ kurzer Zeit umsetzbar. Daher lohnt es sich durchaus, auf den richtigen Moment zu warten und diesen dafür zu nutzen. Hat man sich zuvor stundenlang mit vehementem Suchen nach dem nächsten Hit die Ohren müde gehört, ist man oft gar nicht mehr in der Lage, den eigentlichen Hit überhaupt zu erkennen. Gönnen Sie sich also guten Gewissens Pausen oder nutzen Sie die unkreative Zeit zum Sortieren Ihrer Presets und Samples. Nicht selten findet sich dabei sogar schon wieder die nächste Idee.